Kristallisierende Wassertropfen
Teil 1 - Einleitung Werner Zurfluh |
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19.5.01 Die nachfolgende Einleitung ist Abschluss und Widerspiegelung jener Arbeit vom Dezember 1973, die das Konzept der Ich-Bewusstseins-Kontinuität (BK) definitiv aufkeimen liess.
Das BK-Konzept beinhaltet eine klare Unterscheidung von Ich und Selbst und erfordert einen Paradigmenwechsel und letztlich den konsequenten Miteinbezug der Luzidität in den nächtlichen Erfahrungsbereich. Dabei erweist sich das "abaissement du niveau mental", von dem sozusagen alle psychologischen Anschauungen im Zusammenhang mit der Traumforschung ausgehen, als ein Spezialfall, der - im Idealfall - während 24 Stunden kontinuierlich bestehenden Bewusstheit des Ichs. Und schliesslich führt das BK-Konzept zu einem Einbezug des von Hans Kayser eingeführten Lambdoma bzw. zu einer Akroasis, zu einer "Anhörung der Welt".
Da die Erschliessung dieses Weges relativ komplex gewesen ist und mit ziemlich viel Schreibarbeit verbunden war, wird er - nicht nur aufgrund seiner überragenden Bedeutung für mich, sondern auch aufgrund der Tatsache, dass er viel zur Klärung wesentlicher Fragen beitragen könnte - in all seinen Verästelungen und Auswirkungen ziemlich ausführlich dargestellt.
Es wird natürlich eine Weile dauern, bis alle Texte zur Verfügung stehen. Die Statuette aus Babylon (15.12.73) lässt zumindest erahnen, welche Dimensionen bei den "Kristallisierende Wassertropfen" zur Sprache kommen werden.
Einleitung
1.1.74 Nun bin ich nach
einem Monat intensivster Arbeit auf eine Verständnismöglichkeit auch für
jene Traumerfahrungen gestossen, die mir bislang völlig unbegreiflich
schienen und die meine individuelle Problematik bei weitem übersteigen - so
etwa jener von der kosmischen Bedrohung, vom Fenster zum Weltall oder von den Stürmen
aus den Tiefen des Universums.
Das alles sind Dinge, die das Individuelle bei weitem übersteigen,
Dinge, welche sogar das kollektiven Selbst, den Anthropos, transzendieren. Die
Spuren solcher Ereignisse mögen in den grundlegendsten Archetypen zu
finden sind, deren Problematik C.G. Jung wahrscheinlich dazu veranlasst hat, "Antwort
auf Hiob" zu schreiben. Es ist nämlich das eigentlich Göttliche -
auch in seiner dunkelsten Ausprägung -, das hier manifest wird. Und es ist
das eigentlich Numinose, das nunmehr jenseits des Anthropos aufleuchtet.
Etwas
dramatisierend gesagt: Am Horizont türmen sich die gewaltigste
Gewitterwolken auf. Und diese künden von einer gigantischen Aufgabe. Wäre
ich als Ich nicht eingebettet im Selbst und im Anthropos, es würde mich
blitzartig zerreissen und definitiv vernichten.
Vorerst die einzige Möglichkeit
für mich, das Numinose zu ertragen, besteht darin, eine bewusste Beziehung
zum Selbst zu realisieren. Bei dieser Auseinandersetzung sind Ich und Selbst
klar zu unterscheiden, weil es sonst zu einer fatalen Inflation des Ichs kommt.
Es
gab und gibt etliche Leute, die anderen zumindest eine Ahnung von diesen Dingen
vermittelt haben, beispielsweise ein Erich von Däniken mit seiner "Astronauten-Hypothese".
Dabei ist es von zentraler Bedeutung, dass immer wieder darauf hingewiesen wird,
dass der Mensch wesentlich mehr ist als bloss ein Produkt "gesellschaftskonformer
Schulweisheit". Aber kaum jemand gibt sich Rechenschaft über die sich
hieraus ergebenden Konsequenzen.
