Die Tötung der Bären und
die Evolution des Menschen Werner Zurfluh |
e-mail: | Homepage | Glossar |
Am 7. Januar 1974 führte mich ein "Seelenführer" (Psychopompos) durch zehn Welten. Diese Erfahrung ist in den Quellen der Nacht beschrieben (Werner Zurfluh "Quellen der Nacht: Neue Dimensionen der Selbsterfahrung" (Interlaken: Ansata, 1983 S..82-100)). Die zehnte Welt war mir allerdings stets ein Rätsel, zumal das Geschehen dem Gewohnten total widersprach und mir völlig unbegreiflich war. Zudem wollte ich einfach nicht wahrhaben, dass es eine solche Welt gibt.
[S. 98] ... Für mich war die neunte Welt Abschluss und Vollendung einer langen Kette von Ereignissen. Alles war absolut vollständig geworden und zu einem friedvollen Abschluss gekommen. Es schien mir unmöglich, sich ein Mehr zu denken! Aber dann wurde ich in eine zehnte Welt versetzt.
[S. 99] Obwohl ich bereits in der zehnten Welt bin, weigere ich mich, die Tatsache zu akzeptieren, dass es nach der Christus-Welt noch etwas anderes gibt. Vorwurfsvoll schaue ich zum Psychopompos, der mich immer noch begleitet und mich in diese unmögliche Situation gebracht hat. Grundsätzlich bin ich mir zwar bewusst, dass ich im Unrecht bin, weil mich meine Beschränktheit, meine Vorurteile und meine Erziehung die ganze Sache falsch sehen lassen, aber das hindert mich keineswegs daran, mit allen Mitteln zu versuchen, den Seelenführer zu entlarven oder zumindest mit ihm zu hadern.
Wir sind in einem Gebäude und nicht mehr auf dem Fluggleiter, was ich vor lauter Ärger, Unmut und Auflehnung zuerst nicht einmal bemerkt habe. Ich muss mich zusammennehmen und etwas mässigen, denn sonst würde ich mich zu Hause im Bett wiederfinden (und noch mehr ärgern) und komme der Aufforderung des Psychopompos nach, mit ihm zusammen das Gebäude zu verlassen.
Draussen verschlägt es mir für einen Moment die Sprache, denn vor mir erstreckt sich bis zum Horizont eine Schnee- und Eiswüste mit riesigen Pulverschneeverwehungen, die über die Ebene verteilt sind und den Eindruck einer in den Polarkreis versetzten Dünenlandschaft erwecken. Die Sonne steht derart tief, dass sie hinter den Dutzende von Metern aufragenden Schneewächten verborgen bleibt und nur Strahlenbündel zu sehen sind, welche die vollkommen stille Ebene mit einem seltsam verklärten Licht überziehen.
Ein plötzlicher, starker Windstoss wirbelt eine Unmenge Pulverschnee auf und zerstiebt ihn -- und leise senkt sich der hochgeblasene Schnee wieder auf die weisse Landschaft hinunter, durchspielt von gelbem, völlig klarem Licht. Ein unvergessliches, glitzerndes und funkelndes Schauspiel von Wind, Schnee und Licht.
[S. 100] Erst jetzt fällt mir auf, dass es klirrend kalt ist und ich dicke Fellkleidung trage. Unten am Ende eines leicht abfallenden Weges steht neben einem überaus grossen erlegten Eisbären eine Gruppe von Eskimos. Da sie zu mir hinaufschauen und auf mich zu warten scheinen, gehe ich langsam zu ihnen hinunter. Unter meinen Füssen knirscht in der Stille der kalte Schnee. Unterwegs lasse ich mir nochmals alles durch den Kopf gehen: den Austritt aus meinem zu Hause im Bett liegenden Körper, den wundervollen Blütenbaum, die merkwürdige Reise durch die verschiedenen Welten und vor allem den Übergang von der neunten in die zehnte Welt. Dieser Wechsel bereitet mir nach wie vor Mühe, ich kann nur verständnislos meinen Kopf schütteln, lehne mich aber nicht mehr dagegen auf, sondern schicke mich ins Unvermeidliche. Um das Mass vollzumachen, muss ich nun den Eskimos helfen, den Bären abzuhäuten und zu zerlegen.
