Die Spur der Quader 5
Kostbarkeiten
Werner Zurfluh
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Die Spur der Quader Teil 4

BK Bewußtseinskontinuität NDE near-death-experience (mit BK)
ND normal dream (ohne BK) AKE außerkörperliche Erfahrung (= OOBE)
PD prelucid dream (beinahe BK) KA-BK Körperablösung bei BK (= OOBE)
LD lucid dream (Klartraum - mit BK) SA Struktur A (= Alltag)
OOBE out-of-body-experience (mit BK) SB, SC ... Struktur B, C ... (Ebenen der Anderwelt)

Die Früchte der Nacht
Am 9. August 1971 wird darauf hingewiesen, daß bestimmte Kostbarkeiten überall zu finden sind.

... Ich stelle zwei Tragetaschen mit Proviant am Rande eines steilen Flußufers ab und raste, denn die Wanderung war ziemlich anstrengend. Während eines kurzes Nickerchens reißen Diebe die Papiersäcke seitlich auf und leeren sie beinahe vollständig. ... Als ich die fast leeren Säcke wieder abstelle, rutschen sie auf dem lockeren Boden der steilen Uferböschung ab, und es kommen in der Erde - gekochte - Kartoffeln zum Vorschein!

Beim Scharren mit bloßen Händen finde ich noch weitere Kartoffeln. Sie könnten ohne weiteres gegessen werden. Es sind so viele, daß meine Ernährung sichergestellt ist - vor allem deswegen, weil solche Kartoffeln überall (!!!) gefunden werden können. - ich brauche nur ein wenig zu graben. Kartoffeln wurden nämlich achtlos von den Leuten weggeworfen, denn sie leben im Überfluß und bedürfen solch gewöhnlicher Nahrungsmittel nicht. Außerdem gibt es derart viele Kartoffeln, daß die kostbaren Früchte der Erde kaum beachtet oder einfach liegengelassen werden.

Es scheint zwar etwas unappetitlich und eintönig, von diesen vorgekochten Erdäpfeln leben zu müssen, aber ich kann den leichten Ekel überwinden und mich dazu entschließen, diese Nahrung zu akzeptieren. ...

Kartoffeln sind wie gewöhnliche Träume (NDs). Die Menschen müßten sich bloß ein wenig bücken und etwas graben, um an sie heranzukommen. Ihr Hunger z.B. nach dem Sinn des Lebens könnte zu einem großen Teil mit den Gewächsen der Nacht gestillt werden - Kartoffeln sind Nachtschattengewächse. Beim Kontakt mit der "prima materia" läßt es sich natürlich nicht vermeiden, daß die Hände schmutzig werden und allerlei Insekten und Gewürm zum Vorschein kommt.


Die Urform der Dinge
Am 13. Februar 1976 werden verschiedene Ebenen dargestellt, die unterschiedlich zu gewichten sind.

... Bin in einem mir vom Alltag her bestens bekannten Raum und weiß um meinen Traumzustand. Ich sehe mich genauer um, wobei mir auffällt, daß hier eine jener Durchgangsstellen ist, an der problemlos von der alltäglichen Traumebene auf eine andere hinübergewechselt werden kann. ...

Ich gehe auf die andere Seite ... und klettere einen sehr steilen Felsen hinauf, um auf ein Hochplateau zu gelangen, von dem aus die Traumebene des Alltags rundum überblickt werden kann. Am Rande der "oberen Ebene" ist der Fels jedoch um ein Meter überhängend. Weil sich das Hindernis in der menschlichen Körpergestalt nicht bewältigen läßt, will ich mich in ein Faultier verwandeln. Mit seinen langen, starken und gebogenen Klauen läßt sich die Stelle problemlos überwinden. Ein Faultier bewegt sich zudem sehr langsam, weshalb kaum Absturzgefahr besteht.

Schon nach kurzer Zeit intensivster Konzentration verwandelt sich mein linker Arm in ein Faultierbein mit starken braunen Klauen. Mit deren Hilfe lasse ich mich am Fels so lange baumeln, bis der ganze Körper transformiert ist. ...

Oben auf dem Plateau mache ich der Verwandlung rückgängig und führe andere menschliche Wesen, welche z.T. dank meiner Hilfe aus der normalen Traumebene herauskommen konnten, Schritt für Schritt in ihre neue Existenzform ein. Ich erläutere die Ideoplastie, die Transformation und weitere Besonderheiten, Vor allem werden die Zuhörer auf die Unterschiede und Ähnlichkeiten zwischen der Alltagsebene und der Anderwelt aufmerksam gemacht. Außerdem ermahne ich die Leute, angesichts des Unerwarteten nicht die Fassung zu verlieren und weise sie darauf hin, daß meine Kenntnisse in bezug auf diesen Zustand nur beschränkt seien. Deshalb wäre es ratsam, sich auf Überraschungen gefaßt zu machen.

Von unten - d.h. von der Traumebene des Alltags - herauf ist Lärm hören. Wir gehen an den Rand des Plateaus und legen uns flach hin, um von unten herauf nicht gesehen werden zu können. Auf der tieferen Ebene in ein paar hundert Metern Entfernung tritt eine Kompanie Soldaten zum Gefecht an. Etwa zwanzig Rakrohre werden am Rande eines Hügels, von dem aus das ganze Tal überblickt werden kann, in Stellung gebracht. Es soll mit scharfer Munition geschossen werden. Der Wind weht die Stimme des Befehlshabers bis zu uns herauf: "Feuer!"
Mündungsblitze zucken aus den Rakrohren und orangefarbene Panzergranaten zischen heraus.

Um zu demonstrieren, welche Möglichkeiten es hier gibt, und um den Militärs zu zeigen, wie sinnlos ihr Gehabe ist, konstruiere ich magisch eine geistige Sperre, an der alle Granaten abrupt stoppen. Die Anwesenden hier oben sind begeistert, die Militärs dort unten total überrascht und konsterniert!

Ich lasse die Granaten kurze Zeit in der Luft stehen und gebe dann den Impuls zur Umkehr. Nach einer Wendung um 180 Grad fliegen die Explosivgeschosse langsam zurück. Einige Soldaten brechen in Panik aus und laufen mit den Rohren davon, so daß die Granaten aufprallen und explodieren, statt in die Rohre zu fliegen. Die fliehenden Soldaten werden getötet. Die meisten jedoch bleiben angesichts der neuen Situation ruhig und schauen einfach zu. - Für mich besteht kein Grund einzugreifen. Ich denke, daß jene, die ein Geschoß abfeuern, auch darauf gefaßt sein müssen, selbst von einem solchen getroffen zu werden.

Wir gehen auseinander. Es vergeht einige Zeit, in der ein großes Haus gebaut und eingerichtet wird. Es hat gewisse Ähnlichkeiten mit einer Burg. Auch ein Weg hinunter zum Dorf auf der gewöhnlichen Traumebene ist erstellt worden. Zwischen den Leuten im Dorf und den Bewohnern der oberen Ebene besteht ein ziemlich großer Unterschied, denn "oben" wird die Dimension der Luzidität miteinbezogen, "unten" nicht.

