Kristallisierende Wassertropfen
Teil 8 Ekelüberwindung, Zerstückelung und Verschmelzung Werner Zurfluh |
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AI = aktive
Imagination LD = luzider Traum ( lucid dream, Klartraum) OOBE = ausserkörperliche Erfahrung (AKE, out of body exxperience) BK = Ich-Bewusstseins-Kontinuität |
Das Geschundenwerden bei lebendigem Leib
entspricht in den Sagen dem Zerissenwerden und ist eine Form der Zerstückelung.
Die Häutung wird natürlich nicht physisch erlebt, sondern ereignet
sich auf der "ausserkörperlichen Ebene" (der seelischen) und
betrifft ausschliesslich den Zweitkörper, den subtle body'. Daselbst
ist sie aber ein konkretes und wirkliches Ereignis. Es besteht zwar die Tendenz
- wenigstens im Nachhinein -, das eine als real, das andere als symbolisch zu
betrachten. Für jene aber, die das Geschehen selber ERLEBEN, ist
eine solche Unterscheidung völlig irrelevant, denn für sie ist das,
was geschieht, schlicht und einfach eine WIRKLICHKEIT. Einzig die
Ebenenunterscheidung ist von Bedeutung, damit es nicht zu Verwechslungen und zu
einem Fehlverhalten kommt. DAS ist die eigentliche Schwierigkeit.
Speziell
die Erfahrung des Zerstückeltwerdens gehört wesentlich zur Initiation
eines Schamanen und ganz allgemein zum Tansformationsprozess des Menschen, zur
Erneuerung und Wiedergeburt. Denn erst aus der (analytischen) Zerstücklungserfahrung
kann sich die Bewusstwerdung der Teile ergeben, und aus der (synthetischen)
Wiederzusammensetzung die Bestätigung dafür, dass es möglich ist,
eine zerfallene und auseinander gebrochene Struktur neu zusammenzusetzen und zu
einem neuem Leben zu erwecken.
So bauen Kinder aus Bauklötzen einen Turm: «Die Belohnung ergibt sich aus der Leistung, aus der erfolgreichen und absichtsvollen Herstellung einer Ordnung, die ihrer eigenen spezifischen Art der Organisation innewohnt. Um das Meisterstück zu wiederholen, muss der Turm wieder zerstört werden» (Ernst von Glasersfeld, Wissen, Sprache und Wirklichkeit - Arbeiten zum radikalen Konstruktivismus (Braunschweig/Wiesbaden: Vieweg, 1987: 290-291). Geschieht dies nicht, kommt zu einer Fixierung des Erreichten und damit zur Erstarrung eines Gefüges. Dies wirkt sich auf der seelischen (wie auf der organischen) Ebene äusserst fatal und letzten Endes tödlich aus.
Die Schwierigkeit liegt in erster Linie darin,
dass zwei Ebenen - nämlich die physische und die seelische - zu
unterscheiden sind. Gleichzeitig kommt es jedoch vor allem aufgrund der BK zu
einer geistigen Überlappung der Ebenen, die es erlaubt, das Geschehen aus
verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Nun wäre es wichtig, vor allem
die rückblickende Betrachtungsweise nicht mit dem aktuellen Ereignis zu
verwechseln. Die Erfahrung kann immer nur ERZÄHLT werden. Aber das
Erzählen ist bereits "sekundär" und kann die Erfahrung nicht
mehr 1:1, sondern nur noch angenähert und gefiltert wiedergeben.
Macht
und Manipulierbarkeit sind begrenzt. Der Älpler sollte das eigentlich
wissen, denn er ist den Naturgewalten andauernd ausgesetzt und versucht sie auch
immer wieder zu bannen. Nun ist zu vermuten, dass er im Zusammenhang mit der
Herstellung der Sennenpuppe manchmal etwas zu sorglos an jener Pforte gerüttelt
hat, welche die diesseitige Welt von der jenseitigen trennt. Ausserdem delegiert
er (als gläubiger Christ) seine Erfahrungen vorschnell und allzu
leichtfertig an die geistliche Obrigkeit. Er tut grundsätzlich dasselbe wie
jemand, der diese Erfahrungen der Psychiatrie und Psychologie überlässt.
Dabei müsste er sich wie der Schamane der "anderen Seite" persönlich
stellen. Aber das sagt ihm ja niemand.
3.4.1. Das Zerschneiden der Leber
Zu einer Auseinandersetzung mit der "Anderwelt" in Gestalt des Tuntschi wird der Senn spätestens in dem Moment gezwungen, wenn seine eigene Haut auf dem Dach - an der Grenze zum "Jenseitigen" - ausgespannt ist. Denn jetzt wird seine alte Lebensweise - sozusagen der "alte Körper" - festgenagelt. Und damit sind auch die alten (paradigmatischen) Vorstellungen ausgebreitet und dem Wind und Wetter des "kollektiven Unbewussten" ausgesetzt. Dies gilt auch für jene, die luzid träumen und die BK dafür nutzen, sich sexuell auszuleben. Wird jedoch die Anima oder wird der Animus evoziert und in eine bestimmte Rolle gezwungen, könnte es mit der Zeit etwas problematisch werden. Es könnte zudem auch ein weiteres Problem in den Vordergrund treten, das bei mir erstmals am 28. März 1973 angedeutet wurde:
... Zum nächst höheren Stockwerk in einem Gebäude kann ich erst nach mühseliger Bewältigung von tückischen Treppen gelangen. Beim Übergang von einer Treppenstufe zur nächsten ist exakt auf Rotation der jeweiligen Treppe zu achten. Und das ist äusserst anstrengend, zumal sich alles im Halbdunkeln bis völlig Dunkeln abspielt. Zudem hasten auf dem oberen Stockwerk etliche Gestalten herum, die mir wirklich fremd sind und mich total ängstigen und erschrecken.
Doch es gelingt mir, die Furcht - statt sie zu bekämpfen - anzunehmen und sie damit zu überwinden, ohne mich "vor der Sache zu drücken", indem ich das Geschehen "an Ort" tiefenpsychologisch interpretiere. Dies wäre mir aufgrund der BK ohne weiteres möglich - und diese Möglichkeit scheint mir sogar bildhaft als Besatzung eines Helikopters "verkörpert", der eben zu Ladung ansetzt.
Die vermeintlichen Retter aus dem Helikopter holen mich in der Folge aber nicht aus meiner "irdischen Gebundenheit" und meiner "Unbewusstheit", sondern gesellen sich zu den dunklen Wesen, die mich mittlerweile eingefangen haben und in einen Operationssaal schleppen. Hier binden sie mich auf einem Tisch fest und fixieren meinen Körper. Vergeblich drehe und winde ich mich und bekomme furchtbarste Angstzustände, zumal ich höre, dass man ein Stück meiner Zehen, meiner Niere und meiner Leber wegschneiden will.
