Die Spur der Quader 1
Werner Zurfluh
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BK Bewußtseinskontinuität NDE near-death-experience (mit BK)
ND normal dream (ohne BK) AKE außerkörperliche Erfahrung (= OOBE)
PD prelucid dream (beinahe BK) KA-BK Körperablösung bei BK (= OOBE)
LD lucid dream (Klartraum - mit BK) SA Struktur A (= Alltag)
OOBE out-of-body-experience (mit BK) SB, SC ... Struktur B, C ... (Ebenen der Anderwelt)

Zur Einführung
Manches ist bei mir immer wieder in den nächtlichen Erfahrungen in Erscheinung getreten. Und oft hat es Jahre und Jahrzehnte gedauert, bis es mir möglich wurde, gewisse Dinge auch nur einigermaßen zu verstehen und gefühlsmäßig wenigstens an einem Zipfel ihres Seins zu 'packen'. Eines dieser Traumbilder ist der Steinquader. Er wird jenen, die den Film '2001 Space Odyssee' gesehen haben, bereits einmal als Faszinosum begegnet sein - wie etwa Stonhenge oder Carnac und - ein bißchen profaner und historisch nicht korrekt (was den Zeitpunkt der Herstellung betrifft) - ein von Obelix geschleuderter Menhir bzw. Hinkelstein.

Irgendwie haben diese geheimnisvollen Dinge - wie es sich im folgenden zeigen wird - mit der 'Anderwelt', der 'Autre Monde', zu tun, d.h. mit jener Wirklichkeit, die das Alltägliche transzendiert - und seit Jahrtausenden mittels der Träume, Visionen und ekstatischen Erlebnisse auf die Menschen einwirkt und sie maßgebend beeinflußt. Durch das von der Psychologie vielleicht etwas irreführend als 'das Unbewußte' bezeichnete 'Bewußtseinsferne der Anderwelt' werden bei einer Begegnung einzelnen Menschen oder sogar ganzen Gruppen neue Impulse vermittelt. Das Stagnierende bricht auf und längst Totgeglaubtes wird zu neuem Leben erweckt. Die Grenzen des bislang Bekannten erweisen sich beim zutage treten des Ganz-Anderen als brüchig und werden beim Ansturm des Fremdartigen gesprengt. Manchmal wird eine Überschreitung der gewohnten Strukturen durch die Numinosität der Erfahrung sogar erzwungen.

Das alles kann natürlich auch relativ harmlos und sanft geschehen - und dann trotzdem letzten Endes dazu beitragen, daß das Bekannte in seiner beharrenden Starrheit aufweicht und möglicherweise seine Begrenzung mit der Zeit sogar total verliert.


Der Kopf
Es war ein sehr eindrückliches und eigenartiges Geschehen am 14. April 1969. Es hat mich lange beschäftigt, ohne daß es mir möglich wurde, einen Zusammenhang mit der Quaderproblematik zu erkennen.

... Ich trete zu einer Säule, eine Art Quader, in der ein absolut leb- und farbloser Kopf in einer schwarzen Flüssigkeit schwimmt.

Ich weiß, daß man auf eine bestimmte Stelle des Steines drücken muß, damit der Kopf sich erwärmt und lebendig wird, doch ich kann es nicht glauben. Dennoch drücke ich, um es wenigstens versucht zu haben. Und es geschieht etwas!

Erstaunt schaue ich den Veränderungen zu. Der Kopf, den man vorhin von der Seite sah, dreht sich langsam gegen mich. Gleichzeitig bekommt er Farbe und scheint sich von innen heraus zu erwärmen. In dem Moment, als das Gesicht gegen mich schaut, ist der Kopf ganz lebendig geworden. Ein hübsches Mädchengesicht lächelt mir so geheimnisvoll zu, daß ich erschrecke, denn ich habe noch nie solch ein merkwürdiges und allwissendes Lächeln gesehen.

Plötzlich platzt die Frontscheibe, und ich werde von oben bis unten mit einer klebrigen, total schwarzen Flüssigkeit bespritzt. Fluchtartig renne ich davon, auf die andere Straßenseite. Dort treffe ich eine Frau, die ein weißes Kleid trägt. Verängstigt frage ich sie, was ich bloß tun solle. Sie lacht laut und sagt:
"Mach Dir keine Sorgen, das gehört dazu!"
Oder sagte sie, ich würde jetzt auch dazugehören?


Eine erste Spur
Der immer wieder in Erscheinung tretende Quader hinterließ seine Spur bemerkbar ein erstes Mal am 23. Mai 1969. Kaum hatte ich nämlich - wieder einmal - die 'Lustigkeit des luziden Seins im Traumzustand' bis zur 'bitteren Neige' ausgekostet, wurde er deutlich sichtbar 'herangekarrt' - und es wurde mir auch zugemutet, daß ich die schwere Last forttrage.

... Ich wedle voller Freude auf großen Skischuhen und mit zwei als Stöcke benutzten Tannenstämmchen eine schneebedeckte Straße in einer unbebauten Gegend hinunter und nutzte die immer schneller werdende Fahrt bewußt zu einem Gewaltssprung über den Straßenrand hinaus - und genieße dann vollumfänglich das wunderbar-herrliche Gefühl des Durch-die-Luft-Fliegens!

Doch bereits nach gut 20 Metern kommt es dieses Mal - völlig unerwartet und ohne ersichtlichen Grund - zu einem abrupten Absacken. Mit einem lauten Platsch plumpse ich mitten hinein ins Sumpfgras, das den Aufprall immerhin etwas zu dämpfen vermag. Doch zu meinem großen Entsetzen sinke ich sogleich in matschigen Untergrund ein - tiefer und tiefer! Panik kommt auf! Schon stecke ich bis zur Brust in der dickflüssigen, schlammigen Brühe, da stoßen meine Füße zu meiner großen Erleichterung auf festen Grund.

Hierzu ist bloß anzumerken, daß meine keineswegs ins Schema der tiefenpsychologischen Anschauungen passenden Versuche, die Luzidität in einem luziden Traum (LD) oder einer außerkörperlichen Erfahrung (OOBE) direkt oder indirekt auszunutzen, um sexuelle und andere Freuden auszukosten, hier wirklich abrupt und brutal beendet worden sind.

Damals konnte ich den Zusammenhang zwischen meiner - von den Analytikern zwar korrekt als infantil bezeichnendeten - Leichtfertigkeit und dem Absturz und der Tiefe des Einsinkens in den Sumpf nicht abschätzen. Auch die ernsthafte und intensive Auseinandersetzung mit der Jungschen Tiefenpsychologie außerhalb der Analysestunden half bei diesem Problem wenig bis gar nichts. Auch wenn in der Analyse Infantilismen und Schattenaspekten zur Sprache kamen, wurde dennoch nie klar gesehen, daß sich diese in LDs und OOBEs aufgrund der Kontinuität des Bewußtseins (BK) ganz massiv und irgendwie anders als in normalen Träumen ohne BK auswirken.