Eines Tages steht in der Nähe der luziden Ebene auf dem Weg eine Gruppe von Leuten. Unter ihnen ist auch jemand, der eine kleine Silberkanne in Händen hält, die mit einer dicken Kruste von Haschischresten überzogen und teilweise verklebt ist. Diese Kanne sollte gereinigt und von den Drogenlasten befreit werden.

Da sich mit der Reinigung demonstrieren läßt, auf welche Weise die geistigen Kräfte der oberen Ebene angewandt werden können, nehme ich dem Manne das Gefäß ab. Das Putzen der Kanne soll nicht einfach durch Abreiben von Hand geschehen, sondern durch eine magische Operation. Ich lasse also zunächst das verschmutzte Gefäß frei in der Luft schweben und dann um die eigene Achse rotieren. Nach und nach verstärke ich die Rotation, wodurch sich der Reibungseffekt erhöht. Schließlich erhitzt sich die Kruste und löst sich auf. Immer mehr Teile werden weggeschleudert und zu guter Letzt erstrahlt die Kanne wieder in ihrem silbernen Glanz.

Sowohl die Anwesenden wie auch ich selber wissen um die symbolische Bedeutung des Geschehens. Bevor ich die Kanne zurückgebe, kommt mir der Gedanke, mit ihr einen Versuch zu machen, denn es stellt sich für mich die Frage, wie das Namenlose wirkt. Das Unbekannte kann nämlich auch hier auf dieser Ebene nicht direkt erkannt werden.

So frage ich denn laut: "Welches ist die Urform dieser Kanne?"
Total verblüfft sehen wir zu, wie das Gefäß für kurze Zeit verschwindet und dann in gewandelter Form wieder schwebend in der Luft sichtbar wird. Die Größe ist unverändert, aber die Gestalt ist anders als erwartet und besteht aus drei Teilen. Der Sockel ist ein hochgestellter Quader, der im oberen Drittel gut zur Hälfte durchgehend ausgefräst scheint. In der dadurch entstandenen viertelkreisförmigen Bucht liegt eine kleine Halbkugel mit dem flachen Teil nach unten. Auf dieser ist ein dickwandiger, schalenförmiger Becher aufgesetzt, dessen oberer Teil etwas über dem Rand des Quaders vorsteht.

Wir sind nicht nur wegen der ungewohnten Transformation überrascht, sondern auch wegen der außerordentlichen Wertzunahme des Gegenstandes, denn er besteht jetzt aus kostbarer Jade. Aufgrund des Alters und der Einmaligkeit muß er von unschätzbarem Wert sein.

Die Sache ist derart einmalig, daß es mir angebracht scheint, das Ganze nochmals mit einem anderen Gegenstand zu versuchen. Auf einem kleinen Tisch steht eine ziemlich schäbigen Waage. Ich frage laut und deutlich nach der "Urform", und die Waage wird wie die Kanne zuvor für einen Augenblick unsichtbar und verschwindet in einem anderes Raum-Zeit-Kontinuum. Dann erscheint sie wieder auf dem kleinen Tisch in ungewöhnlicher Form. Jede der Fragen ist ungeheuer spannungsgeladen, weil niemand wissen kann, was erscheinen wird, und wie die wahre Urform aussieht.

Die neu erschienene Waage steht auf einem sehr kostbaren, quaderförmigen Sockel aus mit feinsten Schnitzereien versehener Jade. Auf dem großen Quader liegen neben der eigentlichen Waage, deren eine Hälfte über den Sockelrand hinausschaut, diverse kleine Jade- und andere Edelsteinfiguren, u.a. ein kleiner Löffel mit kurzem Stiel und eine größere 'Kelle'. Alles ist so gruppiert, daß der kosmische Sinn des Ganzen sichtbar wird. Die Waage bringt das Gleichgewicht des Kosmos im kleinen wie im großen zum Ausdruck.

Auch dieser Gegenstand stammt aus dem alten China und ist von unschätzbarem Wert. Es ist also zu vermuten, daß die unscheinbaren Dinge, die auf der tieferen Ebene wertlos scheinen und deshalb billig zu bekommen sind, hier oben in ihre ursprüngliche Form verwandelt werden können und damit einen enormen Wert- und Sinnzuwachs erhalten.

Die Frage nach der Urform führt zu überaus großem Reichtum und zu einer unvorstellbaren Machtfülle. Dies erfordert eine einwandfreie Ethik, die zu keinem Zeitpunkt und von keinem Mitglied unserer Gemeinschaft in Abrede gestellt werden darf. Mir ist auch bewußt, daß sowohl der Reichtum wie auch die Machtfülle auf der Alltagsebene niemals zur Anwendung kommen dürfen, weil beide Ausdruck einer anderen Dimension und eines anderen Lebensgefühles sind. Gegenstände, die "jenseits des Alltäglichen" voller Kraft und Macht sind, dürfen nicht in den Alltag der unteren Traumebene hineingetragen werden. Sie passen da nicht hinein und würden total pervertiert und ihres Sinnes beraubt!

Ich versuche dann, die Frage nach der Urform einer kleinen geschnitzten Laterne zu stellen. Zu meinem Erstaunen fängt sie sofort an zu brennen, was ich zunächst nicht begreife, weil ich nicht daran denke, daß die Urfom der Laterne das Feuer ist.

Die Jahre gehen dahin und die Zeit verrinnt. Unsere kleine Gemeinschaft entwickelt sich zu einer größeren Gruppe von "Eingeweihten", denn wir führen viele magische Experimente durch und erweitern langsam unser Wissen.

Eines Tages gehe ich alleine und unauffällig gekleidet ins Dorf hinunter. Dies geschieht sehr selten, denn die Stimmung der Dorfbewohner hat sich gewandelt - sie ist uns Bergbewohnern gegenüber sehr ungünstig geworden. Aus diesem Grunde scheint es unklug, die "Unterländer" daran zu erinnern, daß wir existieren. Wir werden von ihnen als "Templer" bezeichnet, und die Dörfler neiden uns den Reichtum und das Wissen. Sie haben auch eine unbestimmte Angst vor uns, obwohl wir immer sehr vorsichtig und zurückhaltend gewesen sind. Aber da aus unserer anfänglich eher kleinen Gruppe mittlerweile doch eine größere geworden ist, hat sich unsere Art zu leben und zu denken natürlich nicht mehr - wie zu Beginn - absolut verbergen lassen. Zudem war ein häufigerer Kontakt mit der Alltagstraumebene nicht zu vermeiden.

Ich betrete inkognito eine düstere Spelunke. Kurze Zeit später kommt - sehr zu meinem Erstaunen - ein mir unbekannter Templer herein. Er trägt sehr kostbare, mit Edelsteinen bestickte und mit Goldfäden durchwirkte Gewänder.