Früher habe ich mich in ähnlichen Situationen vor derart grausigen Arbeiten stets drücken können, aber jetzt bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als selbst ein grosses Messer zu packen und mitzuhelfen. Sonst würde ich in den Alltag zurück flüchten!
Ich schneide mit dem Messer die Bauchdecke auf und zerre sie seitlich herunter -- wahrlich keine angenehme Aufgabe. Die Eskimos schleifen den halb abgebalgten Eisbären zu einem Gemeinschaftsiglu auf der anderen Seite des kleinen Tälchens hinüber, wo die Zerlegung fortgeführt werden soll. Ich folge ihnen und sehe in der Ferne einige riesige Eisbären, die offensichtlich darauf warten, erlegt und zerstückelt zu werden. Sie sind den Menschen keineswegs feindlich gesinnt und wollen getötet werden! Ich weiss genau, dass diese Bären für den Menschen von grösster Bedeutung sind, aber ich kann beim besten Willen den Zusammenhang nicht erkennen und nicht begründen, weshalb und wozu. -- Ich versuche eine Lösung zu finden und gleite dabei beinahe unbemerkt wieder in den schlafenden Körper zurück und bleibe eine Weile still liegen, stehe dann auf und mache ein paar Notizen.
Es gelang mir all die Jahre bis 1999 nicht, das Geschehen in der zehnten Welt auch nur annähernd zu begreifen. Nun las ich Ende November in Das Buch des Wissens: Die Schlüssel des Enoch von J.J. Hurtak (Spiez: Academy for Future Science, (1973) 1996 (Vertrieb: Zentrum der Einheit, Schweibenalp, CH-3855 Brienz)) etwas, das mir - trotz der etwas gewöhnungsbedürftigen Sprache des Autors -- seltsam vertraut schien:
[S. 54] «Kesil (Orion) strahlt die Gnosis aus, das Wissen, das die Pneumatikoi hervorbringt, die geistigen Kräfte des Christus. Doch das präphysische Gewand aus LICHT, das zur Verkörperung dieses höheren Lichtbewusstseins benötigt wird, kommt von den Plejaden. Diese geben uns auch die Lichtgewänder der negativen Masse, die die Xoikoi formt, das physische Spektrum der vielen, die berufen sind. Zwischen diesen beiden befinden sich die Psychekoi, die rationalen Geister (minds), die ihre Mentalenergie aus den niederen Himmeln beziehen und Macht für sich wollen. Sie hindern die Xoikoi daran, die geistige Gnosis der Pneumatikoi zu empfangen.»
Die Aussage, dass es Wesen gibt, «die ihre Mentalenergie aus den niederen Himmeln beziehen und Macht für sich wollen», liess in mir Erinnerungen hochsteigen -- z.B. die vom 18. September 1978 (vgl.Sexualmagie und Dimensionswechsel 4/4):
... Wie wir ein breites Tal hinauffliegen, das zu einem Paß führt, sehe ich etwas, das mich noch wesentlich mehr beunruhigt als die Kälte. Der über den Paß brausende kalte Wind hat - was noch niemals geschehen ist - die Bäume über mehrere Quadratkilometer geknickt und die Flächen beinahe blankgefegt. Die Tiere sind in schrecklicher Not. ...
Alles bricht zusammen, denn es bläst ein heftiger Sturmwind "von der anderen Seite". Dieser Orkan könnte tatsächlich von Wesen erzeugt worden sein, «die ihre Mentalenergie aus den niederen Himmeln beziehen und Macht für sich wollen». Eine beunruhigende Vorstellung! Ausserdem schreibt J.J. Hurtak etwas, das mich zum ersten Male nach 25 Jahren blitzartig erahnen liess, worauf die Ereignisse in der zehnten Welt vom 7. Januar 1974 hinweisen:
«In der Entwicklung unseres lokalen Universums hat es viele gefallene Planeten gegeben, die für sich ein Ewiges Erbe mit dem VATER beanspruchten. Enoch sagt uns jedoch in diesem Schlüssel ganz deutlich, dass die Adamische Rasse, die Familie GOTTES, in ihrer physischen Gestalt von Orion und den Plejaden gekommen ist; wobei die Plejaden sowohl die wahre Wiege (das Samenbeet) als auch der Thron (die Codes) als Träger des präexistenten LICHT-Bewusstseins sind. ...
