Kristallisierende Wassertropfen
Teil 6 Der Fluch der Anderwelt Werner Zurfluh |
e-mail: | Homepage | Glossar |
AI = aktive
Imagination LD = luzider Traum (lucid dream, Klartraum) OOBE = ausserkörperliche Erfahrung (AKEl, out of body exxperience) BK = Ich-Bewusstseins-Kontinuität |
CR = Beiträge von Christoph Roos (Homepage) |
RFR = Beiträge von Remo F. Roth. (Homepage) |
3. Der Fluch der Sennenpuppe
Wie sich ein Missbrauch der Luzidität in einer AI, einem LD oder einer OOBE auswirkt, wird eindrücklich in der Sennenpuppensage erzählt.
(CR Die Sage von der Sennenpuppe erzählt allerdings nichts von AI/LD/OOBE, sondern von einem ERLEBNIS. Und das wird in den Worten eines Berglers wiedergegeben, der sozusagen zu einem anderen Kulturkreis gehört. In der Sage spiegeln sich auch die nicht-reflektierten Einflüsse verschiedener Weltbilder - vorchristliche und christliche. Ein Senn ist ein Meister der Käseherstellung und der Alpbewirtschaftung, aber er vefügt nicht über einen wissenschaftlich geschulten Verstand, der diese Dinge rund um die Sennenpuppe sachlich und korrekt wiederzugeben vermag. Er kann sein Erlebnis aber mit einer SAGE verbinden, wobei vieles unerklärlich und unverständlich bleibt.
Der Wissenschaftler aber, der meint, dies "primitive Gestammel" in eine MODERNE PSYCHOLOGISCHE SPRACHE übersetzen zu müssen, um verstehen zu können und verständlich zu machen, was "wirklich" sich ereignet hat, sollte die Sache sehr genau bedenken und versuchen, sie dem eigenen Erleben "einzugliedern". Sonst kennt er weder den Erlebnishintergrund noch ist es ihm möglich, den betreffenden Bewusstseinszustand nachzuvollziehen.)
«Das Füttern der Puppe ist je nach dem Standpunkt, den man einnimmt, ein verabscheuungswürdiger Frevel: kostbare Speise wurde vergeudet an einen unsinnigen Toggel, oder es bezeugt umgekehrt eine besondere Wertschätzung, besser ein Fasziniertsein durch diesen lächerlichen Popanz, dem die Älpler ihre ganze Aufmerksamkeit und ihre wertvollsten Kräfte zuwandten. Und indem sie ihre besten Kräfte der Puppe opferten' indem sie ihre Fantasie nährten, verhalfen sie ihrer eigenen unbewussten Seite zu einem selbständigen Leben» (Isler 1992:91).
(CR Das "Verfertigen der Puppe" ist ein gestalterischer Ausdruck! Was Gotthilf Isler zum Füttern der Puppe sagt, hab ich in obgenannen Zusammenhang mal auf das Bildermalen übertragen (eine "Probe aufs Exempel"). Füttern ist wie die "unsinnige Pinselei" nach gängiger Meinung ein Frevel, denn es wird kostbare Zeit und Energie vergeudet - oder aber es bezeugt umgekehrt eine besondere Wertschätzung und ein Fasziniertsein. Den Bildern widmet der Maler ja auch seine ganze Aufmerksamkeit und investiert in sie seine wertvollsten Kräfte.
Mit dem Spielen, Füttern und Taufen kommt es zu einer magischen Belebung, zu einer Annäherung zweier getrennter Welten - und zu einer Verschmelzung. Und diese vollzieht sich endgültig in einem sexuellen Akt mit der Puppe. Damit sind die beiden Welten gleichwertig geworden. Mit der Taufe des Tuntschi wird die Puppe in die bestimmende (christliche) Realität des Älplers definitiv miteinbezogen, denn damit hat sich das Ding mit Gottes Hilfe von einem gebastelten Sexualobkekt zu einer "real" (zumindest in der Relitätsvorstellung des Älplers) existierenden Figur gewandelt.
Das Tuntschi hat sich also auch deshalb belebt, weil der Älpler seine besten Kräfte der Puppe geopfert hat. Nicht gewandelt hat sich aber der Älpler. Er ist nun einfach befriedigt und hat eine Lustpuppe, die voll und ganz seinen Erwartungen entspricht. Aber spätestens mit dem Lebendigwerden der Puppe wird eine Wandlung des Mannes und seiner Einstellung gefordert. Und die will er offensichtlich nicht nachvollziehen! Die ganze Sache war ja nur auf Zeit (bis zur Alpabfahrt). Sie war unverbindlich und geschah aus Langeweile und zum Zeitvertreib - aus einer LARIFARISTIMMUNG heraus.
Es wäre noch das Stichwort "Metamorphose" in die Diskussion einzubringen. Das Tuntschi verwandelt sich nämlich und aus einem lächerlichen Popanz wird ein beseeltes und GETAUFTEN Wesen. Der Älpler scheint sich aber seiner eigenen Wandlung, die - auch wenn er es nicht merkt - innerhalb eines solchen Gestaltungsprozesses sozusagen automatisch mitläuft, nicht bewusst geworden zu sein. Deshalb muss ihm die Häutung als eine Metamorphose quasi aufgezwungen werden. Aber wahrscheinlich realisiert er damit seine Verwandlung immer noch nicht.)
Was nun die "Nahrungsebene" als
Schlaraffenland (Speisefrevel) betrifft, wird die Auseinandersetzung mit den
Naturprodukten in dem Moment verweigert, wenn weder die Herkunft noch die
Verarbeitung der Nahrung hinterfragt wird. Diese Unterlassung entspricht zwar
der allgemein geltenden Auffassung (dem herrschenden Konsum-Paradigma), aber sie
verweigert sich dem Woher und dem Wohin - und fragt auch nicht nach den
Auswirkungen einer Sache. "Millionen von Amerikanern, Europäern und
Japaner schlingen Hamburger, Steaks und Rinderbraten in sich hinein, ohne sich
der Folgen bewusst zu sein, die ihre Essgewohnheiten für die Biosphäre
und die Bewohnbarkeit der Erde haben". ("Der Braten
hat einen Haken - Warum die moderne Viehzucht die Natur zerstört"
(Artikel zum Buch von Jeremy Rifkin Das Imperium der Rinder (Campus 1994)) in:
Die Weltwoche Nr.22, 2. Juni 1994:35.)
Auf der Ebene des
Seelisch-Geistigen, die in den Träumen zum Ausdruck kommt, ist es ähnlich.
Es ist normalerweise schon so, dass die angenehme Seite der Träume nur
konsumiert und verschlungen wird. Bis zu einem gewissen Grade mag das gehen und
ist unter Umständen sogar hilfreich, denn mittels Vielesserei lassen sich
Hindernisse beseitigen - man denke nur an das im Grimm'sche Märchen Nr.134 "Die
sechs Diener". Und Verschlingenkönnen ungeheurer Mengen ist auch in
den Freierproben vieler Märchen von entscheidender Bedeutung
(hierzu vgl. Heino Gehrts Märchenwelt und Kernerzeit in:
Antaios, Bd.10 (Stuttgart: Klett, 1968:155-183) und hat somit durchaus
seinen Stellenwert. Letzten Endes aber sättigt ein blosses Verschlingen von
Speisen derart, dass die Vielesser in den Schlaf sinken und damit einen Verlust
der Bewusstheit erleiden.
Die verlockende Speisung, welche die Träume
bieten, wurde von mir lange Zeit nicht "einverleibt" in dem Sinne,
dass sie bewusst zum Aufbau und zur Herstellung eines Gleichgewichtes verwendet
worden wären. Stattdessen liess ich es zu, dass sie die Bewusstheit auf
eine zaubrische Art entführten. Der Versuch, dem Gefängnis der
gewohnten Verhaltensweisen zu entfliehen, scheiterte an einem Sättigungsgefühl,
das mich einlullte. Es ist eine Art Fresserprobe, welche hätte bestanden
werden müssen. Aber dazu war ich nicht in der Lage. An meiner Unfähigkeit,
die Verlockung der Situation als solche zu durchschauen, scheiterte die Flucht
aus dem Lager der paradigmatischen Zwänge. (Vgl.
Der heilige Wert der Nahrung und die Wertschätzung
der nächtlichen Eigenerfahrung).
Es genügt die
Bereitschaft, sich an alles zu erinnern und nichts zu verdrängen. Aber das
ist schwierig und widerspricht unter anderem dem sich in der Vergessenheit
verlierenden Streben nach Genuss , beispielsweise der Völlerei
(Speisefrevel), dem sexuellen Tun (Sennenpuppe) oder dem Aufgehen in einer
Bildervielfalt (Ästhetisierung). Das Übermass, in dem sich das Ich
verwirkt, und die Vielfalt, von der es sich ablenken lässt (cauda pavonis),
führt zum Verlust des kritischen Reflexions- und Auseinandersetzungsvermögens.
Die Vielzahl von Dingen kann Gespräche und Beobachtungen verunmöglichen
und das Ich dazu zwingen, in Handlungsabläufe zu versinken und auf einer
vereinnahmenden Stufe der Auseinandersetzung zu verharren.
«Wie
viele Verlockungen sind rund um uns her zurechtgemacht - von unseren Kollegen
oder von uns selbst? Wie oft gehen wir deswegen an einem einzigen Tag uns
verloren und werden zerstreut? Wir müssen sehr sorgfältig sein, um
unser Schicksal und unseren Frieden zu bewahren. Das bedeutet nicht, dass wir
alle unsere Fenster schliessen sollten, denn es gibt viele Wunder in der Welt,
die wir `Aussen' nennen. Öffne deine Fenster diesen Wundern. Schau jedes
von ihnen an mit dem Licht des Gewahrseins» (Thich Nhat
Hanh, Die Sonne mein Herz (Zürich-München: Theseus, 2.Aufl.1993:49).
24.8.01 In "Die Statuette aus Babylon" sagte eine kleine (Stein-) Figur: «Ich komme aus Babylon und ...» Den zweiten Ort hatte ich vergessen. Dieser Ort könnte Ur bzw. Uruk gewesen sein! Und weil vermutet wird, dass die zentral-alpine Kultur zumindest zum Teil im Zwischenstromland bei den alt-semitischen Völkern wurzelt - was allerdings noch sehr umstritten ist -, scheint es doch sehr naheliegend, zu "Ur" das Wort "Uri" zu assoziieren. Und zu "Uri" gehört der "Uristier". Und schon rückt das Epos von Gilgamesch, des Königs von Uruk, näher - und zwar deswegen, weil die Tötung des Himmelsstiers eine der grossen Taten des Gilgamesch ist. Nun erzählen viele Sagen auch von einem ausgesuchten Stier, der eine bestimmte Anzahl Jahre mit Milch aufgezogen werden musste. Schliesslich wurde er - etwa von einem reinen Mädchen - zum Kampf gegen die zu einem fürchterlichen Gespenst gewordene Puppe geführt. Der Stier konnte das Monstrum überwinden und die Alp befreien. (Vgl. Isler 1992:243-244).
Der Stier als solcher gilt als Inbegriff der Manneskraft und verkörpert gewissermasen eine ungebändigte Triebhaftigkeit. Würde diese nicht von einer Frau gezähmt, käme es zu einem blindwütigen, "potenzierten" Herumtoben auf der Alp. Aber durch die Zähmung wird der Stier bzw. der Mann zu einem "kraftstrotzenden Haustier" bzw. zu einem "kulturschaffenden" Senn. Und nur einem solchen ist es möglich, die Alp sinnvoll zu bewirtschaften und jene total unkontrollierten Mächte zu überwinden, die in den Bergen bloss chaotisch - als Jäger? - herumwüten.
Es ist somit die Frau, die das Handeln des Mannes so weit bezähmt, dass auf der Alp bäuerliches Tun - insbesondere die Herstellung von Käse - möglich wird. Denn von einem Sennen wird keine Milch verschüttet und es werden keine Kühe wie etwa Gemsen und Hirsche getötet und geschlachtet. Der Senn ist ein Hirt. Er sammelt sorgsam die Milch und verarbeitet sie zu Käse. Bei der Herstellung von Käse dürfte das Wissen der Frau massgeblich mitbeteiligt gewesen sein, denn es geht hierbei um ein Kochen und Konservieren.
