Kristallisierende Wassertropfen
Teil 7 Rache, Folter und Initiation Werner Zurfluh |
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AI = aktive
Imagination LD = luzider Traum ( lucid dream, Klartraum) OOBE = ausserkörperliche Erfahrung (AKEl, out of body exxperience) BK = Ich-Bewusstseins-Kontinuität |
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CR = Beiträge von Christoph Roos (Homepage) |
RFR = Beiträge von Remo F. Roth. (Homepage) |
3.3. Rache und Folter (das Geschundenwerden)
Wenn das Ich in eine AI/LD/OOBE wie in ein "fiktives"
und völlig irreales Spiel hineingeht, um Heldentaten zu vollbringen und
hurend, mordend und sengend herumzuwüten, wird sich die "andere Seite"
für die Unachtsamkeit und Rücksichtslosigkeit bald einmal - und
vielleicht sogar drastisch - zur Wehr setzen.
Grundsätzlich geht
es darum, die Bilder (Symbole) nachzuzeichnen und zu spiegeln,
d.h. zu reflektieren, zu bedenken und zu erfühlen. In ihnen drückt
sich nämlich oftmals ein physisches Krankheitssymptom aus. Wird diese
Auseinandersetzung auf der Ebene des - wie RFR es nennt - Eros-Bewusstseins
unterlassen, MÜSSEN sich die "Traumbilder" selbst nachzeichnen
und spiegeln. Falls sie keine Beachtung finden, werden sie geradezu gezwungen,
sich sonstwie zu äussern - und dann konkretisieren sie sich eben materiell.
Denn irgendwie müssen sie lebendig werden!
RFR hat sehr schön
gezeigt, wie beispielsweise Krankheiten als Symbol bildhaft zum Ausdruck kommen.
Diesen Vorgang nennt er
Symptom-Symbol-Transformation
. Das Umgekehrte wäre dann eine Symbol-Symptom-Transformation.
Verweigert also jemand die Auseinandersetzung mit einem "Traumbild",
wird sich dieses körperlich bzw. physisch-materiell darstellen oder es wird
zu einer "physischen Verstärkung" kommen (falls das Symptom schon
existiert). Die harmlose Wucherung an einem Baum wird grösser und grösser
und schliesslich zum Krebsgeschwulst. Der das "Traum-Ich" anspringende
Löwe, um den das Ich sich nicht kümmert, reisst einem letztendlich das
Herz aus dem Leib und zerquetscht es in seinem Rachen. Wird dieses Symbol
weiterhin nicht beachtet, wird das blutende Herz zu einer Herzinsuffizienz und
es kommt zum Infarkt.
RFR: Als Anhänger der symmetrischen Denkweise, wie sie die Komplementaritätsidee der Quantenphysik mit sich bringt, bin ich tatsächlich der Ansicht, dass auch eine Symbol-Symptom-Transformation existiert, die allerdings meist unbewusst vor sich geht. Empirisch lässt sich diese nur beobachten, wenn man möglichst umfassend seine Träume und weitere innere Phänomene berücksichtigt. Sogar dann ist es ausserordentlich schwierig, die Konkretisierung des inneren Bildes immer zu verhindern. Es scheint, dass solche "Inkarnationen" des öfteren schicksalshaft sind, und dass erst nach eingetroffenem Unheil, beispielsweise nach einem Unfall oder in einer schweren Krankheit, das unbewusste Problem, dessen Bewusstwerdung die zentrale Aufgabe des diesseitigen Lebens darstellt, sichtbar wird. In diesem Sinne deute ich auch solche äussere Geschehnisse wie einen Traum, das heisst, ich versuche deren symbolischen Gehalt zu verstehen. Daraus kann dann die notwendige Bewusstseinswandlung extrahiert werden.
So sind beispielsweise alle Einsichten, die ich in meinen Kommentaren zu Werner Zurfluhs Kristallisierenden Wassertropfen schreibe, nur möglich geworden, weil ich in meiner Kindheit an einer schweren, fast unheilbaren Krankheit erkrankte, die einen langjährigen Spitalaufenthalt notwendig machte. Die damit erzwungene, mehrjährige Stilllegung meines Körpers war in gewissem Sinne eine schamanistische Initiation. Ohne diese hätte ich niemals in das von mir so genannte Eros-Bewusstsein hinein gefunden, und viele meiner Einsichten, die des öfteren direkt aus dem kollektiven Unbewussten in dieses "abgeblendete Bewusstsein" einfliessen, hätten nie das Licht der Welt erblickt. Obwohl ich dem Christentum sehr skeptisch gegenüber stehe, bin ich daher von der Sinnhaftigkeit des Archetypus' der leidenden und sterbenden Gestalt Christi tief überzeugt. In diesem Sinne verstehe ich C.G. Jungs Wort von der "Christifikation der Vielen" (GW 11, S. 504; mit ihrer absolut notwendigen Abgrenzung von Ich und Selbst!), die uns die nahe Zukunft bringen wird.
Es gibt jedoch noch eine andere konstruktive Art der "Symbol-Symptom-Transformation" beziehungsweise der Inkarnation bildhaften Wissens in eine (hauch)körperliche Welt. Es ist dies der Aufbau des subtle body, der parallel zur Umwandlung des Symptoms in der Symptom-Symbol-Transformation geschieht. Mir ist daher im Laufe der Zeit klar geworden, dass eben diese beziehungsweise die Körperzentrierte Visualisierung genügt, um den von Paracelsus postulierten Ewigkeitsleib für das individuelle Leben nach dem Tod aufzubauen. Aus obigem folgt unmittelbar, dass dies kaum ohne ein mehr oder weniger intensives Leiden möglich sein wird. Ich bin daher zur Ansicht gelangt, dass die Rede von der Befreiung vom Leiden mit Hilfe spiritueller Methoden für unsere Zivilisation falsch ist. C.G. Jung hat in Abwandlung eines geflügelten Wortes diesen Tatbestand folgendermassen ausgedrückt: Leiden ist das schnellste Pferd zur Vollständigkeit (nicht zur Vollkommenheit, wie im ursprünglichen Wort).
Nun hat die Belebung der Sennenpuppe auch etwas
mit der Bildung des "subtle body" bzw. des "Diamantkörpers"
zu tun. Das wird mit der Häutung des Sennen angetönt. Und damit
bekommt die Sage eine neue Dimension. Die Entstehung des "subtle body"
ist möglicherweise ein Geschehen, das aufgrund der damit verbundenen
Bewusstwerdungsprozesse ziemlich schmerzvoll sein kann.
Die Sage von
der Sennenpuppe berichtet, dass dem Älpler - oft am Tag des Alpabzugs
- die Haut abgezogen wird! Wenn er es nämlich unterlassen hat, der lebendig
gewordenen Puppe respektvoll zu begegnen, rächt sie sich. Auch luzide Träumer
verhalten sich in den "anderweltlichen Bereichen" oft alles andere
denn zurückhaltend. Sie tun so, als wäre das "Unbewusste"
etwas rein Subjektives und denken nicht im Entferntesten daran, ihm eine
objektive Existenz zuzubilligen. Mit der Zeit zeigt es sich jedoch, dass sich
nicht alles manipulieren lässt und dass "archetypische Grössen"
ein Eigenleben haben, das manchmal ziemlich brutal als eine "schreckliche
Gottheit" zum Ausdruck kommt. Eine Bewusstwerdung scheint sogar erzwungen
zu werden - manchmal durch das Häuten, manchmal durch Folter.
Am 2. Juni 1969 begegnet mir auf dem Weg zum Rhein (in Basel) eine Gruppe von Ausserirdischen. Es sind Invasoren, deren UFO in der Nähe gelandet ist. An ihr Ausehen kann ich mich überhaupt nicht erinnern. Irgendwie hatten sie überhaupt keine erfassbare Gestalt. Die Fremden packen mich und beginnen mich am Rücken grausam zu foltern. Ich kann mich nicht wehren. Mein Schicksal scheint besiegelt. Hunderte von Leuten stehen herum und schauen schreckensstarr zu. Sie können überhaupt nichts machen.
Plötzlich kommen aus der Schwärze des Weltraums gelb leuchtende Kugeln angesaust. Sie haben einen Durchmesser von etwa 20 cm, einen tief gelben Kern und eine leuchtende Aura. Diese Lichtkugeln sind "Wächter des Universums". Nur sie können die Invasoren entweder zerstören oder sie zumindest vertreiben - und mich von der Folter erlösen.