Der Grund für die fehlende Einsicht seitens der geschulten Psychotherapeuten war der, daß diese nicht akzeptieren konnten, daß es durchaus möglich war, mit vollumfänglich erhalten gebliebenem Bewußtsein zu träumen. Die BK im Traum paßte nicht ins theoretische Konzept und wurde deswegen auch nicht hinterfragt. Dabei würde gerade die BK aufzeigen, daß es auch im Traumzustand um wesentlich mehr geht als 'bloß' um einen schulkonformen Individuationsprozeß, bei dem das Individuum aufgrund der in einer Analyse erworbenen Kenntnisse und Einsichten zur Vollständigkeit heranwächst und sich dabei gleichzeitig in das kollektive Umfeld modifizierend integriert.

Selbstverständlich ging und geht es auch in meinem Fall um eine moderate Einpassung und um Ganzwerdung - allerdings unter Einschluß der BK. Der Einbezug der BK macht es schwierig, eine 'psychoide' Anderwelt als wirkliche Welt zu finden, weil es zum Scheitern der Anpassung an die seitens der Tiefenpsychologie und der Gesellschaft vertretenen Normen kommen muß. Aber das ist wieder eine andere Geschichte.

Oben auf der Straße fahren etliche Lastwagen. Ich rufe den Fahrern zu, sie sollten mir doch bitte heraushelfen, realisiere aber schnell, daß die schweren Brummis auf der Straße nicht anhalten dürfen, weil dort der Untergrund auch sumpfig ist. Einer der Fahrer ist mein Großvater mütterlicherseits, und sein Laster ist mit einem quaderförmigen Klotz aus einem butterähnlichen Material beladen.

Damals war ich total naiv und beschämend unwissend, denn ich ahnte nicht einmal am Rande, daß ich gerade durch den Einsatz der BK im Traumzustand aus dem Gängigen und somit den befahr- und begehbaren Wegen und Straßen hinausfliegen mußte. Und dann erhoffte ich mir erst noch Hilfe und Rettung durch gewichtige offizielle Gruppierungen - eben z.B. der Psychotherapie. Aber die FahrerInnen durften ja nicht einmal am Rande daran denken, in derart gefährlichem Gelände zu stoppen bzw. an dieser Stelle die 'Welt anzuhalten'.

Wenigstens erkenne ich, daß der formbare Quader auf dem der Laster meines Großvaters zu meinem persönlichen Erbe gehört. Dessen Verformbarkeit ist - wie andere, weiter unten angesprochene Themen (Bekleidung, Dreck, Werkzeug, Verwundung, Konfession, Reinigung) übrigens eine Sache, die durchaus in separaten Kapiteln behandelt werden könnte. Das soll hier allerdings nicht geschehen.

Nach bangen Minuten und manchem vergeblichem Zuruf komme ich irgendwie zu einem Beil und einem Pickel. Vielleicht deswegen, weil sich die 'Stöcke' umgewandelt haben. Aber sogar mit deren Hilfe ist es außerordentlich mühsam und anstrengend, dem Sumpf zu entkommen und bis zur Straße hochzustapfen bzw. mich das steile Bord hochzuziehen. Das dauert eine ganze Weile, wobei alle Kleidungsstücken bis auf die Unterhosen verlorengehen. Bei diesem Unterfangen verdrecke ich mich zudem vom Scheitel bis zur Sohle mit schwarzem Schlamm.

Endlich ist es möglich zu den unten auf trockenem Boden stehenden Fahrzeugen zu laufen. Unterwegs bemerke ich, daß sich auf der Innenseite des linken Oberschenkels ein großer gelber Fleck ähnlich einem vereiterten Stück Haut gebildet hat. Der Bereich ist am Rande von einem schmalen, blauroten Feld umgeben.

Bei den wartenden Fahrzeugen angekommen, wird mir von den Leuten zu meiner größten Verblüffung aufgetragen, den Quader und somit die gesamte Butterladung aufzunehmen und wegzutragen. Ich nehme die schwere Last ohne zu murren auf und gehe weg. Unterwegs zum nahegelegenen Ort begegnen mir mehrere Lastwagen und ein Kuhgespann. Von den Leuten, die aus den Fenstern gucken, lädt mich leider niemand dazu ein, die Ladung abzulegen und in einem der Häuser ein warmes Bad nehmen.

... Mit der Zeit wird es mir zu bunt, denn die Last drückt ungemein schwer - und zudem ist mein Körper völlig mit Schmutz bedeckt. Schließlich setze ich die bereits ziemlich weich gewordene Ladung einfach ab und renne eine steile Treppe hoch. Dabei gelingt es ganz so nebenbei auch noch, irgendwelchen Klerikalen zu entwischen. ...

Später bei der Reinigung verwandelt sich das bildhafte Geschehen in Buchstaben. Gleichzeitig erwache ich sukzessive und beginne, den durch die Buchstaben gebildeten Text von einem Blatt abzulesen. Ich hatte das Papier neben das Bett gelegt, um eventuelle Träume kurz notieren zu können. Zu meinem Erstaunen liegen nun rund um das Blatt herum einige elfenartig aussehende junge Burschen und Mädchen - auf dem Bauch, den Kopf in die Hände der abgewinkelten und mit den Ellbogen auf dem Boden abgestützten Arme gebettet. Sie lesen, was auf dem Papier geschrieben steht. Ja, sie diskutieren sogar miteinander über das Traumgeschehen. Aber dann verschwinden sie plötzlich. Dabei sagen sie:
"Der Traum ist recht kompliziert und für uns zu schwierig."

Dann lese ich den Text durch - und bin eigentlich ziemlich enttäuscht und verwirrt, weil dies alles kein Traum gewesen sein kann, sondern nur das bildhaft Erlebte einer Geschichte, die ich abends zuvor aufgeschrieben hatte.

Plötzlich wird das A4-Blatt weiß, denn die Schrift verblaßt! - Erst jetzt merke ich, daß ich nicht richtig wach gewesen bin, sondern eigentlich erst jetzt wach werde.

Damals, d.h. 1969, waren mir Dinge wie LDs, OOBEs, BK und falsches Erwachen völlig unbekannt. Erst Jahre später wurde mir beim neuerlichen Lesen des Traumgeschehens vom 23. Mai klar, daß ich längst schon wach gewesen war. Hier handelte es sich also eindeutig um das 'falsche Erwachen', bei dem 'tückischwerweise' die BK und damit der 'außerkörperliche Zustand' vollumfänglich erhalten bleibt. Und dabei kommt es mit Leichtigkeit zu einem 'Merging', d.h. zu einer Ebenenvermischung - ähnlich einer Überblendungsequenz in einem Film. Und worauf der Quader hindeutete, war mir so oder so unbegreiflich, auch wenn mir z.B. Ausdrücke wie 'das Selbst' oder 'lapis philosophorum' dazu eingefallen waren.