"Was soll denn dieses?" frage ich mich und beobachte ihn genau. Er öffnet ein Chambre Séparé und legt sich zu einigen bis aufs Skelett abgemagerten Prostituierten. Auf seiner linken und rechten Seite liegen Frauen, bei denen die Fleischteile des Gesichtes weggefault sind, so daß die weißlichen Schädelknochen hervorlugen. Der Templer wälzt sich nun zunächst auf die eine und dann auf die andere Frau.

Mich wundert dieses Tun sehr, und ich habe den Verdacht, daß die Ethik in den letzten paar Jahren doch irgendwie gelitten haben muß. Doch dann werde ich eines Besseren belehrt, denn der Templer steht auf und ruft die zum Teil schon neugierig hinschauenden Leute zu sich. - Und dann nagelt er die Leute fest und konfrontiert sie mit ihrer eigenen Dummheit und Lüsternheit, denn das, was der Templer soeben tat, war nur ein Vorwand, um den Leuten ihre Verderbtheit vor Augen zu führen.

Erst jetzt erkenne ich, daß im Chambre Séparé abstruse Dinge geschehen sind, die jeder partnerschaftlich liebevollen Sexualität spotten. Sie wurden nun vom Templer ans Tageslicht gebracht. Völlig unerwartet werden die Leute spiegelbildlich mit ihrer eigenen Verruchtheit konfrontiert. Auf diese Weise wird die flammende Rede des Templers zu einer schonungslosen Kritik der Destruktivität dieser Ebene, die eine Folge der Unbewußtheit ihrer Bewohner ist.

Bei derartigen Erfahrungen ist es sehr schwierig, das Erinnerungsvermögen nach dem Erwachen im Bett lückenlos auf die "Protokollebene" hinüberzubringen. Das Geschehen dauert - wenn auch "nur" gemäß subjektivem Zeitempfinden - Jahre und manchmal sogar Jahrzehnte. Es braucht dann schon herausragende Momente, die sehr beeindruckend sind, damit sie erinnert werden können oder unter Umständen sogar die Erlebnissequenz insofern beenden, als ein Ebenenwechsel unterstützt wird. Man und frau sollten sich von "objektiven Zeitmessungen" nicht täuschen lassen. Ein LD, eine OOBE oder eine NDE dauern "objektiv" zehn Minuten bis vielleicht zwei Stunden. Das heißt aber überhaupt nichts, denn das subjektive Zeitempfinden ist maßgebend - und das kann Jahre und Jahrzehnte umfassen. Die Uhren gehen nicht auf allen Ebenen gleich!


Die Runen
Ein uraltes und sehr kostbares Wissen kann am 5. Juni 1976 in den Alltag gerettet werden.

... Meine Frau Cathy und ich besuchen ein in der Wildnis gelegenes einsames Dorf und sprechen mit den Bewohnern, stoßen jedoch eher auf Ablehnung. Die fremden Wesen wollen keine Fragen beantworten und sind überhaupt nicht kooperativ.

Mir fällt ein kurzes Stück eines borkenlosen Baumstammes auf, das offensichtlich beiseite gestellt wurde, um vielleicht später mal als Brennholz verwendet zu werden. Das Holz ist aber schon grau und völlig ausgetrocknet. Bei genauerer Betrachtung sind jedoch kaum mehr lesbare uralte Runen zu erkennen! Mich interessiert das natürlich, und ich möchte den 1.5 m langen und 30 cm dicken Stamm mitnehmen.

Es ist mir allerdings klar, daß diese Leute es niemals erlauben würden, daß ich das Holzstück aus dem Dorf trage. Ich muß also gar nicht erst fragen. Zwar hat niemand das geringste Interesse an diesem Stück Holz, aber aus Prinzip wird Fremden nichts gegeben!

In der Abenddämmerung verlassen wir den Ort, denn die Leute beginnen unruhig zu werden. Die Lage wird langsam kritisch. Irgendwie gelingt es mir, den Stamm mit den eingekerbten Runen wegzutragen, ohne daß die Dorfbewohner etwas merken. Auch Cathy hat etwas gefunden, um das sich niemand mehr kümmert. Der Gegenstand sieht aus wie ein alter Besenklopfsauger.

An der Grenze des Dorfgebietes betreten wir kurz vor Einbruch der Dunkelheit eine baufällige Blockhütte. Hier werden wir einigermaßen geschützt die Nacht verbringen können. Ich bin auch froh, den schweren Stamm absetzen zu können. Wie Cathy mir sagt, sie wisse, wie aus dem Besenklopfsauger ein Schälgerät gemacht werden könne, bin ich nicht nur überrascht, sondern auch erfreut. Nach dem Umbau des Gerätes schälen wir die oberste Schicht des Stammes ab und erhalten einen gut 2 Millimeter dicken und 1.5 Meter langen Holzstreifen von etwa 30 Zentimetern Breite.

Ich rolle den Streifen zusammen, was allerdings sehr schlecht geht wegen der vielen Äste. Um ihn in eine kompakte, unauffällige und transportable Form zu bekommen, muß ich ihn sogar falten. Wichtig ist jedoch, daß der Stamm zurückbleibt, denn das wird die Dorfbewohner beruhigen, falls sie ihn zufälligerweise entdecken sollten.

Damit wirklich niemand Verdacht schöpft, sollte auch das Schälgerät wieder in einen Besenklopfsauger umgewandelt werden. Jetzt ist es allerdings total dunkel geworden. Meine Frau braucht Licht, um diese Arbeit erledigen zu können. Sie hat glücklicherweise eine Taschenlampe! Ich erinnere sie mehrmals daran, mit der Lampe vorsichtiger zu sein und nicht einfach mit ihr hin und her zu leuchten. Die Bewohner im 300 Meter entfernten Dorf könnten nämlich schnell einmal die sporadisch aufblitzenden Lichtschimmer bemerken und auf uns aufmerksam werden.

Doch so vorsichtig Cathy mit der Lampe auch umgeht, die stets mißtrauischen Leute entdecken das unregelmäßige Aufleuchten in der Hütte und schlagen eine Glocke an. Kurze Zeit später - wir haben bereits das Gerät wieder zusammengebastelt - ertönt die Glocke erneut, vermutlich deswegen, weil jemand - wahrscheinlich eine alte Hexe - den Auftrag bekommen hat, nachzusehen, was in der Hütte an der Grenze vor sich geht.

Schnell packen wir zusammen, verwischen die Spuren und laufen davon, wobei wir jetzt wirklich das Gefühl haben, verfolgt zu werden. Die alte Vettel kann uns schließlich einholen, aber wir sind schon zu weit vom Herrschaftsbereich des Dorfes entfernt. Abgesehen davon ist das unscheinbare Paket für die Hexe ohne Interesse. Sie erkennt es nicht als zusammengelegtes, äußerst kostbares Holzblatt, das uraltes Wissen enthält! Und in der Blockhütte fanden sich ja zu ihrer Beruhigung Stamm und Besenklopfsauger.