10.01 Durch Folter wird - wie bei einer Krankheit - die Bewusstwerdung der Körperlichkeit brutal erzwungen. Auch wenn es dabei um die Überwindung von Schmerzen und von Identitäten mit Körperzuständen geht, ist es für mich überaus schwierig, eine Folterung im OOBE-Zustand bewusst durchzustehen. Ich kenne zwar die initiatorischen Aspekte und weiss, dass es viele Rituale gibt, die Folter miteinschliessen. Auch über den "Sinn" von Krankheiten musste ich schon oft nachdenken und ihn erfühlen. Krankheit, Alter und Tod gehören unausweichlich zum (physischen) Leben. Aber gehören sie auch zu den LD's und den OOBE's? - Das tun sie, denn es geht prinzipiell "nur" um die Bewusstwerdung einer Körperlichkeit und die Auflösung von Identitäten. Eine Folterung, eine Häutung oder sogar eine Zerstückelung des Zweitkörpers bei intaktem Bewusstsein lässt sich nicht vermeiden.
Die Lichtkugeln aus dem Weltraum bringen die Erlösung, denn sie weisen als Lichtfunken (scintillae) auf die punktförmige Existenz als die "wahre" Ausserkörperlichkeit jenseits einer jeden Körperform hin. Wenn aber nur noch ein ausdehnungsloser BK-Punkt vorhanden ist, gibt es kein körperliches Leiden - aber auch keine körperlichen Freuden. Dieser Zustand zeichnet sich u.a. auch dadurch aus, dass das Sehen kugelfömig ist. Ein BK-Punkt kann sich übrigens in der Art eines UFOs bewegen. Um eine Wechselwirkung z.B. auf der physisch-materiellen Ebene einzugehen muss er sich "inkarnieren".
Die Folterung geschieht im Rückenbereich. Ich vermute heute, dass es dabei um eine Art Eröffnung des "Rückenmarkskanales" und der Chakras ging, denn es geschah 1969, also ganz zu Beginn meiner "Quest". Und da ich damals kaum etwas über diese Dinge wusste, musste ich diese Dinge regelrecht erleiden - ohne sie erfassen oder gar verstehen zu können. Dass dem so sein könnte, zeigen eben die multiplen, ufoartigen Lichtfunken, die wie BK-Punkte aus dem Nichts erscheinen.
RFR: Zwanzig Jahre der Beschäftigung mit dem UFO-Phänomen haben mir gezeigt, dass die Annahme von "Ausserirdischen" falsch ist. UFOnauten gehören vielmehr zu dem von mir postulierten Punktraum (vgl. 3.1.1), der in gewissen kurzzeitigen Momenten mit dem Allraum identisch wird ("Punkt a"-Situation C.G. Jungs). So werden dann in solchen Situationen der von Werner Zurfluh erwähnte BK-Punkt und der Allraum ebenfalls identisch, woraus der falsche Eindruck entsteht, dass "Ausserirdische" in unsere Welt eindringen. Richtig ist im Gegenteil, dass in solchen Momenten der physikalische Raum sich auflöst und das Eros-Bewusstsein in die von Pauli gesuchte psychophysische Einheitswelt eintaucht, worin weder ein "ausser" noch ein "irdisch" existiert.
Diese Welt entspricht dem suksma (oder vielleicht dem para) Aspekt des Tantrismus, weshalb das UFO-Problem in Werner Zurfluhs Initialvision aus dem Jahr 1969 folgerichtig mit den Chakras dieser buddhistischen und hinduistischen Mystik verbunden ist. Daher besteht auch eine grosse Wahrscheinlichkeit dafür, dass dessen Lösung mit der tantrischen Phänomenologie zusammenhängen wird. Ich muss an dieser Stelle jedoch ausdrücklich davor warnen, aus einer typisch westlich-konsumistischen Haltung heraus die Methodik dieser fernöstlichen Mystik einfach nachzuäffen. Wie eine mögliche Lösung der UFO- und Entführungsproblematik aussehen könnte, habe ich in Das UFO trägst du in deinem Bauch ausführlich dargestellt, in Bilder aus dem Bauch und in Neo-Tantrismus und Visualisierung finden sich weitere Ausführungen über den aufgrund unserer westlichen Tradition modifizierten tantrischen Prozesse.
Ausserordentlich eindrücklich erscheint mir das Motiv der kosmischen Lichtkugeln als "Wächter des Universums". Wir haben im Laufe der letzten 50 Jahre durch die Produktion von Neutrinos und Antineutrinos in AKWs und Atombomben das Gleichgewicht zwischen der physikalischen und der psychophysischen Energie im Universum bereits empfindlich gestört. Kompensatorisch zu dieser Störung werden im Laufe der nächsten Jahre und Jahrzehnte immer mehr Menschen von UFO-, abduction- und OOBE-Phänomenen heimgesucht werden. Es werden diese Betroffenen sein, die in nicht allzuferner Zeit in die Aufgabe hinein wachsen müssen, mit Hilfe einer Symptom-Symbol-Transformation im obigen Sinn die Inkarnation der aussen (bzw. in der abduction "innen-aussen") erfahrenen psychophysischen Energie dieser Erscheinungen in eine ausschliesslich innerlich erfahrbare subtle body-Welt zu beobachten. Nur so werden sie die folgende Aussage Wolfgang Paulis verstehen lernen, mit der ich meine Ausführungen schliessen möchte:«Am eindrucksvollsten war mir die zentrale Bedeutung, die der Begriff Inkarnation', als naturwissenschaftliche Arbeitshypothese gefasst, in Ihrem Gedankensystem einnimmt. Dieser Begriff ist mir besonders interessant, weil er erstens überkonfessionell ist (Avatara' im Indischen) und weil er zweitens eine psycho-physische Einheit ausdrückt. Mehr und mehr sehe ich im psycho-physischen Problem den Schlüssel zur geistigen Gesamtsituation unserer Zeit und die allmähliche Auffindung einer neuen ("neutralen") psycho-physischen Einheitssprache, die symbolisch eine unsichtbare, potentielle, nur indirekt durch ihre Wirkungen erschliessbare Realität zu beschreiben hat, erscheint mir auch als eine unerlässliche Voraussetzung für das Eintreten des neuen von Ihnen vorausgesagten hieros gamos» (Wolfgang Pauli an C.G. Jung, 1952).
1969 konnte ich überhaupt nicht einsehen, weshalb im OOBE-Zustand eine Folter bzw. eine Häutung derart brutal vonstatten gehen muss. Also war ich der Meinung, ich müsste unbedingt von der Folter erlöst und die Invasoren müssten entweder zerstört oder zumindest vertrieben werden. Es war mir auch nicht klar, dass Schmerzen im OOBE-Zustand absolut real empfunden werden können und dass die Lichtpunkte, welche die "Erlösung" bringen, irgendwie ursächlich mit der Folterung zusammenhängen. Das Hautabziehen bzw. die Folterung war aber - zumindest in meinem Fall - nötig, um mir die Funktion der Lichtpunkte zu verdeutlichen. Ihr Anteil am Geschehen schien einer solchen "Dramatisierung" zu bedürfen, denn nur so liess sich in den folgenden Jahrzehnten ihre Funktion herausfinden. Und nur aufgrund der gewaltigen Schmerzen war ich gezwungen "am Ball zu bleiben". 1969 stehe ich dem Geschehen noch verständnislos und völlig hilflos gegenüber. Ich will nur die Zerstörung der Invasoren oder zumindest ihre Vertreibung - also die Rückkehr zum Status quo ante. Um die Sache aus der Welt zu schaffen, hätte sie verdrängt und vergessen werden müssen.
Am 20. September 1971 kommt es zu einer äusserst qualvollen Initiation. Das Geschehen widerspiegelt die Gefühle des gestrigen Tages. Da dachte ich voller Mitleid an das unermessliche Leiden der Menschen. Allerdings drang ich dabei nicht tiefer in die Problematik ein. Nun führt der luzide Traum das Angefangene gewissermassen zu einem unvollständigen Ende.
Es geschehen schreckerregende Dinge. Ich schaue hin - im Wissen um meinen Zustand. Die Ereignisse sind real und gleichzeitig irreal. Es ist ein letztlich unfassbarer "Schwebezustand", der das Resultat einer kompakten Zusammenfassung sämtlicher bislang erlebten grauenerregenden Traumsequenzen zu sein scheint. Nach und nach gleite ich sozusagen körperlich in das Geschehen hinein und werde zu einem unsäglich leidenden Opfer, zum Geplagten und grausam Gefolterten. Die Schmerzen übersteigen bald einmal die Grenze des Erfassbaren. Die wechselnde Bilderflut verdichtet sich zu düsteren Bäumen und bildet schliesslich einen finsteren Wald.
Erschlagen von der Wucht der anbrandenden Gefühle schleppe ich mich vorwärts. Nach endlos scheinenden Minuten ist eine kleine Lichtung erreicht. Sie wird von schweren Baumkronen überdacht. Hier liegen zwei Schlangennester.
In dem einen Nest winden sich etwa ein Dutzend frisch geschlüpfte Korallenschlangen. Ihr Körper ist von pastellfarbenen Farbringen umgeben, wodurch sich eine Art von Segmentierung ergibt. Im anderen Nest sind Schlangen von schwarzer Farbe - diese werden schwarze Witwen' genannt (eigentlich die Bezeichnung für eine Spinne).
