Kristallisierende Wassertropfen
Teil 9
Lambdoma und BK-Konzept

Werner Zurfluh
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Wassertropfen Teil 8


LD = luzider Traum ( lucid dream, Klartraum)
OOBE = ausserkörperliche Erfahrung (AKEl, out of body exxperience)
BK = Ich-Bewusstseins-Kontinuität

4. Auf den Spuren des Lambdoma

Nachdem ich lange Zeit - beinahe aussichtslos - versucht hatte, die Erfahrung der Bewusstseinskontinuität (BK) mit traditionellen Vorstellungen zu verknüpfen, bot sich mir 1971 aufgrund des Büchleins "Akroasis - die Lehre von der Harmonik der Welt" (2. Aufl. 1964) von Hans Kayser endlich die Möglichkeit, das BK-Konzept, das sich bei mir "auszukristallisieren" begonnen hatte, mit einer uralten Tradition zu verknüpfen.

Zwar fand ich sozusagen überall Parallelen zu den OOBE's und LD's. So z.B. dank vertraulicher Gespräche, in der Mythologie, der Mystik, den Märchen und den Nahtoderfahrungen. Tag für Tag durchstöberte ich zudem die Stichwortkataloge der Unibibliothek und fand da manches an Materialien.

Beinahe überall wurde vom Selbst und vom Überselbst gesprochen. Einige nannten das "Höhere Ich" sogar bedeutungsschwanger das Supraselbst und redeten von den einzig wahren Stufen der Einweihung und von tiefsten Geheimnissen. Zu diesen tiefsten Geheimnissen gehörte dann die OOBE. - Aber nirgends wurde etwas über die BK als solche gesagt!

Das alles war doch ziemlich erstaunlich, denn es kam mir so vor, als würde andauernd um den "heissen Brei herumgeredet". Dabei ging es doch einzig darum, Ich und Ego voneinander zu unterscheiden bzw. die Egohaftigkeit abzulegen und zu erkennen, dass der Zustand des physischen Körpers keineswegs mit dem Bewusstseinszustand identisch sein musste. Aber da gab es die grössten Schwierigkeiten. Eine Identifikation mit dem "Selbst" schien den meisten ungemein leicht zu fallen. Also scheuten sie eine Auseinandersetzung mit der BK, die natürlich immer eine BK ist, welche das Ich umfasst. Es galt also, ein Konzept zu finden, das nicht "inflationsanfällig" war. Dieses Konzept war das "Lambdoma"!

Bis zum 1. November 1971 ist mir dank der Lektüre der Akroasis eindrücklich klar geworden, dass die Harmonik das Hören bzw. das Ohr als ein bis anhin von der Wissenschaft total vernachlässigtes Sinnesorgan mit berücksichtigt. Dadurch wird es nun endlich möglich, das Gefühl direkt miteinzubeziehen.

2. November 1971
... Es ist wie im Märchen. Ich habe eine etwas ungewohnte Stellung, denn halb bin ich Zuschauer und halb bin ich Zuhörer. Halb bin ich selbst handelnde Person im märchenhaften Geschehen, halb lausche ich aufmerksam als Beobachter den Klängen der Ereignisse.

Ein alter, würdig aussehender Mann mit einem langen weissen Bart - ein Weiser - hat irgend einen Fehler gemacht und sich damit gegen "das Höchste" vergangen. Und so sitzt er nun in sich selbst versunken in einem Lehnstuhl. Gott selber als Engel oder als Stimme fragt den Weisen, ob er seinen Fehler einsehen wolle und zugeben könne. Doch der Alte streitet vehement ab. Sofort wird alles kalt und kälter. Klirrender Frost überzieht die Erde und lässt die Dinge erstarren. Die Bewegungen verlangsamen sich allmählich und die Pflanzen verwelken. Immer tiefer wird die Kälte. Weisse überzieht die Wiesen, Felder und Wälder. Schliesslich ist alles erstarrt. Regungslos und tot verharrt die Welt. Hunderte von Jahren!