[S. 55] ... und gemeinsam werden wir durch die Pforte des Grossen Bären gehen und zur Ebene der höheren Sternintelligenzen aufsteigen.
Schliesslich werden wir ... sehen, wie sich die Sternenpforten im Grossen Bären und in den Plejaden öffnen werden und die "Merkabah" herabsteigen wird. ... Wir werden die alten geometrischen Formen des Grossen Bären sich gemäss den Waagschalen von Orion und den Plejaden verändern sehen.
Der Grosse Bär (Ursa Major) und der Kleine Bär (Ursa Minor) sind die Schwellenpforten der niederen Evolution, im Gegensatz zu den Plejaden ... (Und es) werden die planetaren Intelligenzen von den Beeinflussungen durch Ursa Major und Ursa Minor, den negativen Einflüssen befreit werden ...
(Andere Intelligenzen arbeiten zusammen) mit unserem Sonnensystem über die Mittel-Station Arkturus, die die niederen Himmel öffnet, indem sie den beherrschenden Zugriff von Ursa Major ausschaltet und es dadurch den niederen Himmeln ermöglicht, sich in die Ausrichtung mit dem wahren Sternzeiger der Plejaden zu bewegen.
... Der Grosse Bär steht als die Schwelle, die der MENSCH auf diesem Planeten überwinden muss, ehe er vom Bewusstseinsbild des Bären, welches Gedankenformen von Krieg und Zerstörung ausstrahlt, befreit sein wird.
... (Man kann von drei grundlegenden Menschentypen ausgehen, nämlich:)
1. den Xoikoi, den Lehmmenschen, die zur Evolution fähig sind, die aber (innerhalb unseres Schöpfungsbereichs) weitgehend von der gefallenen (d.h. unter dem gefallenen Einfluss des Grossen Bären stehenden) Chemie dieses physischen Universums beherrscht werden, und blind gegenüber den höheren Ordnungen von Sternevolution sind;
2. den Psychekoi, den Verstandesmenschen, die der Mathematik der Zirkumpolarbereiche des Kleinen und des Grossen Bären dienen und die über die "Götter" nur als mythologische Manifestationen der Mazzaroth, der zwölf Zeichen des Zodiak, nachdenken; und
3. den Pneumatikoi, den wenigen, die auserkoren sind, mit den Herren des Lichts zu arbeiten und die zu den Plejaden als dem Göttlichen Bären aufsehen in Konjunktion mit den Stationen von Orion ...»
Demnach gibt es Kräfte, welche die
spirituelle Entwicklung des Menschen zu verhindern suchen. Es sind Energien, die
etwas mit dem "Grossen Bären" zu tun haben. Doch werden sich «die
alten geometrischen Formen des Grossen Bären ... gemäss den
Waagschalen von Orion und den Plejaden» verändern. Und erst danach
wird es möglich, «zur Ebene der höheren Sternintelligenzen»
aufzusteigen. Die Frage ist nur, wie dies geschehen soll bzw. wie dies im
einzelnen Menschen zu Darstellung kommt.
Die planetaren Intelligenzen
werden von der negativen Beeinflussung, die von den Schwellenpforten der
Sternbilder des Grossen und des Kleinen Bären ausgehen, befreit. Dies
geschieht -- gemäss Erfahrung vom 7. Januar 1974 -- in einer zehnten Welt.
Ermöglicht wird dies durch ein Selbstopfer der (Eis-) Bären.
Andererseits aber auch dank des Einsatzes der "Eskimos", die sich
zuweilen als "Bärenhüter" bezeichnen. Neben den Bären
und den "Eskimos" ist bei diesem Geschehen aber auch der einzelne
Mensch beteiligt. Die Rolle, die mir dabei zukommt, ist die eines Helfers. Meine
Aufgabe ist es zunächst, den Bären abzuhäuten. Später soll
ich dann bei der Zerlegung assistieren. Was andere Menschen in diesem
Zusammenhang zu tun haben werden, weiss ich nicht. Die einen werden das Fell
gerben und die Knochen säubern, die anderen haben Sehnen zu präparieren,
damit sie als Nähzeug zu gebrauchen sind. Es gibt viel zu tun - und es gäbe
viel darüber zu schreiben. Aber in diesem Text geht es ja nicht darum, die
Symbolik des Gerbens, die Behandlung der Knochen oder das Nähen zu erläutern.