Die beiden Nester mit den 20 bis 30 Schlangen flössen mir eine panische Angst ein. Ich wage kaum hinzublicken. Aber dennoch weiss ich, dass ich an diesem Ort bleiben muss - bis all das, was zu geschehen hat, geschehen ist. Es gilt, die Angst zu überwinden und auszuharren. Unter keinen Umständen darf ich mich zurück "ins Bett" flüchten.
Eine lange dünne Schlange schlängelt sich zu mir hin und richtet sich vor mir auf. Sie ist weder eine Korallenschlange noch eine "schwarze Witwe". Ihr Kopf wiegt hin und her. Mit einem Zischen sagt sie: «Der Zweck dieses Geschehens ist deine Beschneidung!»
Dann beisst sie mich in die Spitze meines Penis. Ein entsetzlicher Schmerz durchzuckt den Körper. «Das ist ein mythisches Geschehen!»
Anschliessend habe ich mich "zwischen" die beiden Nester zu setzen - und zwar so, dass ein gleichschenkliges Dreieck gebildet wird. Kaum habe ich mich hingehockt, wird auf dem Boden ein Buch sichtbar. Ich schlage es auf, beginne darin zu blättern und zu lesen. Hier steht geschrieben, was genau zu tun ist, wenn ich alles heil überstehen will. - Ich befolge nun die Anweisungen des Buches striktestens.
Die im Folgenden auszustehenden Qualen und Schrecken sind unbeschreiblich. So werde ich als Erstes von den herankriechenden Korallenschlangen in die Füsse gebissen. Der Schmerz ist überwältigend und durchpeitscht meinen Körper. Ich winde mich hin und her - ohne dabei die Füsse von ihrem Platz zu bewegen, denn es muss - gemäss Buch - den Schmerzen im wahrsten Sinne des Wortes standgehalten werden. Auch an anderen Stellen werde ich gebissen, unter anderem in den Rücken. Die Qualen sind derart, dass ich mir überhaupt nicht vorstellen kann, dies jemals zu überleben ohne ohnmächtig und wahnsinnig werden zu müssen.
Das Einzige, was mich durchhalten lässt, ist das Wissen um den Sinn des Geschehens. Ich weiss, dass es sich um eine Initiation handelt, von deren Gelingen mein weiterer Weg abhängen wird. Und wenn ich zuvor nicht wusste, was das Wort Folter' bedeutet, dann weiss ich es jetzt.
Nach einer ungeheuer lang scheinenden Zeit hat die Pein ein Ende - obwohl sie eigentlich gemäss Buch weitergehen sollte. Die Schlangennester lösen sich plötzlich auf und eine Stimme sagt: «Pass auf die schwarzen Witwen' auf! Die sind extrem gefährlich, denn sie können sich in jedwelche Gestalt verwandeln und dich täuschen!»
Gleichzeitig wechselt die Erfahrungsebene und ich gleite wieder in physischen Körper zurück.
Die Initiation in das Leiden scheint nicht vollständig zu sein. Denn mit dem Erwachen des physischen Körpers wird die Initiation offensichtlich 'dem Alltag' übergeben. Weshalb? Etwa deswegen, weil Bewusstwerdung sehr schmerzhaft sein kann?
Leiden ist zwar ein integraler Bestandteil des Lebens, aber es ist nicht unbedingt etwas, das eine Auseinandersetzung "lohnenswert" erscheinen lässt. So werde ich kurz vor dem Ebenenwechsel vor "schwarzen Witwen" gewarnt. Diese verkörpern möglicherweise in raffinierter Tarnung eine negative Form des Mitleids. Beispielsweise kann ein einfühlsames Erfassen einer Leidenssituation manchmal bloss hektische Betriebsamkeit auslösen. Dabei kommt ein Helferschatten zum Vorschein, in dem die eigenen Vorstellungen derart in den Vordergrund treten, dass die tatsächlichen Bedürfnisse der leidenden Mitmenschen total verschwinden. Und wenn sich Mitgefühl hinter Selbstmitleid versteckt, ist dies ebenfalls eine "Vergiftungserscheinung".
Verkleidungen der "schwarzen Witwe" z.B. in Gestalt von Selbstmitleid und Helferwahn müssen tagsüber unbedingt erkannt werden. Sie sind gefährlich und deshalb abzulehnen. Echtes Mitleid erfordert ein sorgfältiges Hinhören und Bedenken. Auch wenn dies ausserordentlich quälend sein kann, sind die Spannungen auszuhalten.
Bemerkungen
Korallenschlangen sind in etwa die giftigsten Schlangen von Südamerika. Sie haben schwarz-gelbe oder schwarz-rote Ringe um ihren Körper. Die "schwarze Witwe" ist eigentlich eine sehr giftige Spinne, deren Biss einen Menschen töten kann.
Der Biss der Schlange ins membrum virile' ist eine Beschneidung - keine Kastration. Auf diese Weise werde ich offensichtlich gezwungen, mich mit jenen Dingen auseinander zu setzen, welche die Schlange verkörpert. Die bewusst vertretene Einstellung in Bezug auf die eigenen schöpferischen Potenzen wird 'gestutzt'. Diese war eher "kopflastig" und "machohaft". Wenn sich aber die Art der Einstellung wandeln soll, ist dies mit grossen Schmerzen verbunden. Aber auch ich muss mich diesem Leiden aussetzen - vielleicht sogar in vermehrtem Masse, denn das "Unbewusste" spricht mich stärker an und fordert mich in vermehrtem Masse heraus. Zwar lerne ich eine andere Welt kennen und erweitere damit den Wissenshorizont, aber das ist doch ziemlich schmerzhaft.
Vor allem die "schwarzen Witwen" könnten auf die Gefahr einer mangelhaften religiösen Einstellung hinweisen - worauf auch die Assoziation "lustige Witwe" hinweist bzw. die zoologisch nicht korrekte Bezeichnung der schwarzen Schlangen. Obwohl diese Spinnen neben den Schlangen die wichtigsten Gifttiere sind, wurden sie kaum erforscht. Die Gefahr der Unterschätzung ist somit nahe liegend. Interessanterweise sind die für den Menschen gefährlichsten nicht die grossen, sondern die mittelgrossen und die kleinen Spinnen. Gerade die subtilen und subtilsten Dinge bei der Erschliessung des "Unbewussten" scheinen somit heikel zu sein. Die sog. schwarze Witwe (Latrodectus mactans) ist 12-15 mm lang und schwarzseiden. Ihr Name begründet sich auf der Tatsache, dass sie nach der Begattung das Männchen auffrisst (ein BK-Verlust - hierzu vgl. auch das "Einschmelzen der puppenartigen Anima" in Kap. 3.1.). Dies ist ein Hinweis darauf, dass die "penetrierende" Haltung - wie sie im "Gebrauch der Sennenpuppe" oder im Missbrauch der Luzidität zum Vorschein kommt - negativ sein kann.
Wer bei der Begegnung mit dem "Unbewussten" seinen Standpunkt verliert und sich weigert, ihn in einem manchmal sehr schmerzhaften Prozess mit der "anderen Seite" zu vereinen, wird - wie der Senn - vernichtet. Eine neue Basis erfordert zwar das Abschälung der "alten Haut" - eine Häutung - aber ohne bewusste Auseinandersetzung lässt sich dies nicht überstehen und es kann keine neue Haut wachsen.
Ergänzend zur "schwarzen Witwe" noch dies: Sie baut ein Netz aus unregelmässig gespannten Fäden am unteren Teil von Sträuchern. Und sie lebt ausser im Freien auch überall im Haus! Da bevorzugt sie als Aufenthaltsort die Toiletten, wo sie sich unter dem Sitz verborgen hält. Bisse in die Genitalorgane sind deswegen besonders häufig. Die eigentliche schwarze Witwe ist hauptsächlich in Nord- und Südamerika verbreitet. Andere Latrodectus-Arten kommen vereinzelt in Europa, Afrika und speziell in Australien vor. Das Gift ist fünfzehn Mal stärker als das einer Klapperschlange! Und das eiertragende Weibchen produziert das stärkste Gift. Manche der Giftwirkungssypmtome entsprechen den Wirkungen, die ich im Traum spürte. Auch da kam es zu schweren Muskelschmerzen - hauptsächlich im Rumpf -, zu einem leichten bis schweren Schock, zu Schweissausbrüchen und zu einer harten Spannung der Bauchdecke. Der Bauch wird ja in China als "Sitz der Seele" bezeichnet! Weitere Symptome wären Kopfschmerzen, Erbrechen und Stuhlverhaltung. Oft kommt es auch - wiederum wie im Traum - zu starker Schweratmigkeit und zu schweren Angstgefühlen. Etwa 5% der Vergiftungen sind übrigens tödlich.