Doch eines Tages geschieht es. Die Ursache ist mir nicht bekannt. Es beginnt zu tauen. Erst ganz langsam, fast unmerklich. Dann immer schneller. Alles blüht auf. Die Welt erwacht aus ihrem Winterschlaf. Die Sonne scheint und die Vögel jauchzen ihr entgegen, denn der Frühling ist .eingezogen.

Gleichzeitig verwandelt sich der alte Weise, der in seinem Stuhl erstarrt sitzen geblieben ist. Er löst sich auf und schmilzt dahin - und an seiner Stelle erscheint wie aus dem Nichts ein Polychord. Dank dieses für die Harmonik unerlässlichen Instrumentes, dem "Monochord", und der damit verbundenen Arbeit besteht die Möglichkeit, wieder mit Gott und mit und durch ihn mit den Dingen ins Reine und Harmonische zu kommen. Ich ergreife das Instrument und gehe mit ihm nach Hause.

Unterwegs - in einer ländlichen Gegend mit vielen locker in der Landschaft stehenden Bauernhäuser - suche ich nach weiteren solchen Instrumenten. Ich frage einige Bauern oder Maurer, ob ich im Estrich ihres Hauses nachsehen dürfe, ob etwas Derartiges dort abgestellt sei. Und tatsächlich finde ich ein Polychord bzw. Monochord und kann es für 60.- sFr. erstehen. Dazu erhalte ich noch dessen Baupläne.

Wie ich die Pläne näher betrachte, ist zu erkennen, dass die Konstruktion dieses Polychordes einmalig ist - es ist ein ganz besonderer Gegenstand. So etwas habe ich noch nie gesehen. Der Instrumentenkörper ist zylinderförmig und nicht an allen Stellen gleich im Durchmesser. Der Hohlraum ist durch etwa vier runde 'Trennwände' (welche die gleiche Funktion ausüben wie bei einer Geige der Steg) unterteilt. Die runden 'Stege' sind aus verschiedenartigen Holzstücken zu Mandalas zusammengesetzt, die - jedes wieder eine anderes - eine ungewohnte Struktur aufweisen und eine tiefe Harmonie ausdrücken.

Die Zeichnungen betrachtend gehe ich weiter durch eine Landschaft, die gewisse Ähnlichkeiten mit dem Russli aufweist, einer Gegend bei Silenen im Kanton Uri, meiner 'Urheimat'.

Aufgrund dieses Initialtraumes beschäftigte ich mich etliche Jahre mit der Harmonik und kaufte nebst Büchern zum Thema auch ein "Monochord". Nach und nach wurde mir klar, welch überragende Bedeutung dies alles hatte. Als erstes sei deshalb das Monochord beschrieben und von Pythagoras - einem der frühesten Ahnherrn der modernen Harmonik - und von den näheren Umständen seines Lebens und seiner Lehre erzählt.


4.1. Das Monochord

Das Monochord ist ein einfaches Saiteninstrument. Es dient zur experimentellen Untersuchung von Saitenschwingungen. Monochord bedeutet: eine Saite. (Abb. und Text vgl auch Monochord mit zwei Seiten:)

Monochord

Seine einfachste Form ist ein Brett mit einer darauf zwischen zwei Stegen gespannten Saite irgend welcher Länge. Zur Analyse einer geschlossenen chromatischen zwölfstufigen Tonleiter eignet sich ein dreizehnsaitiges "Monochord". Dabei haben alle Saiten dieselbe Länge (z.B. 1200 mm), Dicke und Spannung und damit denselben Ton. (Bauanleitung z.B. Hans Kayser "Lehrbuch der Harmonik" (Zürich: Occident, 1950 S.1).)