Nach einiger Zeit erreichen wir ein anderes Dorf. Es ist mittlerweile hell geworden. Gewisse Gebäude kommen mir irgendwie bekannt vor, und eines der Häuser scheint sogar das Haus meines Schulanalytikers zu sein. Ich denke, daß der Fund auch ihn interessieren wird und drücke die Klingel. Es ist zwar noch früh, aber angesichts der Bedeutung dieser Runen darf ich es mir sicher erlauben, unangemeldet und zu ungewohnter Stunde vorbeizukommen. Die Kinder werden so oder so zur Schule gehen müssen und dürften deshalb bereits geweckt worden sein.

Es dauert nicht lange, und schon öffnet der Analytiker die Haustür. Natürlich ist er etwas erstaunt, als er mich sieht, aber er erkennt mich und erwidert den Gruß. Ich zeige ihm nun den zusammengelegten Holzstreifen. Dieser ist zu einem A4-formatigen Blatt Papier von gelber Farbe geworden. Und die alte Botschaft besteht nicht mehr aus den Geheimbuchstaben der Runenschrift, sondern hat sich in einen gut lesbaren Schreibmaschinentext verwandelt. Die Schrift wurde also bereits übersetzt, hat aber nichts von ihrer ursprünglichen Aussagekraft verloren. Es ist hier ein Traum von jemandem beschrieben, der in der Anderwelt lebt oder gelebt hat. Dieses Dokument würde es somit erlauben, das 'Unbewußte' zu objektivieren, denn es vermittelt ein besonderes Wissen.

Die Reaktion des Analytikers erstaunt mich in höchstem Masse. Er wirft nur einen kurzen Blick auf das Blatt, liest kaum eine Zeile, zerreißt das Papier und wirft es in einen Abfallkorb. Er scheint sich nicht im geringsten für die Sache zu interessieren, sondern äußert sich dahingehend, daß er von etwas anderem absorbiert sei, das er möglichst schnell bearbeiten wolle. Das von mir vorgelegte Blatt komme ihm dabei sehr ungelegen. Er habe es bloß einmal in die Hand genommen aus einer gewissen Verpflichtung heraus, denn schließlich würde er mich ja von früher her kennen.

Meine Enttäuschung ist riesengroß, und ich versuche - nachdem ich das Blatt aus dem Papierkorb herausgenommen habe - ihm klar zu machen, worum es sich hier handelt. Doch alle Bemühungen nützen nichts, der Mann läuft einfach davon und schlägt die Tür vor meiner Nase zu. Für einen Moment stehe ich da wie ein begossener Pudel und brauche etwas Zeit, um mich wieder zu fassen. Aber dann reiße ich mich zusammen und beginne mit dem Lesen des Textes. Ich bin froh, daß das Blatt wenigstens "sauber" durchgerissen wurde, denn so kann es leicht wieder zusammengeklebt werden. Kurze Zeit später gehe ich daran, den Text sorgfältig abzuschreiben, damit er auf die Alltagsebene hinüber gerettet werden kann - und erwache bei diesem Tun langsam im Bett.

Meines Erachtens hatte der Text etwas mit der BK und der Außerkörperlichkeit zu tun, worauf vor allem auch die Reaktion des Schulanalytikers hinweist.


Das Gespinst
Aus dem sehr komplexen Geschehen im LD vom 7. September 1976, in dem detailliert meine Situation gegenüber dem Kollektiv dargestellt wird, sei hier folgende Sequenz erzählt:

... plötzlich erfasse ich die Funktion der grünen, kugelförmigen und etwa kastaniengroßen Edelsteine. Die obere Hälfte ist so geschliffen, daß sechs gekrümmte Dreiecke schräg nach oben verlaufen und sich in einem gemeinsamen Spitz vereinen. Die Flächen sind leicht nach unten gekrümmt und nach innen gebogen - und jeweils mit einer Einlegearbeit aus purem Gold versehen. Es könnte sich um sechs sitzende Löwen handeln. Die Steine sind deshalb wesentlich wertvoller als "gewöhnliche" Smaragde.

Die untere Hälfte wurde zu einer ausgehöhlten Halbkugel geschliffen. In diesem Hohlraum befindet sich eine kleine braune Kugel, deren Durchmesser etwa 1/3 der Halbkugel beträgt. Diese braune Kugel ist von weißen Fäden umgeben und in diese wie in ein Füllmaterial eingebettet. ...

Ich darf einen Stein mitnehmen und kann ihn später auch genauer untersuchen. Dabei mache ich wiederum eine sensationelle Entdeckung. ... In der braunen Kugel sind Eier von ganz besonderen Schmetterlingen. Die Embryonalentwicklung ist abgeschlossen und kleine Raupen fressen sich aus den Eihüllen. Anschließend kriechen die kleinen Raupen in der Höhlung herum und verschlingen nach und nach die Reste des weißen Füllmaterials, die in meiner "Kugel" noch vorhanden sind.

Wie ich sehe, daß die Raupen beim Herumkriechen einen feinen Seidenfaden bilden, erkenne ich augenblicklich den Gesamtzusammenhang. Das weiße Füllmaterial dient als Nahrung für die Larven, die während des Transportes der Edelsteine aus den in der braunen Masse eingebetteten Eiern schlüpfen. ... Die eigentliche Kostbarkeit des Steines aber besteht aus den Spinnfäden, die von den Raupen produziert werden. Diese Seidenfäden sind nämlich so ziemlich das wertvollste Material, das es überhaupt auf der Erde gibt.

Der Inhalt einer einzigen Höhlung eines einzigen Edelsteines ist etwa 15 Millionen wert - eine unglaublich hohe Summe. Um den Wert verstehen zu können, den dieses Material hat, muß gesagt werden, daß zu diesem Zeitpunkt - was ich während des Traumgeschehens mit aller Deutlichkeit weiß - die Erde nur einer von vielen besiedelten Planeten ist. Die Erde gehört jetzt zu einem mehrere Galaxien umfassenden System, und der Mensch ist zum Zeitpunkt des Traumes einfach jemand, der weite Teile des Universums "bewohnt".

Die von den Raupen gebildeten Fäden spielen eine enorm wichtige Rolle in der intergalaktischen Kommunikationstechnik, denn diese Seidenfäden sind ultraschnelle Impulsübermittler, ohne welche eine Kommunikation über Lichtjahre hinweg unmöglich wäre. Die Elektronik hat keine Möglichkeit, die Impulse ohne diese Beschleuniger zu übermitteln. Deshalb kosten schon geringste Mengen Millionen. ...


Die Truhe der Schamanen
Im etwas turbulenten Geschehen vom 1. Oktober 1976 können in einer von einem Gnom und einem Drachen bewachten Kiste Kostbarkeiten gefunden werden.

... Einige Leute vermuten, daß ich über paranormale Fähigkeiten verfüge. Sie sind sich aber über deren Umfang nicht ganz sicher und wollen mich deshalb zur Abklärung in ein PSI-Zentrum bringen. Mir ist die Sache allerdings ein wenig suspekt, aber ich darf mir nicht anmerken lassen, daß ich einem Verdacht hege, weil dies meine tatsächliche Begabung verraten hätte.