Es würde sogar zu weit führen, auf das Problem des Abhäutens
einzugehen.
Zunächst ist zu beachten, dass sich das Ich (hier eben
meine Person) bei all diesen Ereignissen sich sowohl der nicht-alltäglichen
Situation als auch seiner Identität voll bewusst ist. Was die Bewusstheit
betrifft, sind keinerlei Abstriche zu machen. Ich bin der, der ich bin. Mein
Bewusstseinszustand unterscheidet sich einzig insofern vom Bewusstseinszustand
im Alltag, als die Bewusstseinsinhalte sich von den Inalten
tagsüber unterscheiden. Die Selbstbewusstheit ändert sich nicht
aufgrund einer veränderten Situation. Wer von der Wohnstube in die Küche
läuft, um sich ein Bier aus dem Eisschrank zu holen, ändert unterwegs
nicht seine Identität. Was sich ändert, das sind die
Bewusstseinsinhalte und nicht die Ich-Bewusstheit.
Zurück zur Abhäutung des Eisbären:
Aufgrund der Tatsache, dass ich luzid bzw. bewusstseinskontinuierlich (oder wie
man dies auch immer nennen mag, zB. hellwach, alert, klar usw.) bin, erinnere
ich mich nicht nur an die Alltagssituation (die hier in der Eiswelt ziemlich
belanglos ist), sondern auch an frühere nächtliche Erfahrungen.
Aufgrund dieser Erinnerungen komme ich zur Feststellung, dass ich in ähnlichen
Situationen -- wenn immer möglich -- vor derart grausigen Arbeiten die
Flucht ergriffen habe. Ich schätzte es beispielsweise nicht, in einem
Schlachthof zwischen baumelnden toten Kühen durchzugehen, um Blut zu
holen. Und ich hätte es wohl kaum geschafft, eine von einem Auto überfahrene
Katze von der Strasse aufzulesen, deren Gedärme aus dem aufgeplatzten Leib
hingen. Scheusslich! Das waren allerdings "alltägliche"
Situationen. Und bei denen kann man einfach wegsehen -- oder man kann die Arbeit
jemand anderem überlassen.
In einem Klartraum gibt es noch weit
schlimmere und abscheulichere Dinge. Es wäre -- dank der Luzidität --
angesichts des toten Eisbären ein Leichtes gewesen, die Erfahrungsebene zu
wechseln und in den Alltag zu flüchten.
Nun ein Wort zum Problem "Bärenhüter":
In "Die Schlüssel des Enoch" wird gesagt, dass andere
Intelligenzen «mit unserem Sonnensystem über die Mittel-Station
Arkturus» zusammenarbeiten. Arkturus wird auch der Bärenhüter
oder "Beobachter des Grossen Bären" genannt. Sein arabischer Name
ist Wächter des Himmels (Al Harisa al Sama).
Eskimos leben
in der Arktis, dem "Bärenland". «Art' und Arctos'
sind das keltische bzw. griechische Wort für Bär. ... König Artus
... ist seinem Namen nach der Bärenmann' und symbolisiert auf Erden
die Entsprechung des Fixsterns Arcturus'» (Christine
Steiger Eine Zeit, die Teddybären braucht (Esslingen: Zaunreiter,
2000 S.39)).
Der Mann einer alten Frau, der Herrin der Jagdtiere
der Eskimos der Ostküste Labradors, lebt in Gestalt eines riesigen Eisbären
in einer Höhle. Er frisst einen Schamanen-Novizen Stück für Stück
auf und spuckt ihn hernach als fertigen Schamanen wieder aus (vgl.