Damit wird die tatsächliche Dimension der Tuntschiherstellung erkennbar. Denn es kommt - und das ist besonders schlimm - zu einer frevelhaften Vergeudung von Speisen. Dass die Sennenpuppe von sexuell frustrierten Älplern zu einem "Realersatz" für das Weibliche und letztlich zur "seelischen Hure" und "Gespielin" aufgepäppelt wird, scheint auf den ersten Blick nicht tragisch, bedeutet jedoch, dass das "Unbewusste" sexualmagisch manipuliert wird. Und dies ist mehr als blosse "Triebabfuhr", weil Sexualtiät letztlich doch nicht thematisiert wird. Moralisch-ethische Überlegungen werden ausgeblendet und persönliche Verantwortlichkeit wird abgeschoben - denn was im Traum geschieht ist gemäss kirchlichen Vorstellungen nicht weiter schlimm. Das kann problematisch werden, denn das Lebendigwerden der Puppe geht einher mit einem Missbrauch aussergewöhnlicher Kräfte des "Unbewusstsen". Zudem besteht keine Möglichkeit, die schöpferischen Kräfte des "Anderweltlichen" zu integrieren, denn niemand bekümmert sich um die Numinosität der Erfahrungen.
Der Missbrauch geschieht also auf zwei Ebenen. Zum einen auf der physisch-materiellen, zum anderen auf der "anderweltlichen". Ersteres ist ein Frevel sondergleichen, denn es werden Pflichten vernachlässigt, die das Wohl der ganzen Familie bzw. deren Überleben betreffen. Wenn nämlich bei der Käseherstellung unsorgfältig vorgegangen und Milch verschüttet wird, wirkt sich dies auf die Qualität und die Quantität der Käselaibe aus. Letzteres, d.h. der Missbrauch der "anderweltlichen Ebene", kann dazu führen, dass der Senn sich nach dem Alpabzug in der Dorfgemeinschaft psychisch nicht mehr zurechtfindet. Es gelingt ihm nicht, die seelischen Erfahrungen mit dem alltäglichen zu vereinbaren und die Welten zu verbinden. In der Folge wird er vom Kollektiv isoliert. Er gilt als "Spinner" und wird ausgestossen.
Der Senn muss - wie ein luzider Träumer - bei seinem frevelhaften "Einsatz der Luzidität" das Wissen der realen Frau "unten im Tal" sozusagen leugnen und vergessen, denn es könnte das Pflichtgefühl und die Erinnerung an die Notwendigkeit der (Alp-) Arbeit wecken. Es sollten ja Nahrungsvorräte angelegt werden, die es Mann, Frau und Kindern ermöglichen, den Winter zu überstehen. Dies erlaubt effektiv keine Vergeudung von Milch oder ein Vergammelnlassen von Käse einzig aus dem Grund, weil der Älpler dem "Traum von der idealen Frau als Sexgespielin" nachzuhängen beliebt. All dies gilt im übertragenen Sinn auch für jene, die den "Weg des luziden Träumers" gehen. Und weil die Belebung der Sennenpuppe auch etwas mit der Bildung des "subtle body" bzw. des "Diamantkörpers" zu tun hat - dies wird mit der Häutung des Sennen angetönt - bekommt die Sage eine neue Dimension..
3.1. Die Realisierung von Wunschvorstellungen
Die Sage erzählt von einer "Sennenpuppe", die sich zu einem "Playgirl" umwandelt. Damit widerspiegelt die Erzählung einen jener Irrtümer, von denen Lü Dsu spricht. Denn die mit dem Lebendigwerden möglich gewordene sexuelle Vereinigung ereignet sich spätestens - auch bei den Älplern - ganz konkret im luziden Traum oder einer OOBE. Auch mir fiel es dank der Kontinuität des Bewusstseins im so genannten Traumzustand stets relativ leicht, sexuelle (und andere) Wünsche zu realisieren (hierzu vgl. Vereinigung differenziert (Le Château Merveil)).
(CR Es gibt natürlich auch ganz alltägliche "Trancezustände", etwa die Entrückung durch Musik oder das stundenlange Tagträumen von Verliebten, bei dem die herbeigesehnten Szenen fantastisch ausgestaltet werden. Oder das "Aufgesaugtwerden" durch Filme und Bücher, das reglos aus dem Zugfenster Starren. Dies alles sind Beispiele für tranceähnliche Zustände während des Wachzustandes oder während der Einschlafphase des physischen Körpers. Und in solchen "Trancezuständen" können sich durchaus sexuelle Dinge ereignen wie z.B. eine manuelle Reizung der Geschlechtsorgane.
Und dann kommt es speziell in der Einschlafphase dazu, dass der physische Körper hochschreckt, weil er durch das Bett hindurch zu fallen meint. Und es gibt akustische und optische Halluzinationen. Jemand ruft den eigenen Namen oder ein helles Licht blitzt auf usw.)
Die Realisierungstendenz in Bezug auf eigene
Wunschvorstellungen kann derart übermächtig werden, dass sie zu einer
Ebenenvermischung bzw. -überlappung führt.
Dies lässt sich mit einer Zustandskontrolle
vermeiden. Doch letztlich kann der «Impuls zur Vereinigung',
zur Zusammensetzung'», der «vom Unbewussten selber ausgeht»
(Isler 1992:130)., nicht durch ein
Ego bewerkstelligt werden, dass nur persönliche Wünsche zu erfüllen
sucht. Der Anima bzw. dem Animus ist daran gelegen, «mit dem
Bewusstsein in Kontakt (!) zu kommen»
(ibid.), aber nicht zu diesem Preis und nicht unter
diesen persönlichen und gesellschaftlichen Zwängen (vgl.
"Das Gespräch mit der Anima" in: Die Spur
der Quader 1).
Die eigentliche Schwachstelle der Luzidität
ist der Machtmissbrauch. Zu Beginn mag dies harmlos scheinen, denn es führt
beispielsweise zu sexuellen Geplänkeln, Abenteuerreisen, Fressgelagen,
Kraftmeiereien und sonstigen Wunscherfüllungen. Manchmal auch zu Tötungsakten
und Selbstverstümmelungen. Die Möglichkeiten sind grenzenlos. Aber
letztlich ist es wie bei den Sennen, die sich eine - wie sie meinen - gefügige
Puppe verfertigen. Eines Tages wird der Spiess umgedreht!
(CR Durch die Belebung der Puppe ist der Älpler in eine Dimension hineingeraten, wo er erkennen müsste, dass er nicht nach Lust und Laune mit dem "Unbewussten" bzw. den jenseitigen Mächten herumspielen kann. Er müsste also erkennen, dass er mit dem Herumgespiele mit den Sexualenergien einen Prozess in Gang gebracht hat, den er weder beherrschen noch verstehen kann - und der auch nicht ungeschehen zu machen ist. Dieser Prozess würde von ihm eine ganzheitliche Wandlung erfordern. Aber dies will er nicht. Deshalb wird sie ihm aufgezwungen!)
Am 19.März 1979 geschieht die Körperablösung ziemlich unbemerkt. Erst als ich in der Küche stehe, wird mir definitiv bewusst, das ich mich "sanft" vom im Bett liegenden physischen Körper abgelöst habe. Nur eine ganz schwache Erinnerung an den Ablösungsmoment besteht noch. Auch fühle ich mich sehr müde und etwas zerschlagen. Als würde das Körpergefühl zum Teil noch bestehen. Da es einigermassen erträglich ist, stört es nicht.
Meine Frau Cathy ist ebenfalls "ausgetreten" und kommt in die Küche. Erfreut umarme ich sie und wir kuscheln für längere Zeit im Wohnschlafzimmer. Das intime Zusammensein ist äusserst angenehm und überaus beglückend. Schliesslich mag Cathy nicht mehr länger im ausserkörperlichen Zustand verbleiben. Sie ist müde und möchte ihre Ruhe haben. Also wendet sie sich dem schlafenden Körper zu und verschmilzt mit diesem.
Ich selber bin nach wie vor sexuell ziemlich erregt. Mein Penis ist erigiert, hat aber eine äusserst merkwürdige Form. Er sieht aus wie ein gekrümmter Stab. «Seltsam!» denke ich, als ich ihn genauer betrachte.
Ich gehe wieder in die Küche und weiss nicht so recht, was zu tun ist. Zum einen bin ich mir nach wie vor der Tatsache bewusst, ausserkörperlich zu sein und spüre die Erregung. Andererseits bin ich zu wenig motiviert, etwas zu unternehmen. «Wäre es nicht einfacher, einfach mal herumzulaufen und nach weiteren Geschlechtspartnerinnen zu suchen? Aber wo?»
In der nähren Umgebung herrscht "dicke Luft". Allerdings nicht auf sexueller Ebene, sondern in irgend welchen, nicht genauer zu bestimmenden Gefühlsregionen. Alles ist durchsetzt von merkwürdigen 'Widerständen'. Diese wirken als Störfelder und "vergiften" die Raumatmosphäre. Da scheinen unbewältigte Komplexe zu existieren, die sich selbstständig gemacht haben und nun Blockierungen verursachen. Sie scheinen ihren Ursprung in der Kindheit zu haben und mit dem Bild der Mutter gekoppelt zu sein.
9.8.01 Im ausserkörperlichen Zustand haben real, d.h. auf der Alltagsebene, existierende Menschen nicht nur ein eher begrenztes Aurafeld, das ihren Zweitkörper umgibt. Die Aura ist meist gut zu erkennen und als Farbkontur zu sehen - vor allem wenn die Betreffenden selbst - bewusst oder unbewusst - ausserkörperlich sind. (Das entspricht - dies sei hier betont und dies gilt für ALLE meine Aussagen - MEINEM Erleben. Es kann natürlich auch anders sein.)
Menschen haben aber auch ein "Gefühlsfeld"! Und dieses ist je nach Stärke SEHR ausgedehnt und regelrecht gesättigt mit Komplexen und ungeklärten (unbewussten) Erinnerungen. Dieses Feld ist hochenergetisch und hochwirksam. Empfindsame und mit einem starken Einfühlungsvermögen ausgestattete Menschen können es auch im Wachzustand des physischen Körpers wahrnehmen. Solche Felder sind höchst unangenehme Störfelder, die sich für jemanden, der ausserkörperlich ist und z.B. eine Agglomeration zu überfliegen sucht, oft katastrophal auswirken (vgl. Die Rückkehr, die zum Neuanfang wird). Das Phänomen "genius loci" gehört ebenfalls zu diesen "Gefühlsfeldern" und zeigt, dass solche Energien sogar den physischen Tod eines Menschen überdauern können.
Die recht starke Trübung und Verstockung des Gefühlsfeldes dieser real auf der Alltagsebene existierenden Frau erinnert mich sofort an meine Verantwortung anderen Menschen gegenüber. Mein "Suchverhalten" auf Grund der nachwirkenden sexuellen Erregung ist läppisch. Es wäre unfair, die Schwächen anderer im ausserkörperlichen Zustand sozusagen sexualmagisch auszunutzen. Es gelingt mir, mich so weit zu disziplinieren, dass ich an dieser Stelle mein Vorhaben aufgebe. - Aber vielleicht könnte ich es woanders versuchen.
15.8.01 Eine Ausnutzung der "Schwächen" der Frau würde bedeuten, dass sich meine eigenen Defizite nicht überwinden liessen, weil sie sich auf Grund des Störeffektes der Komplexe ins Vergessen verflüchtigen müssten. Der Verzicht auf den momentanen Vorteil mag zwar löblich scheinen, aber er beruht auf der "knallharten" Einsicht, dass es um die Erinnerungsfähigkeit geht und nicht darum, den Verpflichtungen einer diesseitigen, meine Vorstellungen prägenden Moral nachzukommen.
Obwohl es nach wie vor ziemlich dunkel ist, gehe ich eine Treppe hoch. Es ist kaum etwas zu sehen. Aber es gelingt mir nicht, stehen zu bleiben und sozusagen die Welt anzuhalten, denn der starke sexuelle Erregungszustand treibt mich unerbittlich vorwärts. Es ist nichts zu machen! Obwohl ich mich zutiefst schäme, ist der "Trieb" übermächtig und zwingt den Zweitkörper, sich wie eine marionettenhafte Puppe zu bewegen.