Die Fussstapfen Gottes, die als
schlammige Steine aus den Meeren auftauchen (H.P. Lovecraft) oder als
Zyklopenmauern in Südamerika und Pyramiden in Ägypten aufragen,
wurzeln weder im individuellen Selbst noch im Anthropos. Diese Spuren sind -
wie die UFOs - konkret gewordene Hinweise auf das Numinose.
Das "individuellen
Selbst" enthält zwar wie eine einzelne Zelle in einem Organismus die
gesamte DNS, aber die einzelne Zelle ist nicht der Gesamtorganismus. Und wenn
sich alle Menschen zu einem Menschheitsorganismus vereinen, entsteht daraus der
"Anthropos" (dies wird am 7. Januar 1974 als Geschehen in der 9. Welt,
der Christuswelt, dargestellt: Gedanken
zum Verhältnis des Christentums zu den Märchen und den nächtlichen
Erfahrungen). Doch auch der Anthropos als das "kollektive Selbst"
ist bloss ein Teil des Ganzen. Und wenn heutzutage "Gott" als das
eigentlich Numinose der allumfassenden Ganzheit in den Bewusstseinskreis des
einzelnen Menschen eindringt, so muss die Auseinandersetzung mit der
kosmischen Gestalt, die hinter allen Erscheinungen steht, beginnen.
Die
Suche nach einer einheitlichen Weltformel, nach einer "Grand Unified Theory"
(GUT) in der Physik ist die Suche nach der in der Vielfalt verborgenen Einheit.
Und diese Suche, die das Sein innerhalb unseres Sonnensystems und letztlich auch
die Grenzen des "Denkens" innerhalb unserer Galaxis transzendiert,
musste auch bei mir irgendwie zum Ausdruck kommen und in den empirischen Bereich
meiner personalen Existenz einfliessen. Aber es genügt nicht, dass ich dies
als Problematik unserer Zeit erkenne (hierzu vgl. das Geschehen in der
10. Welt am 7. Januar 1974 Die Tötung
des Bären und die Evolution des Menschen), ich muss auch lernen,
dass es nicht möglich ist, das BK-Konzept in die bestehende Weltanschauung
einzubauen. Es wird ein Paradigmenwechsel notwendig sein.
Zum ersten
Mal ist es mir nun möglich, zu sehen, worum es geht und zu erkennen, welche
Probleme am Horizont als Gewitterwolken aufziehen. Jetzt wird mir klar, was auf
dem Bild als schwarzes Loch im Hintergrund erscheint (vgl.
Die schwarze Sonne). Das
Schwarze deutet auf die gewaltigen Probleme des beginnenden Jahrtausends, einem
Jahrtausend, in dem die ersten Fenster zu "Gott" definitiv offen
stehen. Und die heute lebenden Menschen taumeln wie Nachtfalter in ein Licht,
das aus der Dunkelheit leuchtet - nicht einmal im entferntesten ahnend, was
ihnen blüht und welche Konsequenzen sich daraus ergeben.
Die
Konsequenzen sind derart tiefgreifend, dass sie eine echte Bedrohung für
das Menschliche darstellen und das normale Fassungsvermögen aufsprengen.
Deshalb ist es für mich unbedingt notwendig, dies anzuerkennen, ohne
deswegen "auszurufen" oder zu lamentieren. Exakt hierin ist meine
Stellung begründet und hierin gründet auch mein Schicksal und meine
Aufgabe.
Was nach all den Schreibereien der letzten Wochen bleibt, ist
die Gewissheit, dass es intensivster Arbeit bedarf, einen Paradigmenwechsel zu
bewerkstelligen. Es wäre zu leicht und zu abschwächend, das Neue
einfach in das alte Paradigma wie in ein Prokrustesbett einzugliedern, denn dies
würde blindlings an der Sache der Luzidität vorbeigehen. Ein C.G. Jung
scheint dies zumindest geahnt zu haben, auch wenn es ihm bloss "mehr oder
weniger" gelungen ist, sein Werk in die Weltanschauung seiner Zeit
einzubauen (vgl. Erinnerungen, Träume, Gedanken (Zürich: Ex Libris,
(1961) 1962: 203). Er scheint sich also über die Notwendigkeit eines
Paradigmenwechsels nicht unbedingt im klaren gewesen zu sein.