Die furchterregende Spur
Die nächste Spur ist auf entsetzlichste Weise am 26. Mai 1969 als 'Die Invasion der Quader' sichtbar geworden. Diese Erfahrung ist in den wesentlichsten Teilen im Buch 'Quellen der Nacht' S. 226-228 beschrieben, weshalb hier nur das ergänzt werden soll, was dort weggelassen worden ist:

... Ich beschließe zu fliehen und mich als ein Spion im Dienste der Invasoren auszugeben, der in den Teil der Gebiete zu gehen hat, der noch von Menschen beherrscht wird, um dort die Lage auszukundschaften. Um diese Rolle glaubhaft vertreten zu können, ziehe ich ein für die Invasoren typisches Kleidungsstück an - ein grünes Leibchen mit weißem Saum - und gehe anschließend eine Straße Richtung Stadtrand hinauf.

In der Mitte der Steigung treffe ich auf ein paar Schulkameraden, die sich ebenfalls verkleidet haben, um als Freunde der Invasoren zu gelten, und spreche sie in unserer Sprache an. Bald beginnen sie, ziemlich laut zu reden, worauf ich sie eindringlichst ermahne, wenigstens etwas leiser zu sprechen. Sie können oder wollen nämlich nicht die Sprache der Invasoren anwenden, aber sie wollen auch nicht auf meinen Rat hören und plappern noch lauter als zuvor.

Deshalb gehe ich schnell weiter, zumal das laute Schwatzen eine Patrouille der Invasoren dazu bringen könnte, die Gruppe genauer anzusehen. Tatsächlich - kaum sind ein paar Meter zurückgelegt - macht die immer noch laut redende Gruppe auf sich aufmerksam. Die Invasoren nehmen die Kollegen unverzüglich fest.

Beim Gedanken an die Qualen, die sie jetzt höchstwahrscheinlich erleiden müssen, wenn die Quaderwesen mit dem Studium der menschlichen Nervenversorgung beginnen, schaudert es mich zutiefst - und für einen Moment keimt in mir sogar die Befürchtung auf, meine Tarnung könnte auffliegen. Aber das ist glücklicherweise nicht der Fall. Ich nehme mir auf der Stelle fest vor, bei allem, was kommen mag, nur noch in der fremden Sprache zu sprechen.

Bald sind die letzten Häuser der Stadt erreicht. Am Rande der Stadt steht ein Invasorenposten, der das Land vor der Stadt kontrolliert und nach Menschen Ausschau hält, die eventuell einen Gegenangriff versuchen.

Der Kommandant spricht mich an und stellt etliche Fragen in seiner Sprache. Ich muß notgedrungenermaßen Rede und Antwort stehen und wundere mich sehr, die Fragen - ohne das Geringste zu begreifen - korrekt beantworten zu können. (Offensichtlich handelt es sich hier um Xenoglossie (= Anm.1 in: "Die wilde Jagd").)

Endlich scheint der Wächter zufrieden. Da das Haus auf der anderen Straßenseite sehr gut eingesehen werden kann und das letzte Hindernis darstellt, kann ich nun - ohne Verdacht zu erregen - die Fassadenkletterei beginnen, um in das noch nicht in der Gewalt der Invasoren befindliche Land zu gelangen. Das Hochklettern an der Mauer ist mühsam. Wie ich bei einem Fenster im ersten Stock vorbeikomme, sehe ich im kleinen Zimmer einen Schneider, der an seiner Nähmaschine sitzt. Ein Sprung durchs Fenster bringt mich schnell in die Gegenwart des eher kleingewachsenen Mannes.

Bald einmal wird klar, daß er ein Freund ist, und ich mich gefahrlos als Flüchtling zu erkennen geben kann. Der Schneider verspricht mir zu helfen. Als ich ihn um einige Waffen bitte, gibt er mir eine Pistole mit höchst merkwürdigem Lademechanismus, der darin besteht, daß am hinteren Ende ein flach gepreßter Stab in den Lauf gesteckt werden muß.

Nachdem ich dies getan habe, wird die Waffe ausprobiert. Nur zwei Schüsse lassen sich 'abfeuern' und statt Kugeln kommen nur überdimensional große und sehr langsam fliegende Dinger aus dem Lauf. Diese klatschen dumpf an die Wand und hinterlassen auf der Tapete einen großen (wahrscheinlich roten) Fleck.

Die Waffe überzeugt nicht, weshalb ich noch ein Gewehr verlange. Obwohl der Schneider viele Gewehre an der Wand hängen hat, ist keines verfügbar, denn alle sind funktionsuntüchtig. Schließlich verzichte ich auch auf die Pistole, weil das Nachladen viel zu umständlich ist und zu viel Zeit beansprucht.

Schließlich öffnet der Mann die Tür eines großen Schrankes und weist mir den Weg. Ich steige hinein und komme auf der anderen Seite sogleich wieder heraus. Vor mir erstreckt sich ein weites Land bis zum Horizont. Der Schrank bildet somit einen direkten Durchgang auf die andere Seite. In diesem Fall bedeutet dies, daß der Schrank einen Durchgang zu jenem Weltbereich eröffnet, der von der Invasion nicht besetzt wurde.

Auf einer staubigen Landstraße wandere ich bis zu einem Gehöft. Unter den hier lebenden Menschen sind einige, die mir von früher her bekannt sind. Sie erklären mir ihr Vorhaben, einen Gegenangriff durchzuführen. Die jungen Frauen äußern sich sogar recht optimistisch, was die Erfolgschancen angeht. Ich dämpfe jedoch ihre Erwartungshaltung und sage, daß Vorsicht eher angebracht wäre - besonders angesichts der Tatsache, daß die Invasoren doch schon bis hierher vorgedrungen sein könnten.

Das Waffenarsenal des Schneiders, der an der Grenze zwischen besetztem und unbesetztem Land arbeitet, scheint nichts bzw. nur wenig zur Lösung der Quaderproblematik beitragen zu können. Schneider und Waffen sind jedoch eventuell ein Hinweis auf die Tiefenpsychologie und deren Rüstzeug, das allerdings zur Klärung dieser heiklen Situation kaum was beizutragen vermag. Allerdings darf der Schneider als Person auch nicht unterschätzt werden, denn er lebt nicht nur seit langem in dieser Gefahrenzone, sondern er kennt auch den Durchschlupf hinüber zur Menschenwelt und damit zu einem Bereich, der von den 'Außerirdischen' nicht besetzt worden ist.

Vielleicht hat dieser 'Seelendoktor' in Gestalt eines Schneiders, der zerschlissene Kleider (z.B. Neurosen) zu flicken weiß, sogar den Schrank selbst gebaut. Und der Schrank ist bei genauerem Hinsehen letzten Endes ja auch quaderförmig. Mir waren damals diese möglichen Verbindungen nicht klar, weshalb ich z.B. auch nicht erkennen konnte, daß der Schrank einen Hinweis auf die Funktion der Quader gab und daß die quaderförmige Gestalt der Invasoren möglicherweise auf das 'Andere', nämlich die 'Anderwelt' hinwies.

... (Fortsetzung vgl. 'Quellen der Nacht' S. 228) ... Ich überlege mir, daß es gut wäre, mit dieser Quaderfrau Kinder zu zeugen, weshalb ich mich mit ihr in einem mystischen Akt vereine. - Die Kinder werden Mischlinge und der Krieg zu Ende sein!