Irgendwie sollte ich dagegen ankämpfen! Aber was soll's? Niemand zwingt mich dazu - und schon gar nicht in diesem Zustand. Was hier geschieht, ist - nach allgemeiner Auffassung nur ein Traum. Das Ich ist für sein Handeln nicht verantwortlich! Was habe ich also davon, dagegen anzukämpfen? Niemand braucht zu wissen, dass ich bei klarem Verstand bin und nicht die geringste Bewusstseinstrübung reklamieren kann. Niemand fordert mich dazu auf, etwas von meinem Erleben zu erzählen.
Wäre es nicht wesentlich besser, die Sache laufen zu lassen und die delikate Situation auszunutzen? Wäre das in Ordnung? Darf ich so argumentieren? Mir selber gegenüber die Unwahrheit sagen und mir eine Illusion vorgaukeln? Müsste ich diesem Treiben nicht definitiv Einhalt gebieten? Wozu? Wird mir überhaupt jemand glauben, dass dies alles im ausserkörplichen Zustand möglich ist? Aber kann dieses Wissen überhaupt für mein Handeln massgeblich sein? Sind das nicht einfach nur faule Ausreden?
Mit diesen Gedanken steige ich Stufe für Stufe langsam die Treppe hoch. Oben angekommen bin ich mir nicht mehr so sicher, ob die kritischen Überlegungen im momentanen Zustand überhaupt von Bedeutung sein können. Entsprechen sie nicht einfach nur jenen Vorstellungen, die mich geprägt haben? Sind sie nicht Ausdruck einer Einstellung, die sich gegenüber dem Sexuellen im wahrsten Sinne des Wortes durch Kulturlosigkeit, Frauenfeindlichkeit und Verdrängung auszeichnet?
In der Wohnung oben sind eine jede Menge hübschester Frauen. Eine unglaublich satte erotische Atmosphäre durchflutet den Raum. Das sanfte Lächeln und die entzückenden Körper der weiblichen Geschöpfe ziehen mich geradezu magnetisch an. Diese Wesen versprechen paradiesische Wonnen und orgiastischen Genuss. Sollte ich mir das entgehen lassen?
Mir scheint, die Frauen müssten irgendwie dazu veranlasst werden, sich insofern zu "organisieren", dass eine sexuelle Interaktion zwischen mir und ihnen stattfinden kann. Denn noch ist keine von ihnen auf mich als möglicher Sexualpartner aufmerksam geworden. Also beginne ich gewissermassen zu balzen und mich in Szene zu setzen.
Dann geschieht etwas unerklärlich Merkwürdiges! Die sich mir zuwendenden Frauen strahlen einen fühlbaren Widerstand aus, der mich sozusagen zurückprallen, vor allem aber kritisch werden und bleiben lässt.
15.8.01 Die unerklärliche Abwehrhaltung könnte auch auf eine mangelnde Gefühlszuwendung meinerseits zurückzuführen sein. Jetzt wäre eine differenzierende Einstellung VON MIR gefordert, doch stattdessen definiere ich die Situation nach meinen eigenen Vorstellungen - und die sind ziemlich plump. Die anwesenden Frauen sind für mich "Prostituierte". Damit werden sie abgewertet und auf die Beziehungsebene des körperlich Sexuellen reduziert. Das Erotische als Wechselwirkungmöglichkeit wird ausgeschlossen. DAS hätte ich mir eigentlich überlegen und entsprechend handeln sollen. Stattdessen kapriziere ich mich auf die "Freierebene" und vergesse die "Mann-Frau-Partnerschaft".
Dann sehe ich eine Bildfolge, die wie ein holografischer Film vor meinem inneren Auge sehr schnell abrollt Eine sehr schöne, aber puppenhafte Frau wird auf eine heisse Kochherdplatte gelegt und schmilzt wie ein Klumpen Wachs. Dieses Geschehen ist extrem eklig. Mich schaudert beim Gedanken, etwas in dieser Art müsste von mir selber realisiert werden.
15.8.01 Dass sich aus einer einseitigen, nur das Sexuelle berücksichtigenden Betrachtungsweise der "Frau im Traum" etwas in der Art dieser Vision ergeben könnte, war mir zum damaligen Zeitpunkt nicht bewusst. Die Konsequenzen sind jedoch enorm, denn das Weibliche wird auf diese Weise zu einer leeren Hülle und letztlich zu einer Puppenfrau, deren einzige Existenzberechtigung darin besteht, die sexuellen Wünsche eines luziden Träumers zu erfüllen. Das ist nun wirklich eine ganz heikle Geschichte, weil eine Art Tuntschi zur Erfüllung der eigenen Wunschvorstellungen entsteht, mit dem kein Gespräch mehr möglich scheint. Das Ich weigert sich prinzipiell, einer solchen Puppe Objektcharakter und Eigenständigkeit zuzugestehen. Dies äussert sich dann in diffusen "Widerständen" seitens der puppenhaften Wesen und müsste Anlass dafür sein, die Sache nochmals zu überdenken!
«Aber ist diese Vision nicht ein Wink mit dem Zaunpfahl? Du wirst dies eines Tages selber tun müssen, um von deiner Triebhaftigkeit wegzukommen. Und Du wirst das künstlich Puppenhafte, das deiner Fantasie entsteigt, vernichten müssen!»
12.8.01 Ich betrachtete die Angelegenheit "Puppe" im Jahre 1979 viel zu oberflächlich und konnte nicht erkennen, dass der auf Grund meiner Intentionen entstehende Widerstand darauf hindeutet, dass ein Bereich, dem normalerweise kein "Objektcharakter" zugesprochen wird, sich entgegen den Absichten des Ichs zu entscheiden vermag. Dies könnte damit erklärt werden, dass immer noch ein Teil meiner selbst "antisexuell" funktioniert und sich nun in personifizierter Form als Komplex äussert. Diese Erklärung ist zwar plausibel aber sie lenkt von der moralisch-ethischen Frage insofern ab, als sie das Ich aus der direkten Verantwortlichkeit entlässt.
Da ein Gegenbeweis zur "solipsistischen" Auffassung nicht erbracht werden kann, entschied ich mich mit der Zeit für das "Als-Ob" - und verhielt mich dementsprechend. Für mich haben die Wesen der "anderen Seite" einen mehr oder weniger subjektiv gefärbten Objektcharakter. Aber sie sind stets "Objekte" und niemals "rein subjektiv". Diese Auffassung ist "bloss" arbeitshypothetisch, aber sie erlaubt und erfordert vom Ich eine moralisch-ethisch einwandfreie Verhaltensweise. Und sie ermöglicht ein "Religere", das "rückbezüglich" sorgsam "hinhört" und aufmerksam "hinsieht" - offen und ehrlich.(CR Das Puppenhafte könnte bei der Frau selber insofern zum Problem werden, als sie einem von Männern definierten Schönheitsideal zu genügen sucht. Das beginnt schon bei den BARBIE Puppen, die bereits bei kleinen Mädchen Anklang finden. Die Normierung des Körpers führt im Extremfall zu Bulimie bzw. zu einem "Idealkörper", der z.B. mittels Bodybuilding geformt wird. Dies alles hat etwas mit der Erschaffung des "künstlichen Menschen" (Homunculus) zu tun - also mit der Bildung des Zweitkörpers, des "subtle body"! Am Rande sei noch auf die Schönheitsoperationen, das Klonen und die Genexperimente hingewiesen. Auch Frankenstein, E.T.A. Hoffmanns beseelte Automatenpuppe Olympia, die amoklaufenden Roboter im Film "Westworld" und die Mumien als "Verpuppungsobjekte" gehören zu diesem Problemkreis.)
Dies alles ist mir mehr als peinlich. Es ist ein totaler Blödsinn. «Wenn ich daran denke, solche Ereignisse ehrlich protokollieren zu müssen. Weshalb? Niemand zwingt mich, die Erfahrung aufzuschreiben! Mitsamt all meinen Fehlern und Unzulänglichkeiten. Und wenn Cathy das Protokoll liest, sich total ärgert und mich zu Recht rügt? Alles Gründe, nichts zu erinnern! - Aber irgendwie muss ich mit dieser Sache doch zurecht kommen, denn so kann es einfach nicht weiter gehen!»
Ein Wahnwitz! Denn jetzt kommt tatsächlich eine wunderschöne Frau in einem fast durchsichtigen Gewand. Ihre Figur ist makellos, ihr Gesicht ebenso - alles ist vollkommen. Das Schlimme ist nur: es ist vollkommen. Derart, dass das Leben fehlt und das weibliche Wesen zur Puppenhaftigkeit erstarrt scheint. Ein superidealisiertes Weib, das einzig dazu da ist, die eigenen sexuellen Begierden zu befriedigen. Diese Gestalt ist geradezu die Verkörperung der uneingeschränkten Möglichkeiten einer Sexualität, die "an sich" besteht.
15.8.01 Wenn keine Einsicht in den sowohl objektiven wie auch subjektiven Anteil eines wie auch immer gearteten Sachverhaltes besteht, tritt an Stelle der sich im Gleichgewicht befindlichen Ausgewogenheit eine extreme Einseitigkeit. Diese äussert sich hier als Vollkommenheit und muss mit drastischen Mitteln bekämpft werden. Ein Gespräch ist nicht möglich, weil ich dieser Puppe kein Sprachvermögen zugestehe und so oder so erwarte, dass sie sich in einer mir verständlichen Sprache äussert. Selber habe ich mich also auch in eine völlig zerfahrene und einseitige Position hineinmanövriert.
Doch bereits sind meine eigenen Widerstände zu gross, um einfach dieser Verlockung nachzugeben und darin zu versinken. Die Alternative ist brutal! Sexualität mit oder Vernichtung der lebendig gewordenen Puppe. Es gibt kein Drittes. Nur das totale Eingehen oder die vollständige Tötung. Ich erinnere mich wieder an die grausige Szene mit der Frau auf der glühend heissen Herdplatte, fasse all meinen Mut zusammen und entscheide mich dafür, das puppenhafte Bild der Frau zu vernichten!
Ich packe das Weib und reisse ihr das dünne, durchsichtige Kleid vom Leibe. Dabei wird mir bewusst, wie unglaublich unangenehm Luzidität sein kann. Hier stehe ich nun - voll bewusst - und kenne das Mögliche. Und ich weiss genau, was getan werden muss. Eine Entscheidung ist unumgänglich. Jetzt muss ich wählen und jetzt muss ich es tun. Alle Überlegungen tagsüber waren rein theoretisch. Erst jetzt, im ausserkörperlichen Zustand geht es ums Ganze. Hier kann ich nicht "klemmen" und muss voll da sein - praktisch vorgehen und existenziell dafür einstehen. Derartiges kann niemals am Tag bzw. im Wachzustand des physischen Körpers vorbereitet und autosuggestiv induziert werden. Das mag zwar ins Gewicht fallen, aber in diesem Zustand wirken sich die geheimsten Wünsche und die hintersten Bequemlichkeitsvorstellungen direkt aus! Keine Chance, irgendetwas zu verdrängen!
12.8.01 Wer meint, ich hätte mir dies alles nachträglich beim Protokollieren "aus den Fingern gesogen", erliegt einer trügerischen Auffassung. Die Unterschiebung, ich hätte diese und andere Erfahrungen bzw. Überlegungen nachträglich ausgeschmückt, mag für den Augenblick entschärfend wirken und gewissen psychologischen und psychiatrischen Konzepten entsprechen. Doch eines Tages werden auch "Fachärzte" und Skeptiker derartige Dinge erleben - und dann werden sie sich an das erinnern, was hier geschrieben steht. Meine Erzählungen werden ihnen dann vieles leichter machen. Und das genügt!
Die Frau ziert sich und wehrt jede Berührung ab. Obwohl sie einzig deswegen existiert, um sexuelle Kontakte einzugehen, sträubt sie sich vehement. Sie scheint zu ahnen, dass ich ihr Wesen durchschaut habe und nun versuche, das eingleisige Beziehungsdilemma zu durchbrechen. Dieses Getue gibt mir den Rest und lässt mich entschlossen handeln. Mir ist unbegreiflich, weshalb die Frau nun so tut, als würde sie sich ihrer Bestimmung schämen. Tatsache ist jedoch, dass sie mich ablenken will, um mich "vernaschen" zu können.
Ich packe die Frau und hebe sie vom Boden auf. Die "Puppe" ist beinahe gewichtslos. «Kein Wunder, sie hat ja - im symbolischen Sinn - keinerlei Substanz!» Und mit einem Ruck setze ich sie trotz ihres Gezeters auf die heisse Herdplatte.