Hans Peter Duerr Sedna (Frankfurt a.M.: 1985 S.39)). Bei vielen Völkern
war die Herrin der Tiere eine Bärin, und der Bär selber wurde häufig
als eine befellte und sehr libidinöse Frau' gesehen, der man nach der
Tötung zumindest imitierend beiwohnen musste (ibid. S.85f).
Dies wird in dem Moment verständlich, wenn daran gedacht wird, dass es
prinzipiell immer darum geht, mit einem "anderweltlichen Wesen"
zusammenzukommen, um vormals getrennten Weltenebenen zu verbinden. Dies zeigt
sich auch in der Erfahrung Höhle
und Däumling vom 13. Januar 1981.
Vermutlich spüren
luzide TräumerInnen instinktiv, dass Alltag und Anderwelt irgendwie
zusammenkommen müssen. Normalerweise ist das mit dieser Ahnung verbundene
Gefühl eher dumpf und vor allem unreflektiert. Dies dürfte denn auch
der Hauptgrund dafür sein, dass es in luziden Träumen bzw. ausserkörperlichen
Erfahrungen derart häufig zu triebhaft wirkenden sexuellen Kontakten kommt.
Doch keineswegs alle sexuellen (Traum-) Kontakte sind auf Wunscherfüllung
und Triebhaftigkeit zurückzuführen.
Ein bewusstes bzw.
luzides Ich entscheidet sich für oder wider eine
bestimmte Handlungsweise unter Berücksichtigung aller an der
augenblicklichen Situation Beteiligten. Dabei kann es sich herausstellen, dass
der Vollzug der geschlechtlichen Vereinigung der Situation am ehesten entspricht
und die beste Lösung ist. Im Geschehen vom 7. März 1974 ging es
beispielsweise um die Erlösung einer jungen Frau aus ihrem Geisterdasein.
Dies geschah mittels Beischlaf! Eine andere Möglichkeit gab es nicht!
Eine
(Traum-) Gestalt kann also möglicherweise einzig mittels eines Koitus erlöst
werden. In diesem Zusammenhang ist daran zu erinnern, dass gewisse Märchen
davon erzählen, dass ein Tier den Menschen flehentlich darum bittet, es zu
töten. Würde die Tötung unterlassen, bliebe das
tierliche Wesen unerlöst! Problematisch wird es beim Beischlaf erst in dem
Moment, wenn er zum Egotrip verkommt (hierzu vgl.
Vereinigung differenziert).
Ein Koitus sollte im Wissen um die Tatsache geschehen, dass es zum
gegenseitigen Erkennen kommt. Es besteht sogar die Möglichkeit, sich
geistig weiterzuentwickeln bzw. einen weiteren evolutiven Schritt zu tun.
Nun zum Problem der Schlachtung und Zerlegung
der Bären. Dieses Geschehen ist eine rituelle und keineswegs eine
wesenszerstörende Handlung. Nur in einer konsumorientierten Gesellschaft
kommt es zu einer systematischen und definitiven Vernichtung von Tieren. Es geht
in der "zehnten Welt" aber nicht darum, Tiere massenweise zu
produzieren und industriell "am Fliessband" abzuschlachten. Vielmehr
bleibt das "bärenartige Wesen" erhalten. Es wird dem "Bären"
geholfen, sich zu transformieren und neu auszurichten. Nur so kann der Mensch
materiell und spirituell überleben. Dies zeigen folgende Beispiele:
Bei
den Ainu auf Hokkaido hat «die stets zeremoniell vorgenommene Bärentötung
nichts mit einem Opfer zu tun», denn «der Bär selbst ist die
Gottheit.» Die sich als Bären verkörpernden Wesen leben in ihrer
menschlichen Gestalt in einer anderen Welt, kommen jedoch gelegentlich auf die
Erde, um hier in Gestalt eines Bären oder eines anderen Tieres zu "spielen".
Der Bär als solcher ist der "oberste Gott", und sein Name
bedeutet schlechthin "Gott" (kamui). Die Tötung des Bären
«wird von den Ainu als eine heilige Handlung angesehen, weil damit die
Gottheit selbst ins Haus kommt: Fleisch und Fell sind Geschenke, die sie
mitbringt. Ein Tier, das nicht von den Menschen getötet wird, hat ein
trauriges Los, denn es wandert dann endlos auf Erden. Das getötete Tier
jedoch ist zufrieden, weil es in seine göttliche Welt» zurückkehren
kann. (Ivar Paulson, Åke Hultkrantz und Karl Jettmar Die
Religionen Nordeurasiens und der amerikanischen Arktis (Stuttgart:
Kohlhammer,1962 S.74.)