Heute würde dies wohl als 'Hybrids with aliens' bezeichnet!


Das Grab
Dann kam der Quader am 29. Juni 1969 auf eine andere Weise - wieder ziemlich drastisch - zum Ausdruck.

... Bei einer Schießerei werde ich von vier Kugeln getroffen. Der starke Aufprall der Geschosse schleudert mich zu Boden und bringt den Körper nach dem Zusammensacken sogar zum Überrollen. Ich sterbe!

Nach einer langen Zeit der totalen Bewußtlosigkeit in absoluter Schwärze erwache ich wieder. Dies geschieht ganz sachte. Über meinem Kopf ist eine kleine rechteckige Öffnung zu sehen, durch die ein paar Sonnenstrahlen einfallen. Gleichzeitig wird mir meine momentane Situation bewußt. Ich bin in einem quaderförmigen Sarg, der aus einem weidenartigen Geflecht besteht. Da der Korbsarg nur kurz ist, hocke ich mit angezogenen Beinen in Kauerstellung auf dem mit Erde bedeckten Korbboden und kann mich überhaupt nicht bewegen.

Plötzlich ist draußen ein Geräusch zu hören. Ein Mädchengesicht mit kurzen Haaren erscheint vor dem Loch. Sie hebt ganz vorsichtig den Sargdeckel hoch, worauf ich aus dem Korb klettern kann. Doch kaum bin ich draußen, da will sie selber in den Sarg einsteigen. Sie sagt, daß ich während der Zeit, in der sie im Sarg sei, auf der Erde herumgehen könne. Und in der Nacht, wenn sie draußen ist, müsse ich wieder in den Sarg steigen.

Doch dieses Arrangement paßt mir nicht, weshalb ich der jungen Frau den Einstieg verwehre. Ich habe beschlossen, mit ihr zusammen diesen fatalen Kreislauf zu beenden, bei dem sie tagsüber und ich in der Nacht im Sarg bleiben müssen. Um eine Rückkehr in diesen Sarg zu verhindern, 'schneide' ich mit dem Zeigefinger der rechten Hand ein Gottesauge in den aus grauem Lehm bestehenden Deckel des Korbsarges.

Dann gehen wir weg und bleiben unsichtbar miteinander verbunden. ...

Es ist offensichtlich ein Quader, der zwischen den Welten von Tag und Nacht vermittelt. Dieser kann sogar einen 'ewigen Kreislauf' erzwingen. Allerdings ist auch ein solcher in dem Moment beendet, wenn das 'Gottesauge' in den Deckel eingezeichnet wird. Dieses Auge ist ziemlich sicher ein Zeichen für die BK - und damit auch für die Bewußtwerdung.


Der Sakralbau
Sakralbauten und insbesondere Altäre können aus quaderförmigen Teilen bestehen. Ein Hinweis auf diese wichtige Funktion von Quadern gab das Geschehen vom 15. August 1970.

... Bei einem Sakralbau, der sich von kirchlichen Bauwerken stark unterscheidet - und zwar aufgrund der Bauweise, bei der Betonelemente und Holzteile zu einer harmonischen Einheit verbunden sind - wurden quaderartige Bauelemente elegant ineinander verschachtelt. Auf diese Weise ergibt sich ein wohlgelungener, der heutigen Zeit wunderbar angemessener Bau von erhabener Schönheit. Die großen Quader führen zudem zu einer Auflockerung des mächtigen Gebäudes, einer modernen Kathedrale, die sogar die alten an Schönheit um einiges übertrifft.

Ich gehe hinein und geradewegs zur hölzernen Altargruppe, wo eine Begegnung mit (jenseitigen) Gestalten der christlichen Tradition stattfindet. ...

Die Funktion der Quader an dieser Stelle besteht in einer möglichen Transzendierung der profanen Ebene. Es kann zu einem Kontakt mit Wesen kommen, die nicht von dieser Welt sind.


Das verbindende Element
Das Geschehen vom 28. März 1971 zeigt den Quader als verbindendes Glied zu einer uralten Kultur, das riesige Zeiträume überbrücken hilft.

Ich stoße auf eine Höhle, die bereits von irgendwelchen Wissenschaftlern untersucht worden ist. Die Forschungsresultate sind aber sehr unvollständig geblieben. Man weiß nämlich nur, daß die Höhle Teil eines ungeheuer verzweigten Systems war, das einer sehr hoch entwickelte Kultur zugeschrieben werden muß.

Mit bloßen Händen schiebe ich nun diverse Gesteinsbrocken aus dem vordersten Höhlengang. Draußen trenne ich die Bestandteile, was problemlos geht. Da sind Versteinerungen und sogar Schriftrollen darunter. Doch trotz aller Bemühungen ergeben sich für mich keine neuen Anhaltspunkte .

Der größte Teil des Gesteins besteht aus einem gelbroten - beinahe ockerfarbenen - Sandstein, der aus einzelnen Schichten von etwa 2 bis 4 cm Dicke besteht, die übereinander liegen und sich ohne weiteres gegeneinander verschieben lassen. Auch gibt es Steine von der Größe einer Faust bis zur Größe eines Fußballs aus einem sehr harten und total schwarzen Material. Darin sind silberfarbene, das Licht reflektierende Körner eingeschlossen. Einige dieser schwarzen Steine sind zu bestimmten Formen zugehauen - einer z.B. ist ein Quader, an welchem ein Ring von etwa 40 cm Durchmesser hängt. Die beide Stücke sind aus einem einzigen Stein gefertigt.

Erst nach einiger Zeit merke ich, daß in diesem Teil der Höhle ein kompliziertes Gangsystem seinen Ausgang nimmt. Ich steige hinunter und treffe nach kurzer Zeit eine ältere Frau, die paradoxerweise sehr jung aussieht. Sie muß eine aus jenem uralten Geschlecht sein, das früher hier gelebt hat. Ich komme mit ihr ins Gespräch und merke bald, daß sie sehr einsam ist und von den zuvor hier forschenden Wissenschaftlern überhaupt nicht verstanden wurde. Ich überlege, wie es am besten anzustellen wäre, mit ihr zusammenzukommen. Und da sich das Gespräch sehr harmonisch entwickelt, vereinigen wir uns fast automatisch auch körperlich.

Später kommen Leute, die irgend etwas mit Handel zu tun haben und nun die alten Höhlen kommerziell auswerten wollen. Der alten Frau und ihrer Tochter gelingt es leider nicht, den Herren etwas entgegenzuhalten, was sie von ihrem Vorhaben hätte abbringen können. Auch ich muß ohnmächtig zusehen, wie sie skrupellos mit der Schändung und Ausbeutung beginnen.