Ein grässlicher Schrei entquillt ihrem Mund. Dann schreit sie nur noch - schreit und schreit. Es ist kaum auszuhalten, und ich muss all meine Kräfte zusammennehmen, um die Frau festzuhalten. Dabei sehe ich, wie die Gestalt in der Hitze schmilzt. Sie löst sich auf und "geht dahin"- auf die einzige Art und Weise, wie dies geschehen kann und darf, nämlich würdelos, ekelhaft und grauenerregend.
Ich muss den Ekel immer und immer wieder überwinden. Fest dazu entschlossen, nicht nachzugeben, erinnere ich mich an das Senoi-Konzept: «Bekämpfe den Feind und merze das Schädliche aus!» Nun bin ich selber in einer solchen Situation, nicht in der Theorie, sondern in der Praxis. Da kann nichts mehr leichtfertig genommen werden. Das ist Realität - obwohl es sich um ein so genanntes 'Traumgeschehen' handelt - und ich darum weiss. Dieses Ereignis kann auch auf Grund seiner Emotionalität nicht als irreal bezeichnet werden. Es ist auf dieser Ebene genauso real wie ein materielles Geschehen.
Nur unter Aufbietung aller meiner Kräfte kann ich den ekelhaften Anblick ertragen und die Sache durchstehen. Es ist eine ungeheuerliche Zumutung, zusehen zu müssen, wie dieses Weib stirbt. Schlimmer noch ist es, genau zu wissen, dass ich selber es bin, der dieses puppenhafte Wesen auf grauenhafteste Weise sterben lässt. - Nach gut einer Minute ist es vorbei.
15.8.01 Das Verbrennen auf der Herdplatte ist plump. Holzschnittartig psychologisierend gesagt widerspiegelt das Einschmelzen des "selbstgefertigten" Tuntschis die Auflösung meiner simplifizierenden Einstellung, die meint, das weibliche Wesen (im Traum) würde einzig zum Zweck sexueller Wunscherfüllung existieren. Mangels Differenzierung wird das "Kind mit dem Bade ausgeschüttet". Das Schreien und der Ekel müsste mir klar machen, dass dies nicht die "erwartete" und "erhoffte" Art des Umgangs mit der Weiblichkeit ist. Je mehr die Frau schreit, desto mehr ekelt es mich. Aber ich stehe diesem Geschehen hilflos gegenüber.
Auf dem Herd liegt nur noch eine braun-weinrote, zuckerartige Masse. Wie eine riesige Amöbe sieht sie aus - dampfend und bis zuletzt zuckend. Dann wird es totenstill. Denn mit dem Zerschmelzen des Kopfes hören die Schreie auf. Eines der grässlichsten Dinge, das ich jemals habe machen müssen, ist vollbracht.
16.8.01 Durch HITZE wandelt sich das puppenhaft starre Wesen zu einer amöboiden Masse. Eine Amöbe ist prinzipiell asymmetrisch und fluktuiert andauernd zwischen Struktur (Gel-) und Strukturlosigkeit (Sol-Zustand). Mal ist das eine, mal das andere stärker ausgebildet. In diesem Etwas, dessen Gestalt sich fliessend ändert, verbirgt sich ein schöpferisches Prinzip von höchster Qualität. Derartige "Schleimgebilde" sind alles andere denn ekelhaft. Aber es braucht manchmal doch ziemlich viel Einsicht und (biologisches) Wissen, um das Amöboide korrekt einschätzen zu können. Mir selber gelang dies erst nach Jahren!
Nun bin ich froh und auch ein wenig stolz, dass ich es geschafft habe. Gottseidank! Sollte ich jetzt ein schlechtes Gewissen haben wegen der Tötung, wegen des Mordes? Nein! Diese Puppe konnte ich nur so vernichten, sonst hätte sie weiterhin ihr Unwesen getrieben und mich in das Vergessen abdriften lassen. Ein solches Handeln war notwendig. Es gab keine andere Möglichkeit als die totale Ausmerzung. Mit dieser Frau hätte ich nicht reden können. Sie muss nun in anderer Form entstehen! Aber die Vernichtung war grässlich! Schaudernd nur kann ich zurückdenken. Aber - ich habe es geschafft und kann nun beruhigt in den Körper zurückkehren, der schlafend im Bett liegt!
16.8.01 Faszinierend bei all der Grauenhaftigkeit des Transformationsprozesses ist, dass sich das puppenhafte Wesen zu einer lebendigen Quintessenz umwandelt. Die Ausmerzung führt also keineswegs zu einem Nichts, sondern entspricht der (alchemistischen) Extraction.
In einer Mail schreibt RFR, dass es sich bei der "Puppe" möglicherweise um die kollektive Anima handle. In einer solchen kämen dann- gemäss CR - die zeitgeistlichen Strömungen zwischen den Endsechzigern und frühen Siebzigern zum Tragen. Diese Kollektivanima könnte - so eine weitere Hypothese von RFR - ein Symbol für "Raum" ganz allgemein sein, d.h. für das Universum.RFR 18. September 2001 16:05: «Dort herrscht aber Null Grad Kelvin - also eine gewisse Kälte...! Ein Eindringen in diese Ausprägung der Anima würde somit eine Beziehung zum Universum bedeuten, und zwar im Sinne eines nichtlokalen Geschehens. In den Worten Jungs: "Wenn hier im Punkt a etwas geschieht, welches das kollektive Unbewusste berührt oder in Mitleidenschaft zieht, so ist es überall geschehen." (Briefe I, S. 84).
Weiter scheint mir, dass diese Puppe in einem Zusammenhang steht mit der Schmetterlings-Puppe, in der eine Metamorphose vor sich geht, eine Geburt des subtle body in meiner Deutung. Diese Puppe muss natürlich starr und "persona-artig" sein, denn nur dieser Panzer schützt die innere Metamorphose. - Tatsächlich ist es so, dass ich Luzidität im Traum nicht kenne, doch bin ich nie auf die Idee gekommen, dass dies damit zusammenhängen könnte, dass ich in diese "Null-Grad-Kelvin-Anima" eindringe. Mir scheint eher, dass infolge dieser rein sexuellen Beziehung (die immer eine völlig überraschende Fortsetzung hat) meine ganze falsche bzw. nicht mehr allzu moderne Weltanschauung (zuerst die kausale, dann die Jungsche und nun auch die nichtlokale im physikalischen Sinn) aufgelöst worden und durch die "Wiederkehr der Weltseele" ersetzt worden ist. So verhilft mir diese Anima zu einer "Neuen Geburt", nämlich jener Weltanschauung, in der der Einzelne, wenn er tief genug hinunter gehen kann, die Welt im Sinne der Punkt a-Hypothese Jungs verändert. - So wäre dann das bewusste Eindringen in die furchtbar kalte Anima ein Gegenmittel, ein Alexipharmakum gegen die unbewusste Kälte der Terroristen, die wir im Moment und sicher auch in Zukunft erleben. Und in diesem Sinn ein letztes Mittel zur Rettung der Menschheit. Mir scheint der Sinn der Synchronizität darin zu liegen!»Dass es sich bei der "Puppe" um eine kollektive Anima handelt, ist einleuchtend. Sie wäre dann also gemäss der Hypothese von RFR ein Symbol für "Raum" ganz allgemein, d.h. für das Universum. Wenn jedoch Null Grad Kelvin herrscht, ist - so sehe ich das sozusagen als Biologe - simpel KEIN Leben und kein Wachstum mehr möglich. Es scheint mir zudem überaus wichtig, dass nicht ICH in diese Anima eindringen wollte, sondern dass SIE mich zu einer Conjunctio verführen wollte. Ich lehnte dies ab bzw. verzichtete (bewusst!) darauf. Meines Erachtens ist eine Beziehung zum Universum in dieser Art (Null Grad Kelvin) nicht möglich - auch wenn es im Sinne eines nichtlokalen Geschehens stattfindet.
Diese Angelegenheit ist insofern heikel, weil sie nichts mit einem Wechsel vom "ZNS-Bewusstsein" zum "Eros-Bewusstsein" zu tun hat. Würde nämlich das ZNS-Bewusstsein mit der BK verwechselt, wird nicht erkannt, dass die BK eine Art "Meta" ist, das sowohl das ZNS- wie auch das Eros-Bewusstsein sozusagen "umfasst". - Der "Puppe" geht es darum, JEGLICHE Art von Bewusstheit (ZNS- und Eros-) zu vernichten. Nun gut, sie will das sicherlich (als Kollektivanima) nicht. Aber sie merkt überhaupt nicht, was sie tut (denn sie ist ja nicht bk). Es ist wohl sehr schwierig, dies zu durchschauen. Diese "Puppe" ist - wie ich das sehe - auch keine Schmetterlings-Puppe, in der - gemäss RFR - eine Metamorphose vor sich geht und mittels eines Transformationsprozesses die Geburt des subtle body eingeleitet wird. Selbstverständlich muss eine solche Puppe starr und "persona-artig" sein. Aber die "Puppe", die mich hier "vernaschen" will HAT nicht bloss einen Panzer, der die innere Metamorphose schützt, sie IST ein Panzer durch und durch!
Wenn die Luzidität im Traum (also die BK) nicht bekannt ist, lässt sich das Geschehen in seinen zerstörerischen Dimensionen irgendwie nicht fassen. Es fehlt eben die Bewusstheit (BK) "an Ort". Niemand kann als lebendiges Wesen in eine "Null-Grad-Kelvin-Anima" eindringen und dabei bk bleiben. Es wird kein Kind enstehen können, denn es gibt keine sexuelle Beziehung mit einer völlig überraschenden Fortsetzung. Die BK erlischt!
Um mit dieser Art (Null-Grad-Kelvin) Weltseele menschlich kommunizieren zu können, muss ihr die Möglichkeit der Transformation erst gegeben und gestattet werden. Sie muss also erwärmt werden bzw. so positioniert werden, dass sie sich wirklich erhitzen und dadurch transformieren kann. Von sich aus kann sie das nämlich nicht tun! Auch das "Null-Grad-Kelvin-Universum" musste sich ja lokal erwärmen, sonst wären niemals Planeten entstanden. Dies geschah sozusagen "chaostheoretisch". Es kommt also etwas Neues dazu. Dieses Neue geschieht nunmehr wiederum impulsmässig - und zwar mittels einer BEWUSSTEN "alchemistischen Arbeit".
Es ist der Alchemist, der mittels des Opus dieser "universellen Anima" zu einer "Neuen Geburt" verhilft! Aber dafür muss er tief genug hinunter gehen und den Ausschlag dafür geben, dass sich die Welt im Sinne der Punkt a-Hypothese Jungs tatsächlich verändert. Nur darf er dabei keinesfalls mit der furchtbar kalten Anima eine Conjunctio eingehen, weil er die BK verlieren würde. Das Gegenmittel - das Alexipharmakum - gegen die unbewusste Kälte ist der VERZICHT auf die Conjunctio in DIESER Form, welche die kalte Anima "von sich aus" anbietet! Die Rettung der Situation liegt in der Transformation der kalten Anima (kein schöner Anblick). Denn nur die Erhitzung lässt sie nämlich "amöboid" und damit zu einer "quinta essentia" werden. OHNE (bewusstes) alchemistisches Opus (dormiens vigila!) könnte das niemals geschehen und wäre das nicht möglich.
Dies dürfte wirklich wesentlich sein, denn damit wird das Problem der MIT-Schöpfung des Menschen (und damit der BK) am weiteren Enststehungspross des Universums sichtbar. Das Universum (die Universen) können nur zusammenwachsen und weiter sich entwickeln, wenn der Mensch verantwortlich und mit BK mitarbeitet. Und es gibt eben Momente, wo auf eine vordergründige Conjunctio zu verzichten ist - und zwar ZU GUNSTEN einer Umformung der "kalten Anima".
Es geht nicht um die Auslöschung einer "falschen Bewusstheit", damit aus dem Unbewussten (aus dem Universum sozusagen, aus der Weltseele) die neuen Ideen "ein-fallen" können. BK ist KEIN ZNS- und KEIN Eros-Bewusstsein. BK lässt denken und denkt mit, BK lässt fühlen und fühlt mit. - BK nimmt bewusst wahr und sieht Gedanken (eigene und fremde) als Offenbarung. Das Denken geht aber nunmehr der BK nicht mehr voraus, denn es ist gleichzeitig Objekt und Subjekt (etwas vereinfacht gesagt). BK fluktuiert andauernd zwischen den Sphären.