Durch die intensive Auseinandersetzung mit dem "Unbewussten"
gerät der Mensch an die Grenze des für ihn Fassbaren. Bei mir war es
jedenfalls so. Hätte ich Drogen konsumiert oder auf einer Alp Puppen
gebastelt, wäre das Gleichgewicht "auf dem Zaun" vielleicht stark
- zu stark - beeinträchtigt worden. Dass eine Stabilisierung mittels
Psychologie versucht wird, ist verständlich, funktioniert jedoch nur
bedingt. Interpretationen verhindern oft, dass die "Schlammfluten der
Wildnis" über die Dämme schwappen, aber sie verbauen letztlich
den Ausblick ins Unbekannte. Schlimmer noch, sie zerstören die Wildnis. Es
gibt jedoch eine Möglichkeit der Begehung. Diese erfordert zwar einiges an
Integrität, aber sie ist durchaus realisierbar. Selbstverständlich
sind auf dem "Weg durch die Wildnis" gewisse Dinge zu beachten.
Hinweise gibt es genug!
Auf Feuerland bei den Yamana reiben sich die Neophyten das Gesicht so lange, bis eine zweite oder sogar eine dritte Haut erscheint. Dies ist "die neue Haut", aber die kann nur von den Eingeweihten gesehen werden! (Vgl. Eliade (1954) 1957 S. 63 Anm. 37.) Durch Bildung einer zweiten Haut, aber auch durch das Überziehen einer Tierhaut oder das Tragen einer Maske kommt es zu einer Erneuerung und sogar zu einer totalen Veränderung der Persönlichkeit. In einer milden Form geschieht dies beim Schminken und beim Ankleiden, wobei nur das äussere Erscheinungsbild bzw. die Persona betroffen ist. Wenn jedoch das "Ganz-Andere" aus den Tiefen des "Unbewussten" auftaucht, kann das Mysterium der Erneuerung oftmals dramatische und beinahe apokalyptische Formen annehmen. Vor allem beim Übergang zu einer neuen Daseinsform. Dazu gehört neben dem OOBE-Zustand auch der Tod.
Am 5. Mai 1968 geschah folgendes:
... Nach einem längeren Aufenthalt in Vietnam, wo es in aller Heimlichkeit mit einer Vietnamesin zu einer intimen Beziehung gekommen ist, kehre ich nach Europa zurück und besuche irgendeine Veranstaltung. Nach einer Weile beschliesse ich, wieder nach Vietnam zu gehen und benutze für die Reise ein Motorrad. ... Weil der Weg immer steil und steiler wird, steige ich ab und gehe zu Fuss weiter. ... Schliesslich muss eine Felswand hochgeklettert werden. Ich weiss, dass oben Asiaten auf der Lauer liegen, die verhindern wollen, dass Westler in ihre Welt eindringen.
Ich rufe laut zu ihnen herauf, sie sollten bitte nichts unternehmen, denn ich sei es ja, der da zurückkomme. Aber die Grenzposten scheinen mich nicht zu hören, denn plötzlich fallen - als ich bis zehn Meter unterhalb des Schluchtrandes hochgeklettert bin - etwa faustgrosse Steinbrocken von oben herunter. Einige streifen und verletzen mich schwer. Beinahe stürze ich ab - und nur mit letzter Kraft kann ich die letzten paar Meter durchsteigen und mich schliesslich über den Rand der Schlucht ziehen.
Mein Gesicht ist nun völlig entstellt. Blutende Hautfetzen hängen lose herunter und einige meiner Schädelknochen sind freigelegt. Als meine asiatischen Freunde mich trotz allem erkennen, helfen sie mir und pflegen mich gesund, denn sie sind sehr erfreut, mich wieder zu sehen. ...
Ich war 1968 so etwas wie ein "Wanderer
zwischen der westlichen und der östlichen Welt" und pendelte zwischen
der alltäglichen und der nächtlichen Erfahrungsebene hin und her.
Dabei kam es immer und immer wieder zu liebevollen Begegnungen. Aber ich tat
dies als total naiver Kerl und ahnte nicht einmal im entferntesten, dass die "Haut
gewechselt" werden musste. Bei der Grenzüberschreitung konnte es zu
schwerwiegenden Verletzungen kommen. Das Reisen war zudem gefährlich und mühsam.
Die Sache ging letztlich im wahrsten Sinne des Wortes unter die Haut und legte
grundlegende Strukturen frei.
Zum Glück waren mir die Bewohner der
"Anderwelt" stets mehr oder weniger freundlich gesinnt. Bei meinen
Aufenthalten im "Unbewussten" hatte ich nämlich nicht gefrevelt -
wenigstens nicht absichtlich. Es kam deshalb nie zu wirklich schwer wiegenden
Racheakten seitens der Bewohner der "anderen Seite". Bei der
Herstellung der Sennenpuppe dürfte hingegen die egoistische Absichtlichkeit
der Sennen frevelhaft gewesen sein - vor allem deswegen, weil sie es
unterliessen, sich kritisch mit dem Tuntschi auseinander zu setzen. Die Sennen
verhielten sich gegenüber dem Tuntschi eher ausbeuterisch und verharrten -
und das dürfte für den negativen Ausgang ausschlaggebend gewesen sein
- im Zustand der Naivität und der sexuellen Ausbeutung.
Aber unter
der Last einer allzu naiven Ausnutzung kann das "seelische" Oekosystem
- wie das "materielle" - früher oder später zusammenbrechen.
Denn was auf der seelischen Ebene geschieht ist eben nicht nur eine
Phantasie. Es ist sogar so real, «dass JUNG seinen
Schülern verbot, aktive Imagination mit vorgestellten lebenden Personen der
Umgebung zu machen» (von Franz
2001:41). Er hatte nämlich beobachtet, «dass dies eine magische
Wirkung auf den Betreffenden ausüben kann» (ibid.).
Es ist effektiv "schwarze Magie", wenn in der AI oder in LD's und
OOBE's eine Konfrontation mit konkret lebenden Personen oder mit anderweltlichen
Wesen erzwungen wird.
Wenn jedoch eine konkret lebende Person aus dem "Unbewussten"
auftaucht, so wurde sie nicht vorgestellt. Sie erschien spontan.
Wie sagte doch Philemon zu C.G. Jung: «Wenn du
Menschen in einem Zimmer siehst, würdest du auch nicht sagen, du hättest
sie gemacht, oder du seist für sie verantwortlich» (Jung 1962:186). Die psychische Objektivität, die «Wirklichkeit
der Seele», kann in einer AI (und in LD's und OOBE's) auch real lebende
Personen umfassen. Und mit diesen muss eine Auseinandersetzung
stattfinden. Es handelt sich in solchen Fällen also nicht um eine
magisch evozierte Erscheinung. Falls sich dies auf der materiellen Ebene
auswirken sollte, wurde es jedenfalls nicht schwarzmagisch herbeigeführt.
(CR Irgendwie haben Faktoren wie Einsamkeit, Eintönigkeit, Langeweile, Sexualnotstand, Schwebezustand UND vor allem die ständige Nähe zu unkontrollierbaren Naturgewalten beim Älpler dazu geführt, dass er sich der "anderen Seite" auch spielerisch anzunähern versucht hat. Dabei - d.h. bei der Herstellung des Tuntschi - kommt es zu einer "hausgemachten" und ziemlich naiven Annäherung zweier Welten, bei der sich die Grenzen auflösen und "Diesseits" und "Jenseits" miteinander verschmelzen und zu einer einzigen Wirklichkeit werden. Ein Spiel ist aber nicht "unernst" bzw. etwas, das bloss so nebenher zu erledigen wäre. Fussballmeisterschaften zeigen dies deutlich, denn innerhalb des vorgegebenen Rahmens läuft alles todernst ab - allein schon die Bestimmung der Rahmenbedingungen erfordert den totalen Einsatz.)
«Wir reden von "Sexualphantasien" - und wir wissen, wie überwältigend solche sein können. Gerade auf dem Gebiet der Liebe und der Sexualität sehen wir, wie mächtig Seele und Trieb sind. Diese Mächte setzen sich manchmal wie blindwütige Dämonen zerstörend über alle Menschlichkeit hinweg. ... Es sind die Mächte der Seele, und wir müssen lernen, mit ihnen richtig umzugehen» (Isler 2000:59).. Für mich waren diese Mächte eine gewaltige Knacknuss - darüber werde ich später bestimmt mal ausführlich schreiben. Zu beachten ist ausserdem dies: «Das Unbewusste ist an und für sich weder gut noch böse. Es ist einfach seelische Natur. Böse wird es erst, wenn wir uns der unbewussten Seele gegenüber falsch einstellen» (ibid. S. 59.60). Ohne Häutung aber geht das wohl nicht und spätestens "auf dem Zaun" bzw. an der Grenze kommt es dazu.