Doch gänzlich unerwartet kommen aus den unergründlichen Tiefen der Höhlen zwei Männer - ein älterer und ein jüngerer (der Sohn des Alten). Die beiden sind wie die Frau und ihre Tochter Ureinwohner und haben durch all die Zeiträume bis heute überlebt. Die Wirtschaftsleute versuchen sogleich, die beiden unschädlich zu machen. Aber noch so viele Tricks können die Alteingesessenen nicht unterzukriegen, weil diese eine ungeheuer große und umfassende Weisheit besitzen, die sich durch nichts erschüttern oder gar übertölpeln läßt.

Zuletzt verlangen die wütend gewordenen Geschäftsleute, daß die beiden Männer in einen Raum gehen, der mit so etwas wie Duschen ausgestattet ist. In der alten Hochkultur wurden hier Personen, die von einem Arztbesuch kamen, für eine Weile einer Art von Quarantäne unterzogen. Und als die Leute dann wieder herauskamen, waren sie vollständig geheilt. Nun gehen die Geschäftsleute mit den beiden Männern in den Raum. Vermutlich wollen sie an diesem Ort die beiden 'Widerspenstigen' unschädlich machen.

Nach einiger Zeit kommen alle wieder heraus. Der ältere der beiden 'Urkulturmänner' zeigt mir einen Vertrag, der im kleinen Raum abgeschlossen wurde. Ich bin sehr erstaunt, daß dieser einen Kompromiß beinhaltet, weil ich weiß, daß es den beiden Männern möglich gewesen wäre, die Vertreter der Geschäftswelt vollständig außer Gefecht zu setzen.


Ein anderes Erbe
Der Fund vom 24. Oktober 1971 zeigt, daß es bei den Quadern um etwas anderes als um das griechisch-römische Erbe geht, nämlich - wie ich erst heute weiß - um das germanisch-keltische.

Bin in Griechenland und mache Ausgrabungen. Dabei finde ich eine Säule (eine Art Quader) und einige Köpfe aus Marmor. Die Fundstücke sind völlig anders als die bis zum heutigen Tage gefundenen. Sie weisen ein für das Griechische ganz ungewöhnlichen Stil auf! Die Köpfe sind nicht vollständig rund, sondern am Hinterkopf etwas abgeflacht. Auch die Nase ist nicht 'griechisch' bzw. gerade.


Die Verengung
Am 6. Juni 1973 wird nicht nur der Zusammenhang Quader-Säule, sondern auch der des Quaders und des Klappfelsens (das Symplegadenmotiv) angedeutet.

... Endlich ist der lange, immer enger werdende Säulengang zu Ende. An ein Weiterkommen ist jedoch nicht zu denken, denn die Verengung ist derart, daß es keinen Durchschlupf zwischen der Wand aus quaderförmigen Steinen und den Säulen gibt. Bei genauerem Hinsehen erkenne ich jedoch eine Geheimtür. Intuitiv mache ich die für die Öffnung notwendigen Bewegungen. Schliesslich schwingt die Tür auf! ...


Alte Gemäuer
Die Quader vom 19. Februar 1976 weisen auf alte Zeiten und zudem auf die Möglichkeit einer neuen Art des Sehens hin.

Ich erlebe eine ganze Tagesreise plus die darauffolgende Nacht und den nächste Morgen in chronologisch korrekter Reihenfolge und mit einem diesem Zeitabschnitt entsprechenden Zeitempfinden!

Mit einem Freund radle ich auf dem Fahrrad einen Paß hinauf, was extrem anstrengend ist. Doch werden wir für unsere Mühe mehr als nur entschädigt, denn wir können die Sicht während Stunden ganz bewußt genießen. Die Landschaft ist in ihrer Schönheit einfach überwältigend. Auch die Farbnuancierung ist schlicht phantastisch - keinerlei Dunst, völlig klare Luft und schärfste Konturen. Am Horizont geht schließlich eine pastellfarbene Sonne langsam unter. Mit den letzten Strahlen werden die Berge in ein Flammenmeer von transzendenter Pracht getaucht. Wir 'klettern' weiter bis zur Paßhöhe hinauf, kommen zur Grenze und übernachten in einem Hospiz. ...

Am nächsten Morgen muß die weitere Reiseroute festgelegt werden. Auf einer Karte ist zu sehen, daß wir dank Fahrrad einen sehr unüblichen Weg werden nehmen können. Ein Weg, der es uns erlauben wird, ganz von der verkehrsreichen Hauptstraße fernzubleiben. Unterwegs werden wir sogar eine Burgruine aus dem 12. oder 13. Jh. besichtigen und erforschen können. Und weil diese ganz in der Nähe des Zollhauses bzw. des Hospizes liegt, sind die quaderförmigen Mauern schon vom Fenster aus zu sehen. Durch die nähere Besichtigung werden bestimmt mehr und genauere Informationen über das Gemäuer zu bekommen sein. Ich weiß nämlich, daß diese Anlage von meinen Ururahnen als Schutz- und Trutzanlage gegen diktatorische Herrscher errichtet wurde.

Auch der weitere Weg ist auf der Karte zu sehen. Er führt zu einem kleinen Bergsee unterhalb eines großen Gletschers. Ich freue mich schon auf die landschaftliche Schönheit dieses Gebietes und denke, daß wir je nach Länge der Besichtigung der Gemäuer und der Quader dort oben vielleicht im Zelt nächtigen könnten - inmitten eines gewaltigen Naturpanoramas.


Die Fähre
Die Quader vom 25. Juli 1976 sind ein Hinweis auf etwas Unbekanntes, wahrscheinlich eine Stadt. Erst später einmal werde ich sie besuchen können, denn woanders ist noch etwas Wichtiges zu erledigen, das mich persönlich betrifft.

... Bei der Meerenge von Gibraltar stehe ich auf der nordafrikanischen Seite auf marokkanischem Gebiet und schaue auf das Mittelmeer hinaus. Nahe der Küste dümpelt zu meinem Erstaunen ein sehr merkwürdiges Gebilde von roter Farbe. Es sieht aus wie ein großes UFO. In der Mitte ragt eine halbkugelförmige Kuppel auf, während der flache Rand mit grasbewachsener Erde und einem lockeren Bestand von Büschen und Bäumen bedeckt ist. Dazwischen weiden etwa 100 Schafe.

Mit der Zeit wird mir die Funktion dieses sonderbaren Dinges klar. Es ist eine in der Größe variierende 'Fähre' für Schafe. Sie verbindet zweimal pro Jahr Spanien mit Nordafrika. Im Herbst werden die Tiere in die wärmeren Zonen gebracht, im Frühjahr wieder zurück nach Spanien zu den Sommerweideplätzen.

Die Fähre hat keinerlei Antrieb, denn die Meeresströmung trägt sie automatisch von Küste zu Küste. Erstaunlicherweise machen die Schafe von sich aus diesen Zyklus mit. Jetzt weiden sie auf der Rasenfläche der Fähre. Ab und zu überspült eine mächtige Woge einen Teil des Randes, so daß die Tiere manchmal bis zum Halse im Wasser stehen. Daß sie dabei nicht in Panik geraten und weggeschwemmt werden, scheint mir darin begründet, daß die Schafe es seit langem gewohnt sind, auf diesem Ding zu sein.