(CR Ich bin mit der Einschmelzaktion auch nicht gerade glücklich, bzw. frage mich, was oder wie da anders hätte reagiert werden können. Dass hier der Begriff "Kollektiv-Anima" weiterhelfen könnte, wage ich zu bezweifeln. Möglicherweise wäre es "richtig" gewesen, mit dieser Frau eine Beziehung auf sexueller Ebene einzugehen, um auf diese Weise auf der entsprechenden Chakraebene zu kommunizieren. Sex als Beziehung, die erst einmal eine Kommunikation ermöglicht. Das wäre eben ein Einlassen auf die Gefühlsebene der Frau gewesen - und da hätte der Dominanzanspruch zurücktreten müssen. Die Frage ist nur, ob das hätte bei BK durchgehalten werden können. Vielleicht ist aber der "BK-Anspruch" irgendwie unmenschlich ' oder übermenschlich' in dem Sinne, dass er dem "natürlichen" Menschen nicht entspricht.
Vielleicht wäre das "Einschmelzen" weniger grausam gewesen, wenn sich beide Seiten dem Transformationsprozess unterworfen hätten. Was aber müsste dabei aufgegeben werden? Möglicherweise bezog sich das "Einschmelzen" in diesem konkreten Fall auch nur auf die "althergebrachten Vorstellungen" (Paradigmen) der Frau, weil sie sich mit ihnen - in Ermangelung eines andern Ansatzes - identifiziert hatte.
Es könnte eben auch um einen Wechsel der Erlebensebenen gehen, wobei die Erklärungsebene zu Gunsten einer Beziehungsebene aufgegeben wird, zumal hier - trotz erhaltener BK - zu wenig Zeit zum geruhsamen Reflektieren bleibt. Ich habe den Eindruck, dass sich eine solche "Kumulation" von verschiedenen Erlebens- und Interpretationsebenen meistens durch eine übertriebene "Dramatisierung" des Geschehens anzeigt.
Eine Dramatisierung ist jedoch eine schlechte Voraussetzung, denn sie verhindert das besinnliche Überdenken einer Situation. In solchen Momenten ist der Einsatz eines magischen Schutzsystems (Teppich Drudenfuss, Bannkreis) wohl angebracht. Damit kann ein BK-Verlust verhindert werden. Allerdings ist auch dies ziemlich heikel, denn es kommt dabei sehr leicht zu einer "beherrschenden" Kommunikationsform - und diese entspricht dann jenen althergebrachten Vorstellungen, die von einem luziden Ich eben zu überwinden sind. Dazu gehört auch der Versuch einer Psychologisierung, denn dieser Schritt lässt das Ich schnell einmal in die psychologische Betrachtungsweise "zurückfallen". Dabei kann - sowohl in Bezug auf das Althergebrachte, wie auch auf das Neue - Entscheidendes nicht wahrgenommen werden.
Es gibt wohl einen grundsätzlichen Konflikt zwischen der gängigen aufklärerischen Weltanschaung und dem vermeintlich überholten magischen Weltbild, das als rückständig betrachtet wird. Wird jedoch die Angelegenheit "eingeschmolzen", besteht die Gefahr, dass Wesentliches eben als unwesentlich bezeichnet und erklärt wird. Die "Wissenschaft" geht der "Magie" verlustig. Sie verformt alles gemäss ihrem eigenen Begriffs-System. Sie kann dann zwar erklären und interpretieren aber nicht mehr "zaubern"! Deshalb könnte das "Destillieren" eventuell bessere Resultate als das "Einschmelzen" bringen.
Letztendlich ist dein Votum, wonach jene Lösung die beste ist, die am meisten Wechselwirkungen zulässt m.E. beim Einschmelzen nicht so recht zur Anwendung gekommen - aus welchem Grund auch immer. C.G. Jung sagt: «In dem Masse, wie es mir gelang, die Emotionen in Bilder zu übersetzen, d.h. diejenigen Bilder zu finden, die sich in ihnen verbargen, trat innere Beruhigung ein» (ETG S. 181 ff).
Möglicherweise bringt das der Emotion zu Grunde liegende Bild wirklich das Bedürfnis nach Transformation bzw. nach einem Umschmelzen zum Ausdruck. Bildlich ausgedrückt geschieht somit das "Richtige". Ob dies allerdings konkret in Bezug auf die "Frau" die richtige Verhaltensweise gewesen ist, wage ich zu bezweifeln.
Kurz - ich habe irgendwie den Eindruck, dass sich hier eine Art "verborgener Ebenenwechsel" bzw. ein archetypisches Bild der Situation abzeichnet. Das Einschmelzen umreisst dann den Sachverhalt durchaus "richtig". Aber irgendwie wird das situationsadäquate Beziehungsverhalten zum "weiblichen Wesen" durch die Einschmelzebene zugedeckt und die ganze Angelegenheit wird brutal unmenschlich.)
3.1.1. "Kalt-Anima
" und "Punktraum-Allraum-Identität"
Diskussion der Erfahrung (Remo F. Roth (RFR) und
Werner Zurfluh (WZ)
Oktober 2001
RFR Die Anima ist puppenhaft-starr, weil sie eben tot ist. Dies bedeutet, dass in unserer wissenschaftlichen Anschauung das Konzept der mittelalterlichen Weltseele, d.h. in meiner modernen Deutung die (zeitweilige) Punktraum-Allraum-Identität "gestorben" d.h. aus dem Bewusstsein verschwunden ist. Es ist daher das Motiv des "Eindringens in den Nebenraum", das die Lösung bringt, nämlich das Akzeptieren dieser neuen Raumvorstellung (= "Nebenraum"). So wird das Geschehen im Nebenraum belebt, d.h. an das Bewusstsein angeschlossen. Aus dieser Sicht finde ich immer noch, dass die Tötung der Anima falsch ist. Richtig ist jedoch dein Bemühen in der anderen OOBE bzw. dem luziden Traum, in dem du dich durch das enge Loch in die andere Welt hineinzwängst (vgl. 3.2. Die Auflösung der Puppenwelt - 14. Mai 1978). Mir fällt auf, dass du in beiden Fällen mithilfe der Aggression reagierst. Vielleicht weil du ein Denktypus (Aggression --> Logos!) bist und daher "er-zwingen" (Wille) willst..
WZ «Aus dieser Sicht finde ich immer noch, dass die Tötung der Anima falsch ist», schreibt RFR. Mir scheint nun wichtig, dass die Anima eben NICHT getötet wird. Zwar MEINE ich, sie würde sterben und sich sozusagen in ein Nichts auflösen - aber dem IST nicht so. Richtig ist, dass ein "eingleisiges Beziehungsdilemma durchbrochen werden" soll. So setze ich sie auf die - aus dem Nichts auftauchende - heisse Herdplatte und sehe zu, "wie dieses Weib stirbt" - wissend, "dass ich selber es bin, der dieses puppenhafte Wesen auf grauenhafteste Weise sterben lässt". Die zu einer amöboiden Masse gewordene Frau muss nämlich "in anderer Form" wieder entstehen können
RFR Seinem damaligen Wissensstand entsprechend ordnet Werner Zurfluh die ihm in der Ausserkörperlichkeit begegnenden Frauen der Ebene des persönlichen Unbewussten zu, das heisst, er betrachtet sie als Aspekte der persönlichen Anima. Im Gegensatz zu C.G. Jung unterscheide ich strikt zwischen dieser die persönliche Beziehungsproblematik darstellenden inneren weiblichen Gestalt einerseits und der kollektiven Anima andererseits, die, wie ihr Name besagt, dem kollektiven Unbewussten beziehungsweise jener Welt hinter der Spaltung in Psyche und Materie zugeordnet werden muss, die der Alchemist Gerardus Dorneus den unus mundus und Wolfgang Pauli die monistische psychophysische (oder psychoide) Einheitswelt genannt hat. Dass es sich im obigen Geschehen nicht um eine persönliche Beziehungsproblematik handelt, beweist die Tatsache, dass Cathy, Werners reale Ehefrau, die Szenerie verlässt, um sich in ihrem konkreten Körper wieder schlafen zu legen und anschliessend die Werner Zurfluh begegnenden Frauen alles Individuelle abgestreift haben und daher "die Frau an sich", das heisst eben, das kollektive Bild des Weiblichen im Mann symbolisieren.
WZ Als "folgsamer" Student der von gewissen Vertretern des Jung-Institutes vertretenen Meinungen in Bezug auf die individuellen und kollektiven Anteile weiblicher Traumgestalten übersah ich 1979 geflissentlichst die von RFR skizzierte Auffassung. Obwohl es bereits damals zum Abbruch der Ausbildung gekommen war, wirkten viele (schulanalytische) Indoktrinationen als "Spätprägungen", die nicht als solche erkannt werden konnten. Der damit verbundene "Mangel an Einsicht" findet seine Fortsetzung im nächtlichen Erfahrungsbereich - gerade WEGEN der BK. Weil Fehlauffassungen weder unter die Rubrik des Vergessens noch unter die der Verdrängung fallen, wirken sie sich fatalerweise auch im OOBE-Zustand aus.
RFR Doch was heisst die Formel "die archetypische oder kollektive Anima"
ganz konkret? Es dauerte einige Jahre, bis ich diese Nuss knacken konnte. Eigene
Träume,
Synchronizitäten
und Visualisierungen
sowie das Studium des Briefwechsels zwischen Wolfgang Pauli und C.G. Jung haben
mir schliesslich gezeigt, dass damit einerseits die von mir so genannte "Innenansicht
des eigenen Körpers" (oder die
Körperseele, der
empirisch erfahrbare Hauchkörper oder subtle body; vgl. dazu auch m.
Kommentar in Abschnitt 2.3), andererseits das letztlich
bewusstseinstranszendente Phänomen des Raumbegriffs gemeint ist. Im
Mittelalter war letzterer eng mit der
Weltseele
(vgl. Wolfgang
Pauli und die Wiederkehr der Weltseele), der anima mundi verbunden.
Deren Raumaspekt lässt sich in der Formel "Das Teil ist auch das
Ganze, und umgekehrt" zusammenfassen. Sie entspricht der mittelalterlichen
Idee der Mikrokosmos-Makrokosmos-Identität, das heisst der Vorstellung, "dass
nämlich im Macrocosmos alle Menschen enthalten sind, wobei jeder einzelne
als Microcosmos wiederum das Ganze darstellt" (Meier, C.A.
(ed.), Wolfgang Pauli und C.G. Jung, Ein Briefwechsel 1932-1958, 1992, S. 18).
Abstrakt gesehen bedeutet diese Aussage, dass jeder einzelne Punkt des
Universums auch dieses als Ganzes enthält, eine Idee, deren revolutionärer
Gehalt bis heute kaum gesehen wird. Sie bedeutet letztlich, dass das Geschehen
in einem Individuum, sofern es tief genug in das kollektive Unbewusste hinunter
reicht und so den unus mundus berührt, unter Umständen die
Situation im ganzen Kosmos im Sinne eines Quantensprungs von einem Moment auf
den anderen völlig verändern kann. Im
tiefenpsychologisch-psychophysischen Bereich nenne ich dieses Prinzip die Körperseele-Weltseele-Koinzidenz.
C.G. Jung ahnte diesen Zusammenhang schon im Jahr 1929 und hat ihn in die
folgenden Worte gefasst: «Wenn hier im Punkt a etwas geschieht, welches das
kollektive Unbewusste berührt oder in Mitleidenschaft zieht, so ist es überall
geschehen» (Briefe I, S. 84).
Die moderne
Physik hat sich mit dem Konzept der so genannten Nichtlokalität dieser
Eigenschaft der mittelalterlichen Weltseele angenähert, ist jedoch infolge
ihrer erkenntnistheoretischen Beschränkung auf halbem Wege stehen
geblieben. Wir wissen heute, dass diese Nichtlokalität der Quantenphysik zu
Grunde liegt. So ist vor allem die von Wolfgang Pauli eingeführte vierte
Quantenzahl, der Spin - eine Art innere Rotation der Elementarteilchen - eine
nichtlokale Grösse: Wird der Spin eines Teilchens umgedreht, geschieht dies
instantan, das heisst, mit Überlichtgeschwindigkeit auch seinem
Zwillingsteilchen, das ursprünglich in einer Beziehung mit ersterem war und
anschliessend in eine beliebig grosse Distanz in beliebiger Richtung zu diesem -
das heisst, ins "Überall" - gebracht wurde.