Meine "Freunde" aus dem Helikopter stehen jetzt neben meinen Feinden und schauen dem Operationsgeschehen interessiert zu. Ich bekomme nun derartige Angst, dass ich die Situation völlig falsch einschätze und meine, die "Dunklen" würden mich gleich ohne Narkose "zerstückeln" wollen. Doch mit Erleichterung sehe ich, dass das Zerschneiden vorerst nur an einer tierischen Leber demonstriert wird.Kommentar: Das Zerstückelungsmotiv ist augenfällig, aber ich werde den Verdacht nicht los, dass ich früher oder später bei lebendigem Leibe unter furchtbarsten Schmerzen "auseinander genommen" werden muss. Ich sehe jedoch ein, dass mir dies wegen meiner uneinsichtigen Haltung nicht erspart bleiben kann. Ein Trost ist mir einzig das Wissen, dass die Zerstückelung Bestandteil des Opus ist und schon von vielen erlebt worden ist. - Das Geschehen zeigt, dass ich nicht meinen muss, eine Ausnahme zu sein. - Ich werde der Zerstückelung nicht entkommen!
Nun wäre dringendst Achtsamkeit gefordert, denn in diesem kritischen Grenzbereich kann es jederzeit zu unvorhersehbaren (seelischen) Naturereignissen kommen. Und die wirken sich ohne "bannende Auseinandersetzung", d.h. ohne sorgfältig durchgeführten Integrationsversuch katastrophal aus.
Achtsamkeit (BK!) ist das Wunder, mit dessen Hilfe wir den Egoismus erstarrter paradigmatischer Denkweisen überwinden, uns erneuern und eine positive Beziehung zum "Jenseitigen" entwickeln können. So lässt sich mal ein Zauberer in viele Stücke zerschneiden und jeden Teil in eine andere Richtung legen. «Dann lässt er mit Hilfe von Zauberkräften einen Schrei ertönen, der alle Teile seines Körpers wieder zusammenholt. So wirkt Achtsamkeit. Sie ist das Wunder, das auf einen Schlag unseren zerstreuten Geist zurückrufen kann und ihn wieder ganz werden lässt, so dass wir jede Minute unser Leben leben können." (Thich Nhat Hanh. Das Wunder der Achtsamkeit - Einführung in die Meditation (Zürich-München: Theseus, (1975) 4. Auflg. 1993: 19).
Der physische Körper bleibt bei einer OOBE "wie
eine Haut" im Bett liegend zurück. Bei der Rückkehr schlüpft
der "subtle body" wieder in ihn hinein wie in einen gut sitzenden
Handschuh. Wird somit die Haut des Sennen vom Tuntschi weggenommen, kann der Älpler
nicht mehr in seine Physis zurückkehren. Das Tuntschi übernimmt die
Haut, und es besteht die Gefahr der Besessenheit. Das könnte auch damit zu
tun haben, dass der Senn mittels frevlerischer Taufe den Auferstehungskörper
für sich bloss reklamiert, aber nicht erarbeitet hat. In der Folge - weil
die HAUT vom Tuntschi übernommen wird - lässt sich kein Bann mehr
sprechen und die Alp bleibt verflucht bis zum Tag der Erlösung.
Nun
gilt es, sich der "Zerstückelung" freiwillig zu unterziehen, auch
wenn das Geschehen ziemlich brutal auf die Notwendigkeit einer vertieften
Auseinandersetzung hinweist, denn es MUSS ein neuer Ansatz gefunden werden.
Es
wäre denkbar, dass im Normalall keine Häutung stattfindet und dass es
bei der Häutung eines Schamanenkanditaten darum geht, die "zweite Haut"
abzulösen und vom irdischen Körper unterscheiden zu lernen. Denn die
Haut ist eine Art Grenze zwischen innerkörperlich und ausserkörperlich.
Und mit der Zerstückelung könnte grundsätzlich eine
Transformation der Erfahrungen, die im physischen Leib gemacht wurden, gemeint
sein, - egal unter welchen gesellschaftlichen Bedingungen. Bei einer "Verbrennung
der Haut" muss und kann über eventuelle Grenzen nicht mehr nachgedacht
werden. Eine tote Haut wird automatisch zum Panzer und verliert ihre "Sensititivät".
Es hat allerdings beinahe drei Jahre gedauert,
bis mir die Tragweite der Zerstückelung auch nur einigermassen fassbar
wurde. Obwohl für mich die BK und die OOBE immer schon die Schlüssel
gewesen sind, die es mir ermöglicht haben, die "Räume auf der
anderen Seite" zu durchwandern, kannte ich niemanden, der sich ernsthaft
mit solchen Erfahrungen auseinander gesetzt hat. Solche Erlebnisse wurden
entweder dem Schutz- und Bannkreis der katholischen Kirche übergeben oder
der tiefenpsychologischen Betrachtungsweise überlassen.
Der
kirchliche Sanktionierung entzog ich mich dadurch, dass ich nicht Theologie
studierte und nicht - wie das eigentlich in der Familie vorgesehen war -
Priester wurde. Wesentlich schwieriger war der Ausstieg aus der Psychologie, von
der ich mir einiges erhofft hatte. Bei der Spurensuche stiess ich auf archaische
Reste im einer Rumpelkammer und verliess die schützenden Bannkreise
(vgl. Die Statuette aus Babylon)
. Deren Sinn war mir überhaupt nicht klar und konnte mir nicht klar
sein, denn ein magisches Weltbild wurde allenthalben prinzipiell abgelehnt.
Dann
verfehlte ich schon Jahre zuvor die Aufgabe jener Quest, die in
Der Schädelberg erzählt wird, denn ich
wollte das in den Schädeln aufbewahrte Erbe der Ahnen jungianisch
interpretieren und MUSSTE das auch tun. Hätte ich nach der Wiederbelebung
die anderweltlichen Dinge nicht bekämpft, als sie ins Diesseits herüber
zu schwappen drohten, hätte das den sofortigen Ausschluss aus den Gefilden
des Jung-Instituts bedeutet. Oder wäre ich der in der Gräberreihe
verborgenen Ahnenkette in Die Gräber
nachgegangen, hätte das den definitiven sozialen Tod bedeutet.
Esoterik,
Parapsychologie und Okkultismus waren für mich keine Alternativen, denn sie
waren mir zu weit weg von der Erkenntniskritik. Einzig der Schamanismus hätte
eine Option sein können, aber dafür fehlte der Sozialkontext und es
fehlte auch das notwendige Wissen - und es fehlten Persönlichkeiten wie
etwa ein Don Juan (vgl. Castaneda). Die Anthroposophie hingegen schien mir in
einem Raum der Ästhetisierung zu verbleiben und etwas zu stark auf die
Person des Rudolf Steiner fokussiert zu sein.
Mir war bei alledem nicht
klar, was Häutung und was Zerstückelung heisst. Dass dies mit der
Beziehung zur Anima (Sennenpuppe) und der Erschliessung des "Unbewussten"
zu tun haben könnte, war jenseits meiner Vorstellungswelten. Die OOBE's
waren für mich eine Tatsache, die Animabeziehung schien mir ok und die
Integration des Schattens war einigermassen gelungen. Auch die Häutung
hatte ich überstanden, denn die Bewusstwerdung der paradigmatischen
Bedingungen war vollzogen. Dass aber eine Zerstückelung bei der Bildung des
"subtle body" unabdingbar war, musste ich erst mühsam lernen.
Vermutlich dürfte dies sogar der eigentliche Stolperstein der Entwicklung
gewesen sein.
Am 25. Dezember 1975 kam es endlich zu einer
direkten Konfrontation.