1.11.01 C.G. Jung wusste, als er bei der Arbeit an "Symbole der Wandlung" gegen den Schluss an das Kapitel über das "Opfer" kam, dass ihn seine eigene Auffassung des Inzestes und die entscheidende Wandlung des Libidobegriffes die Freundschaft mit Sigmund Freud kosten würde (vgl. Jung 1962:171f). Nun ist auf der Abbildung 298 auf Seite 759 des Buches "Symbole der Wandlung" eine Statuette zu sehen, die den Priapus darstellt, der lächelnd auf eine Schlange deutet, die in sein Membrum beisst. Die Parallele zum Geschehen vom 20. September 1971 ist offensichtlich. Sie war mir 1971 auch präsent, denn ich hatte das Buch (4. Auflage 1952) zwischen März 1965 und Dezember 1966 gelesen. Aber ich ahnte nicht, dass derartige Dinge mich selber betreffen könnten.
Es kam jedoch anders, denn aufgrund meiner eigenen Auffassungen in Bezug auf die OOBE und die BK kam es zu einer - gemäss Schulanalytiker - totalen "Entgleisung" und schliesslich zur Auflösung der Beziehungen zum Jung-Institut, d.h. zum Bruch mit jenen Leuten, die den Anspruch erhoben, die Auffassungen von C.G. Jung zu vertreten. (Hierzu vgl. den Brief des Analytikers vom 23. Dezember 1977 in Kristallisierende Wassertropfen Teil 2 - Schulanalyse.) Rückblickend kann ich nur sagen, dass ich wohl der Einzige gewesen bin, der den Zusammenhang zwischen AI, LD und OOBE problematisiert und die OOBE von C.G. Jung ernst genommen hat (vgl. Kristallisierende Wassertropfen Teil 3).
Da die Jungianer selber sich keinen Deut um diese Dinge interessiert haben, blockierten sie mich andauernd und liessen mich schliesslich sogar fallen. Sogar eine Marie Louise von Franz hatte 1970/71 noch keinerlei Verständnis für LD's oder gar OOBE's und schob mich definitiv ab. Dieses Scheitern hatte ich allerdings auch meinem eigenen Unvermögen zuzuschreiben, denn es gelang mir damals nicht, mich rechtzeitig von der jungianischen Einstellung zu lösen. Das Geschehen vom 19. Mai 1970, Der Schädelberg, zeigt dies deutlich. Auch die Erfahrung vom 12. November 1972 - Auf Messers Schneide - weist auf mein Unvermögen hin, konsequent an die Sache heranzugehen. Ich schenkte den "archaischen Resten" bzw. meinem "magisch durchdrungenen Ahnenerbe" und den asiatischen Traditionen zu wenig Beachtung.
Christoph Roos sagt deshalb treffend: «Wie C.G. Jungs Gralsgeschichte erst im 12. Jahrhundert zu beginnen scheint, werden auch im Graalsbuch von Emma Jung, an dem von Franz ja massgeblich mitbeteiligt gewesen ist, alle früheren Zeugnisse im Vorwort souverän weggewischt. Das im Hinblick von wegen "missglückter Quest" vom 19. Mai 1970. DIESER Traum scheint mir immer noch das Schlüsselereignis der missglückten Quest infolge deiner jungianischer Einstellung zu sein. Und die Alchemie mag ja gut und recht sein, aber ein Zurückgehen auf die "primitiven Vorstufen" des Schamanismus hätte Jung und den Jungianern wohl zumindest ebenso viel gebracht.
Es ist für mich beim Lesen deiner Texte aufdringlich klar geworden, dass es gilt, dem Geheimnis der Gräber der Ahnen (21. Januar 1974) auf die Spur zu kommen. Auch im Zusammenhang mit Die Statuette aus Babylon (15. Dezember 1973) habe ich schon mehrfach auf das naheliegendste hingewiesen: eben auf den Teppich und den Drudenfuss. Hier hab ich den Eindruck, dass du eine "althergebrachte" Form des Umgangs mit diesen Dingen über Bord wirfst - in voller Begeisterung über den Durchbruch, aber ohne dir genügend darüber klar zu sein, warum diese Gegenstände sich in der Rumpelkammer deiner Vorfahren befinden.
Auch die Motorradrunde des Vaters in Das UFO und die Boten aus Atlantis (27. September 1973) weist darauf hin, dass du die althergebrachten Grenzen sprengst. Und dann tauscht du sie in einem "Modernitätswahn" gleich wieder gegen andere ein - die so genannt "wissenschaftlich-psychologische".
Diese Aspekte und Die Tötung der Bären in der 10. Welt sind - von den Erfahrungen, die ich kenne - die, die mir den bleibendsten Eindruck bzw. am meisten offene Fragen hinterlassen haben. Andere Erfahrungen sind mir fremd geblieben. Oder sie gehören meines Erachtens so in den Handlungsablauf der sich in den obig erwähnten Erfahrungen abzeichnet, dass sich ihre volle Bedeutung wohl erst zeigt, wenn die Fragestellung explizit auf die Ergründung dieser Problematik ausgerichtet wird.»
Das Geschehen vom 28.April 1970 verdeutlicht die Notwendigkeit der Häutung:
... Ich schaue auf meine linke Hand und sehe mit Entsetzen, dass die Haut des Daumens aufplatzt und sich eine etwa ein bis zwei Zentimeter dicke Hautschicht abzulösen beginnt. Das Geschehen setzt sich weiter über die ganze Hand hinweg fort. Dabei bin ich mir meines OOBE-Zustandes vollauf bewusst und überlege mir die möglichen Zusammenhänge.
Zunächst fürchte ich mich vor jener Selbsterkenntnis, die sich meines Wissens aus dem Abstreifen der alten Haut ergeben müsste. Wird jetzt mein wirkliches Wesen sichtbar und in aller Deutlichkeit hervortreten? Könnte das nicht sehr unangenehm sein? Werden nur noch Knochen übrig bleiben? Sozusagen meine knallharten und "fleischlosen" Charakterzüge? Mir schaudert bei diesem Gedanken.
Aber dann geschieht etwas total Unerwartetes. Unter der abfallenden Haut kommt eine neue und weitaus schönere zum Vorschein. - Bald lässt sich die alte Haut des ganzen Armes abnehmen. Sie ist blassrot-weiss. Als hätte ich mich schlangengleich gehäutet und erneuert. Faszinierend!
Ohne Häutung ist kein Wachstum möglich,
denn die alte Hülle wird eines Tages in jedem Fall zu eng. Und wenn der
Wachstumsprozess als solcher zu einem Ende kommt, erneuert sich die Haut dennoch
andauernd. Würde sie diese Fähigkeit verlieren, müsste sie
erstarren und sich verfestigen. Auf der körperlich-materiellen Ebene wäre
dies ein Todesurteil, auf der seelisch-geistigen käme es zu einer totalen
Abschottung und Panzerung. Eine solche macht eine Häutung unmöglich
und unterbindet definitiv jenen Transformationsprozess, der zur Bildung eines "austrittsfähigen
Zweitkörpers" führt.
Häutung bedeutet also nicht
einfach nur die "Befreiung des Ichbewusstseins aus der tödlichen
Umschlingung des Unbewussten", sondern "spirituelles Wachstum"
und "Einstellungswandel in Bezug auf die Grenzziehung zwischen dem Innen
und dem Aussen". Die Haut als Sinnesorgan, hat auch mit Sensibilität,
Atmung und Ausdünstung zu tun. Darüber weiss die Physiologie einiges
zu sagen. Auch die Umgangssprache sagt viel über die Funktionen der Haut
aus, z.B. «Ich möchte nicht in seiner Haut stecken» oder «Es
ist Zeit, in eine andere Haut zu schlüpfen».
Die Haut wirkt
wie ein magischer Kreis oder Ring, wie ein Teppich (vgl. Die
Statuette aus Babylon) und somit wie eine schutzgebende Umhüllung. Sie
bildet eine Grenze und gewährleistet jenen Rahmen, innerhalb dessen eine
Zustandskontrolle möglich ist und die BK erhalten bleibt - wenigstens für
ein Weile. Sie wirkt allerdings auch als Filter und "modelliert"
sozusagen die Umgebung gemäss der eigenen Grenzziehung bzw. Vorstellung.
Die Aufhebung dieser Grenze führt zur Aufhebung jeder Art von Körperlichkeit
(auch der des subtle body) und letztlich zum BK-Punkt.
Solange eine
Haut vorhanden ist, kann mit einer Umgebung, einer Welt, interagiert werden.
Aber wenn sich jemand, z.B. der Älpler, mittels Nährung, Sexualmagie
und Taufe eine "Anima" in Form eines Tuntschi erschafft - und sich
selber "unbewusst" einen "subtle body" -, verliert er die
Kontrolle. Nicht im Sinne des Beherrschens eines Wesens, sondern in dem Sinn,
dass ihm die ganze Sache entgleitet und er der neuen Situation hilflos anheim fällt.
Deshalb wirkt auch kein Bann mehr, denn ein solcher würde ein Diesseits und
Jenseits der Grenze bedingen - eben eine Haut bzw. eine Grenzinstanz. Der Älpler
wird überfordert und somit gehäutet! Und mit der Haut verliert er auch
die bestimmende soziale Struktur und wird unfähig, das Geschehen zu
hinterfragen und jene Problematik "aufs Tapet" zu bringen, die
allgemein als selbstverständlich sozusagen durch die Haut aufgesogen und
verinnerlicht wird. Beginnt er hingegen, sich selber Fragen zu stellen, so
bedeutet das letztlich den Ausschluss aus der Gemeinschaft bzw. den sozialen Tod
und andere Misslichkeiten.