Die technisch-physikalische Anwendung dieses
Prinzips finden wir heute im Phänomen des Hologrammes. Wenn daher Werner
Zurfluh in seiner ausserkörperlichen Entdeckungsreise als Erstes einen
holografischen Film sieht, in dem die puppenhafte kollektive Anima "eingeschmolzen"
wird, bedeutet dies, dass ein archetypisches Geschehen konstelliert ist, in dem
der uns geläufige, dreidimensionale und metrische Raumbegriff Newtons (bzw.
die klassische Auffassung der kollektiven Anima) sich in einen solchen wandelt,
der einerseits punktförmig vorgestellt wird, andererseits jedoch zugleich
das ganze Universum beinhaltet (räumlicher Nichtlokalitäts-Aspekt der
kollektiven Anima). Zugleich wird die Zeit zur Ewigkeit. Wir stehen daher heute
vor der Aufgabe, die verdrängte und verspottete mittelalterliche Weltseele
auf einer höheren wissenschaftlichen Erkenntnisstufe, das heisst, unter
Einbezug der Resultate sowohl der Relativitätstheorie als auch der
Quantenphysik, wieder in unser Weltbild einzubeziehen (vgl. zum Ganzen
Wolfgang
Pauli und die Wiederkehr de$r Weltseele).
Das "Einschmelzen"
der Anima im holografischen Film deutet sich somit als die bewusste Anerkennung
eines im kollektiven Unbewussten konstellierten Prozesses des Übergangs vom
Newtonschen in einen neuartigen (aber dennoch sehr alten) Raumbegriff, in dem
das Teil und das Ganze identisch sind, und die Zeit zur Ewigkeit wird.
Es
fällt auf, dass Werner Zurfluh dieses Geschehen vorerst als völlig
autonom, das heisst von seinem Willen losgelöst erlebt. Dies bedeutet, dass
dieser psychophysische Quantensprung eine schlagartige Veränderung
darstellt, die direkt aus dem unus mundus kommt und das Bewusstsein völlig überrascht.
Genau so werden aber UFO-Sichtungs- und -entführungserfahrungen
beschrieben. Das darin geschilderte Geschehen dürfte seinerseits einem Schöpfungsakt,
einer
incarnatio (vgl.
Wolfgang
Paulis UFO-Meteoriten-Synchronizität) im Prozess der so genannten
creatio continua aus
dem
unus mundus entsprechen. Diese habe ich oben (2.6.1/2.6.2) mit dem Motiv
der Belebung des Toten im "Nebenraum" (Pinocchio, Sennentuntschi) in
Verbindung gebracht.
Während im ersten Teil von Werner Zurfluhs
ausserkörperlicher Erfahrung das "Einschmelzen der Anima" zum
Punktraum (der seinerseits dem "Überall" des Universums
entspricht) autonom geschieht und der ausserkörperliche Nachtwandler dem
Geschehen passiv zuschaut, ergibt sich im zweiten Teil die Notwendigkeit, mit
Hilfe des Bewusstseins aktiv einzugreifen. Im Gegensatz zur UFO-Entführungs-Erfahrung,
in der das überraschende Geschehen durch keinen bewussten Akt beeinflusst
werden kann, zeigt die hier geschilderte OOBE, dass das Ich sehr wohl eine
Beziehung zur kollektiven Anima beziehungsweise zum Prozess der Transformation
des dreidimensionalen metrischen Raumes Newtons in den Punktraum der anima
mundi <???> herstellen kann.
Der Eingriff des Bewusstseins besteht vorerst in einer Entscheidung,
ob die Frau sexuell befriedigt oder getötet werden soll. Erstere Handlung
wird durch Widerstände verhindert, die mit der Angst vor einem
Kontrollverlust im sexuellen Akt mit der eiskalten und erstarrten Puppen-Anima
zu tun haben.
WZ Wie bereits erwähnt, AHNE ich, DASS es sich um einen Transformationsprozess und NICHT um Sex handelt. Aber ich WAGE es nicht, diesen Sachverhalt als das anzuerkennen, was er ist, denn die diffus amöboide Masse stösst mich derart ab, dass ich fluchtartig das Geschehen verlasse und damit den OOBE-Zustand beende. Die Auseinandersetzung mit der "Amöbe" findet nicht statt. Es ist nicht die Angst vor einem Kontrollverlust im sexuellen Akt, der mich "aussteigen" lässt, sondern die Tatsache der totalen Überforderung und des Ekels.
Ich erkenne nur, dass diese "Kalt-Anima" jegliche Form von von Wechselwirkung - ausser Sex - striktestens ablehnt. Und sie verweigert sich selber als Wissensquelle bzw. als Organ des "inneren Wissens". Sie ist somit - so meine Einschätzung - eine tote "anima mundi" und KANN weder ein Kind austragen noch irgend welches Wissen vermitteln. Sie kann sich jedoch transformieren, indem sie gewissermassen einen Involutionsprozess durchläuft. Nur auf diese Weise kann sie offensichtlich die Art von Schöpfung zurücknehmen, die sie zuvor entwickelt und mir dann angeboten hat.
Damit eine Involution geschehennm kann, muss ich mich DIESER (sterilen) Art von Schöpfung im OOBE-Zustand bewusst verweigern. Ich muss erkennen, dass ein derartiger Sex in eine Sackgasse führt und dass ein bloss "virtueller" Sex kein neues Leben entstehen lässt, sondern das bestehende Leben letztlich vernichtet. Erst wenn ich also auf DIESE Art von "Beziehung" verzichte, kann die Anima sich wandeln und erlöst werden! Und zwar so, dass es mir dann eines Tages - gewissermassen nach über 20 Jahren - möglich wird, die tatsächlichen (von RFR beschriebenen) Dimensionen des Geschehens "einzusehen".
Dass ich also vom OOBE-Zustand in den Alltag hinüber wechsle, weist letztlich darauf hin, dass dort - im Alltag! - eine Bewusstwerdung in Bezug auf das Geschehen stattzufinden hat. Bewusstwerdung geschieht nicht im OOBE-Zustand mittels Sex mit der Puppe, sondern durch ein intensives Eindringen in das Gestaltungspotiential der "Amöbe" tagsüber. Praktisch bedeutet das einen enorm grossen Arbeitseinsatz im Hinblick auf die "Erschliessung des Unbewussten".
RFR Diese (erstarrte Puppen-Anima) stellt ein
Parallelmotiv zur eiskalten Hüftwunde des Gralskönigs Amfortas dar,
deren Eis nur mit Hilfe eines Speers ausgezogen werden kann. Die Sexualsymbolik
ist auch im Amfortas-Motiv offensichtlich, und der Mythos belehrt uns, dass nur
durch ein Eindringen in diese Welt die Kälte beseitigt werden kann. Gemäss
Emma Jungs und Marie-Louise von Franz' Deutung (Die
Graalslegende aus psychologischer Sicht, S. 176, 212f) steht hinter
dieser Wunde ein "gekränktes weibliches Naturprinzip", die "vom
christlichen Menschen in besonderem Mass verdrängte Sexualität",
als "dunkler Hintergrund des Eros". Wie wir unten sehen werden, sollte
sich dieses Prinzip in der Gestalt der "dunklen Anima" oder der
Chinesin in Wolfgang Paulis Träumen (s.u.) wieder melden. In meiner Deutung
entspricht es der durch die naturwissenschaftliche Anschauung verachteten und
ausgestossenen mittelalterlichen Weltseele und ihrem Punktraum-Allraum-Identität,
und offensichtlich muss es in allernächster Zukunft mit Hilfe eines
introvertierten sexuellen Aktes erlöst werden.
Meines Erachtens führt
daher Angst vor dieser zu erlösenden, eiskalten Welt der Amfortaswunde in
den entscheidenden Fehler des hier gedeuteten Geschehens hinein: Statt
dass mit Hilfe des introvertierten Eros (hier auf der sexuellen Ebene) eine
Beziehung mit der zu Eis erstarrten Puppe aufgenommen wird, die einem
Eindringen in und derart einer Anerkennung der psychophysischen Nichlokalität
(s.o.) entsprechen würde, wird sie in einem Akt der Aggression
vernichtet.
WZ Der entscheidende Fehler ist - so merkwürdig das auch klingen mag - eine DIREKTE Folge der BK. Gerade WEIL nämlich die BK vorhanden ist, besteht neben den für das Ich NORMALEN kognitiven und emotionalen Funktionen auch die ERINNERUNG. Und exakt diese, d.h. das intakte Erinnerungsvermögen führt zu einer FALSCHEN Zuordnung. Denn gewisse Inhalte des Logos-Bewusstseins können - da sie ebenso präsent sind wie alle anderen Inhalte - das Eros-Bewusstsein überdecken und dominieren. Und diese Gleichzeitigkeit führt zu einer Fehlreaktion meinerseits im OOBE-Zustand bzw. zum (aggressiven) Einschmelzen. Aber dieses Einschmelzen führt dann zu einem Ebenenwechsel. Und daraus ergibt sich dann die Möglichkeit einer "REALEN" Auseinandersetzung.
Da bei BK sämtliche Erinnerungsfelder aktiv sind, MUSS eine Auswahl stattfinden. Jetzt fragt es sich nur, was für die Entscheidungsfindung verantwortlich zeichnet. Bei mir waren es Bewusstseins-Inhalte, die eindeutig dem Logos- bzw. ZNS-Bewusstsein zugeordnet werden müssen. Das damit verbundene Wissen gab den Ausschlag und NICHT das Wissen, das im Zusammenhang mit dem Eros-Bewusstseinsfeld gegeben war bzw. aufdämmerte.
OHNE das Vorhandensein der BK und des aufgrund der BK intakt gebliebenen Erinnerungsvermögens wäre es nicht zu einer FALSCHEN Zuordnung gekommen - denn es wären keine "feldfremden" Erinnerungsinhalte verfügbar gewesen. Die BK kann also schnell einmal zu einem Durcheinander führen. Deshalb ist eine zusätzliche Anstrengung vonnöten. Die Situation muss nämlich auch korrekt eingeschätzt werden. Es muss bewusst eine passende Zuordnung von Gedächtnisinhalten stattfinden und es muss bewusst entschieden werden, welche Lösungsmöglichkeit zur Anwendung kommen soll. Insofern ist die BK beinahe schon unmenschlich schwierig. Jedenfalls war ich damals WEGEN der BK total überfordert und nicht wegen der Situation als solcher. Dies kann ich erst heute aufgrund des Beitrages von RFR einsehen. Wenn also die BK angestrebt wird, wird es unumgänglich, sich ein Wissen zu erarbeiten, das weit über das hinausgeht, was im allgemeinen so als Logos-Wissen zur Verfügung steht. Ohne "Herzens-Wissen" lässt sich keine situationsadäquate Lösung finden. Und dies muss unter Einbezug des Alltags geschehen.
RFR Wie ich gezeigt habe, entwickelte sich das
archetypische Prinzip des Logos im Laufe der Menschheitsgeschichte mit Hilfe
einer Transformation der im Prinzip der Aggression gefangenen Triebenergie (vgl.
dazu Die Gottsucher, Kap. 4:
Paracelsus und das
erneuerte Gottesbild, speziell Abschn. 4.3). Der Entscheid für die
aggressive Zerstörung bedeutet daher, dass der ausserkörperliche
Nachtwandler in dieser OOBE aus dem Jahr 1979 das Logos-Bewusstsein noch nicht
verlassen und daher auch nicht realisieren konnte, dass er die Aufgabe gehabt hätte,
bewusst in den Zustand des Eros-Bewusstseins hinüberzuwechseln. Er
verpasste es also, den von ihm damals schon beschriebenen Kontrollverlust (vgl.
Abschn. 2.1), das heisst, den Verlust des Logos-Bewusstseins zuzulassen, um
derart in eine situationsadäquate Verhaltensweise hineinzufinden, nämlich
in das fliessende Prinzip des Eros, das nicht gemäss den Regeln der
Kollektivmoral, sondern aufgrund jener der individuellen Ethik funktioniert
(vgl. dazu das "Schände mich!"-Beispiel im Kommentar zu 2.4).
Letztere hätte ihm gesagt, dass die Kontrolle durch das situationsadäquate
Verhalten zu ersetzen ist, in dem über das introvertierte Gefühl
erspürt wird, ob und wie weit eine sexuelle Beziehung mit der kollektiven
Anima nötig ist. Stattdessen bleibt er im Logos-Bewusstsein, und statt der
Annäherung an die psychophysische Nichtlokalität wird deren
Vermittlerin, die eiskalt-erstarrte Anima in einem Gewaltakt beseitigt.