Nach einer längeren Auseinandersetzung mit Vertretern des Kollektivs in einem WK, der ich mich nicht - wie oftmals zuvor - durch Flucht zu entziehen versucht hatte, werde ich von Offizieren wegen Befehlsverweigerung zu einer Haft von zwei Wochen verurteilt.
... Aber dann wird das Urteil insofern abgeändert, als es mir freigestellt wird, in einem kleinen und schlecht eingerichteten 'Provinzspital' Dienst zu tun und daselbst Mägen auszuwaschen!
«Diese elenden Kerle» denke ich, «jetzt haben die meine Schwachstelle erwischt. Werden sie es also doch schaffen und mich letzten Endes klein kriegen!?»
Mir sind Gerüchte bekannt, die besagen, eine solche Versetzung würde gelegentlich angewendet, um ganz besonders hartnäckige Fälle zum Schweigen zu bringen. ... Denn bei diesem 'Spitaldienst' machen die meisten schlapp und bitten inständig darum, zur Truppe zurückkehren zu dürfen. Wie man es auch dreht und wendet: Sieger bleibt immer das Militär!
«Ich werde gehen und die Sache durchstehen!» sage ich trotzig. Der Offizier wendet überrascht ein: «Bedenken Sie, dass Sie bei Operationen werden assistieren und eventuell auch arm- und beinlosen Kindern die Zunge durchbohren müssen!» Obwohl der Mann mich abschrecken will, bleibe ich bei meinem Entschluss und werde zum Spital gebracht. ...
In einem düsteren Hinterhof nehmen ein paar Männer Eingeweide aus einem schwarzen Bottich. Auf einem Holzbrett werden die Mägen aufgeschnitten und aufgearbeitet. ... Ich muss ganz genau hinsehen. ... Als ich über einen Abfallkübel stolpere, der übervoll mit Leichenteilen gefüllt ist, wird mir speiübel Da quellen blutige, schleimtriefende Därme über den Eimerrand. Eine Hand reckt sich dem Himmel entgegen. Unbestimmbare Operationsabfälle und Körperteile dümpeln im Blut. Der Anblick ist schrecklich und kaum zu ertragen. Das ist das Schlimmste, was ich je gesehen habe.
Ich muss diesen und andere Kübel herumzutragen, entleeren und die Teile sortieren. Beinahe werde ich ohnmächtig. Aber ich bleibe wach, überwinde den Ekel und denke: «Nur hier an diesem Ort kann ich in den nächsten beiden Wochen etwas lernen, nämlich EHRFURCHT VOR DEM LEBEN!»
Um Mitmenschlichkeit und Ehrfurcht vor dem Leben
zu erlernen, scheint eigentlich der "diesseitige Erdenplan" durchaus
genügend. Warum also nimmt das Erlebnis die Sache noch dramatisierend auf?
Bezogen auf die interessiert zusehenden Helikopterbesatzung (vgl.3.4.1.) könnte
sich das Erlernen der Mitmenschlichkeit auch auf die "psychologische
Betrachtungsweise" beziehen, die eher distanziert und interessiert ist und
notfalls einen Rettungsanker bereitstellt, der es erlaubt, die Sache in das
Diesseitige und Weltbildkonforme einzubauen. Das Zerschneiden einer tierischen
Leber ist auch ein Hinweis auf "Tierversuche" bzw. für die ihnen
zugrunde liegenden, wissenschaftlich-objektive und emotional-sachneutrale
Einstellung.
So gesehen wäre der "Spitaleinsatz" nicht
nur ein Versuch, mich in die Institutionen zurück zu zwingen, sondern auch
eine Art Test, ob ich "stark" oder "fähig" genug bin,
die weiteren "Aufgaben" zu bewältigen. Hüben und drüben
wird gleichzeitig - gleichsam spiegelnd - versucht, meine Belastbarkeitsgrenzen
und meine Mitmenschlichkeit auszutesten.
3.4.3. Zerlegung und Zusammensetzung des Körpers
Noch betrifft die Zerstückelung in der Erfahrung vom 25. Dezember 1975 nicht direkt mich selber, denn es scheinen mir zuerst gewisse Zusammenhänge bewusst werden zu müssen. Die Frage der Zerstückelung wurde bereits von den Atomisten LEUKIPP und DEMOKRIT bedacht. Leukipp stammte aus Milet und gelangte nach Abdera, wo er eine Schule gründete. Seine Lehre ist kaum von der seines Schülers Demokrit aus Abdera (460-390) zu trennen. Nach Demokrit ist die Annahme einer unteren Grenze für die Teilbarkeit der Materie ein Axiom, das etwa so begründet werden kann:
«Wäre die Materie bis ins Unendliche teilbar, so müsste sie einem völligen Zerfall entgegengehen, nach dessen Eintritt ein erneuter Aufbau undenkbar ist. Mit anderen Worten, wollen wir das Gesetz der Erhaltung der Materie aufrechterhalten und die Prozesse von Zerlegung und Wiederaufbau als umkehrbar betrachten, so werden wir zu der Annahme gedrängt, dass Zerlegung oder Zerspaltung in Teilchen bei einer bestimmten endlichen Grenze ein Ende erreichen muss. Nur so kann eine dauernde, primäre Grundlage gewahrt werden, von der aus Materie ohne Verlust aus den kleinsten Teilchen rekonstruiert werden kann, und in diesem Sinne sind Epikurs Worte in einem Brief an Herodot zu verstehen : "Wir müssen daher bis ins Unendliche fortgesetzte Zerstückelung in immer kleinere Teile als unmöglich verwerfen, um nicht alle Dinge zu schwächen und in unserer Auffassung von massiven Körpern notwendigerweise dazu geführt zu werden, die existierenden Dinge in ein Nichts zu zerreiben..."» (bei Diog. Laert. 10,56) [Sambursky 147f.]).
Es ist zu vermuten, dass der Atomismus mit dem
Schamanismus zu tun hat. Der Leib bzw. der "subtle body" des
angehenden Schamanen wird nämlich von den Geistern in kleinste Teile
zerlegt. Die Zerspaltung in Teilchen mag sozusagen bei einer bestimmten
endlichen Grenze ein Ende erreichen, aber - und das lässt sich eben nur bei
der Zerstückelungs-Initiation lernen - das Bewusstsein ist von der
Zerlegung "in seinem Kern" (als BK 0/0) nicht betroffen. Die
Initiation lehrt, dass BK und Körperlichkeit bzw. BK-Inhalt (BK n/m) keine
identischen Grössen sind. Die BK bleibt (als BK 0/0) vollumfänglich
bestehen und wird niemals in ein Nichts zerrieben - egal wie weit die Zerstückelung
der Körperlichkeit geht. Sie trennt sich bloss als ein "dimensionsloser
Punkt" von der Physis - und diese kann sich dann sogar bis zu kleinsten
atomaren Teilchen auflösen.
Dieser Zusammenhang mutet zunächst
etwas befremdend und paradox an. Mit einer bloss gedanklichen Abstraktion lässt
sich die Erfahrung der Zerstückelung auch nicht begreifen, weshalb die dem
Atomismus zu Grunde liegende Philosophie letztlich am Problem der Zerlegung
insofern vorbei geht, als sie eine seelische Erfahrung bloss physikalisch
abzuhandeln sucht und die Initiation als solche vermeidet. Tatsächlich
handelt es sich also um eine Projektion der durch die Zerstückelungserfahrung
zu gewinnenden Unterscheidung zwischen Körperlichkeit und BK.