Offenbar will man mich sicherheitshalber unschädlich machen. Irgendwelche Magier trachten nämlich danach, mich zu vernichten, bevor ich für sie gefährlich werden kann. Sie wollen verhindern, daß jemand etwas gegen jene Aktionen unternimmt, die ihnen einen Machtzuwachs bringen. Bei diesen Handlungen wollen sie unter keinen Umständen gestört werden. Vor allem meine Einstellung kommt ihnen deshalb sehr ungelegen, weshalb sie alles daran setzen, mich auszuschalten.

So mache ich gute Miene zum bösen Spiel und lasse mich zum Zentrum bringen, bin aber andauernd auf der Hut und äußerst wachsam. Auf einer Wiese am Rande eines kaum jemals begangenen Feldweges steht das gewaltige Zelt der Magier. Es ist 10 Meter hoch und an der Spitze 3-4 Meter überhängend - ohne deswegen einzustürzen oder umzukippen. Ein beeindruckender Bau, der mich an die riesigen Kulthäuser mit den unglaublich hohen Giebel erinnert.

Etwa zwei Dutzend Leute sind im Zelt, darunter auch mächtige Magier. Dank meines unauffälligen Verhaltens wird niemand auf mich aufmerksam. Kaum bin ich im Zelt drin, beginnt eine Zeremonie oder eine magische Evokation. Dabei entsteht in mir eine fatale Unruhe, die bei jedem gesprochenen Wort stärker wird. Das Gefühl, daß hier etwas Unrechtes geschieht, das besser nicht geschehen sollte, wird immer deutlicher spürbar. Diese magische Operation müßte irgendwie verhindert werden.

Es gibt eine Möglichkeit, die Magier zumindest darauf aufmerksam zu machen, daß es noch Gewalten gibt, die nicht beherrscht werden können und weitaus mächtiger als sie selber sind. Damit wird sich auch zeigen lassen, daß sie eigentlich dankbar dafür sein müssen, daß die höheren Mächte sie in ihrer Arroganz nicht einfach total vernichten. Ich will diesen Magiern zeigen, wo die Grenzen der Magie sind, und daß die Demut eben dort beginnen sollte, wo sie versuchen, Macht auszuüben.

Tatsächlich gelingt es mir, das ganze Zelt mitsamt den Insassen zum Fliegen zu bringen. Langsam steigt es hoch - und es steigt immer weiter und immer höher. Die Magier meinen zuerst, dies sei die Folge ihrer Beschwörungen, und der Flug bringe den ungeheuren Machtzuwachs zum Ausdruck. Aber dann ahnen sie, daß dem nicht so ist und etwas ganz anderes bezweckt wird.

Nach einiger Zeit stößt das Zelt mit einem spürbaren Ruck an den "Himmel" und damit an eine Sphäre, in der Gott herrscht. Daß das Zelt nun an diese Grenze gestoßen ist, erkenne ich eigentlich als einziger - und zwar an dem äußerst merkwürdigen Farbenspiel, in dem vor allem gelbe und grüne Farbtöne auftauchen. Wie Blasen schweben undefinierbare gelbliche Formen durch ein grünes Feld, das von irrwitzigen Energien durchflutet ist. Die Blasen zerfließen und trennen sich fortwährend. Sie ändern immer wieder ihre Gestalt. Gleichzeitig durchpulsen ungeheure Energien die ganze 'Masse'.

Ich weiß genau, daß das Zelt bald einmal abstürzen wird, denn keine Macht der Welt und keine noch so große Willensanstrengung vermag diese Sphäre zu beherrschen. Diese Weltenebene kann nur von jenen betreten werden, denen Zutritt gewährt wird. Schließlich stürzt das Zelt zurück auf die Erde. Weil ich von Anfang an nur die Absicht hatte, einen Demonstrationsflug durchzuführen, kann ich sofort den kritischen Moment der Umkehr erkennen und die entsprechenden Bremsvorgänge mittels geistiger Impulse einleiten. Bevor wir also am Boden zerschellen, gelingt es mir, den Fall zu verlangsamen. Die großen Magier im Zelt sind viel zu überrascht gewesen und konnten nicht schnell genug reagieren.

Unten angelangt, löst sich die Gesellschaft ganz von alleine auf, denn die Magier sind aufgrund der Ereignisse doch etwas frustriert. Bald ist das etwas havarierte Zelt leer geworden. Erst jetzt sehe ich am Rande eine Kiste stehen. Neugierig gehe ich zu ihr hin und öffne sie. Bei der Untersuchung des Inhaltes stellt es sich heraus, daß hier sehr alte Materialien aufbewahrt wurden.

Leider sind mit dem Himmelsflug auch böse Dämonen freigekommen, die bis zu diesem Zeitpunkt nicht in Erscheinung treten konnten. Es sind zwei Tierwesen. Das eine gleicht einem affengestaltigen Gnom bzw. einer kleinen Mumie mit den häßlichsten Zügen. Das andere ist ein kleiner geflügelter Drache, der äußerst bösartig aussieht. Beide Wesen verkörpern nicht nur ein miese Negativität, sondern auch das absolute Böse, denn sie kennen keinerlei Relativierung!

Der Gnom und der Drache greifen mich sofort an. Mit schwarzer Magie könnte ich die Wesen relativ leicht bezwingen und mir gefügig machen, aber mir ist das nicht möglich, denn gegenüber den höheren Mächten nehme ich eine demütige Haltung ein und muß es deshalb anders versuchen. Die Bestien greifen mich an - feuerspeiend und voller Gestank. Ihre Haut ist grau und von warziger Struktur. Der Gnom kommt als erster. Ihm halte ich meine offenen Handflächen entgegen, aus denen eine Art Strahl ausgeht, der das Wesen entzündet und außerdem bewirkt, daß es sogleich anfängt zu brennen. Hell in Flammen stehend versucht es diese zu löschen, was ihm allerdings nicht gelingt.

Dann kommt der gut drei Meter lange Drache mit einer Widerristhöhe von etwa ein Meter herangeprescht. Auch seinen Angriff kann ich zunächst mit den von den Handflächen ausgehenden Strahlen stoppen. Aber seine Macht ist ungebrochen. Er beginnt zwar ebenfalls zu brennen, aber das hindert ihn nicht daran, mich weiter anzugreifen.

Ganz in der Nähe ist unerwartet eine väterliche Gestalt erschienen. Diese ergreife ich sofort an der Hand und verstärke auf diese Weise die Strahlung derart, daß der Drache noch stärker brennt und zurückgeworfen wird. Die beiden Wesen kreischen nun in den schrecklichsten Tönen und winden sich auf blasphemische Art in einem widerlichen Todeskampf, der mich schaudern läßt, weil 'absolutistische Strukturen' auflöst werden, die unbedingt hätten absolut bleiben wollen. Diese Wesen wollen unter keinen Umständen sterben, doch lodernd verbrennen sie von innen heraus und werden im wahrsten Sinne des Wortes ausgebrannt.