Zum Thema "aktive und rezeptive musiktherapeutische Arbeit" vgl. Andreas Zeuch "Schöpfer eigener Wirklichkeiten - Die Klangmeditation mit dem Monochord".
Andreas Zeuch versucht, die intensive Wirkung des Monochords - besonders in der rezeptiven Musiktherapie - durch eine neue Hypothese zu schließen: «Durch den speziellen Klang des Monochords, der ohne die meisten bekannten musikalischen Parameter wie Metrum, Rhythmus, Harmonie usf. auskommt, wird eine musikalische Reizdeprivation ausgelöst, die synchron mit einer Reizüberflutung einhergeht, den besonders stark ertönenden Obertonreihen. Da wir aber die genannten Parameter als sinnstiftende Elemente in der Musik durch Kultivierung gewohnt sind, kommt es zu einem unbewußt gesteuerten, selbstorganisierenden Suchprozeß, der im Rahmen des subjektiven Hörerlebens individuelle Melodien oder Melodiefragmente aus dem Chaos der erklingenden Obertonreihen herausfiltert, bzw. konstruiert, um so dem Klang des Monochords musikalischen Sinn zu verleihen. Dieser hypothetische Prozeß könnte eine Erklärung für die deutlich zu beobachtenden Trancephänomene während der rezeptiven Musiktherapie mit dem Monochord sein.» (Musik-, Tanz- und Kunsttherapie, 1999 / 4; © Hogrefe, Göttingen)

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4.2. Obertöne

«Wird eine Saite angezupft, so beginnt sie zu schwingen. Dabei schwingt sie hauptsächlich mit ihrer Grundfrequenz. (Abbildung 2a). Dieser Grundton ist die natürlichste Art der Schwingung für jede Saite: an den Enden ist die Saite ja befestigt; dort schwingt sie also sicherlich nicht (sog. Schwingungsknoten). Je weiter man von den Enden wegkommt, desto kleiner wird der Einfluss der Befestigungspunkte auf die Schwingung, wegen der Dehnbarkeit der Saite. Daher schwingt die Saite in ihrer Mitte mit der grössten Amplitude. Allerdings ist dies nicht die einzige Schwingungsart (Mode), die von der Saite ausgeführt wird. Sie schwingt ebenfalls so wie in Abbildung 2b und Abbildu ng 2c. Diese Schwingungen heissen Oberschwingungen, die zugehörigen Töne Obertöne.

Obertöne

Alle Obertöne zusammen werden mit Obertonreihe bezeichnet. Sie bestimmen die Klangfarbe des von der Saite erzeugten Tons, ob wir einen Klang als "hell" (viele dominante hohe Obertöne) oder dumpf (schwache hochfrequente Obertöne) empfinden.

Für das Ohr ist aber nur der Ton als ganzes hörbar, die einzelnen Obertöne vermag es nicht wahrzunehmen. Die Intensität (Stärke) der Obertöne ist dabei meist kleiner als die des Grundtones. Mit zunehmender Frequenz (Tonhöhe) der Obertöne nimmt auch deren Intensität ab. Bei den meisten Instrumenten treten die Obertöne bei ganz speziellen Frequenzen auf: die Frequenz des Obertons steht in einem ganzzahligen Verhältnis zur Frequenz des Grundtons. Eine Obertonreihe dieser Art heisst harmonische Obertonreihe.

Meist ist z.B. der Ton mit der doppelten Frequenz des Grundtons ein wichtiger Oberton. Das Verhältnis der Frequenzen von Oberton zu Grundton ist in diesem Fall 1:2 (Oktave). Hören Sie z.B. den Ton eines Alphornes mit Grundfrequenz 65 Hz, so erzeugt das Instrument auch Töne mit folgenden Frequenzen: 65, 130, 195, 260, 325, 390, 455, 520, ..., 1040, 2080 Hz (32. Oberton). Die Intensität nimmt dabei, wie schon erwähnt, mit steigender Frequenz ab.

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4.3. Die Intervalle, Zweiklänge, natürliche Stimmung

Ein Zweiklang wird von den meisten Musikhörern als schön empfunden, wenn sein Frequenzverhältnis nahe genug bei einem Verhältnis m/n zweier nicht zu grosser natürlicher Zahlen m und n liegt. Die entsprechenden sogenannten Intervalle haben lateinische Namen, z.B. Quinte für das Verhältnis 3:2.