Da
bereits seit urvordenklichen Zeiten - also lange vor Leukipp und Demokrit - bei
der Jagd Tiere getötet und anschliessend zerlegt worden sind, ist Folgendes
zu vermuten: Leukipp und Demokrit versuchen sich von uralten jägerischen
und schamanischen Vorstellungen zu lösen und die ERFAHRUNG des Sterbens und
der Zerstückelung "gefühlsneutral" zu erfassen. Dabei kommt
es zu einer Art Materialisierung bzw. zu einer (projektiven) Verlagerung des "Bauchhirns"
ins "Kopfhirn" und zu einer totalen Ausschaltung und sogar Abtötung
des "Eros-Bewustseins".
(Vgl. die Seiten von Remo F. Roth zu
Bauchhirn und
Eros-Bewusstsein).
Die
in diesem Kapitel (3.4.) erzählten Erfahrungen zeigen nun deutlich, dass es
(für mich) darum geht, den "umgekehrten" Weg zu gehen, wieder zurück
zu den Quellen zu wandern und die "im Bauch schlummernde und verwunschene
Weiblichkeit" (Anima, Eros-Bewusstein) wieder zu beleben.
Bei den
Schamanen wird das Fleisch des Initianden von den Geistern verzehrt. Die Knochen
nicht, diese werden wieder zusammengefügt. Dann kann der Initiand wie z.B.
ein getöteter und zerlegter Bär wieder auferstehen, denn er hat sich
bzw. den Körper wie das Tier geopfert und mit seinem Leib die Geister genährt.
Aber gerade dadurch gewinnt er Macht über eben diese Geister. Dieses Motiv
gibt es in unzähligen (!) Varianten - auch in Märchen! Prinzipiell
geht es dabei um die Erringung von Hilfsgeistern bzw. darum, dass der Schamane
die Fähigkeit erlangt, sich im OOBE-Zustand (bei BK) - evtl. in Tiergestalt
- im Himmel, auf der Erde und im Wasser (und in der Ober- und Unterwelt) zu
bewegen.
Das "Zerlegtwerden" ist ein Bestandteil der Berufung
zum Schamanen - aber auch eine Bedingung für die Erschliessung des "Unbewussten".
Eine Ablehnung kann fatale Folgen haben. Die Häutung und die Zerstückelung
meint durchaus - jungianisch gedacht - die Auseinandersetzung mit dem Schatten.
Und sie betrifft auch die "Auflösung" des alten Ichs und das
Aufgeben der einseitigen Identifikation mit dem gängigen Weltbild. Aber was
bringt das alles? Die Situation des Alltags wird eigentlich nur komplexer. Von
der andern Seite aus gesehen dürfte es aber um wesentlich mehr gehen als
bloss um eine Komplizierung. Es geht um Sinnfindung, Individuation und
Menschwerdung!
Das Gechehen vom 21. Dezember 1978 weist
definitiv darauf hin, dass eine Auseinandersetzung mit der Zerstückelung
stattzufinden hat. Dabei geht es auch um die Bewusstwerdung der "Multiplicatio".
Diese verbindet den Zustand des "Einzelbewusstseins" mit dem "Vielfachbewusstsein".
Die BK wird "ausgeweitet" und bezieht sich nicht mehr nur auf eine
einzige Ebene - der materiellen -, sondern sie wird zu einer BK, die es erlaubt,
auf verschiedenen Ebenen (gleichzeitig) bewusst zu agieren. Mittels BK kann die
"Vertikale" mit der "Horizontalen" auch erinnerungmässig
verbunden werden. Zerstückelung wäre dann das eine, die Bewusstwerdung
des Zusammenhanges (dies entspricht der Ordnung der Knochen) das andere. Und
dann wird das Ganze wieder in eine Haut eingewickelt und wieder belebt. Dies
deutet auf die integrative Funktion der BK.
... In einem niedrigen, lang gestreckten Haus gehe ich durch eine Verbindungstür in einen Operationsraum. Hier werden Menschen total in ihre Einzelteile zerlegt und wieder zusammengesetzt. Dies geschieht ohne Narkose der Betroffenen! Die müssen aber alle krank gewesen sein und können nur auf diese Weise wieder gesunden.
Beim Zusehen erinnere ich mich an frühere, ähnliche Erfahrungen. Auch hier wieder eine sterile "Spitalstimmung". Die Wände sind weiss und die Betten sind mit blassen, weiss-gelben Tüchern überzogen. Weiss sind auch die Gegenstände und die Kleidung der Patienten und Ärzte. Auf den kleinen Tischen liegen Behälter mit lebensfrischen Organen. Bei einigen Patienten sind die Därme noch nicht eingesetzt und liegen offen auf der Bauchdecke. Ärzte gehen geschäftig umher und hantieren da und dort etwas. Organe werden entfernt und eingesetzt.
Meine Gefühle: sind sehr zwiespältig. Ich möchte nicht wie früher in Panik geraten und auch nicht fliehen. Andererseits will ich möglichst schnell hier raus, denn mir scheint dies alles einfach nur krankhaft. Obwohl die Zerstückelung offensichtlich körperliche Heilung bringt, gibt es da eine unbeachtete, unsichtbare und nur zu erahnende Komponente. Deshalb scheint das Geschehen irgendwie pervers. Und da ich eher zufälligerweise hier hinein geraten bin, will ich die Aufmerksamkeit nicht auf mich ziehen.
Der eine oder andere Arzt blickt mich fragend an. Es scheint allen unverständlich, dass jemand freiwillig hierher kommt. Doch wird mir - glücklicherweise - keine besondere Aufmerksamkeit geschenkt!
Ob es mir gelingen wird, heil hinauszukommen? Langsam gehe ich durch den Mittelgang und blicke mich schaudernd um. Nach endlos scheinenden Minuten komme ich zu einer Tür. Bange frage ich mich: Ist sie nun offen oder geschlossen? Ist die Falle zugeschnappt?
Die Tür lässt sich öffnen! Erleichtert schiebe ich sie auf. Sie führt direkt auf die Strasse. Dort sieht die Welt wesentlich freundlicher aus. Befreit schliesse ich leise die Tür und steige die paar Stufen hinab. Immerhin - niemand hat es hier auf mich abgesehen. Aber hätte ich überhaupt die Kraft gehabt, mich irgendwelchen Schergen zu überlassen und die Prozedur der Zerstückelung zu überstehen? Wahrscheinlich hätte ich es prinzipiell schon akzeptiert. Aber diese Umgebung! DIE ist das eigentliche Problem!