RFR: C.G. Jung hat mit dem Physiker und Nobelpreisträger Wolfgang Pauli über Jahrzehnte hinweg einen ausgedehnten Briefwechsel geführt, in dem es unter anderem auch um das Thema des Paradigmawechsels ging. In einem Brief vom Mai des Jahres 1952 bedankt sich Pauli bei Jung für den schönen Abend, den er mit ihm verbringen konnte. Wie aus dem Brief hervorgeht, unterhielten sich die beiden sowohl über eine bevorstehende 'incarnatio' (s.u.), als auch über das UFO-Phänomen, über das Jung dann später, im Jahr 1958 (im Todesjahr Paulis) die Schrift Ein moderner Mythus - Von Dingen, die am Himmel gesehen werden publizierte.
Pauli schreibt vorerst, dass er sehr davon beeindruckt sei, welchen Stellenwert "der Begriff 'Inkarnation', als naturwissenschaftliche Hypothese gefasst", in Jungs Gedankensystem einnehme. Dieser Begriff sei ihm besonders interessant, weil er überkonfessionell sei, wie "Avatara" im Indischen, und weil er zudem eine psychophysische Einheit ausdrücke. Die Lösung dieses psychophysischen Problems sei die Aufgabe unserer Zeit (vgl. dazu RFR: Wolfgang Paulis psychophysischer Monismus als Voraussetzung einer neuen Einheit des naturwissenschaftlichen Weltbildes). Voraussetzung für diese Lösung sei das Auffinden einer "neuen (neutralen) psycho-physischen Einheitssprache, die symbolisch eine unsichtbare, potentielle, nur indirekt durch ihre Wirkungen erschliessbare Realität zu beschreiben hat". Nur mit deren Hilfe könne der von Jung vorausgesagte neue Hierogamos [RFR: oder auch coniunctio, die geschlechtliche Vereinigung der weiblichen und der männlichen Gottheit zum Zwecke der Zeugung und Geburt des neuen (!) Anthropos] verstanden werden.
In diesem Zusammenhang scheinen Pauli und Jung auch über das UFO-Phänomen (vgl. dazu mein UFO-Netzwerk) diskutiert zu haben, denn im gleichen Brief sagt Pauli, dass er über die "fliegenden Teller" noch weitere Erkundigungen einziehen werde. Offensichtlich hatte Jung ihn darum gebeten.
Auf der Heimreise von Küsnacht nach Zollikon, wo Pauli wohnte, erlebte er eine Synchronizität. Als er vom Bahnhof den Berg hinauf zu seinem Haus spazierte, sah er einen Meteoriten, der verhältnismässig langsam flog und schliesslich zerplatzte, so dass ein "eindrucksvoll-schönes Feuerwerk" entstand. - Dann Pauli weiter: "Ich nahm es als ein günstiges 'Omen', dass unsere [RFR: Paulis und Jungs im gemeinsamen Gespräch gefundene] allgemeine Einstellung zu den geistigen Problemen unserer Zeit im Sinne des 'Kairos' [RFR: der richtige Zeitpunkt], d.h. eher eine 'sinngemässe' ist."
Jung antwortet Pauli dann sofort und sagt, dass er den Ausdruck incarnatio im Sinne einer 'incarnatio continua' verwendet, das heisst als eine 'creatio continua' (vgl. dazu Das UFO trägst du in deinem Bauch) verstanden habe. Er bedeute die Verwirklichung einer potentiell vorhandenen Realität vor dem ersten Schöpfungstag, des unus mundus [RFR: des Alchemisten Gerardus Dorneus, eines Schülers des Paracelsus].