Entsprechend werden bei der "natürlichen Stimmung" die Tonleitern aufgebaut. Die folgende Tabelle gibt Auskunft über die Frequenzverhältnisse:»

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5. Pythagoras

Pythagoras wird im 6. Jahrhundert v. Chr. auf der Insel Samos geboren. Als dort ein Tyrann die Macht ergreift, verlässt Pythagoras die Insel und reist nach Ägypten. Hier scheint er in die Geheimnisse der ägyptischen Priesterlehre eingeweiht worden zu sein, auf alle Fälle das mitgebracht zu haben, was die heutige Wissenschaft nur noch von ihm gelten lässt und was bestimmt nicht seine Erfindung gewesen ist, nämlich den "Lehrsatz des Pythagoras" (vgl. Kayser "Akroasis" 1964: 17).

«Mit 40 Jahren, nach langjährigen Reisen durch die damalige alte Welt, taucht Pythagoras im unteritalienischen Kroton auf. Als gereifter Mann, faszinierend durch seine Persönlichkeit und einen für die damaligen Zeiten unerhörten Wissensschatz, gelingt es ihm bald, eine begeisterte Gemeinde um sich zu scharen. Er wird Stifter und Mittelpunkt des so genannten pythagoreischen Bundes» (ibid. S. 18).

Weil die Pythagoreer in den Verdacht staatsgefährlicher Umtriebe kommen, werden sie verfolgt. Die Macht des Bundes wird äusserlich gebrochen. Es ist aber mit Bestimmtheit anzunehmen, dass seine Anhänger noch jahrhundertelang existieren und in geheimer Verbindung untereinander stehen (vgl. ibid. S. 19).

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5.1. Die Lehre des Pythagoras

Es gibt keine als «echt» überlieferten Bruchstücke von Pythagoras selber, nur eine ganze Anzahl von Überlieferungen der Pythagoreer. Entscheidend für die richtige Beurteilung und Bewertung derartiger Überlieferungen ist, dass die zentralen Theoreme des Pythagoreismus absichtliche geheim gehalten und nur mündlich überliefert worden sind. Es gibt ausserordentlich viele und gut beglaubigte Stellen der antiken Literatur, welche eine Geheimhaltung bzw. absichtliche Verschleierung bezeugen (vgl. Kayser 1964: 20ff).

Wer sich längere Zeit mit harmonikalen Problemen beschäftigt, wird bald bemerken, dass es um Entscheidendes geht. Einmal um die Beobachtung der Welt als Einheit in ihrer Fülle der Erscheinungen. Dann aber auch darum, dass das Ich in eine bewusste innere Beziehung und Wertung zum «Du» tritt. Letzten Endes geht es um eine durch das Mittel der Anschauung harmonikaler Normen ausgerichteten Stellung des Menschen zum Göttlichen - oder wie das auch immer genannt werden mag, was jenseits aller Vorstellungen ist. Das alles erfordert eine Lebenseinstellung, die nur selten mit dem gängigen Weltbild konform ist. Aber wenn bestimmte ethische Richtlinien (z.B. Gewaltverzicht und Spiritualität) den Vorstellungen der Gesellschaft zuwiderlaufen, ist es weitaus klüger, eine direkte Konfrontation zu vermeiden. So wird jene Geheimhaltung im Altertum begreiflich. Die in der antiken Literatur überlieferten pythagoreischen Lehren und Theoreme sind deshalb nur Andeutungen und Umschreibungen einer urtümlichen und konkreten harmonikalen Symbolik.

Schon Plato lehrte "Theologie in Gestalt von mathematischen Figuren". Durch das ganze Altertum geht eine Überlieferung von geheimnisvollen Symbolen und Diagrammen pythagoreischen Ursprungs, die aber nie konkret benannt werden. Es wurde die "pythagoreische Tafel" entworfen, die auch als Abakus bekannt ist (vgl. ibid. S. 23). Albert von Thimus bezeichnet in seinem Buch "Harmonikale Symbolik des Altertums" (1868) die «pythagoreische Tafel» (nach Jamblichus) als das «Lambdoma».

Die harmonikale Technik der Pythagoreer stellt eine enge Beziehung zwischen Zahlen und Tönen her. Dies geschieht durch die Zahlenverhältnisse, die zwischen den Saitenlängen bestehen. Die Untersuchungen werden am Monochord gemacht. Das Monochord ist ein mit einer Saite bespanntes Brett oder Gestell mit einem beweglichen Steg. Mit Hilfe dieses Instrumentes, dem "Kanon", übten früher die Gesanglehrer die Töne ein.