Die Zerstückelung als solche scheint richtig. Die Umgebung hingegen lässt mich vermuten, dass etwas schief läuft. Es handelt sich um eine Art Psychiatrieklinik - und die Gefühlslage entspricht auch jener, die bei den Besuchen der psychiatrischen Institutionen aufgetreten ist. Auf jeden Fall erinnert mich das Verhalten der Ärzte und das der Patienten an die Psychiatriebesuche. Dort wurden die Leute "psychisch-körperlich" fachgerecht zerstückelt und wieder systemkonform - auf der "psychischen Körperebene" - zusammensetzt bzw. resozialisiert - dies geschah ohne Narkose und somit ohne Relativierung der von der "Normalität" bestimmten Bewusstheit. Es ging in keinem Moment um eine Aufhebung der Identität von Körperlichkeit und BK. Ich stellte mir zwar die Frage nach dem, was hätte getan werden können. Aber es war mir nicht möglich, etwas zu tun. Ich hätte selber Patient sein oder Arzt werden können - aber weder das eine noch das andere bot in Anbetracht der dominierenden Umgebungsstruktur eine echte Alternative!
3.4.4. Die Entstehung des Diamantkörpers
Kann Zerstückelung ein Ereignis sein, das
ausschliesslich mit der Berufung zum Schamanen zusammenhängt? Ist sie also
einzig eine Frage des schamanischen Vermögens? Dem ist keineswegs so, denn
beispielsweise lässt sich die Zerstückelungs-Initiation der Schamanen
mit den invasiven "medizinischen" Prozeduren vergleichen, die jene
erleben, die von einem UFO entführt worden sind. In rund-ovalen Hütten
werden Schamanen initiiert. Die Eingriffe bei den "UFO-lnitiationen"
finden in einem runden Operationssaal im Innern eines scheibenförmigen oder
ovalen Gefährtes statt. Auch in LD's und OOBE's kann es zu solchen
Erfahrungen kommen. Hier wie dort ist allerdings "nur" der "subtle
body" betroffen. Dies wird oft nicht bemerkt, denn die Betroffenen sind
zwar voll bewusst und verfügen über die BK, aber sie wissen nicht,
dass sie sich in einem "ausserkörperlichen Zustand" befinden.
Thematische Parallelen - auch zu Nahtoderfahrungen - sind jedenfalls nicht zu übersehen.
Die
grossen Geheimnisse des Lebens und des Todes offenbaren sich oft erst nach der
Zerstückelung des Zweitkörpers, des "subtle body". Wird
diese Zerkleinerung mit der Zerstückelung des physischen Körpers
verwechselt, wird keine Initiation stattfinden können, weil die BK nach wie
vor mit dem Wachzustand des physischen Körpers identifiziert bleibt. Ähnliches
gilt für die Auffassung, das Geschehen sei ein symbolisches Ereignis. Wenn
der "seelischen Ebene" bloss eine virtuelle und keine reale
Wirklichkeit zugeprochen wird, bleibt die Identität "Seele-Körper"
bestehen.
Unsterblichkeit - genauer gesagt - Unabhängigkeit von
der physischen und allen anderen Arten der Körperlichkeit kann einzig durch
das ,Zerhacken' des "subtle body" zur Erfahrungsgewissheit
werden - denn nur mittels einer derartigen Erfahrung wird es möglich, sich
der Tatsache bewusst zu werden, dass Ich-BK und Körper nicht
identisch sind. Es kommt auch nicht mehr zu einem Scheitern an der
Unermesslichkeit der Phänomene, denn jetzt besteht endlich die Möglichkeit,
BK und BK-Inhalt (BK 0/0 und BK m/n) klar voneinander zu unterscheiden.
Erst
am 18. Juli 1979 geschah dann die definitive und sozusagen
abschliessende Initiation durch eine "Zerstückelung"
(vgl. auch Die Spur der Quader 9 - Der
Diamantkörper Teil 3):
... Da sind ganz in meiner Nähe an einem mir völlig unbekannten Ort zwei Männer, die mir weit überlegen sind und hier eindeutig das 'Sagen' haben. Wir stehen knietief in einer Flüssigkeit, die den Boden des ganzen Raumes bedeckt - wahrscheinlich ist es Urin. Mir wird gesagt, ich müsse da hineinpinkeln! Ohne der Aufforderung zu widersprechen und den Sinn dieses Tuns zu begreifen, befolge ich die Anweisung und spreche - wie das offensichtlich von mir erwartet wird - während des Wasserabschlagens mit den Männern über das Problem des Urins in der Alchemie.
Die Reaktion der aufmerksam zuhörenden Männer lässt vermuten, dass sie der Meinung sind, ich hätte die Zusammenhänge recht gut erfasst.
Aber erst während dieses Gespräches werde ich mir langsam mit aller Deutlichkeit meiner momentanen Situation bewusst und merke schliesslich, dass ich 'träume' und in ein äusserst sonderbares Geschehen verwickelt bin.
Und definitiv wird mir meine Lage bewusst, als mir befohlen wird, mich hinzulegen. Ich soll gefoltert werden! Ein Wahnsinn! Einer der Männer hat eine Art Handschleifmaschine, mit der er mir die Haut vom Leibe wegreissen will. Scheisse! Ich fühle mich - gelinde gesagt - nicht besonders angenehm beim Gedanken, höllische Schmerzen ausstehen zu müssen. In einem Traum, aus dem ich mich ja jederzeit flüchten könnte!
Mir ist jedoch klar, dass gerade die Schmerzempfindung ganz allein von mir selber und damit von meiner Einstellung diesem Geschehen gegenüber abhängt. Ich erfasse die Situation sehr genau und weiss intuitiv, was exakt getan werden müsste, damit die Folterung nicht stattfindet. Falls ich mich korrekt verhalte, dürfte es unnötig sein, mich auf diese Weise zu quälen.
Das richtige Verhalten wird vor allem einmal darin bestehen, dass ich lerne, mich völlig zu entspannen und absolut passiv zu bleiben. Dies ist angesichts der drohenden Lage nicht besonders einfach zu bewerkstelligen, allerdings hilft mir dabei die Bewusstseinskontinuität. So entspanne ich mich ganz bewusst und lasse mich im wahrsten Sinne des Wortes im Urin auflösen, denn das ist es, was nunmehr geschieht - und für die Folterung nichts mehr übrig lassen wird.
Ich realisiere bei völliger Bewusstseinsklarheit, dass ich mich auf eine geheimnisvolle Art auflöse. Genauer gesagt ist es so, dass der Körper irgendwie 'expandiert'. Dabei entsteht ein intensiv starkes Gefühl der Einheit. Eine Einheit nicht nur mit der Flüssigkeit, sondern überhaupt mit allem - mit dem gesamten Universum! Dieses Erleben erinnert mich an die mystische Erfahrung der 'unio mystica'. Die Überraschung könnte nicht grösser sein - in einem solchen Moment hätte ich das niemals erwartet. Aber das Gefühl ist zu deutlich, als dass es hätte missachtet werden können. Und es ist das eigentlich Wesentliche in diesem Moment, denn ansonsten hätten die beiden Männer mit der Folterung beginnen können.
Und mit dem Grad der Auflösung steigt meine Unabhängigkeit in Bezug auf eine mögliche Folterung, denn je mehr ich mich auflöse, desto weniger biete ich in meiner Körperlichkeit eine Angriffsfläche. Es ist ein merkwürdiges Gefühl, in einer expandierenden Einheit mit der Umgebung zu sein - und gleichzeitig die eigene Individualität in ihrem Kern eindeutig zu behalten. Dies bestätigt mir eindrücklich meine seit langem gehegte Vermutung, dass Einheit, Individualität und Vielheit keine Widersprüche sind, sondern gleichzeitig erfahren werden können.