Der Gnom besteht jetzt nur noch aus einer leeren Hauthülle, versucht aber weiterhin, mich anzugreifen. So richte ich noch einmal den Strahl auf ihn, worauf er mit einem ekelerregenden Geräusch definitiv auszuglühen beginnt. Die Haut bläht sich wegen der enormen Hitze auf und platzt dann träge und dumpf wie eine Magmablase. Glühendes Material wird ausgeworfen. Das Geräusch, das durch das Ausrülpsen des letzten Lebenshauches entsteht, ist von einer derart widernatürlichen Tonlage, daß es mich schaudert. Ich muß auch sehr aufpassen, nicht doch noch im letzten Moment vom glühenden Auswurf bespritzt und tödlich verletzt zu werden. Das Zeug ist extrem ätzend und giftig. Doch endlich ist der Gnom endgültig verbrannt und ohne einen Rest von Leben. Er wird auch niemals mehr ein Leben haben.

Dann habe ich mich um den Drachen zu kümmern, der - obwohl innerlich schon total ausgebrannt - versucht, mich von hinten anzugreifen. Ich muß das bestialische Wesen, das nur noch aus Haut besteht, mit einer Art Gabel oder Dachlatte in einen Felsspalt drängen, weil es immer wieder den Strahlen ausweichen kann. Doch allein mit dem Holz könnte ich es nicht einklemmen, denn die Latte würde sogleich verbrennen.

Das weitere Geschehen verlangt von mir totale Selbstüberwindung, denn die definitive Zerstörung dieses Drachens ist von einer Ekligkeit, die kaum mehr zu überbieten ist. Das Schlimmste ist der Zwang zu einer direkten Auseinandersetzung und zu einem bewußten Hinsehen während des Zerstörungsprozesses. Würde ich das Wesen nur für einen winzigen Augenblick unbeobachtet lassen, könnte dessen Vernichtung nicht vollständig sein.

Im Felsspalt eingeklemmt und von der Latte und der Gabel tiefer hineingeschoben, wehrt sich der Drache auf obszönste Art und Weise. Er dreht und windet sich, und es gibt kaum etwas Gräßlicheres anzuschauen als diesen die ganze Schöpfung entwürdigenden Todeskampf. Dieses widerliche Aufbäumen und abscheuliche Wehren gegen den unvermeidlichen Tod und gegen die eigene Zerstörung ist einer Kreatur unwürdig.

Das Schlimmste dabei ist, daß sich das Wesen weniger gegen den leiblichen Tod als vielmehr gegen den Machtverlust sträubt und einfach nicht akzeptieren will, daß sein Herrschaftsregime zu Ende geht. Die Sache kommt mir vor wie bei einem Geizhals, der noch im Moment des letzten Atemzuges unter Einsatz aller Mittel versucht, Geld zu scheffeln. Eine Widerwärtigkeit sondergleichen.

Doch ich lasse Strahl auf Strahl auf den Drachen prallen, und er brennt nun wirklich lichterloh, Dann ist er endlich zerstört. Die größte Gefahr ist damit behoben, und die totale Hinterhältigkeit auch dieses Wesens ein für alle Male vernichtet. Das war ein äußerst grausames, aber doch notwendiges Werk, das mich zutiefst erschüttert und nur sehr langsam aufatmen läßt. Die endgültige Zerstörung des giftigen Drachens gelingt allerdings nur dank der Mithilfe der geheimnisvollen väterlichen Gestalt, die als Strahlenverstärker dient.

Jetzt kann ich endlich daran gehen, die Kiste genauer zu untersuchen. Zu meiner Überraschung liegen in ihr uralte schamanische Gegenstände, die sehr kraftvoll sind und eine große Macht haben. Diese Kiste wurde von den beiden Wesen bewacht und gehortet. Der Gnom und der Drache suchten mit allen Mitteln zu verhindern, daß das Wissen, das durch die Gegenstände erlangt und verwendet werden kann, jemals wieder zum Heil der Menschen eingesetzt wird. Ich kann nun als erster Mensch seit langer Zeit den Inhalt untersuchen und darf zwei der Gegenstände herausnehmen und behalten

Da ist z.B. ein Schamanenmantel, der seinem Träger eine unwahrscheinlich große Macht auf der Ebene des Alltags verleiht und ihn damit zu einer außerordentlichen Gestalt macht. Doch diesen Mantel lasse ich in der Truhe liegen, denn das Rampenlicht der Berühmtheit behagt mir nicht. Auch einige andere Gegenstände dienen eher dazu, ihrem Träger im Alltag zu Ruhm und Ansehen zu verhelfen.

In der Kiste sind aber noch zwei unscheinbare Dinge. Beide sind nur etwa so groß wie eine halbe Hand. Ihrer Form und ihrem Aussehen nach haben sie etwas mit dem Seelenflug zu tun - vor allem der eine Gegenstand. Er ist wie ein Ring gearbeitet. Eine grob geschnitzte männliche Figur hockt auf dem Hals eines Vogels, der in seinem offenen Schnabel ein tierliches Wesen - eventuell einen Säuger - hält. Ich erinnere mich an den Vogel, der dem Schamamen als Reittier ins Jenseits dient und nehme diesen Gegenstand an mich, denn mein Hauptinteresse gilt nun mal dem Seelenflug. Der andere Gegenstand hat irgend etwas mit Bewußtseinskontinuität und Bewußtseinsstärke zu tun und ist in seiner Struktur nicht direkt einsehbar und irgendwie verborgen. Dies ist der zweite, den ich an mich nehme.

Die anderen Gegenstände lasse ich in der Truhe. Ich habe die beiden Dinge nicht nur wegen ihrer Funktion, die sie wahrscheinlich haben - Seelenflug und Bewußtseinskontinuität - an mich genommen, sondern auch deswegen, weil sie die kleinsten in der ganzen Kiste sind. So kann ich beide unauffällig bei mir tragen und jederzeit mit ihnen arbeiten. Der Gegenstand, der etwas mit Bewußtseinskontinuität zu tun hat, ist wegen seiner Verborgenheit auch irgendwie mit dem Problem der Unsichtbarkeit verbunden und stellt eine Art Tarnkappe dar. Auch der 'Ring' hat noch weitere Funktionen, die ich aber nicht kenne und sicher erst mit der Zeit herausfinden werde.

Fast unbemerkt von den Leuten verlasse ich den Ort. Sie meinen sogar, ich hätte nicht einmal etwas mitgenommen und betrachten mich als Dummkopf, der die einmalige Chance zu einem Machtgewinn ungenutzt verstreichen ließ. Aber ich bin zufrieden, unbemerkt weggehen zu können. Niemand kümmert sich um mich. Wichtig ist nur, daß ich zwei in ihrem Wert nicht einmal annähernd abschätzbare Kleinodien bei mir habe. Es sind Dinge, welche die alten Schamanen geheim hielten und selber erforscht haben. Dies ist wahrscheinlich auch der Grund für die relativ einfache Art der Schnitzerei. Es sind aber auch Gegenstände, die als die wertvollsten galten und den Schamanen sogar heilig waren.