Bei den alten Finnen galt der Bär
als ein besonders mächtiges und direkt "heiliges" Tier.
Stellenweise wurde es sogar mit dem Herrscher über die Tiere, dem Wald- und
dem Wildgeist, identifiziert. Um guter Jagdbeute willen haben die Jäger
sogar förmliche Verträge mit diesem Geist abgeschlossen. Mit den Bärenfeiern
in Zusammenhang stand vor allem die Aufbewahrung der Tierknochen, wovon in den
"Bärenliedern" der finnischen Volksdichtung gesungen wird. Die
rituelle Verehrung eines erlegten Bären wurde mit der sog. "Bärenkopffeier"
abgeschlossen, bei welcher der abgenagte Bärenschädel an einem
geheiligten Baum mit Blick nach Osten angebracht wurde. Und wie einen
menschlichen Toten ermahnte man den Bären, nicht zu spuken. Ausserdem bat
man ihn, zu Hause im "Waldheim" den Artgenossen zu berichten, dass er
von den Menschen gut behandelt worden sei. Deshalb könnten auch sie sich
willig und ohne sich zur Wehr zu setzen einfangen lassen. (Vgl.
ibid. S. 190f.)
Bei den Lappen hatte der Bär ebenfalls eine
Vorrangstellung und wurde mit besonderer Hochachtung behandelt. Die Bärenjäger
begaben sich in einer Prozession zur Höhle des Bären. An der Spitze
ging derjenige, der das Tier entdeckt hatte, «nach ihm der Schamane,
zuletzt der, dem es oblag, den Bär zu töten. War dieser erlegt, dankte
man ihm in einem Gesang dafür, dass er den Jägern nichts Böses
angetan hatte.» Das Fleisch wurde «ins Winterzelt gebracht und von den
Männern zerteilt und zubereitet. ... Während eines dreitägigen
Festes wurde das Fleisch des erlegten Bären verzehrt. Nichts davon durfte
aufgespart werden.» (Vgl. ibid. S. 288f.)
Dem Rationalisten wird dies alles als Aberglaube
und Humbug vorkommen. Zwar wäre er als "Lehmmensch" zur Evolution
fähig, doch bleibt er weitgehend unter dem Einfluss jenes nicht-transformierten
"Grossen Bären", der die Chemie dieses physischen Universums
beherrscht und blind gegenüber den höheren Ordnungen von
Stern-Evolution sind. Und als "Verstandesmensch" ist er der Mathematik
der Zirkumpolarbereiche des Kleinen und des Grossen Bären hörig. "Götter"
sind für ihn bloss Mythologeme, d.h. mythologische Gestalten innerhalb der
mythischen Überlieferung eines "primitiven" Naturvolkes.
Aber
es heisst bei J.J. Hurtak, dass dank der "arkturischen" Zusammenarbeit
die "niederen Himmel" geöffnet werden, wodurch der beherrschende
Zugriff von Ursa Major, der Gedankenformen von Krieg und Zerstörung
ausstrahlt, ausgeschaltet wird. Eine Offenheit hin zur Multidimensionalität
des Seins führt tatsächlich zur Relativierung der ausschliesslich
rationalen Denkweise und zu einem Mitleben des "Herzens" bzw. des Gefühls.
Dadurch wird es den "niederen Himmeln" möglich, sich «in die
Ausrichtung mit dem wahren Sternzeiger der Plejaden zu bewegen».
Am
7. Januar 1974 schleppen die Eskimos den halb abgebalgten Eisbären zu einem
Iglu. In der Folge wird der Prozess der "Überwindung des Bären"
im wahrsten Sinne des Wortes "verinnerlicht", denn die Zerlegung
findet im Iglu statt, d.h. im menschlichen Wohnbereich. Dies hat unter Einbezug
des Rationalen zu geschehen, allerdings ohne dessen Anspruch auf
Ausschliesslichkeit. Das Denken kann und muss zu einem Teil des Ganzen werden.