Die Auflösung des Körpers schreitet nicht bis zum möglichen Maximum des 'atomaren' Zerfalls fort. Zum einen wohl deswegen, weil ich nicht so weit gehe und nicht so weit zu gehen habe, zum anderen, weil man mich nicht so weit gehen lässt. Die deutliche Empfindung, dass sich die Muskeln vom Skelett ablösen und im Urin auflösen, während das Skelett in seine einzelnen Bestandteile zerfällt, erinnert mich eindrücklich an das Motiv der Zerstückelung bei den Schamanen. Ich denke: «Da habe ich nun meine ganz persönliche Zerstückelung! Und sie erfordert tatsächlich ein gehöriges Mass an Gelassenheit! Ohne Bewusstseinskontinuität wäre das nicht auszuhalten!»
Dann sehe ich, dass der eine Mann - er erinnert mich doch etwas an eine Christusfigur - sein Vorhaben aufgibt, mich zu 'schleifen'. Offensichtlich deswegen, weil ich bewusst den Auflösungsprozess derart weit vorangetrieben habe. Nun gibt es bei der Körperlichkeit keine Ansatzpunkte zum Schleifen mehr! Selber bin ich ausserordentlich glücklich darüber, dass die Auflösung gelungen ist. Ausserdem scheint sie irgendwie als solche eine weitaus grössere Prüfung zu sein als es die Folterung jemals hätte sein können.
Dann beginnen sich die einzelnen, im Urin aufgelösten Teile wieder zu gruppieren - und es entsteht ein neuer Körper. Mit grössstem Erstaunen stelle ich fest, dass jetzt ein echter 'Diamantkörper' zusammenwächst. Darauf bin ich stolz! Es freut mich, eine derart tief greifende Erfahrung erleben zu dürfen. Sie scheint mir sehr wesentlich, denn ich erhalte einen 'unsterblichen' und 'unverweslichen' Leib und bekomme damit einen Körper, mit dem selbt die härtesten Gefängnismauern zu durchdringen sind.
Nach einer kurzen Zeit der Besinnung erhebe ich mich. Als Erstes soll die Kraft und die Härte des neuen Körpers zur Anwendung kommen. Ich gehe zur 'Betonwand', welche diesen Raum begrent, und beginne die Mauer mit blossen Händen zu bearbeiten und ganze Stücke herauszureissen. Zu meiner grossen Überraschung stelle ich fest, dass das Innere der Mauer aus Tausenden von Kugeln unterschiedlichster Farbe besteht. Sehr hübsch! Während meines Tuns überlege ich mir, ob ich jetzt schon versuchen sollte, die Mauer zu durchbrechen.
«Eigentlich habe ich für heute genug erlebt! Ich sollte jetzt in den schlafenden physischen Körper zurückkehren und die Sache noch protokolieren!»
Auch habe ich keinen Mumm mehr, jetzt gerade weiterzumachen. Also überlasse ich mich der auftretenden Müdigkeit und erwache kurz darauf im Bett. Es ist 01:30.
Die Idee des "diamantnen Leibes", des
unverweslichen Hauchkörpers (subtle body), scheint - wie die Behauptung
eines "Fortdauern des Lebens nach dem Tode des physischen Körpers"
- zunächst eine bloss metaphysische Behauptung zu sein, die eine leicht
durchschaubare Vermischung physischer und geistiger Dinge darstellt. Kommt es
jedoch zu einer Erfahrung wie der vom 18. Juli 1979 , d.h. zur "Entstehung
des Diamantkörpers", verliert sich die absolut scheinende Gegensätzlichkeit
von Leben und Tod, denn der Prozess der totalen Auflösung, Umwandlung und
Neuzusammensetzung lässt sich offensichtlich "problemlos" überstehen.
Wenn
das Geschehen jedoch genauer betrachtet wird, zeigt es sich, dass es von der
allergrössten Bedeutung ist, die Identität von Ich und Körper zu
hinterfragen und als blossen Schein zu erkennen und zu entlarven. Würde
dies nicht getan, müsste es unweigerlich zur Folterung und damit zu
massiver Schmerzbildung kommen. Die eigentliche Schwierigkeit vieler Menschen dürfte
darin bestehen, dass sie andauernd Ich und Körper als identisch betrachten.
Wenn der Körper leidet, leidet das Ich. Wenn der Körper stirbt, stirbt
das Ich.
Die Identifikation von Körper und Ich ist fatal, denn sie
zwingt das Ich, sich von der Wiege bis zur Bahre mit einem ganz bestimmten Inhalt
des Bewusstseins gleichzusetzen. Dies geschieht erstmals auf der physischen und
dann wieder auf der hauchkörperlichen Ebene. Zuerst wird der materielle
Leib als wesentlicher Lebensträger bezeichnet. Auf dieser 'Stufe' verharrt
normalerweise der westliche Mensch, und er muss alles daran setzen, mit Hilfe
bestimmter Techniken jung und schön zu bleiben und möglichst alt zu
werden. Es geht aber auch anders, wie die Erfahrungen dieses Kapitels zeigen.
3.5. Die Erlösung
Die Wichtigkeit der richtigen Einstellung dem "Unbewussten"
gegenüber kommt in einigen Sagen besonders deutlich zum Ausdruck. Die
Begegnung mit den Geistern verläuft für den einen gut, wogegen der
andere geschunden wird. Letztlich geht es um die Erlösung einer Alp - bzw.
eben der Anderwelt -, die seit dem Frevel unbenutzbar geworden ist - und um die
Erlösung eines Geistes.
Der im Schlafzustand des physischen Körpers
stattfindende Kontakt zum "Unbewussten" entspricht stets einer
abenteuerlichen Suchfahrt, einer Quest. Eine solche geschieht nicht nur in "Träumen"
- auch viele Märchen erzählen davon. Dabei geht es oft um Erlösung.
Eine Suchfahrt kann Jahre dauern - und sie kann scheitern. Manchmal sind die
Schwierigkeiten derart gross, dass die Quest abgebrochen werden muss. Es braucht
etliches an Geduld und Zeit, um die Sache durchzustehen. Und nur Zusammenarbeit
in Liebe kann Erlösung bringen. Es muss zudem ein neues Symbol, ein Symbol,
das einen erlösenden und gleichzeitig einen vereinigenden Charakter in sich
trägt, gefunden werden - sozusagen ein "göttliches Kind".
3.5.1. Die sexuelle Vereinigung
Auch die "Anima" und der "Animus" müssen sich wandeln. Aber dazu braucht es das Bewusstsein und den direkten, "körperlichen" Kontakt in LD's und OOBE's. Dies ist ein ziemlich abenteuerliches Unterfangen. Und es lässt sich nicht mittels gesellschaftlicher Konventionen bestehen. Denn spätestens jetzt wären auch jene nächtlichen Erfahrungen miteinzubeziehen, die erotisch sind. Hier das Beispiel vom 7. März 1974 (die andere, zweite Erfahrung dieser Nacht wurde im Teil 7/3.3.1. erzählt):
... Meine Frau Cathy und ich liegen in einem Doppelbett in einem Schlafzimmer bei offenem Fenster. Draussen ist es stockfinstere Nacht. Ich habe die Aufgabe, mich mit einer jungen Frau geschlechtlich zu verbinden. Nur so kann sie - gemäss Aussage der inneren Wissensquelle - von ihrem Geisterdasein erlöst werden. Dieses Wissen entsteigt intuitiv und unerwartet aus den Tiefen des "Unbewussten" und verblüfft mich ausserordentlich. Ich erzähle sofort alles meiner Frau. Sie kann es zuerst kaum glauben und ist nicht unbedingt damit einverstanden. Aber schliesslich fügt sie sich schmollend und verlässt - doch etwas verärgert - das Zimmer.