Wieder zurück am Rande der Stadt streife ich die Ringe über den Klein- und den Ringfinger der linken Hand. Dies macht mich zuerst einmal unsichtbar, weshalb ich trotz der vielen Menschen auf der Straße die Flugversuche und Untersuchungen gänzlich unbemerkt durchführen kann. Bald steht fest, daß mit dem Flugring die Flugrichtung exakt zu steuern ist. Mit der Veränderung der Höhenlage ist es schon schwieriger, und der Ring scheint die Höhe nicht beliebig regulieren zu können. Eventuell benutze ich ihn aber auch nicht richtig. Ich setze zur Landung an, um am Boden herausfinden zu können, woran dies liegen mag.

Während des Übungsfluges überfliege ich gut die Hälfte eines Tales und lande dann in der Nähe eines Bahngeleises. Niemand bemerkt etwas, und während des Fluges habe ich eine wunderbare Sicht und einen sehr guten Überblick. Auffällig sind vor allem die satten Pastellfarbtöne. Allerdings konzentriere ich mich weniger darauf, denn die Steuerungstechnik steht im Vordergrund.

Während des Kampfes mit den Monstern wäre es unklug gewesen, die BK einzig dafür einzusetzen, das Geschehen "anzuhalten" und irgendwie auszusteigen. Ein Ausstieg ist immer möglich und kann auf verschiedene Arten geschehen, z.B. indem der im Bett liegende Körper zum Erwachen gezwungen wird. Bei einer entsprechenden Konditionierung geschieht dies mit größter Wahrscheinlichkeit, und es ist nicht einfach, dieses Verhaltensmuster zu ändern. Es beruht vor allem darauf, daß Angst eine Fluchtreaktion auslöst. Dieser Automatismus kann erst in dem Moment aufgelöst werden, wenn das Ich gelernt hat, die Angst als solche zu akzeptieren und sie nicht mehr an ein panikartiges "Wegrennen" zu koppeln. Das ist nicht einfach zu bewerkstelligen. Bei mir vergingen mehrere Jahre, bis ich mich der Angst bewußt stellen konnte und ein "kleiner Krieger" wurde, der sich angesichts einer Gefahr nicht gleich in die Hose macht und knieschlotternd den Blick abwendet - in der irrigen Meinung, der Schrecken löse sich durch Wegsehen auf.

Die BK kann auch eine trügerische Sicherheit vermitteln insofern, als das Ich fest davon überzeugt ist, dem physischen Körper im Bett könne nichts geschehen. Das ist normalerweise völlig korrekt. Zwar wird im Zusammenhang mit Schamanen- und Magierkämpfen auch von sichtbaren Verletzungen des physischen Körpers erzählt. Zu derartigen Blessuren kommt es aber nur, wenn der kulturelle Vorstellungshintergrund solchen "psychosomatischen" Effekten gegenüber aufgeschlossen ist. Abgesehen davon, hier geht es "nur" um das Problem der "trügerischen Sicherheit", welche sich das Ich aufgrund der BK einredet. Es ist daran zu denken, daß Verletzungen des Zweitkörpers extrem schmerzhaft sein können und daß grauenhafte, ekel- und angsterregende Situationen nur sehr schwer auszuhalten sind. Der Gedanke daran, daß dem physischen Körper nichts geschehen kann, nützt in solchen Momenten eigentlich gar nichts.


Der Flug über die Taiga
Von den Ereignissen, die am 20. Oktober 1976 geschehen sind, sei der folgende Teil erzählt:

... Wir - d.h. meine Frau, die beiden Kinder und ich - hocken in einem Abteil im letzten Wagen eines Personenzuges, dessen Staatszugehörigkeit mir unbekannt ist. Die Wagen sind sehr luxuriös eingerichtet, die Sitze sind mit dicken grünen Polstern bezogen und die Wände mit demselben Stoff ausgeschlagen. Durch das Fenster kann ich weit hinaus in eine leicht hügelige Landschaft sehen, die einzig mit Nadelbäumen bewachsen ist. Der außerordentlich dichte Wald erstreckt sich bis zum Horizont und erinnert mich an Bilder der Taiga.

Plötzlich kommt mir die Idee, die Gelegenheit dieser spezifischen Traumsituation dafür zu nutzen, einen Flugversuch zu starten. Einerseits sind wir hier ungestört und andrerseits wissen alle hier im Abteil anwesenden Personen um meine Fähigkeit, im diesem Zustand fliegen zu können.

Ich ziehe also das Fenster hinunter und springe hinaus. Für einen kurzen Moment scheinen meine Frau und unsere Tochter erschreckt zu sein, denn ich bleibe mit einem Fuß am Fenster hängen und bekomme ihn erst nach ein paar Augenblicken frei. Aber dann fliege ich los und spüre bald einmal einen feinen Sog, der mich nach oben zieht. Ich könnte mich dem sanften Zug widersetzen, tue dies aber nicht, weil ich davon überzeugt bin, daß mich dieser an einen Ort bringen wird, den ich aus eigener Kraft niemals zu erreichen vermag.

Der Sog wird immer stärker und damit erhöht sich auch die Fluggeschwindigkeit. Die Hügel fallen schnell unter mir zurück, und erst jetzt wird die unglaubliche Weite dieses Landes sichtbar. Ich bin erschüttert, denn unter mir ist auch ein riesiger See von den Ausmassen eines Binnenmeeres zu sehen. Die Sonne steht bereits ziemlich tief am Horizont, wodurch die Strahlen seltsam gebeugt werden. Es sind merkwürdige Effekte zu beobachten, welche dem Wasser und den Hügeln ein farblich äußerst fremdartiges Aussehen geben.

Die Geschwindigkeit wird weiter gesteigert, so daß sogar die Konturen der Wolken verwischen - und zu guter Letzt ist überhaupt nichts mehr zu erkennen. Um mich herum ist es dunkel geworden. Schließlich fliege ich in eine totale Finsternis und Schwärze hinein. In diesem schwarzen Raum gibt es keine Anhaltspunkte mehr, weshalb gleich zu Beginn ein Gefühl der Panik aufsteigt. Es gelingt mir jedoch ziemlich rasch, diese Gemütsbewegung zu überwinden, mich zu beruhigen und mich zu 'orientieren'. Ich merke auch, daß ich mich zum 'Erwachen' im physischen Körper zwingen könnte. Dies wäre verlockend, denn es gelingt mir nicht, 'Licht' in die Finsternis zu bringen. Ich versuche krampfhaft, meine - vermeintlich geschlossenen - Augen zu öffnen. Aber das funktioniert nicht! Vermutlich sind die Augen also bereits offen und die Dunkelheit um mich herum ist nicht die Folge einer Unterlassung meinerseits, sondern echt!