Die Längenverhältnisse der Saiten können experimentell den Tönen zugeordnet werden und es lässt sich eine Art von Koordinatensystem konstruieren. Daraus ergibt sich ein System von geometrische Figuren mit parallelen und sich schneidenden Linien - ein ‚Diagramm' (wörtlich: Liniendurchschneidung) -, in dem die Zahlen- und Tonverhältnisse dargestellt sind. Wenn das Diagramm als Kreissystem und sphärisch-körperlich dargestellt wird, lassen sich die Töne nicht mehr bloss durch Strecken, sondern auch durch Bogenlängen und Winkel darstellen (vgl. ibid. S. 24f).

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6. Das Lambdoma

Im Jamblichischen Kommentar zur kleineren Arithmetik des Nikomachus heisst es (Zitat wörtlich vgl. ibid. S.25):

Von der Einheit (1) aus wird von einem Winkel aus eine Figur in Gestalt des Lambda (= des griechischen ‚L') gezeichnet. Auf der einen Seite der Reihe werden die an die Einheit sich anschliessenden Zahlen (vertikal) z.B. 2 3 4 5 6 usw. aufgezeichnet. Die andere Seite (horizontal) wird - beginnend von dem grössten der Teile, welcher das seiner Grösse nach dem Ganzen zunächst liegende Halbe (1/2) ist - der Reihe nach mit den hieran sich anschliessenden Teilen 1/3 1/4 1/5 1/6 usw. beschrieben.

Lambda

Durch Beifügung der Tonwerte erhalten wir eine Art von Rahmen für eine ausserordentlich interessante Tonzahlengruppe - die Teiltonkoordinaten.

Lambdoma

Lambdoma-Diagramm bis zur Zahl 16 (250 kB)

Das Wort «Rationen» hat in der Harmonik den Sinn von «rational» in der Mathematik; d.h. es bedeutet lediglich den rationalen Aspekt der Tonzahlen, also die Menge der ganzen Zahlen und echten Brüche, wie sie im Diagramm auftreten.

Dieses harmonikale Grunddiagramm pythagoreischen Ursprungs ist aus lauter von der 1/1, dem «Zeugerton» (mit dem Log Basis 2 = 0,000)‚ ausgehenden waagerechten in Saitenlängenrationen umgewandelten Obertonreihen vom Typ

1/1c 1/2c' 1/3g' ...
2/1c, 2/2c 2/3g ...
3/1f,, 3/2f, 3/3c ...

gebildet. Hierdurch entstehen von selbst die in Saitenlängenrationen umgewandelten Vertikalen, die «Untertonreihen».

Zu Klangfarbe, Oberton, Frequenzverhältnis, Naturtonreihe, Flageolett-Töne, Schwebung, Resonanz, Pythagoräische Stimmung, Pythagoräisches Komma, reine Stimmung, temperierte Stimmung vgl. auch Musiklehre ONLINE

Das Diagramm besteht also aus sich kreuzenden Ober- und Untertonreihen von anfänglichem reinem Dur- und Moll-Charakter und später sich immer mehr verengenden, abklingenden Intervallen. Verbindet man die identischen Tonwerte durch «Gleichtonlinien»‚ was hier nur an den C-Werten (dicke Kreise) gezeigt ist, und was grundsätzlich für alle Töne gilt, so gehen alle diese Linien auf einen ausserhalb des Systems gelegenen Punkt zu-rück, den wir gemäss der Logik der Rationen (z.B. 3/3 2/2 1/1 0/0) mit 0/0 bezeichnen.

Aus derselben Logik heraus entstehen dann die übrigen imaginären Rationen der obersten waagrechten und ersten senkrechten Reihe links. Die «Gleichtonlinien»‚ also die vom 0/0-Punkt aus durch jeden Tonpunkt des oberhalb der Zeugertonlinie 1/1 2/2 3/3 ... liegenden Sektors gezogenen Linien schneiden auf der Saite des rechts in beliebiger Entfernung angelegten Monochords genau diejenigen Saitenstrecken nach oben ab, deren Mass die betreffenden Tonpunkt-rationen angeben. Dasselbe gilt für den unterhalb der Zeugertonlinie liegenden Sektor, nur muss dann das Monochord entsprechend verlängert werden. Zahlenmässig haben wir hier also einen in der Mathematik bisher kaum bekannten «Rationalen Teilungskanon» vor uns (mit interessanten tonalen Gesetzmässigkeiten).