Eine der 'Fähren' landet gerade in meiner Nähe, weshalb ich mich dazu entschließe, sie zu besteigen und mitzufahren. Kaum habe ich sie betreten, trägt die Strömung sie wieder fort aufs offene Meer hinaus. Auf dieser Fähre hat es relativ wenig Schafe - bloß etwa ein Dutzend.

Ich gehe zur Mitte der 'Insel', wo am Rande der Halbkugel ein etwa 40 Jahre alter Mann steht, dessen Arbeitskleidung dunkle Ölflecken zieren. Wir kommen gleich ins Gespräch, in dessen Verlauf klar wird, daß der Mann hier der 'Supervisor' ist. Er ist verantwortlich für die Behebung von Störungen, für die Pflege der kranken Schafe und die Rettung verängstigter Tiere vor dem Abgleiten ins Meer. Also ein zweifacher Hirte. Einerseits überwacht er die technischen Anlagen, andererseits sorgt er für das Wohl der Schafe und der Pflanzen der Randzone.

Doch meistens sitzt er in einer der Öffnungen der Halbkugel. Diese kann so gedreht werden, daß vier Öffnungen als Einsitz zur Verfügung stehen. Ich bin dem Manne ein willkommener Gast. Es ist mir erlaubt, neben ihm in einer der Kuppelöffnungen zu sitzen und hinauszublicken auf den Randbewuchs, die weidenden Schafe und das offene Meer.

Der Rand der Fähre taucht manchmal recht tief ins Wasser und verursacht mächtige Wellen.
"Werden Sie in Ihrem 'Ausguck' nicht ziemlich naß?"
"Selbstverständlich - und bei stürmischer See sogar total durchnäßt!"

Ich muß den Mann bewundern, denn ich dachte, er würde bei schlimmem Wetter in der Halbkugel im Trockenen sitzen. Aber offensichtlich ist es im Gegenteil so, daß er gerade dann im Ausguck zu sitzen hat, wenn es stürmt, was bei den starken Herbst- und Frühjahrsstürmen kaum angenehm sein dürfte.

Aber die Überfahrt verläuft ruhig - es herrscht schönstes Wetter. ... Wir legen an, und in Muse betrachte ich den menschenleeren spanischen Küstenstreifen. Auffällig sind die vielen weißen Quader, die über den steilen Hang unter einem dichten Wald verstreut herumliegen. Dahinter liegt vermutlich auf einer Terrasse eine kleine Stadt. Die Steine könnten von dorther stammen, vielleicht von alten Bauwerken - oder sie wurden aus einem Steinbruch hierher gebracht. ...

Wenn die strahlend weißen Quader tatsächlich etwas mit der Stadt zu tun haben, dann muß diese ein wahres Bijou, eine Kostbarkeit, sein. Gerne hätte ich sie besucht, aber schon legt die Fähre wieder ab - und ich muß mitfahren. Kurze Zeit später gelangen wir zu einer kleinen Hafenstadt. ...


Das Gespräch mit der Anima
Das Problem des Subjekt- und Objektanteiles von Traumgestalten war und ist für mich stets eine Herausforderung. Das Entweder-Oder von ‚rein subjektiv' oder ‚rein objektiv' ist mir aber zu einseitig. Ersteres führt zu einer total selbstbezogenen Position, die sich mit Leichtigkeit inflatorisch auswirkt und die Eigendarstellung ad absurdum führt. Letzteres erzeugt Leichtgläubigkeit und Kritiklosigkeit - und letzten Endes Verantwortungslosigkeit. Es ist allerdings extrem schwierig, ein "Tertium datur" in Form des Sowohl-Als-Auch und der Co-Kreation als eine bessere Lösung vorzuschlagen und zu akzeptieren, denn beweisen läßt sich nicht, daß Traumgestalten ein eigenes Bewußtsein haben. Nun gut, den "Objektivisten" gelingt es auch nicht, den Beweis anzutreten, daß Geistwesen völlig losgelöst von einem Ich existieren. Und ebensowenig können die "Subjektivisten" schlüssig den Beweis antreten, daß die Traumwelt ausschließlich eine Ich-Welt ist. Dank der BK ist es jedoch jederzeit möglich - zumindest in einem LD und einer OOBE - eine "Als-ob" Einstellung zu leben, bei der davon ausgegangen wird, daß Traumfiguren sowohl selbständig wie auch subjektabhängig sind - und sich dementsprechend zurückhaltend zu verhalten und die Traumfiguren als PartnerInnen anzusehen, mit denen eine Wechselwirkung stattfindet. Dies geschieht am 19. Oktober 1976 bei einem Gespräch mit der Anima ganz in der Nähe eines Ortes, an dem früher einmal ein quaderförmiger Sarg eine wichtige Rolle spielte.

... Ich verlasse ein Riegelhaus, weil ich einsehen muß, daß in dieser Struktur nur Dinge von stark ideoplastischer Ausprägung existieren, mit denen eine Kommunikation im Sinne eines Gedankenaustausches unmöglich ist. Die Wesen in diesem Bereich 'leben' einfach so vor sich hin. Das heißt nicht, daß sie bloß vegetieren. Aber da sie nicht die geringsten geistigen Bedürfnisse haben, kann ich mit ihnen etwa so viel anfangen wie mit weißen Mäusen.

Ein wenig ernüchtert gehe ich ... und komme in eine Gegend, die mir von einem früheren Traum her bekannt ist und große Ähnlichkeiten mit Arosa hat. Dort lag nämlich beim Obersee ein Sarg, aus dem laut und deutlich zu vernehmen war: "Es gibt mehr Dinge, als man meint" Das geschah 1968 (am 3. April), und die Leute wurden damals sehr unruhig, während ich mich zufrieden, friedlich und ruhig fühlte, denn ein geheimes Band schien mich mit dem Verstorbenen zu verbinden.

An diese Ereignisse erinnere ich mich während des laufenden Traumgeschehens. Überhaupt ist es so, daß es bei vorhandener BK durchaus möglich ist, sich an frühere Träume zu erinnern. Manchmal geschieht es auch, daß Träume erinnert werden, die in SA nie aufgeschrieben worden sind!

Jetzt kommt es jedoch zu einer räumlichen Überblendung, und der relativ kleine Obersee wird durch einen riesiger See ersetzt, der sich bis zum Horizont in einem weiten Rechtsbogen erstreckt.

In Gedanken versunken gehe ich dem Seeufer entlang zu einem Steg und denke über das Geschehen im Riegelhaus und die Erfahrung vom April 1968 nach und merke dann plötzlich, daß ich mich in einem Traum befinde! Langsam lasse ich dieses Bewußtsein in mir sich ausbreiten und vermeide jede heftige Bewegung und jedes ruckartige Aufschauen oder schnelle Herumblicken - und zwar aus der Erfahrung heraus, daß die BK bzw. die Luzidität dann kaum beibehalten werden könnte.