Am 7. März 1974 gehe ich auf der Suche nach hübschen Frauen ziellos durch die Strassen einer Stadt. Der Wunsch mit einer Frau - und zwar ungeachtet der vielen Personen - zu schlafen, treibt mich zwanghaft vorwärts. Schliesslich komme ich zum Eingang eines grösseres Geschäftes. Ich kann gerade noch eintreten, bevor die Türen geschlossen werden. In der Stadt bahnt sich nämlich elne Krise an, die äusserst gefährlich werden könnte.
In diesem Geschäft sind sehr viele Frauen. Trotz meiner unbändigen "Beischlaftendenz" haben sie mich in ihr Herz geschlossen, denn sie kennen mich von früher und finden mich sehr zuvorkommend und hilfsbereit. Deshalb "übersehen" sie meine momentane Befindlichkeit und sind sogar bereit, mich gegen eventuelle Angriffe zu verteidigen.
Eine der Frauen ist mir derart aufgefallen, dass ich sie in ein Nebenzimmer komplimentiere und bitte, sich auszuziehen. Mein Ansinnen, mich mit ihr zu vereinen, erfreut sie derart, dass ihr Tränen in die Augen schiessen. In dem Masse jedoch, wie sie sich entkleidet, wandelt sich ihre Gestalt. Und als sie nackt vor mir steht, ist sie zu einer grossen Schlange geworden. Obwohl mich das Geschehen total verblüfft, bitte ich sie, mit dem Entkleiden fortzufahren - auch wenn es nun zu einer Häutung werden sollte. Sogleich beginnt sie, ihre lebende (!) Haut abzustreifen. Darunter kommt rohes, weissliches Fleisch zum Vorschein.
Als sie zu zwei Dritteln die Haut abgestreift hat, kommt mir der Verdacht, dass die Häutung für sie tödlich sein könnte. Sogleich gerate ich in eine Art von weinerlicher Panik, kann mich aber schnell wieder fassen und sage: «Du könntest ersticken! Ziehe die Haut wieder an und achte beim Annähen' auf die Blutgefässe!»
Sogleich setzt sich das nunmehr total nackte Wesen an einen Tisch und beginnt mit dem Annähen der Haut. Ich hoffe auf die Geschicklichkeit der Schlangenfrau. Und auf die grosse Regenerationsfähigkeit der Haut. Denn nur die wird verhindern können, dass sie stirbt. ...
Die Häutung einer Schlange ist ein durchaus
natürlicher Vorgang. Hier ist sie jedoch fehl am Platz und droht tödlich
zu enden. Mein "beschwörendes" Ansinnen an die Frau, sich in
ihrer Nacktheit zu zeigen, beruht auf falschen Voraussetzungen und einer
Eingleisigkeit des Denkens. Immerhin wird mir klar, dass dieses Wesen die Fähigkeit
besitzt, sich in ein Tier zu verwandeln und dass die Lösung des Problems
darin besteht, dieser Frau ihr eigentliches - sozusagen objektives - Wesen
zuzugestehen und meine egoistischen Wünsche und Vorstellungen aufzugeben.
Ähnlich
wie in der Sage von der Sennenpuppe, die auf "alten tradierten Erfahrungen"
beruht, geht es darum, eine "Umgangstechnik" zu finden, die das Wesen "anderweltlicher
Gestalten" als eigenständig respektiert. In diesem Zusammenhang
scheint die Tuntschisage wie eine Anleitung, wie es nicht gemacht werden
sollte und welche Folgen ein frevlerischer Umgang mit solchen Kräften haben
kann. Weil die "göttliche Ordnung" spätestens in dem Moment
gestört wird, wenn das Traumgeschehen luzid und im OOBE-Zustand
erlebt wird, MUSS eine Auseinandersetzung erfolgen und muss
eigenverantwortlich gehandelt werden.
Aufgrund der BK besteht im
OOBE-Zustand stets die Tendenz, die Sichtweisen der "Leibeswelt"
einzusetzen und ausschliesslich nach Sachverhalten zu suchen, die den gewohnten
Vorstellungen und Denkweisen entsprechen. Erschwerend kommt bei der BK dazu,
dass konditionierte und völlig ungenügend verarbeitete
Verhaltensmuster zu einer zwanghaften Wiederholung, zu einer Erstarrung der
Flexibilität und zu einer Einengung möglicher Verhaltensweisen führen.
Dies geschieht in kombinierter Form am 7. März 1974. Eine der wichtigsten,
aus dem Geschehen sich ergebende Schlussfolgerung ist, dass es um das situationsadäquate
Verhalten geht. Eine Deutung des Geschehens wäre geradezu
kontraproduktiv, denn sie könnte die bestehenden Hürden nicht
beseitigen, sondern würde bloss ein Mehr-Desselben zementieren und die
automatisierten Reaktionen fixieren.
Die Lösung zweiter Ordnung in
Bezug auf die Arbeit mit Träumen besteht in einer Verlagerung der
Aufmerksamkeit. Weg von der Interpretation und hin auf das Verhalten! Das gilt
insbesondere für die normalen Träume - und natürlich auch dort,
wo BK vorhanden ist, also in LD's und OOBE's. Viele bemühen sich
beispielsweise vergeblich, luzid zu träumen. Würde - statt auf
Inhalte, deutende Erklärungen und Amplifikationen - auf das Verhalten des
Traum-Ichs geachtet, könnte tatsächlich Luzidität aufkommen,
zumal eine Reflexion stattfinden muss. Das interpretative Vorgehen im Rahmen
einer Traumanalyse verhindert jedoch eine Bewusstwerdung in Bezug auf
das Verhalten und damit ein luzides Träumen bzw. eine OOBE, denn es kommt
andauernd zu einer fatalen Ablenkung, die inhaltsbezogen und theoriekonform ist.
Werden
hingegen die Verhaltensweisen des Ichs im Sinne des "beständigen Gefühl
des Zweifels" (I Ch'ing) "kontrolliert" bzw. überwacht, kann
das bewusstseinskontinuierliche Ich der Situation entsprechend handeln. Die
Wechselwirkung geschieht bewusst und unter Einbezug der eigenen Verantwortung.
(Hierzu vgl. Astralprojektion 5!) Auch wenn das I
Ch'ing zu Beginn - d.h. im Falle eines "Traum-Ichs" - erst nachträglich
eingesetzt werden kann, lässt es sich jederzeit einüben - bis es
schliesslich zur Gewohnheit wird. Eine Bewusstseinskontrolle ist nämlich
niemals automatisch, sondern lässt sich - auch tagsüber -
reflektieren.
Die Beziehung zum weiblichen Geschlecht ist in den "Traumzuständen"
oft leichtsinnig sexbetont. Die wichtigsten Gründe hierfür dürften
gesellschaftlicher Natur sein. Tatsächlich handelt es sich sozusagen um
eine "städtische Krisensituation". Die konsumatorische
Einstellung zum Sex und der leichtfertige Umgang mit der Nacktheit machen es
beinahe unmöglich, der Frau ganzheitlich zu begegnen und offen auf ihre
Bedürfnisse einzugehen. Irgendwie können die "AUGEN DER KÖRPERWELT"
tagsüber derart auf Sex fixiert sein, dass die damit verbundene Sichtweise
automatisch als "triebartiger" Ballast auf die "Traumebene"
hinüber geschleppt wird. Die "alten" Sehgewohnheiten und der mehr
oder weniger bewusste erkenntnistheoretische Hintergrund der Alltagswelt
erzwingen dann extrem eingleisige Verhaltensweisen - trotz BK und nicht nur in
Bezug auf Sex.
Dabei sind es nicht bloss die grossen und augenfällige
Dinge, sondern auch die kleinen und unscheinbaren, die unhinterfragt und
unreflektiert übernommen werden. Es gibt wohl kein Allgemeinrezept, sondern
nur eine kritische Grundeinstellung, die eventuell hilfreich sein kann. Aber
auch die entspricht oft nur einer anerzogenen und erworbenen Sehgewohnheit.
Diese wirkt als ein Filter und blendet Dinge aus, die unwichtig scheinen. Um aus
dieser vertrackten Situation rauszukommen, muss unbedingt auf das gehört
werden, was jene sagen, die bislang nicht zu Wort gekommen sind und eine
manchmal ziemlich unverständliche Sprache sprechen.
Hierzu sei
nochmals auf das Beispiel des "wie tot daliegenden Schamanen"
hingewiesen. Für die Augen der Körperwelt ist der Eindruck völlig
korrekt, die Beobachtung als solche ist nicht zu kritisieren. Aber die daraus
abgeleitete Schlussfolgerung, der Schamane sei bewusstlos ist falsch bzw. irreführend.