Die andere Frau kommt und legt sich zu mir ins Bett und rückt näher. Bald kommt es zum Hautkontakt und zu einer Umarmung. Dabei empfinde ich kaum irgendwelche Lustgefühle oder gar eine leidenschaftliche Zuneigung. Es kommt natürlich zu einer Erektion, denn die Frau ist nackt und hübsch - und die Berührung ist "elektrisierend" -, aber die Gefühle bleiben trotz allem irgendwie distanziert. Den erigierten Penis kann ich nach dem sachten Einführen dann sehr gut sehen, denn die Vagina der Frau ist durchsichtig. Erstaunlich! Und tatsächlich, nach ein paar Bewegungen erscheint ein befreites Lächeln auf dem Gesicht der Frau. Sie rollt zur Seite, steht auf und geht hinaus.
Cathy kommt wieder - immer noch etwas erbost. Ich kann sie jedoch mit der Zeit "besänftigen", indem ich ihr die Zusammenhänge - so weit ich sie überhaupt zu erkennen meine - aufzeige. Immerhin wird klar, dass die fremde Frau endlich erlöst ist. Schliesslich gehen meine Frau und ich in das angrenzende Zimmer. Hier sollen wir Aufschluss darüber bekommen, weshalb die junge Frau ein unerlöstes Geisterdasein hat fristen müssen.
In diesem Zimmer stehen drei Betten. Zwei davon sind leer. Auch das dritte sollte jetzt leer sein, denn die Frau, die darin lag, sollte eigentlich erlöst und fortgegangen sein. Aber dem ist nicht so. Plötzlich bewegt sich etwas unter der Wolldecke und die Frau steigt aus dem Bett - nunmehr zu einem Mädchen geworden. Verblüffend! Dann kommt sie zu uns und sagt:
«Nun bin ich erlöst! Kommt in das nächste Zimmer. Da erhält ihr definitiv Aufschluss darüber, weshalb ich erlöst werden musste.»
Ich öffne - wie geheissen - die Tür. Im angrenzenden Schlafzimmer sind die Eltern des Mädchens. Beide sehen sehr verstockt und ziemlich rabiat aus. Sogleich verstehen wir, was geschehen ist. Diese Eltern sind ihrem Kind gegenüber äusserst unaufmerksam gewesen und haben es kaum jemals oder überhaupt nie mit Liebe umsorgt. Um sich selber zu entlasten, stellten sie sogar ein Kindermädchen ein. Aber damit wurde die Sache eher noch verschlimmert. Das Kind "verwahrloste" total und wurde elösungsbedürftig.
Die "seelische Gegenseite" des Mannes, die Anima, wird kaum beachtet. Dasselbe gilt für den "Seelenteil" der Frau, den Animus. Dabei hat die "Seele" ein fast schon kindliches Liebesbedürfnis. Aber das Seelische wird meistens nicht beachtet und völlig lieblos behandelt. Dabei wäre die Erlösung des gegengeschlechtlichen Seelenteiles im Prinzip sehr "einfach". Heikel wird es nur, weil sowohl die äussere wie auch die innere Beziehung betroffen ist. Es müssen also auch "Aussenbeteiligte" wie z.B. die Ehepartnerin mitmachen und die Auseinandersetzung tolerieren. Auch andere Faktoren wie Umfeld und Zeit müssten stimmen. Die Sennen auf der Alp hatten wohl vergessen, sich dieser Zusammenhänge einigermassen bewusst zu werden und liessen sich durch nicht bewusst erkannte Inhalte in die Irre führen.
3.5.2. Die mystische Vereinigung - unio mystica
Am 3. Mai 1976 wird der "physische Aspekt der Sexualität" in einem wunderbaren Geschehen mit einbeschlossen - ohne Verdrängung, nicht verzerrt, frei von Machtvorstellungen und ohne jegliches Besitzdenken (vollständige Erfahrung vgl. Quellen der Nacht S. 194 ff). An diesem Ort kommt es am 19. März 1979 auch zur Begegnung mit der "Kalt-Anima" (vgl. 3.1. Die Realisierung von Wunschvorstellungen) und damit zu einer Auseinandersetzung mit einer völlig anderen Ausprägung der Weiblichkeit.
... Die Frau, die aus dem Zimmer kommt, habe ich in der Welt des Alltags noch niemals gesehen. Ihrem Verhalten nach zu urteilen, kann sie mich wahrnehmen und scheint zu fühlen, weshalb ich hier bin. ... Ich bleibe an die Wand gelehnt stehen und warte. Auf keinen Fall will ich die Situation zur Befriedigung sexueller Wünsche ausnutzen und damit einen Bewusstseinsverlust riskieren. Aber ich will mit dieser Frau Kontakt aufnehmen -- aber wie?
Die etwas dreissig Jahre alte Frau geht langsam den Flur entlang, bleibt dicht vor mir stehen und schaut mich mit ihren blauvioletten Augen aufmerksam an. Farbe und Ausstrahlung der Augen überraschen mich ebenso wie der reife Ausdruck des hübschen Gesichtes. Es erinnert mich an eine Frau, die ich früher einmal im ausserkörperlichen Zustand sah. Bei jener Begegnung verlor ich wegen der immensen Sogwirkung der Augen das Bewusstsein. Doch jetzt spüre ich keine derartige Anziehung, sondern eine innere Verwandtschaft und ein Gefühl der Zusammengehörigkeit, das keiner Worte bedarf.
Plötzlich glaube ich den Grund meines Hierseins zu kennen. Ich muss diese Frau sehen, ohne bewusstlos zu werden, muss lernen, ihr zu begegnen, ohne mich deshalb zu vergessen.
«Nun habe ich dich gesehen», sage ich und füge bei, «länger darf ich nicht bleiben.» Ich spüre nämlich, wie die Attraktivität dieses feenartigen Wesens meine Begierden weckt. Auf Dauer werde ich ihnen erliegen. Aber ich möchte die Erinnerung an diese ausserkörperliche Erfahrung nicht verlieren, indem ich das Vertrauen der Frau missbrauche. Das Gefühl der inneren Verbundenheit ist mir zu wertvoll. Es darf nicht durch eine leichtfertige sexuelle Belästigung über die Massen beansprucht werden. Ich drehe mich um und gehe - ohne mich umzusehen. Am Ende des Flurs gehe direkt durch die Mauer hindurch auf die Dachterrasse hinaus. Dann hüpfe ich auf das Balkongeländer und stosse mich ab. Ich weiss, es ist im ausserkörperlichen Zustand möglich, Mauern zu durchdringen und zu fliegen.
Langsam schwebe ich etwa dreissig Meter höher hinauf und schaue wehmütig zurück. - Unten am Geländer steht die Frau und bereitet sich offensichtlich darauf vor, mir nachzufliegen. «Wäre es nicht besser, sie würde ihr Vorhaben aufgeben?» denke ich.