Alle Rationen des oberen Sektors 1/n sind kleiner als 1 (<1); alle des unteren Sektors n/1 grösser als 1 (>1). Die unter den Tonwerten ein-geschriebenen 3-stelligen Logarithmen sind die Logarithmen der Saitenlängen auf Basis 2; sie bedeuten die Verteilung aller Töne innerhalb einer Oktave zwischen 0 und 1000, so wie wir sie hören. (Vgl. ibid. Legende zu Tafel II)

«Wie von der Sonne gehn viel Strahlen erdenwärts,
So geht von Gott ein Strahl in jedes Dinges Herz.
An diesem Strahle hängt das Ding mit Gott zusammen,
Und jedes fühlet sich dadurch von Gott entstammen.
Von Ding zu Dinge geht seitwärts kein solcher Strahl,
Nur viel verworrene Streiflichter allzumal.

An diesen Lichtern kannst du nie das Ding erkennen,
Die dunkle Scheidewand wird stets von ihm dich trennen.
An deinem Strahl vielmehr musst du zu Gott aufsteigen,
Und in das Ding hinab an seinem Strahl dich neigen.
Dann siehest du das Ding, wie's ist, nicht wie es scheint,
Wenn du es siehest mit dir selbst in Gott vereint» 
(Friedrich Rückerts, Weisheit der Brahmanen, 4.Aufl., 1837, S. 373).

Um dieses Diagramm in das pythagoreische «Lambdoma» umzuwandeln, braucht man es mit seiner Spitze nur nach oben zu stellen, d.h. so weit nach rechts zu drehen, dass das Monochord schräg zur Seite liegt und die Diagonale (Zeugertonlinie) senkrecht zu stehen kommt. Diese Tonzahlgruppe heisst einmal deshalb «Teiltonkoordinaten», weil das Wort «Koordinaten» eine «Beiordnung » resp. «Zuordnung» bezeichnet, und weil in den Tonlogarithmen die Spitze des Systems 1/1 in 0 transponiert wird und die oberhalb des Zeugetons (1/1 mit dem Log Basis 2 = 0,000) liegenden Rationen positiv (+). die unterhalb liegenden negativ (-) werden.

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7. Ein paar Gedanken

Es ist nochmals zu betonen, dass das Lambdoma - wie alle harmonikalen Diagramme - nicht bloss eine mathematische oder musikalisch-akustische Formulierung darstellt, sondern eine Anzeige für und von Realitäten ist.

Im harmonikalen Diagramm «tritt neben die Logik des Verstandes (mathematischer Gehalt) die seelische Empfindung (tonaler Gehalt), und zwar nicht sukzessiv, sondern simultan. Die Sukzession, die wir sonst in der üblichen symbolischen Betrachtung haben - also etwa die Symbolisierung einer Welle mit dem polaren Auf und Ab seelischer Empfindungen, verschiedenster Periodizitäten usw. - ist in den harmonikalen Urphänomenen bereits spontan, simultan, von vorneherein gleichzeitig und gleichräumlich enthalten. Beide Momente zentrieren sich aber im Naturgesetz der Obertonreihe oder anderer akustischer Gesetze, welche wir zugleich als seelische Formen in uns tragen.

Diese doppelte Realisierung und Fundamentierung, diese Verankerung der harmonikalen Diagramme im Naturhaften (formuliert durch die akustischen Gesetze) und im Seelischen (apperzipiert durch unsere Tonempfindung), wobei das ‚Gesetz' der Naturerscheinung die Empfindung exakt unterbaut, und die Tonempfindung das Gesetz seelisch bewertet, aufwertet - diese doppelte Bewahrheitung der harmonikalen Diagramme erlaubt uns, ihren Aussagen von psychophysischen Wirklichkeiten ganz besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Denn hier geht es nicht mehr um einen blossen 'Formalismus', sondern um Realitäten höchsten Grades» (Hans Kayser, Orphikon - eine harmonikale Symbolik (aus dem handschriftlichen Nachlass), Hg. Julius Schwabe, Basel: Schwabe, 1973 S. 41).