Die besondere Gefahr der BK ist immer die gewohnheitsmässige Verwendung
alltäglicher Sehgewohnheiten und Interpretationsschemata - hüben und
drüben.
Da es oft sehr schwierig ist, zu entscheiden, welcher
Blickwinkel, welche Optik, im OOBE-Zustand angebracht ist, müssen die
Reaktionen der anderweltlichen Wesen (der "Traumgestalten") äusserst
sorgfältig beachtet werden.
Durch das Häuten verliert der Älpler die gewohnte schützende Grenzschicht. Die Haut verliert ihre Funktion und wird durch Annageln auf dem Dach fixiert und somit definitiv aktionsunfähig. Jetzt wäre der Senn eigentlich gezwungen, sich seiner schutzlosen Nacktheit und vor allem der Tatsache bewusst zu werden, dass er sich von einer "jenseitigen" Gestalt hat festnageln lassen. Selbst wenn er das auf der "Traumebene" lebendig gewordene Tuntschi physisch nicht sehen kann, verspürt er dessen Wirkung "am eigenen Leib". Aber jetzt wird's schwierig, denn vom Sennen ist neben der Ebenen- auch eine Geisterunterscheidung gefordert - und er muss sich nun mit den "Mächten des Unbewussten" auseinander setzen. Zwar ist die "andere Welt" mit den physischen Augen nicht zu sehen, aber der Senn hat sie nunmehr erfahren und ist deshalb gezwungen, eine Form der Kommunikation zu finden, die es ihm erlaubt, positiv unter Einbezug der Sprache des Herzens zu interagieren.
(CR Die alte Haut wird FIXIERT. Aufgrund dieses Fixiertseins gelingt es dem Älpler nicht mehr, "unbeschadet" in das bekannte soziale Umfeld zurückzukehren und damit in seine "alte Haut" zu schlüpfen. Die Rückkehr in die Normalität ist jedenfalls erschwert und er erleidet eine Art "sozialer Tod".)
Eine weitere Schwierigkeit ist die Körperlosigkeit
des lebendig gewordenen Tuntschi und die Tatsache, dass die alte Haut des Sennen
gebannt bzw. fixiert wird. Komplizierend kommt dazu, dass mit der "alten
Haut" nicht nur die physische Körperlichkeit des Sennen, sondern in
erster Linie die "alte Einstellung" gemeint ist. Diese
Doppeldeutigkeit dürfte die meisten überfordern, denn neben der BK auf
der Alltagsebene geht es auch um die BK im OOBE-Zustand. Die "körperlose
Körperlichkeit bei erhaltener Bewusstheit" dürfte etwas
verwirrend sein. Es ist einem Sennen kaum ohne weiteres möglich,
einzusehen, dass die Tuntschibelebung als Assimilation der animalischen Triebsphäre
bezeichnet werden könnte, bei der die archaische Psyche in den Lichtkegel
des Bewusstseins tritt. Die Angelegenheit lässt sich nämlich nicht
mehr so einfach mit Hilfe von Fiktionen, Illusionen und Unwissenheit verdrängen.
Es
könnte auch so formuliert werden: Ohne Schatten kommt sich der Mensch
harmlos vor - eben aus Unkenntnis der archaischen Bedingungen seiner Existenz.
Wenn er jedoch bewusst mit der ganzen archetypischen Welt in unmittelbare Berührung
kommt und von dieses archaischen Einflüssen durchdrungen wird, könnte
es heikel werden.
Durch das "Schinden" verliert der Älpler
(und der luzid Träumende) seine Schutzschicht. Von diesem Moment an ist er
den "inneren" und "äusseren" Einflüssen hilflos
ausgeliefert. Vor allem aber kann es ihm ohne Haut nicht gelingen, sich den "jenseitigen
Mächten" gegenüber abzugrenzen durch das Entwickeln und
Beibringen eines bewussten Standpunktes. Aber exakt dies wäre von ihm
gefordert! Er MUSS sich also eine neue Haut wachsen lassen und er MÜSSTE
sich die alte, die zum Trocknen aufs Hüttedach genagelt und damit fixiert
wird, kritisch ansehen. Der Alpabzug und das "Geschundenwerden" lässt
sich - wenigstens in meinem Fall - mit dem Ende der Schulanalyse und der
Bewusstwerdung des alten Paradigma (alte Haut) und dem Paradigmenwechsel
vergleichen.
(CR Spätestens beim Alpabzug und somit bei der Rückkehr in die "Normalwelt" wird das Spiel zum Ernstfall. Es wird dem Älpler nämlich übel vermerkt, dass er sich nun wieder von einem zur Selbstständigkeit erwachten Wesen trennen will, OHNE dieses und somit die "andere Seite" in irgend einer Form miteinzubeziehen. Aber so geht es nicht! Es kann keine Rückkehr in die alte Weltanschauung geben, in der das "Ganz-Andere" ausgeschlossen bleibt. Dies IST ein untauglicher Versuch und deshalb wird dem Älpler die ALTE HAUT vom Tuntschi abgezogen - und in einem Grenz-, Schwebe-und Trancebereich fixiert. Hier kommt es auch zur Blockierung, und hier bleiben jene stecken, die nicht mehr zum "status quo ante" zurückkehren können und dürfen. Und bei den LD's und OOBE's kommt es exakt zu derselben Auflösung der Subjekt-Objekt Grenze und damit zum "Stillstand"!)
Bleibt jedoch die Blockade bestehen, kann es zu
einer VERUNTREUUNG jener Materialien kommen, die von der "andere Seite"
beigebracht wurden - auf der Alp z.B. zu einem unachtsamen
Verschütten von Molken (vgl. (Isler
2000:151)., im Rahmen von LD's und OOBE's zu einem absichtlichen
Vergessen und Verschwindenlassen jener Erlebnisse, die nicht systemkonform
scheinen. Und schliesslich kommt es sogar dazu, dass die Nacht als Quelle der
luziden Erfahrungen und als Begegnungsstätte mit den "furchtbaren Mächten
der Archetypen des kollektiven Unbewussten" (vgl. ibid.
S. 159) als ein "Ort" bezeichnet wird, der unbedingt zu meiden
ist (vgl. hierzu Kristallisierende
Wassertropfen Teil 2 - Schulanalyse), weil sonst eine "paradoxen
Identität mit den Jenseitigen" (vgl. ibid. S. 159ff)
und damit eine Inflation und eine persönliche Katastrophe droht.
Wird
beim Alpabzug die Beziehung zum seelischen Objekt, dem Tuntschi, rigoros
abgeschnitten, entsteht ein Art energetisches Vakuum. Als Ersatz für die für
den Sennen auf der Alp zur Normalität gewordene Belebung der Puppe bilden
sich nun unheimliche, gespenstische Schatten. Und die Alp als solche wird
schliesslich zu einem wüsten, von "Teufelsspuk" belebten Ort und
kann in der Folge nicht mehr bestossen bzw. erschlossen werden. Das "Unbewusste"
versucht mit allen Mitteln, lebendig gewordene seelische Inhalte an das
wirkliche Leben "unten im Tal" anzuschliessen. Denn das Tuntschi
betrifft neben der Emotionalität und Affektivität des Sennen auch
jenes "Anderweltliche", das im Christentums niemals eine zusagende
religiöse Form gefunden hat.
Die Fixierung der Haut des Sennen lässt
offenbar den physischen Körper wie bei einer Katalepsie erstarren. Die
Physis wird bewegungslos und gerät sozusagen in die Gefangenschaft des flüchtigen
Geistes "Tuntschi". Der Körper als solcher wird festgehalten, so
dass er nicht fliehen bzw. davonhasten kann. Aber eben deshalb, weil er
blockiert ist, wird die Seele (der subtle body) frei. Nun wäre es dem Senn
möglich, in den OOBE-Zustand zu gelangen. Aber um diese Zusammenhänge
zu erkennen, müsste beim Alpabzug das Tuntschi - zumindest als gedankliches
Konstrukt - mitgenommen werden. Und unten im Tal könnte es dann zu einer
bewussten und individuellen Auseinandersetzung kommen.
Dass mittels
Fixierung eine Integration durchaus möglich wäre, zeigt das Geschehen
vom 23. Juli 1972:
... In einem kreisförmigen Gebilde werde ich gefangen gehalten. Der Kreis zieht sich immer stärker zusammen. Schliesslich wird die Fixierung derart stark, dass mich gewaltigste Schmerzen durchzucken.
Plötzlich erscheint ein älterer Mann. Er sieht aus wie ein weit fortgeschrittener, sehr zurückgezogen lebender Alchemist. Wenigstens kommt es mir so vor. Und ich weiss, dass derartige Wesen nur in den seltensten Fällen kontaktiert werden können - und dass sie dann als Psychopompos in Erscheinung treten.