Da geschieht mit meinem Körper etwas Seltsames. Das Fleisch, die Knochen und die Haut meiner Arme beginnen sich zu verwandeln. Es kommt zu einer Umgruppierung und Verminderung gewisser Muskelgruppen in den Armen und zu einem kräftigen Anschwellen der Brustmuskulatur. Sehnen werden fester und länger, Knochen lösen sich auf und fügen sich neu zusammen. Der Oberarm fühlt sich kürzer und kompakter an, Elle und Speiche sind eher länger als zuvor. Eine Flughaut spannt von der Schulter bis zur Daumenwurzel. Die Hand wird total umgebildet, die Knochenanzahl erfährt durch Verwachsungen eine Verminderung, worauf sich der Rest teilweise massiv vergrössert. Einen wahren Schauder erzeugt das Herausstossen der jungen Federn, die in weniger als einer Minute an ihren Spitzen die Hülle aufreissen und sich rasend schnell zu Deckfedern, Arm- und gewaltigen Handschwingen entfalten. Bald sind meine Arme zu mächtigen Adlerflügeln von mindestens vier Metern Spannweite geworden!
Das Geschehen entspricht einer Häutung, Zerstückelung und Neuzusammensetzung!
Kaum ist die Verwandlung bei mir abgeschlossen, beginnt sie bei der Frau unten auf der Dachterrasse. Nach Abschluss dieses zweiten faszinierenden Umbildungsprozesses steigt sie mit einigen kräftigen Flügelschlägen hoch und gleitet - weit ausholend, in ruhigem Segelflug - in meine Nähe.
Ich fliege der Frau in einer grossen Linkskurve entgegen. Wir berühren uns beim Zusammentreffen kurz mit den Spitzen der Handschwingen. Sofort durchströmt mich eine sanfte Woge reinster Liebe. Dieses Gefühl ist eine Offenbarung des kosmischen Wunders der ewigen Conjunctlo, die als immer währende Vereinigung zwei polare Wesen gleichzeitig umfasst. Damit wird mir eine Erleuchtung geschenkt, in deren Licht all mein bisheriges Wissen über die Sexualität verblasst und sich als völlig unwesentlich erweist. Wie ein rasender Schmerz durchzuckt mich die freudige Erkenntnis dessen, was Liebe bedeutet. Dieses Wissen - noch ungefestigt wie das Zittern der Blätter eines Baumes im Wind - begleitet meinen Flug, der in kreisförmigen Bahnen höher führt.
Später - irgendwo zwischen Himmel und Erde - treffen wir Menschenadler uns wieder und vereinen uns. Dabei wachsen wir in der Unterleibsregion zu einem einzigen Wesen zusammen, wobei wir gerade in diesem Vorgang die Kommunion unserer Leiber feiern und ihr eine neue Gestalt verleihen. Die Einheit der Körper ist Ausdruck der Unio der Seelen und der Verschmelzung des Geistes zu umfassendster Verbundenheit und unauslöschlicher Zusammengehörigkeit. Wir sind zwei voneinander unabhängige Wesen, die sich gegenseitig total erkannt und freiwillig überantwortet haben, um eine androgyne Ganzheit zu leben.
Nach einer wunderbaren Zeit der Schwerelosigkeit in der Weite des Luftraumes stürzen wir hinab ins Blau der Tiefe und tauchen ein in einen unermesslichen Ozean. Kaum sind wir ein paar Meter abgesunken, verspüren wir eine beklemmende Atemnot. ich erinnere mich nun daran, im ausserkörperlichen Zustand auch unter Wasser normal atmen zu können, und mache meine Gefährtin auf diese Tatsache aufmerksam. Sie stellt sich dann wie ich sogleich auf die Unterwasseratmung um - und unbeschwert durchschwimmen wir in andauernder Conjunctio eine unbestimmbar lange Zeit die verschiedenen Wasserwelten.
Nachdem wir viel gesehen haben, scheint uns eine Art Deutung und Sinngebung des Erlebten notwendig. Im Verlauf unseres Gespräches über den Stellenwert der permanenten Vereinigung trennen wir uns zwischendurch vollständig, um uns langsam wieder an den körperlichen Einzelzustand zu gewöhnen. Diese Trennungen sind zunächst von einem ziemlich unangenehmen Gefühl begleitet, lösen aber keinen Schock und keine Trauer aus, weil die Verbindung innerlich bestehen bleibt und bald einmal keines äusseren Vollzuges mehr bedarf. Die Widersprüchlichkeit dieses Zustandes ist für mich trotz seiner Paradoxie gelebte Wirklichkeit. Für dieses Geschenk bin ich zutiefst dankbar, denn es vermittelt mir ein Erfahrungswissen, das die letzten Reste der Einsamkeit aufsprengt. Das Du ist in mich eingeflossen, das Ich hat sich dem Du zugewandt. Beides hat mich heil und ganz gemacht - aber auch geöffnet für das Ganz-Andere.
Welche Worte könnte es geben, um den Sinn-Gehalt dieser Zwei-Einheit begreifbar zu machen? Weder die Frau noch ich kennen sie. Wir werden sie auch niemals unabhängig vom Geschehen und ohne den Akt des gelebten Vollzugs finden. Wort und Handlung bleiben untrennbar, bilden auf ihre Weise eine Ganzheit und sind dennoch zwei verschiedene Dinge Der Worte gibt es viele, die Tat ist stets dieselbe - und deshalb ist die Wortgestaltung in diesem Fall eine Frage der Wachsamkeit. Sie kann schwächer oder passender sein, bleibt aber immer eine sich fortpflanzende Schwingung, die vom Zentrum des Seins ausgeht und unterwegs getrübt wird.
Dann erfüllt uns eine innere Stimme, die wir in der vereinigten Getrenntheit erlauschen. Sie redet von der wichtigsten aller Fragen, vom Bemühen, die Conjunctio, die Einheit, anzustreben und im Vollzug beizubehalten. Dieses Problem - so klingt es in uns - bedarf der Lösung, denn es gelte, die Vereinigung von Mann und Frau zu erreichen und in deren Verwirklichung die Welten zu erforschen.
Wenn es darum geht, irgendeine Stufe der Integration darzustellen, ist die sexuelle Vereinigung der am wenigsten widersprüchliche Ausdruck. Je höher bzw. umfassender die Ebene der Vereinigung ist, desto eher wird sie sich im Bild der geschlechtlichen Umarmung darstellen. Bei der Verschmelzung der Gegensatzes Mann-Frau durchdringen sich zwei Systeme und verschmelzen zu einem Metasystem. Dabei kommt es zu einer Spiegelung und zur gegenseitigen Erkenntnis. Dies ist das Mysterium der Begegnung von Mann und Frau. Es ist ein Geheimnis, das die körperliche Sexualität miteinschliesst und transzendiert. - Nach der gegenseitigen Durchdringung in der "göttlichen Hochzeit" (hieros gamos) trennen sich die beiden Subsysteme. Danach sind beide nicht mehr dieselben wie vor der Vereinigung. In der Unio wurden nämlich völlig neue Strukturen der Kommunikation begründet. Und diese werden bis in alle Zukunft hinein bestehen.
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