Langsam und bedächtig gehe ich also weiter bis auf den Steg hinaus und kann hierbei das Bewußtsein, im Traumzustand zu sein, immer mehr verfestigen. Dann - beinahe schon am Ende des Steges angelangt - ist die BK 'konstant' bzw. stabil, so daß ich sicher sein kann, sie nicht so rasch zu verlieren.

Hierbei habe ich natürlich auch die sexuelle Wunschkomponente nochmals durchzuchecken, wobei mir die Erfahrung von vorher im Riegelhaus sehr hilft, so daß auch hier kein "Rückfall" bzw. ein BK-Verlust wegen sexuell gefärbter Ablenkungen und ausschweifender Fantasien mehr zu erwarten ist. Der Verzicht auf Sex ist somit geglückt!

Nun stehe ich am Ende des Steges und schaue mit voll intakter BK in die Traumlandschaft hinaus. Sie besitzt eine imposante Größe. Die bis zum Horizont sich ausdehnende Wasserfläche, die hohen Berge, welche die Seeflanken säumen, die Hügel, links ein paar Häuschen am sumpfigen Uferrand auf den moorigen Wiesen, das gelbe Schilf und natürlich der hölzerne Steg

Die Farbe des Himmel erinnert an Jugendstilbilder wie etwa die eines William Turner, denn sie ist mit starken Pastellfarben durchsetzt. Eine genauere Auseinandersetzung mit der Landschaft ist mir jedoch nicht möglich, denn eine Bewegung im Wasser zieht meine Aufmerksamkeit auf sich!

Zu meiner größten Überraschung entsteigt der Tiefe des Sees eine junge hübsche Frau. Sie fasziniert mich vom ersten Moment an, und ich erkenne sie sofort als "meine Anima" - meine!
"Die Anima ist wieder zurückgekommen - zu mir zurück."
Ich jauchze innerlich und empfinde eine tiefe Freude, denn nun ist endlich der Moment der direkten Konfrontation bei BK mit der Anima gekommen. Die Frau besitzt übrigens keine - auch nicht die im entferntesten an jemanden erinnernden - SA-Merkmale und ist - auch dies erstaunt mich - völlig nackt und am ganzen Körper bronzebraun - ausnahmslos. Ihr Haar ist dunkelblond, relativ kurz und fällt bis zur Hälfte des Halses.

Die aus dem Wasser aufgetauchte Anima schreitet über die Wasseroberfläche zum Steg. Ich umarme sie, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt und als wäre sie niemals weggewesen. Sie schmiegt sich an mich, ohne sich anzuschmiegen, lehnt den Kopf an meine Brust, ohne sich anzulehnen. Trotz der immensen Liebe, die auch sie erfüllt, ist sie ein völlig autonomes, selbständiges Wesen, das ohne weiteres auch ohne mich leben könnte. Es ist einzig die gegenseitige Zuneigung und Liebe, die Grund dafür war, daß sie mich aufgesucht hat.

Sanft streichle ich sie und berühre ihre prallen, relativ spitz zulaufenden Brüste. Ihre Haut ist satt und straff, sie scheint kein Gramm Fett an sich zu haben. Ihr Körper zeigt aber auch keine Muskelkonturen. Auch das wieder eine sonderbares Paradox. Eine ziemlich lange Zeit schweigen wir und halten uns einfach in den Armen. Sie ist hier!

Doch dann erhole ich mich von der tief empfundenen Freude und Glückseligkeit und beginne nachzudenken, ohne dabei das allumfassende Gefühlsmoment zu verlieren. Sie ist nämlich die Person, die ich endlich einmal fragen könnte, ob sie wisse, daß sie selber träume. Auch könnte ich sie fragen, ob sie sich außerdem darüber im klaren sei, daß ich dank der BK selber um die Tatsache weiß, in einem Traumgeschehen zu sein. Schließlich ist sie am engsten und innigsten - trotz ihrer Unabhängigkeit und Selbständigkeit - mit mir verbunden. Eine derart persönliche Beziehung zu einem Wesen in einem meiner Träume gab es bisher wohl noch nie.

Mit weiblichen Wesen hatte ich zwar schon oft diese innige Verbundenheit, aber diese kam dann immer in einer geschlechtlichen Vereinigung oder z.B. einer Durchdringung der Körper zum Ausdruck und somit eher gefühlsbetont und empfindungsmässig (taktil). Doch jetzt ist es mir gelungen, meine Anima ohne den entferntesten Hauch eines Sexualwunsches in den Armen zu halten, und trotz intensivster Liebe mein volles Bewußtsein beizubehalten - und mit der BK neben der Gefühlsfunktion und der Empfindung auch das Denken und die Intuition. Dies ist ein Ereignis, das bislang noch nie vorgekommen ist. Also muß ich die Gelegenheit ergreifen und sie fragen.

Ich stelle nach einer mir angemessen scheinenden Wartefrist die Frage äußerst behutsam und vorsichtig, wie nebensächlich. ohne meine innere Spannung in die Worte einfließen zu lassen und ohne den geringsten Anflug von Ungeduld.

Die Anima, die sich in der Zwischenzeit hingelegt hat, reagiert überhaupt nicht! Es ist, als hätte sie nichts gehört. Doch allein schon dieses Nicht-Reagieren empfinde ich als Erfolg, denn sie ist nicht erschrocken oder irgendwie gefühlsmässig verletzt. Sie rührt sich nicht und macht keine Bewegung.

Meiner Meinung nach möchte sie passiv bleiben und abwarten. Deshalb stelle ich die Frage nochmals. Daraufhin zeigt sie eine kaum erkennbare Reaktion und gibt ohne Worte deutlich zu verstehen, daß sie die Frage verstanden hat aber nicht beantworten will. Sie runzelt nämlich die Stirn, zieht die Augenbrauen hoch und macht gleichzeitig ein Gesicht, als wäre sie total überrascht darüber, daß ihr jemand eine solche Frage stellt. Offensichtlich hat sie alles andere erwartet. Dann glättet sich ihr Gesicht wieder, drückt jedoch immer noch Erstaunen und Unglauben aus.

Die Anima nimmt nun eine abwartende Haltung ein. Auch ich warte einige Zeit und beobachte sie genau - in der Hoffnung auf weitere Reaktionen. Weil dies nicht der Fall ist, frage ich ein drittes Mal! Ich bin mir jetzt ziemlich sicher, daß sie die Frage ertragen kann und keine Gefahr besteht, daß die Erfahrung 'aufplatzt', abrupt beendet wird oder die Anima gezwungen wird, zu verschwinden.
"Weißt Du denn, daß ich träume, daß Du also ein Traumwesen für mich bist?"
Und nun - ich bin vor Freude fast aus dem Häuschen - reagiert sie. Sie schaut mich an und sagt:
"Ja, ich weiß es!"