Der
Konflikt besteht also darin, sich entweder den Verführungskünsten der
eiskalten kollektiven Anima auszuliefern und derart einen Kontrollverlust des
Logos-Bewusstseins zu erleiden, oder diesen andererseits zu vermeiden und in
einem aggressiven Akt die erstarrte Puppe auszurotten. Er fordert die
Entscheidung, ob das Ich weiterhin mit Hilfe des machtbesessenen
Logos-Bewusstseins in der Welt der OOBE manipulieren will, oder ob es bereit
ist, diese manipulative Kontrolle aufzugeben, um mit Hilfe des Eros-Bewusstseins
in eine introvertiert-sexuelle Beziehung mit der kollektiven Anima einzusteigen.
Diese körperzentrierte
Visualisierung ersetzt dann die OOBE und das Prinzip der Aggression und führt
in die oben (Kommentar zu Abschnitt 1.3) erwähnte "in-of-body-Realität"
des Eros-Bewusstseins hinein, in einen Zustand, der durch ein tiefes Gefühl
der inneren Zentrierung geprägt ist, obwohl auch darin Raum und Zeit sich
weitgehend auflösen.
Sowohl in der OOBE als auch mit Hilfe der körperzentrierten
Visualisierung wird schliesslich die Auflösung des Raumes beziehungsweise
die Nichtlokalität (das "Überall") des Punktraumes erreicht.
Der Unterschied besteht allerdings darin, dass in der ausserkörperlichen
Erfahrung Werner Zurfluhs aus dem Jahr 1979 dieser Zustand mit Hilfe einer
bewussten Aggression gegen die kollektiven Anima erzwungen wird. Dies wiederum
bedeutet, dass das Bewusstsein im Zustand des Logos verharrt und - analog zur
UFO-Entführungserfahrung - in einem enantiodromischen Prozess (Umschlag ins
Gegenteil) in eine plötzliche unbewusste Identifikation mit dem
Eros-Bewusstsein hinein fällt (vgl. m. Kommentar zu 2.4). Dieses kann dann
zwar im nichtlokalen "Nebenraum" (im "Überall") seine
OOBE-Ausflüge unternehmen, doch bleibt dieses "Überall" mit
dem dreidimensionalen metrischen Raum Newtons vermengt, so dass der Eindruck von
räumlicher Bewegung in der Ausserkörperlichkeit bestehen bleibt.
Wählt
man hingegen den indirekten Weg der Transformation des Logos- in das
Eros-Bewusstsein, überwindet man erstens das Machtgehabe des Ichs und überlässt
es - wie im unten folgenden Traum Wolfgang Paulis! - der kollektiven
Anima, den Nichtlokalitäts-Aspekt des Raumes zu erreichen, und zweitens
geschieht dies mit Hilfe der Sexualität und nicht der Aggression. Da derart
das Prinzip des Eros bewusst erreicht wird, findet keine unbewusste
Enantiodromie vom Logos in den Eros und damit auch keine unbewusste
Identifikation mit der Nichtlokalität statt. Dies dürfte erklären,
warum bei einer solchen Transformation nicht die Empfindung des
Ausgebreitetseins, sondern das oben erwähnte, intensive Gefühl einer
Zentrierung in sich selbst (d.h., im Selbst) erlebt wird.
Wir sehen so,
wie wichtig Werner Zurfluhs Bemühen einer Aufrechterhaltung der
Bewusstseinskontinuität (d.h. in meiner Terminologie, des Überganges
in das Eros-Bewusstsein; vgl. dazu m. Kommentar zu 2.4 Der Ebenenwechsel) für
Menschen mit OOB-Erfahrungen ist, denn nur diese garantiert - wie mein Vorschlag
des Erreichens des Eros-Bewusstseins - eine Distanzierung vom Macht- und
Beherrschungskomplex, der verführerischen Gefahr in der OOBE.
Wenn
wir nun den Begriff "kollektive Anima" wieder durch "Nichtlokalität
des Raumes" ersetzen, ergibt sich, dass dieser "Nebenraum" (in
dem das Tote belebt wird) offensichtlich mit Hilfe des archetypischen sexuellen
Prinzips erreicht wird. Wie ich in meinen
Gottsuchern gezeigt
und oben bereits erwähnt habe, beruht unsere Kultur des Logos ganz
wesentlich auf einer Transformation der im Prinzip der Aggression gefangenen
Triebenergie. Der Übergang vom Newtonschen (und Einsteinschen) zum
nichtlokalen Raumbegriff (das heisst die Rückkehr zur mittelalterlichen
Weltseele auf einer höheren wissenschaftlichen Ebene) bedeutet daher, dass
uns ein Paradigmenwechsel bevorsteht, der im Wesentlichen darauf fusst, dass
auf der archetypischen Grundlage des introvertiert-sexuellen Prinzips
eine neue wissenschaftliche und gesellschaftliche Kultur geschaffen wird, die
die heutige, auf dem Prinzip der Aggression beruhende ersetzt.
Mit
dieser mit Hilfe von Träumen, Visualisierungen und Synchronizitäten
empirisch verifizierbaren Hypothese erklären sich auch einige auf den
ersten Blick äusserst seltsame Hinweise Wolfgang Paulis im Umkreis des oben
zitierten Briefwechsels mit C.G. Jung um das Jahr 1935. Pauli hatte damals Jung
auch eine Traumserie aus dem Jahr 1934 zugesandt, die offensichtlich viele
erotische und sexuelle Träume enthält, deren Bedeutung ihm Jung erklären
sollte. Diese Tatsache ist insofern interessant, als Pauli im Jahr 1934 ein
zweites Mal heiratete. Trotzdem er also ein erfülltes Sexualleben lebte,
begannen seine Träume sich damals intensiv mit der Sexualität zu beschäftigen.
Leider werden uns diese Träume von den Verantwortlichen für die
Publikation von Paulis Briefwechsel bis auf weiteres vorenthalten,
wahrscheinlich weil diese der irrigen Meinung sind, dass sie von persönlichen
Beziehungsproblemen Paulis handeln. Doch zeigt sich bei näherer Betrachtung
sofort, dass diese Träume sich auf der Ebene der kollektiven Anima bewegen
und daher vom Problem der Beziehung des Ichs zum nichtlokalen Raum- und
Zeitbegriff handeln, schildern sie doch laut Paulis Angaben "mit einer
gewissen Hartnäckigkeit eine 'magische' Verbindung zwischen Sexualität
und Erotik einerseits, politischen oder historischen Ereignissen andererseits"
(Meier, S. 21). Es sei dieser Aspekt, den die Träume mit einer "chinesischen
Anima" - die Pauli bis zu seinem Tod im Jahr 1958 in vielen Träumen
verfolgte - in einen Zusammenhang bringen.
Später (1953; S. 90f.)
meint Pauli in einem Brief an Jung, dass diese Chinesin auf "eine besondere
ganzheitliche Anschauung" hinweise, "die aber in einem noch ungenügenden
Zusammenhang mit meinem rationalen Ego steht". Sie sehe "andere
Zusammenhänge als die gewöhnliche Zeit", und ihr scheine eine
Gestalt (RFR: diese ist männlich und wird auch "der Fremde"
genannt) zugrunde zu liegen, die "psychisch und physisch" sei, weshalb
"die Chinesin zuerst als die Trägerin 'psychophysischer Geheimnisse'
von der Sexualität bis zu den subtilen ESP-Phänomenen" erscheint
(Hervorhebung RFR).
Es dürfte aufgrund des
Gesagten unmittelbar einleuchten, dass Pauli die ganzheitliche Auffassung der
Chinesin bewusst nicht erfassen konnte, weil er nicht in der Lage war, sein "rationales
Ego", das heisst, das Logos-Bewusstsein zu verlassen, um in das
Eros-Bewusstsein einzutauchen, welches ihn in die Lage versetzt hätte, zu
sehen, dass die introvertierte Beschäftigung mit dem kollektiven Aspekt der
Sexualität die notwendige Voraussetzung für die oben erwähnte
Ersetzung der Aggression durch diesen zweiten Grundtrieb der Menschheit als
Grundlage einer neuen wissenschaftlichen Einstellung darstellt.
Im
Anschluss an die oben zitierten Bemerkungen im Brief aus dem Jahr 1953 an Jung
erwähnt Wolfgang Pauli einen Traum aus dem Jahr 1952, der die Chinesin auch
mit ihrem eigentlichen weiblichen Element, dem Raum und dessen Auflösung in
Verbindung bringt. Obwohl sein "rationales Ego" bis zu seinem frühen
Tod die Zusammenhänge nicht verstehen konnte, ahnte seine intuitive Seite
also schon, dass die oben erwähnte, nichtlokale Raumproblematik (die
kollektive Anima) sowohl mit der Sexualität, als auch mit den "psychophysischen
Geheimnissen" der parapsychologischen Phänomene (zu diesen s.
Wolfgang
Pauli und die Parapsychologie) zusammenhängt. Der Traum lautet wie
folgt (Meier, S. 90):
«Die Chinesin geht voran und winkt mir zu folgen. Sie macht eine Falltür auf und geht, diese hinter sich offen lassend, eine Treppe hinunter. Ihre Bewegungen sind eigentümlich tänzerisch, sie spricht nicht, sondern drückt sich stets pantomimisch aus, etwa so wie in einem Ballett. Ich folge ihr und sehe, dass die Treppe in einen Hörsaal führt. In diesem warten 'die fremden Leute' auf mich. Die Chinesin winkt mir weiter, ich solle auf das Podium steigen und zu den Leuten sprechen, ihnen offenbar eine Vorlesung halten. Während ich nun noch warte, 'tanzt' sie fortwährend rhythmisch von unten wieder die Treppe hinauf, durch die offene Tür ins Freie und dann wieder hinunter. Dabei hält sie immer den Zeigefinger der linken Hand mit dem linken Arm in die Höhe, den rechten Arm und den Zeigefinder der rechten Hand nach abwärts. Die wiederholte Anwendung dieses Rhythmus hat nun eine starke Wirkung, indem allmählich eine Rotationsbewegung (Zirkulation des Lichtes) entsteht. Der Unterschied zwischen den beiden Stockwerken scheint sich hierbei in einer 'magischen' Weise zu vermindern. Während ich nun wirklich auf's Podium steige, erwache ich.»
C.G. Jung interpretiert Teile dieses Traumes wie folgt:
«Die Chinesin verbindet im Traume offenbar Gegensatzpositionen, woraus 'Zirkulation' d.h. Rotation entsteht. Mit letzterer ist eine Veränderung des Raumes im Sinne einer Kontraktion verbunden. Daraus ergibt sich auch eine Veränderung der Zeit und der Kausalität! Also ein durch den Archetypus bewirktes ESP- bzw. synchronistisches Phänomen.»
Die wenigen fragmentarischen Äusserungen Paulis über seine erotisch und sexuell gefärbten Träume, die uns heute zur Verfügung stehen, legen somit die wohlbegründete Vermutung nahe, dass diese schon im Jahr 1934 von dem in ihm konstellierten Prozess der Ersetzung der "alten kollektiven Anima", das heisst des Newtonschen Raumbegriffs beziehungsweise der Einsteinschen Raumzeit durch jenen der "neuen kollektiven Anima", das heisst, durch die Vorstellung eines nichtlokalen "Nebenraumes" sprechen dürften, in dem das Teil und das Ganze im Sinne des Mikrokosmos-Makrokosmos-Prinzips ein und dasselbe sind. Die Erfahrung dieses neuen Raumbegriffs, der mit einer "Belebung des Toten" zusammenzuhängen scheint, dürfte aber nur über das innerlich erfahrene sexuelle Eindringen in die kollektive Anima im Prozess meiner Körperzentrierten Visualisierung möglich sein.
3.2. Die Auflösung der Puppenwelt
Neben dem Einschmelzungsprozess, der zu einer Umformung der Puppengestalt zu einer Amöbe führt, kann es auch zu einer Art Totalauflösung von Puppen kommen. Dies geschah am 14.Mai 1978:
... In einem Haus begrüsst mich eine überaus schöne Frau. Es ist jedoch leicht zu erkennen, dass sie eine lebendig gewordene steinerne Statue ist. Dies veranlasst mich dazu, mich genauer im Haus umzusehen. Bald einmal bemerke ich, dass das Gebäude verzaubert ist! Alle hier lebenden Wesen sind - aus mir unerfindlichen Gründen - lebendig gewordene Steinstatuen.