Unglücklicherweise zerfällt das Lambdoma oft in seine Einzelbestandteile und wird so zu einem "Mikado" - einer ad hoc Gruppierung ohne Ausrichtung auf das 0/0. Es ist dann wie ein auseinander gefallener "Pfauenschwanz" ohne Zusammenhalt. Dieser Zerfall wird mit Sinnlosigkeit bezahlt. Beim Versuch, ein einzelnes Mikado-Stäbchen bzw. eine einzelne Feder aus dem wirren Haufen des Seins hervorzuholen, wäre daran zu denken, dass Amitâbha auf einem Pfauenthron sitzt und dass in jeder der Handflächen Avalokiteshvaras "das Auge der Weisheit" erscheint. Mit dem (multiplizierten) Auge wird gesagt, dass jedes Mittel und jedes Werkzeug aufgrund des liebevollen Erbarmens mit dem Ganzen verbunden bleibt (vgl. Das Erstrahlen des Diamantkörpers - Mandala der Fünf Dhyâni-Buddhas). Jede Tonzahl (wie z.B. m/n) bleibt mit dem 0/0 verbunden, wenn sie bewusst gehandhabt wird.

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7.1. Das 0/0

Das oberste harmonikale Symbol IST das 0/0, das ALLE Seinswerte (m/n) durchstrahlt und in sich auch das 1/1 umfasst. Das 0/0 ist der Scheitelpunkt eines lebendig fluktuierenden Lambdomas. Falls Offenheit besteht, strahlt es andauernd und nur wenig gefiltert in ein m/n - also in jenes Feld, mit dem das Ich momentan gerade identisch ist bzw. sich weitestgehendst identifiziert. Dem sich augenblicklich in einem m/n - Feld befindlichen Ich obliegt es, die Einstrahlungen feldkonform zu transformieren und feldverändernd bzw. schöpferisch zu wirken und in einem weiteren Umkreis erklingen zu lassen. Dabei kommt es im Idealfall zu Resonanzeffekten mit den umgebenden Feld-Einheiten und dadurch schlussendlich zu einem harmonischen Melodiefeld. Das Wissen um diese Zusammenhänge dürfte für jene ausschlaggebend sein, die gemeinsam musizieren oder sonst in irgend einer Form kommunizieren. Auch viele Redewendungen beruhen auf diesem Wirkungsprinzip wie z.B. "Das bringt eine Saite in mir zum Erklingen" oder "Das leuchtet mir ein" usw.

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7.2. Die BK

Der wohl wesentlichste Bestandteil aller meiner Ausführungen ist und bleibt die Kontinuität des Ich-Bewusstseins, die Bewusstseinskontinuität (= BK). - Luzides Träumen und Ausserkörperlichkeit sind wie der körperliche Wachzustand nur als eventuell auftretende Nebeneffekte dieser Kontinuität zu betrachten.

Sämtliche nicht-körperlichen Wachheitszustände (z.B. OOBE's) werden beinahe wie selbstverständlich in dem Moment erlebt, wenn das Ich bereit ist, die gewohnte Identität mit dem Zustand des physischen Körpers aufzugeben bzw. loszulassen. Das Ich bleibt sich stets seiner selbst bewusst und überlässt z.B. bei einer OOBE dem Körper die Selbstorganisation des Einschlafens und des Schlafens. Und eines Tages kann das Ich dem Körper sogar die Selbstorganisation des Sterbens im Wissen um all diese Dinge in aller Ruhe überlassen.

Gleichzeitig ist das Loslassen stets ein Tun, das vor allem darin besteht, nichts zu tun. Grundsätzlich ist die Entkoppelung des Bewusstseinszustandes von Körperzustand sehr leicht zu bewerkstelligen, denn sie verlangt vom Ich "bloss" die Bereitschaft, jene Dinge loszulassen, mit denen es meinte, sich identifizieren zu müssen.