Diese Zitate zeigen, dass sowohl Jung als auch Pauli sich der Tatsache bewusst waren, dass wir am Beginn eines Jahrhunderts und Jahrtausends stehen, "in dem die Fenster zu 'Gott' definitiv offen stehen" (W. Zurfluh). Es ist allerdings das Fenster zum Schlafzimmer der beiden göttlichen Gestalten - und damit hat die heutige christliche Menschheit derart grosse Mühe...! Doch erscheint die ganze coniunctio-Symbolik ganz eindrücklich im UFO-Entführungs-Phänomen (abduction). Zudem zeigt sich dort in projizierter Form, dass das heutige Individuum in dieses Geschehen, das einem eigentlichen Schöpfungsakt im Sinn der Genesis bedeutet, einbezogen sein wird.
Der heute konstellierte Vorgang widerspricht somit in vierfacher Hinsicht der christlichen Vorstellung: Erstens existieren eine männliche und eine weibliche Gottheit, zweitens paaren sich diese (vgl. dazu die Bilder aus dem Rosarium philosophorum, in Jung, GW 16, S. 173ff. und den grossen Stellenwert, den die Sexualität in W. Zurfluhs OOBE hat), drittens entspricht diese coniunctio der von Jung erwähnten creatio continua, das heisst, einer jederzeit möglichen neuen Schöpfung, die der ersten der Genesis (oder des big bang) folgen wird, und viertens ist - im Gegensatz zu den meisten anderen Mythen - der Mensch in diesen Schöpfungsprozess mit einbezogen, was zeigt, welche gewaltige Aufwertung des (einsam leidenden!) Individuums in der kommenden Zeit geschehen wird.
Das Studium der späten Schriften C.G. Jungs und des Briefwechsels mit Pauli (und anderer Briefe, die ihrerseits im Jung-Briefwechsel publiziert sind) hat mich zur Überzeugung gebracht, dass Jung die obigen Schlussfolgerungen selber schon gezogen hat, das heisst, dass er wusste, dass uns ein ganz gewaltiger Paradigmenwechsel (im Sinne Thomas Kuhns) bevorsteht. Und das UFO-Phänomen stellte er in eben diesen Zusammenhang. Auch in der oben erwähnten UFO-Schrift meint er, "dass der Menschheit Ereignisse warten, welche dem Ende eines Äon [RFR: Zeitalters] entsprechen". Und weiter: "Ich bin, aufrichtig gesagt, bekümmert über das Los derer, die unvorbereitet von den Ereignissen überrascht werden und ahnungslos deren Unfassbarkeit ausgeliefert sind". Er erachte es daher als seine Pflicht, das ihm Mögliche zu tun, das heisst eben, dieses kleine Büchlein über das UFO-Phänomen zu schreiben.
Was von den heutigen Jungianern beharrlich verschwiegen wird, ist die Tatsache, dass auch Marie-Louise von Franz (vgl. dazu RFR: Bemerkungen zu Marie-Louise von Franz)davon überzeugt war, dass wir nur mit Hilfe eines Paradigmawechsels überleben werden. Dies bezeugt die folgende Aussage, die eine der letzten gedruckten Äusserungen von ihr darstellt: "Meiner persönlichen Ansicht nach liegt die Schwierigkeit darin, dass die von Carl Gustav Jung vorgeschlagene Sicht der Existenz eine totale Umstellung des Bewusstseins und unserer ganzen Weltsicht impliziert und dass man darum Jungs neues Paradigma nicht nur so nebenbei in dem bisherigen Wissenschaftsbetrieb auch noch mitlaufen lassen kann. Das sollte meines Erachtens offen diskutiert werden." Der Pauli-Jung-Dialog, Springer, Berlin, 1995, S. 332].
Von einigen Jungianern werden die späten Ideen Marie-Louise von Franz' (wie auch C.G. Jungs) in die Nähe der Esoterik gerückt, womit ausgedrückt werden soll, dass sie "unwissenschaftlich" seien. Man kann sich erst recht vorstellen, was diese Leute von jenen Menschen halten, die in der Nachfolge C.G. Jungs und Marie-Louise von Franz' in diese Richtung weiter forschen. Ich zähle Werner Zurfluh zu diesen mutigen Ausnahmebegabungen, die in grösster geistiger und seelischer Einsamkeit, unter Aufbietung ihrer ganzen Kraft und unter grossem Leiden am Verständnis dieses Paradigmenwechsels arbeiten.
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