Die Frau ist aufgrund ihres Ursprungs eher 'puppenartig'. Trotzdem ist sie mir sehr sympathisch. Ich gehe auf sie zu und lasse mich von ihr in die Arme nehmen. Dabei umschliesst sie mich derart, dass ich für einen Moment befürchte, sie würde mir das Rückgrat brechen. Nur mit Mühe kann ich ein festeres Zudrücken verhindern und mich aus der tödlichen Umarmung lösen. - Dann blicke ich mich im Innern des Hauses genauer um und schaue mir die Bewohner aus der Nähe an. Unter ihnen sind einige wirklich sehr hübsche Frauen. Und die beginnen intensivst zu flirten.
19.8.01 Da steinerne Wesen herzlos sein dürften, sind sie nicht in der Lage, einen gefühlsmässig befriedigende Beziehung einzugehen. Denn bei näherem Kontakt fehlt es ihnen doch an jener Herzenswärme, die allein verhindern kann, dass sich Umarmungen verletzend oder gar tödlich auswirken.
Mit der Zeit sind einige Unstimmigkeiten zu bemerken. Es ist nämlich schon sehr merkwürdig, wie sich diese steinernen Schönheiten verhalten. Obwohl sie sich bewegen, handelt es sich eindeutig um rein ästhetische Figuren, die bei lebendigem Leibe erstarrt sind und irgendwie steif und kalt wirken.
Aber je mehr ich mich für die Hintergründe dieser Sache interessiere, desto mehr werde ich argwöhnisch beobachtet. Ich darf nichts überstürzen und muss äusserst vorsichtig sein. Eigentlich darf niemand merken, dass ich den steinernen Charakter dieser Frauen zu durchschauen beginne, zumindest aber vermute, dass sämtliche Bewohner dieses Hauses Steinwesen sind. So gehe ich denn wie ein Freier durchs Haus und nicht wie ein skeptischer Beobachter.
Plötzlich spüre ich den Drang, defäzieren zu müssen. Da nirgends eine Herrentoilette zu entdecken ist, gehe ich in die Damen-Toilette - allerdings auch in der Hoffnung, dort weitere Bekanntschaften machen zu können. Tatsächlich stehen drei hübsche Frauen vor dem Spiegel. Da ich jetzt dringendst mich erleichtern sollte, öffne ich eine der WC-Türen - und mache sie sofort wieder zu. Alles ist total verdreckt! Kot und Urin liegen auf dem Boden und das Closet ist braun verschmiert und völlig verstopft. Das andere WC sieht ebenso aus, beinahe überfliesst alles.
Etwas entsetzt und konsterniert wende ich mich den Damen zu. Erst jetzt sehe ich, dass sie nackt sind. Doch alle drei sind ziemlich verdreckt, denn braun verschmiert sind ihre Gesässbacken. Sofort verlieren sich alle meine Absichten und ich merke, dass hier eine andere und sehr unappetitliche Seite der Schönheit sichtbar geworden ist. Eine Seite, die ich nicht hätte sehen dürfen.
20.8.01 Die Verschmutzungen könnten mit dem Problem "Frau Welt" zu tun haben. Allerdings ist damit die Frage nach dem Zusammenhang mit den verstopften Closets noch nicht beantwortet.
Ich schaue mich unsicher um und suche nach einem Ausweg aus der heiklen Situation. Da fällt mein Blick auf einen kleinen, unscheinbaren Ausgang. Offensichtlich sollte dieser vor Männern geheim gehalten werden und unentdeckt bleiben. Deshalb wurde er in der Damen-Toilette angelegt. Und diese muss möglichst verschmutzt und ekelerregend sein, um neugierige Männer davon abzuhalten, sich genauer umzusehen. Doch ich lasse mich von all dem Dreck nicht abhalten, krieche durch die Öffnung und gelange bald einmal in eine Art Höhle, die blind endet.
Alles ist mit gelbem Plastikmaterial ausgekleidet!
«Aha - hier ist der wunde Punkt dieses Hauses und seiner Bewohner! Das Herz der ganzen Sache ist plastifiziert! Das Gelb ist abgeschossen und besizt keine Leuchtkraft. Alles ist mehr tot als lebendig. Das innerste Wesen dieser Welt ist künstlich!»
Meine Entdeckung bringt mich in höchste Gefahr, denn nun werden die Bewohner dieser Welt mich aufgrund meiner veränderten "Ausstrahlung" aufspüren und wegen meines Wissens unschädlich machen wollen. Möglichst rasch versuche ich deshalb, das dicht abschliessende Plastikmaterial aufzureissen und aus der puppenartigen Umhüllung rauszukommen.
Aber schon stosse ich auf die nächste Schicht. Auch diese kann ich mit Hilfe meiner Fingernägel und einem kleinen Rüstmesser aufbrechen. Die nächste Schicht ist zum Glück nicht mehr so dick wie die beiden zuvor. Hier scheint die Schweissnaht eines riesigen Plastikmantels zu sein, der das ganze Haus hermetisch von der Aussenwelt abschliesst.
20.8.01 Weil die Abschottung rigoros jede Art von Kreislauf verhindert, bleiben die Fäkalien an einen Ort gebunden, an dem weder ein Abbau noch eine Umwandlung der Teile stattfinden kann. Darin widerspiegelt sich exakt jene Art des Umgangs mit den nächtlichen Erfahrungen, die sich durch "Nichtstun" auszeichnet. Einerseits werden LD's und OOBE's kontrolliert und nach eigenem Gutdünken manipuliert, andererseits werden sie von der "Aussenwelt" abgeriegelt. Praktisch bedeutet dies, dass keine Protokollierung stattfindet. Das Geschehen wird auch nicht bedacht und gilt nicht als Teil des Individuationsprozesses. Das Verhalten des Ichs wird weder kritisch hinterfragt noch irgendwie angezweifelt. Die "Innenwelt" bleibt plastifiziert und gilt als "rein subjektiv". Schlimmer noch, Bewusstheit wird dadurch verhindert, dass keine "Luft von aussen" einzudringen vermag, denn die Aussage "der Traum ist ein Naturprodukt" zwingt das Ich zum Ausschluss der BK!
Man hat entdeckt, dass jemand die Schwachstelle des Systems zu knacken versucht! Höchste Zeit für mich zu verschwinden! Ich beeile mich, weitere Schichten zu durchstossen. Das gelingt im letzten Moment. - Der Feind stürmt schon in die Toilette und kriecht in den Höhlengang.
20.8.01 Die eigentliche Schwachstelle des Systems ist die Bruchstelle "Plastiknaht". Die Abgeschlossenheit funktioniert aber nur, wenn keine Luzidität vorhanden ist. Sobald eine - wenn auch nur geringe - BK entsteht, strömt das "Vertikalerinnerungsvermögen" ins vormals abgeschlossene System - mit geradezu dramatischen Folgen.
Zischend strömt Luft aus der 'Aussenwelt' durch das Loch, das ich eben aufgeschnitten habe. Und sogleich kommt es zum totalen Zusammenbruch dieser Plastikinnenwelt. Der Zerfall geht rasend schnell vor sich, so schnell, dass ich selber zutiefst erschrecke. Die Höhle bricht in ich zusammen, die lebenden Steinpuppen zerfallen zu Staub. Nach nicht einmal einer halben Minute ist der gesamte Inhalt des vormals 'lebendigen' Hauses transformiert und in Steinkrüge "abgefüllt", die nunmehr im Estrich des leer stehenden Hauses lagern.
20.8.01 Die Umwandlung ist faszinierend und zeigt, dass selbst das "Puppenartige" zu einer Art von Vorrat werden kann. Diese Transformationsprodukte werden in Amphoren gelagert und überdauert lange Zeiten. Dabei handelt es sich vor allem um Steinstaub , d.h. um "Mineralstoffe". Und die lassen sich als Dünger verwenden. Nicht nur meine eigenen Protokolle, die ich spätestens seit 1965 verfasse, gehören dazu. Es sind auch die Erinnerungsspuren anderer Menschen, die in den Amphoren eingelagert sind und jederzeit "assoziativ" hervorgeholt werden können.
Eine ältere Frau sitzt neben den Amphoren. Ich setze mich neben sie. Zusammen bedauern wir etwas klagend die Angelegenheit. Aber diese Welt musste unbedingt in sich zusammenbrechen, denn sie hatte keinerlei Existenzberechtigung. Im Gegenteil, sie war extrem gefährlich und drohte mich und andere Menschen zu verschlingen. ...
20.8.01 Die Welt der "Puppenfrauen" ist eine Welt der Zerstreuung, in der die Farbenpracht und Vielfalt des Lebens zum ästhetischen Vergnügungsspiel geworden ist. Die Gefahr des Verhaftetbleibens an diesen Zustand ist enorm gross, denn das Ich lässt sich blenden von der Pracht, der Schönheit und der Unverbindlichkeit der Vielfalt der Erscheinungen. Und es vergisst Fragen zu stellen. Anstrengungen und Kämpfe werden prinzipiell vermieden. Die Zeit wird in einem beständigen Rauschzustand durchlebt. Freuden, Genüsse und Zerstreuungen lassen keine Besinnung aufkommen. Das Ich ist für nichts verantwortlich und braucht sich niemals zu entscheiden! Es kann vor sich hindämmern und sorgenfrei dahinleben - ohne Berücksichtigung der Intuition und des Gefühls. Das Leben ist im Nu vorbei und nichts musste getan werden!
(CR Die "Steinfrauen" erinnern mich an die Bilder des belgischen Surrealisten Paul Delvaux. In den Damentoiletten herrschen manchmal tatsächlich unbeschreibliche Zustände - als Sercuritas - Wachmann fiel mir das auf.
Die Aesthetisierung war wohl eine Tendenz, die den alten Griechen anzulasten ist - auch die Verdrängung der "Schattenseiten" bzw. des "Schmutzig-Unreinen". Die Aesthetisierung fand ihren vollendeten Ausdruck in der Kunst der Plastikbildhauerei mit der Versteinerung eines Idealbildes.
Das Flirten der Damen scheint mir etwa dem zu entsprechen, was einem als Flirten in Sendungen wie Dallas oder Denver-Clan vorgegaukelt wurde. Es wird von der Frau genau das Rollenverhalten "gespielt", von dem angenommen wird, dass es die Männer interessiert. Damit können die Frauen als "tolle Puppe" ihre - wie auch immer gearteten Ziele - erreichen.
Plastik war irgendwann zwischen den Endsechzigern und frühen Siebzigern ein Synonym für jene gekünstelte und unnatürliche Lebensform, die der damals bereits degenerierte "american way of life" darstellte. - Ich frage mich, inwieweit in dieser Erfahrung nicht eigentlich zeitgeistliche Strömungen zum Tragen kommen. Strömungen, die Abflusskanäle verstopft haben, denn die Grundstimmung der 70er war doch ziemlich restaurativ und "lähmend".
In einer Zeitung las ich eben von Biorobotern, die an die Stelle der Haustiere treten, dem Menschen jede erdenkliche Arbeit abnehmen und ihm für Sex zur Verfügung stehen. Diese sehen dem Menschen zum Verwechseln ähnlich, sind aus Fleisch und Blut, haben aber KEIN BEWUSSTSEIN. Solche Ideen wurden 1973 von einem 1.20 grossen Elohim "gechannelt". Satan soll übrigens den Antimessias mit einem Marmorquader erzeugt haben. Marmorquader sind auch unbearbeiteter "Rohstoff" für Bildhauer - also ist es dem Schöpferwillen des Gestalters überlassen, was da herausgemeisselt wird. Hier gibt es keine Späne wie bei der Holzbearbeitung, sondern - Steinmehl.)
Literaturverzeichnis
Isler, Gotthilf Die Sennenpuppe - Eine Untersuchung über die
religiöse Funktion einiger Alpensagen (Basel: Verlag der
Schweizerischen Gesellschaft für Volkskunde, 2. Auflg. 1992).
zurück zu Füttern
zurück zu Uristier
zurück zu Vereinigunsimpuls
Konvertierung zu HTML September/Oktober 2001
Homepage: http://www.oobe.ch
e-mail: werner.zurfluh@oobe.ch
©Werner
Zurfluh
©Remo F.Roth (RFR)