Mit Denken allein könnte die Zerteilung und Aufteilung des Fleisches nicht
gelingen, aber ohne Einsatz des unterscheidenden Denkvermögens auch nicht.
Die
riesigen Eisbären lassen sich also mit dem von J.J. Hurtak angesprochenen
beherrschenden Zugriff von Ursa Major in Verbindung bringen. Demnach verkörpern
sie jenen in der westlichen Welt vorherrschenden Rationalismus, welcher Gefühle
oder gar die Dimension des Spirituellen rigoros ausgrenzt. Aber jetzt, im "nachchristlichen
Zeitalter" der zehnten Welt, wartet das "Rationale" in Form der
riesigen Eisbären darauf, erlegt und zerstückelt zu werden.
Offensichtlich will es sich in gewandelter Form wieder ins Leben
integrieren. Es opfert sich sogar freiwillig, denn es ist dem Menschen
keineswegs feindlich gesinnt. Es will in seiner Ausschliesslichkeit getötet
werden! Rationales Denken ist für den Menschen von allergrösster
Bedeutung, aber es darf den Menschen nicht beherrschen - und es will ihn auch
nicht beherrschen.
1974 und auch später konnte ich die oben
angesprochenen Zusammenhänge nicht erkennen und auch nicht begründen,
weshalb in der "zehnten Welt" die Dinge so geschehen mussten. Dank der
im "Schlüssel des Enoch" gegebenen Ausführungen ist mir klar
geworden, worauf damals hingewiesen wurde. (Nicole Niedermann
sei an dieser Stelle herzlich dafür gedankt, dass sie mich auf J.J. Hurtak
aufmerksam gemacht hat.)
Folgt man übrigens den Hypothesen
australischer Neurologen, «so entsteht ein Bild des Gehirns, dessen
zentrale Aufgabe in der Verhinderung von Genialität
besteht». Das gesunde Gehirn ist ständig damit beschäftigt, «Informationen
intelligent zurückzudrängen, damit die vom freien Willen geführte
Aufmerksamkeit allein bestimmt, was in das Bewusstsein tritt. Die Einseitigkeit
entsteht somit im gesunden Gehirn erst durch den eigenen Willen.»
(Wolfgang Held Das begabungslose gesunde Gehirn"
in: Das Goetheanum - Wochenschrift für Anthroposophie Nr. 44 - 31.10.1999
S.802 (Quelle: www.anu.edu.au) (Hinweis von Marcel Frei).)
Prinzipiell
geht es wohl darum, Einseitigkeit aufzugeben bzw. bewusst auf
Vorurteile, Voreingenommenheit, Parteilichkeit, Befangenheit und Engherzigkeit
zu verzichten -- und so zu wachsen wie jene drei Birken, von denen mir SG am 20.
Dezember 1999 in einer Email schrieb:
«Nahe meines Wohnortes existiert eine etwa 200 qm grosse öffentliche Wiese, die - obgleich bebauten Wohngebietes - offenbar keinen weiteren Zweck zu erfüllen scheint. Dort stehen am Wegrand sieben Bäume: eine kleine Tanne sowie sechs Birken. Die Birken sind in einer Symmetrie angeordnet, die offenbar nicht zufällig ist. Drei Birken stehen parallel zueinander, wobei der Abstand der jeweils äußeren zur mittleren exakt gleich ist. Drei weitere Birken scheinen einen gemeinsamen Ausgangspunkt zu haben und sind dreieckig angeordnet. Im Zentrum des Dreieckes liegt ein etwa 30 cm grosser Stein.»
Stein und Birken können ebenso friedlich zusammenleben wie Denken und Gefühl. Dieses Bild ist wahrlich ein Koan. Es liesse sich problemlos reduktiv-rational "zerlegen", aber dadurch verlöre es sein Leben und die Genialität des Augenblicks.
Konvertierung zu HTML Dezember 1999
Homepage:
http://www.surselva.ch/oobe
e-mail: werner.zurfluh@surselva.ch
©Werner
Zurfluh