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7.3. Die BK m/n

Innerhalb eines unendlich grossen Lambdoma "besetzt" ein Ich ein Fluktuationsfeld, das aus einer "bestimmten" Menge von Tonzahlen besteht. Diese Tonzahlengruppe nenne ich simpel m/n. Konkret besteht ein m/n also aus x einzelnen Tonzahlen. Der Einfachheit halber sei von folgendem stilisierten Lambdoma ausgegangen:

o o o o o o o o o o o o o o o o o o
o o o o o o o o o o o o o o o o o o
o o o o o o o o o o o o o o o o o o
o o o o o o o o o o o o o o o o o o
o o o o o o o o o o o o o o o o o o
o o o o o o o o o o o o o o o o o o
o o o o o o o o o o o o o o o o o o
o o o o o o o o o o o o o o o o o o
o o o o o o o o o o o o o o o o o o

Die Ich-BK des Individuums 1 besteht z.B. aus folgenden 10 Tonzahlen:

o o o o o o o o o o o o o o o o o o
o o o o o o o o o o o o o o o o o o
o o o o o o o o o o o o o o o o o o
o o o o o o o © o o o o o o o o o o
o o o o o o o o o © o © © © o o o o
o o o o o o o o o © o © © © o o o o
o o o o o o o © o o o o o o o o o o
o o o o o o o o o o o o o o o o o o
o o o o o o o o o o o o o o o o o o

Die von Individuum 2 aus ... (bitte selber zeichnen).

Alle markierten Punkte sind auch durch eine ZEIT-Linie miteinander verbunden. Zumindest die Zeitlinien sind NIE identisch mit anderen Zeitlinien, auch wenn die Punktemuster total identisch sein sollten. Zudem können "Lautstärke" und "Tonfarbe" identischer Tonzahlen unterschiedlich sein. Dadurch entsteht ein individuelles "pulsierendes Fluktuationsfeld". Das Feld sollte fluktuierend sein - und nicht konstant und erstarrt. Das Ich wächst gewissermassen als ein Erinnerungsfeld aus der "massa confusa" der Tonzahlen heraus und lernt dabei, bestimmte "Tonzahlen-Gruppierungen" immer wieder synchron erklingen zu lassen. Es ist wie ein Tropfen im Ozean. Ein Tropfen, dessen magnetischer Zusammenhalt durch die Erinnerung gewährleistet bleibt.

Es geht nicht darum, eine Ich-Bewusstseinskontinuität (BK) mit Ich-Bewusstseinskonstanz gleichzusetzen. Die BK entspricht einer Grundmelodie mit einem Variationsmuster, das situationsadäquat sein sollte und sein kann - und sich niemals wiederholt. Denn die Welt, die von einer Melodie durchwebt wird, ändert sich andauernd. Sobald jedoch die frei schwebende Melodie der BK erstarrt, erstickt das Lebens. Und die Schöpfung kommt zum Stillstand. Dies geschieht nur, wenn der "Weg des Herzens" verlassen wird, weil die Bezogenheit auf das 0/0 abgestorben ist oder das 0/0 durch ein m/n ersetzt worden ist.

Neben der momentan eingenommenen "Stellung im Feld" gibt es noch andere "Tonzahlen-Gruppierungen". Vor allem die Randbereiche wären offen und können optimiert werden. Ist das "Tonzahlen-Feld" jedoch erstarrt und begrenzt aufgrund einer Identität beispielsweise mit der physischen Körperlichkeit, bleibt das Ich und all sein Wissen innerhalb eines normierten Rahmens. Und weil dieser Rahmen als allein gültig betrachtet wird, wird die momentane Stellung im Feld zu einem Absolutum und ist nicht mehr relativierbar oder gar veränderbar.

Andere bzw. "weiche" "Tonzahlen-Felder" werden erst erkennbar, wenn das Ohr gewillt ist, hinzuhören. Das Ich kann und darf als Klanggebilde sterben und leise verwehen. Denn jederzeit kann es in veränderter Gestalt wieder neu aufleben und in die Melodien der Welt einfliessen - und sich darin einbetten wie ein auskristallisierender Wassertropfen, der sanft als Schneeflocke zur Erde schwebt.

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