Nun bin ich derjenige, der total überrumpelt ist - aus lauter Freude -, denn mit dieser Antwort ist für mich ein jahrelanges Arbeits- und Forschungsprojekt in ein völlig neues Stadium getreten. Endlich ist es gelungen, einen direkten Kontakt bei intakter BK mit einem SB-Wesen aufzunehmen. Und dies bei vollem Bewußtsein der Tatsache, in einem SB-Bereich zu sein. Und im Wissen darum, daß ich - von mir aus gesehen - der Träumer bin, und mein Gegenüber - wiederum von mir aus gesehen - das Geträumte. Ich verliere allein beim Gedanken an die erkenntnistheoretischen Konsequenzen dieses direkten Kontaktes etwas von meinem Bewußtseinsniveau.

Deswegen kann ich mich kaum an das erinnern, was die Anima sonst noch sagte. Sie wies mich jedenfalls auf die Konsequenzen dieser Begegnung hin und auf die Möglichkeiten einer Kommunikation unter solchen Voraussetzungen.

Dann geht "meine Anima" zu einem Tisch am linken Seeufer und setzt sich hin. Sie ist nun bekleidet. Ich kann leider nicht mit ihr gehen, denn die Lage wird sehr kritisch. Es scheint, als wären Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt worden, um mich mittels militärischer Mittel zu vernichten. Der Grund dafür ist der "Durchbruch", der dank meiner Fragen an die Anima möglich wurde. Dieser soll offenbar mit allen Mitteln wieder rückgängig gemacht werden, denn er scheint überhaupt nicht in das Konzept des Militärs zu passen. Sogleich steige ich im seichten Uferbereich ins Wasser.

Als erstes "donnern" schwere Jagdmaschinen heran, die mich eventuell im See mit dem Radar ausgemacht haben. Vielleicht kann man mich vom Cockpit aus im flachen Wasser stehen sehen. Drei Flugzeuge drehen ab und fliegen lautlos heran - exakt auf mich zu. Ich halte ihnen meine offenen Handflächen entgegen, von welchen sofort eine Art Strahl ausgeht, der sich fächerartig verbreitert. Alle drei Maschinen werden von den Strahlenbündeln erfaßt, gehen blitzartig in Flammen auf und stürzen ab.

Auf der Uferstraße rollt kettenrasselnd eine Panzerkolonne heran. Auch auf diese richte ich die Strahlen und - von den Strahlen erfaßt - beginnen die Panzer zu brennen.

Am Ufer hat mittlerweile eine Kompanie Soldaten Stellung bezogen. Jetzt rücken sie vor , die Gewehre im Anschlag. Ich 'überstreiche' sie mit dem Strahlenbündel, worauf die Waffen entflammen und schmelzen. Die Soldaten müssen die Gewehre fallen lassen, ihnen selber geschieht nichts.

Während des Kampfgeschehens muß ich mehrmals meine Hände anschauen, was auch bestens dafür geeignet ist, die BK zu stabilisieren!

Doch die Armeeführung irgendwo im Hintergrund will nicht aufgeben. Ihr Ziel ist es, mich unter allen Umständen unschädlich zu machen. Die Waffe, die im folgenden eingesetzt wird, läßt sich nicht mehr mit den Strahlen der beiden Handflächen über der Wasseroberfläche unschädlich zu machen. Verzweifelt beginne ich deshalb zu experimentieren und komme schließlich durch eine geschickte Kombination, d.h. durch Eintauchen der einen Hand in den See, zum Erfolg. ... In der Folge ziehen die Kampftruppen ab. Der See liegt wieder ruhig da wie zuvor.

Langsam gehe ich zurück ans Ufer und dann zum Tisch , an dem die Anima sitzt. Lange Zeit fällt kein Wort. Ich fasse mich wieder, gewinne die BK vollumfänglich zurück, überlege mir die Zusammenhänge und komme zum Schluß, daß die militärischen Angriffe - zumindest teilweise - etwas mit der Schattenseite der Anima zu tun haben könnten.

Ich wende mich an die Anima und sage: "Ich glaube, Du hast etwas mit dieser Destruktivität zu tun!"
Beinahe erbost streitet die Anima die Vermutung ab und weist sie weit von sich. Sie wirkt aber nicht so 'unschuldig', um den Verdacht, für die Angriffe mitverantwortlich zu sein, vollständig ausräumen zu können.

So lasse ich denn vorerst nicht locker und sage: "Das alles kann aber doch etwas mit Deiner Schattenseite zu tun haben!"
Auf die 'Ablenkungsmanöver' meiner Anima gehe ich gar nicht erst ein. Mein Beharren auf diesem Fragenkomplex hat doch zur Folge, daß die Anima mir die Zusage gibt, darüber später einmal zu diskutieren:
"Ich will mir die Sache überlegen!"
"Gut", sage ich und füge bei: "Es könnte sich ja um einen Dir nicht bewußten Destruktionsaspekt handeln, etwa die 'verschlingende Mutter'."
Und damit ist der Ansatz zu einer weiteren Diskussion, zu einem weiteren Gespräch gegeben, und ich kehre zurück in den im Bett liegenden physischen Körper.

Die Mobilisierung kollektiver Abwehrmechanismen geschah nicht bloß aufgrund meiner BK und der erkenntniskritischen Fragen, sondern merkwürdigerweise erst in Folge der Antwort der Anima. Das "Ja, ich weiß es!" sprengt die üblichen Normen maßgeblich, denn damit wird gesagt, daß sich eine "Traumgestalt" eines bestimmten Sachverhaltes bewußt ist. Dieser Satz ist verdammt nahe dem "Cogito, ergo sum!" und stellt so ziemlich alles auf den Kopf. Die philosophischen Implikationen sind unabsehbar.

Von den kollektiv geltenden Bewußtseinsstrukturen her gesehen muß der anstößige Satz zuerst einmal aus meinem Gedächtnis gelöscht werden. Das ist nur möglich, wenn es derjenigen Person, die sich daran erinnern könnte, verunmöglicht wird, sich zu erinnern. Wie das geschieht, ist eine Frage der Zeit und der machtausübenden Kräfte.

Es sind jedoch immer die herrschenden Mächte, die alles daran setzen, das zu vernichten, was ihren Anspruch auf Macht, ihr Weltbild und ihr Paradigma in Frage stellen könnte. In vorliegenden Fall wird der Meinung widersprochen, Bewußtheit sei auf die Alltagsebene beschränkt und einzig dem Ich zuzuschreiben.

Es darf angenommen werden, daß es sich bei der den Tiefen des Seegrundes entsteigenden Anima um eine durch gewisse Vorstellungen des 'kollektiven Bewußtseins' "verwunschene Weiblichkeit" handelt. Das Wiedererscheinen der Erniedrigten und Verstoßenen provoziert natürlich sofort die herrschenden männlichen Bewußtseinsstrukturen, deren Schutztruppe das Militär ist. Denn die unterdrückten weiblichen Denkstrukturen und die verdrängten magischen Kräfte der Frau, die wieder zum Vorschein kommen, sind für ein moralisierendes Patriarchat allemal höchst gefährlich. Diese möglichen Zusammenhänge wurden damals nicht erkannt, weshalb ich zu sehr auf den vermeintlichen Schattenaspekten der Anima beharrte.


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Die Spur der Quader Teil 2


Konvertierung zu HTML April 1998
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