Der Alchemist zeigt mir sehr fremdartige Dinge. Es sind intensivstfarbene Wachsgebilde von gewaltigen Ausmassen und von einer fantastischen Schönheit. Auf meine Bitte hin stellt der Mann mir auch Bücher zur Verfügung, in denen diese Figuren beschrieben und erläutert sind. In ihnen sind die Wachsfiguren abgebildet und der Text dazu besagt, dass die Figuren geheimste Mysterien beinhalten und zur Darstellung bringen.
Kaum habe ich ein bisschen in einem der Bücher geblättert, bildet sich ein weiterer Kreis, der mich sofort umschliesst, sich zusammenzieht und mich wiederum und sogar noch stärker fixiert. Und dann muss ich von neuem extrem leiden. Dies geschieht während der Lektüre mehrere Male. Offensichtlich werden auf diese Weise die verschiedensten Dinge zusammengebracht und integriert.
Die Wachsfiguren gleichen puppenartigen Fetischen. Einem Fetisch werden - wie dem Amulett und dem Talisman - helfende, schützende und magische Zauberkräfte zugeschrieben. Durch die Herstellung eines Fetisch (lat. factitus = "künstlich gemacht") wird eine Puppe bzw. ein Objekt geschaffen, das einem übersinnlichen Wesen als Wohnstätte dienen kann. Der Schamane lockt einen Schutzgeist in die Figur. Dann werden dem Fetisch Opfer dargebracht, er wird gefüttert und es wird mit ihm gesprochen wie mit einem guten Freund. Als Wächter stellt man ihn auf die Felder und bei Gefahr wird er laut angerufen. Die Parallelen zur Sennenpuppe sind offensichtlich. Das Einschlagen von Nägeln in einen Fetisch ist ein Schadzauber. Damit sollen z.B. Krankheiten auf den Fetisch übertragen werden.
(CR Zum Umschliessen des Leibes mit einem Ring bzw. einem "ringförmigen" Gürtel sei angemerkt, dass der Werwolfsgürtel sieben Schnallen (Chakren?) hatte. Und das Erdrücken (eines Tieres) ermöglicht z.B. die Erlösung eines Mädchens, das als Toggeli sein Unwesen treibt. Möglich, dass hier ein Zusammenhang besteht zu deiner Erfahrung.
Das mit der Fetischvorstellung gekoppelte animistische Weltbild wird meisten gerade noch und etwas abwertend aus folkloristischen Gründen als interessant betrachtet. Für mich sind jedoch zwei Aspekte wichtig: Die Sennen (zumindest auf der Alp) und Animisten akzeptieren auf ihre Art die Erlebnis-Realität des Geschehens und haben eine für sie gangbare Art des Umgangs mit diesen Phänomenen entwickelt. Damit scheinen sie näher am Erleben und Empfinden zu bleiben als manches psychologische Konzept.
Die Druden als die mehr oder weniger unbewusst umherschweifenden Seelen unglücklicher Frauen (aus welchem Grund auch immer) zu begreifen, sagt mehr aus als irgendwelches "Animagerede". Sie zu erlösen bedeutet Mitmenschlichkeit und nicht ein irgendwann nur noch destruktives Herumbohren im "Subjektiven". Ich will damit die Berechtigung einer psychologischen Betrachtungsweise keineswegs in Abrede stellen. Wenn sie jedoch nicht zumindest eine andere Betrachtungsweise als gleichwertig anerkennt und wirklich als gleichberechtigt neben sich gelten lässt, wird sie für mich irgendwie zum Selbstzweck.
Eine Entwicklung ist nicht mehr möglich, wenn keine Wechselwirkung mit den Erfahrungen zugelassen wird. Nimmt man aber die OOBE zumindest mal als gegeben an, würde sich für die psychologische Betrachtungsweise eine breite Palette neuer Fragestellungen ergeben. Und sie müsste sich auch selbst in Frage stellen. Das "Ausserhalb-des-Körpers-Sein" wird von der Psychologie auf eine rein subjektive Befindlichkeiten reduziert und - verdrängt.
Im Volksglauben aber blieb die Überzeugung am Leben, wonach das "zweite" Ich die Fähigkeit hat, den grobstofflichen Körper jederzeit zu verlassen. Der "suble body" kann sogar die Gestalt eines beliebigen Tieres annehmen. Wollte Odin - so wird erzählt - seine Gestalt wechseln, dann lag sein Körper wie schlafend oder tot da und er selbst wurde zum Vogel oder zu einem wilden Tier, einem Fisch oder einer Schlange.
Es geht einfach darum, ob man bereit ist, diesem scheinbar überlebten und unwissenschaftlichen Ansatz in irgendeiner Form einen "Wirklichkeitscharakter" zuzugestehen. Eine jungianische Deutung des Satzes über den alten Odin würde wohl ein halbes Buch füllen, und letztendlich weniger über das Geschehen aussagen als diese wenigen Worte aus der Ynglingasaga.)
In Graubünden wird als Mittel gegen das
Toggeli u.a. das zu Tode-Drücken einer schwarzen Henne im Stall angegeben.
Da ich selber das Zusammenziehen des Kreises wie ein "Drücken"
empfunden hatte, könnte mit dem "Gepresstwerden" ein
Zusammenhang mit dem "Mysterium der freischwebenden Seele bzw. des Zweitkörpers"
ausgedrückt worden sein. (Die Abb.
296 in Jung 1952:756 zeigt die FIXATIO (Gefangenschaft) als
Stufe des alchemistischen Prozesses: In einer Art Sarg liegt eine doppelköpfige
(androgyne) Gestalt, die aufgrund der "Umschlingung" wie
zusammengepresst erscheint. Und aus dem (quaderförmigen) Sarg entsteigt
die Seele (der subtle body) in den Himmel. Der "subtle body" ist auch
mit der "Seelenschlange" (serpens mercurialis) verwandt.)
Der
Begriff "Gefangenschaft" bezeichnet in der Alchemie das Fixiertsein
des volatilen Geistes bzw. des "subtle body" (der Seele) im physischen
Körper. Wie eine Sklavin ist die Seele in der Physis festgehalten, bedrängt
und gefesselt in Finsternis und Nebel. Zu ihr dringt nun das "Lebenselixier"
(das aqua permanens bzw. die BK) und erweckt sie aus dem Schlaf. Der Zweitkörper
kann aufgrund des Wandlungsprozesses der mit der Materie verbundenen
Vorstellungen extrahiert werden und den OOBE-Zustand realisieren.
«Der
Mondgöttin Diana wird auch nachgesagt, dass sie die Frauen lehrte, ihre
geheimen Begabungen zu nützen. Diese Berichte stammen aus der Zeit der
Etrusker. So zeigte die Göttin als Herrin der geheimen Liebe, die in der
Dunkelheit der Nacht ihre Erfüllung findet, wie die Frauen und Mädchen
nachts heimlich ihren Geliebten in Gestalt einer Katze besuchen konnten»
(Alexandra
Burgér "DIE KATZE - EINE MYSTISCHES WESEN?").
Da
es jungen Frauen möglich sein soll, das "Toggeli" (den subtle
body z.B. in Katzengestalt) auszusenden, ist es nahe liegend, dass dieses "Toggeli"
(= Schrättli) mit dem Albdrücken in Verbindung gebracht wird. Meist
sind das sehr in sich zurückgezogene und besinnliche Mädchen, die -
wie die Katzen - den lärmenden Massenbetrieb meiden. Darum - so meint man -
haben sie es auch schwer, einen passenden Mann zu finden. Daher wandern diese Mädchen
in ihren Träumen in Gestalt einer schönen Katze über die Dächer
und suchen nach einem Liebsten. Manchmal kommen sie auf diesen Wanderungen auch
in die fernsten Länder und haben die seltsamsten Erlebnisse (Reisen im
OOBE-Zustand). Treffen sie auf den Mann, der ihnen bestimmt ist, dann sieht
dieser in seinen Träumen ihr Bild und es ist ihm, als könne er ohne
dieses Mädchen nicht mehr leben (vgl ibid.).
Literaturverzeichnis
Eliade, Mircea Schamanismus und archaische Ekstasetechnik (Zürich:
Rascher, (1954) 1957)
zurück zu Yamana
Isler, Gotthilf Die Sage von der Sennenpuppe in: Gotthilf
Isler, Lumen naturae - Zum religiösen Sinn von Alpensagen (Verlag Stiftung
für Jung'sche Psychologie: Küsnacht ZH, 2000 (Zuerst erschienen in:
Terra plana. Heft 3, Mels 1981))
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Jung C.G. Symbole der Wandlung (Zürich: Rascher, 4. Aufl.
1952).
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Jung C.G. «Erinnerungen, Träume, Gedanken»
(Aufgezeichnet und hrsg. von Aniela Jaffé, Zürich: Ex Libris, 1962)
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von Franz, Marie-Louise «Aktive Imagination» in:
JUNGIANA - Beiträge zur Psychologie von C. G. Jung, Reihe A Band 10 (Verlag
Stiftung für Jung'sche Psychologie: Küsnacht ZH, 2001: 39-45)
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