Ich beschließe deshalb, die Finsternis zu akzeptieren und nicht in das Bett und damit in den physischen Körper zurückzukehren, sondern abzuwarten und einfach mal der Dinge zu harren, die geschehen werden oder an mich herantreten wollen. Ich lasse mir also Zeit und übe mich in Geduld - und spüre doch langsam wieder etwas, nämlich meinen Zweitkörper. Sehen kann ich nichts, aber immerhin habe ich mich beruhigt. Da nichts weiter geschieht, beschließe ich, mich vorsichtig ein wenig rundum zu bewegen und 'tiefer' in die Schwärze 'abzutauchen', wobei ich zur Sicherheit meine Arme ausstrecke und die Hände vor mich halte.

Es dauert eine Weile, doch dann stoße ich auf eine Art Boden, auf dem ich mich vorsichtig herumtaste. Gleich zu Beginn kriege ich einen harten Gegenstand von etwa zehn Zentimeter im Durchmesser zu fassen. Ich hebe ihn sachte hoch und bemerke, daß es sich dem Gewicht nach zu urteilen um einen metallenen, flachen Gegenstand handelt. Ich halte ihn in meinen Händen und frage mich, wie es denn weitergehen soll?

Da erwache ich und bin der Meinung, zu Hause auf der SA-Ebene im Bett zu sein. Aufgrund meiner Erfahrungen mit dem "falschen Erwachen" schaue ich mich vorsichtig um und vermeide jede überstürzte Handlung, solange ich mir meines Zustandes nicht absolut sicher bin. Dann realisiere ich, daß es sich um einen mir nicht bekannten SB-Bereich handelt. Es ist ein kleines Zimmer mit einem Doppelbett. Ich bin auf der Fensterseite erwacht, und meine Frau hat auf meiner linken Seite geschlafen.

Draußen erkenne ich das hügelige Waldgebiet wieder. Die Wände sind ebenso aus dunkelbraunem Holz wie der Boden, die Decke und die Möbel. Offenbar bin ich in einer Ferienwohnung! Aber dann 'erinnere' ich mich, daß es sich auf dieser Ebene um ein Hotelzimmer in einem Dorf am Rande der Zivilisation an der Grenze zu den unendlichen Waldgebieten handelt.

"Je nun denn - jetzt bin ich eben hier und noch nicht auf der Alltagsebene", denke ich und betrachte die aus der Dunkelheit stammende, kostbare Metallplatte. Auf ihr ist ein Relief eingearbeitet. Leider sind die Konturen nur sehr schwach ausgebildet, weshalb die Darstellung nicht zu identifizieren ist. Auch die eingravierten Schriftzüge sind kaum lesbar. Und der Teil, der gelesen werden kann, läßt sich nicht auswendig lernen, so sehr ich mich auch darum bemühe. Ich hätte, nämlich gerne wenigstens ein paar Erinnerungsspuren in den Alltag hinüber gerettet. Die Schwierigkeiten dieses Textes sind aber für die zur Verfügung stehende Zeit zu groß. ...

Die Metallplatte wurde vom Ich in der Dunkelheit gefunden und ans Licht gebracht, aber ihre Botschaft konnte nicht erkannt werden. Das ist ärgerlich, beruht jedoch auf einem Fehler, der für die westeuropäische Einstellung - also auch für mich - typisch ist. Während die einen im Gestrüpp tiefenpsychologischer Anschauungen hängen bleiben, verhalten sich andere in einem LD oder einer OOBE als Touristen und wollen einfach nur Spaß haben. Meine Haltung hier war eindeutig "touristisch" und "spaßbetont". Auch wenn ich mich 1976 bereits einigermaßen von den Fallstricken der Psychologie befreit hatte, war der Reiz der "lässigen Ferienstimmung" zu verlockend. Sie führt hier zu Flugmanövern, aber ebenso leicht könnte sie sexuelle und andere Lustbarkeiten zur Folge haben.

Das Undefinierbare und Unbekannte zieht mich immer höher hinauf, und ich sehe unglaublich weit und bekomme sogar einen umfassenden Überblick. Was ich dabei aber übersehe, ist die Tatsache, daß es sich hier um ein total unerforschtes Gebiet handelt, in dem von mir - von oben - überhaupt nichts detailliert erkannt werden kann. Um beispielsweise einem sibirischen Schamanen oder einem Krafttier zu begegnen, hätte ich mitten in der Taiga landen müssen! Dies wäre dann der Beginn einer initiatorischen Suchfahrt gewesen - einer Quest, wie sie auch von den Indianern unternommen wird. Das geschieht hier nicht, womit wohl die größte Schwäche meines Ansatzes zum Ausdruck kommt, der darin besteht, daß ich mich in den Bereichen außerkörperlicher Seinsweise ohne Rückbezug zu irgendwelchen konkret vorhandenen Traditionen bewege - im Gegensatz etwa zu Carlos Castaneda, Tom Brown, Dan Millman oder Mary Summer Rain.

Zum Glück ist meine Haltung eher abwartend. Auch verstumme ich angesichts der totalen Unbekanntheit und schaue zuerst einmal nur staunend hin - und suche nicht krampfhaft gleich nach Erklärungen. Die Ungewißheit und das Gefühl des Ausgeliefertseins wird bei dieser Erfahrung durch den Sog eher noch verstärkt. Grundsätzlich hatte und habe ich aber keine Chance, mich gegen das Ganz-Andere aufzulehnen. Würde ich dem Geschehen nicht einfach vertrauen, müßte ich stets sofort wieder "ins Bett" zurückkehren. Und ohne Vertauen wäre ich längst wahnsinnig geworden, einer Inflation verfallen oder in den Skeptizismus abgesunken.


Alte und neue Pflichten
Zur einer eher unfreiwilligen Auseinandersetzung mit einer Kostbarkeit kam es am 6. Mai 1978.

... Es ist schon sehr merkwürdig - ich bin sozusagen gerade in diesem Augenblick voll erwacht und erfasse sofort und völlig problemlos die etwas vertrackte Situation. Der außerkörperliche Zustand ist mir bewußt, ebenso die Tatsache, in einer anderen Welt und in einer anderen Zeit zu sein. Auch der Ort läßt sich sogleich als ein SB-Basel und damit als eine Parallelwelt identifizieren. Seltsam, sehr seltsam! Und ich bin mit einem mir nicht bekannten Auftrag unterwegs zu einen geheimen Ort, werde diesen aber nur auf einem außerordentlich komplizierten Weg erreichen können.

Der Weg führt vor allem durch unbewohnte und kaum jemals begangene Zonen der Stadt - auch durch Häuser. Es sind Gänge, Estriche und Dachwohnungen zu durchschreiten, und Dächer und Mauern zu überqueren. Es ist sehr früh am Morgen, also eine Zeit, zu der so oder so extrem wenige Menschen unterwegs sind.

Die Strecke kommt mir bekannt vor, und muß von mir schon einmal begangen worden sein - eventuell sogar mehrere Male. Aber wann war das? Und weswegen? Auf diese Fragen sind keine Antworten zu finden. So lasse ich sie denn auf sich beruhen. Es genügt mir, aus einem intuitiven Wissen heraus zu handeln. Aber trotz der BK sind mir keine direkten Erinnerungen aus jener Zeit zugänglich, die mir hätten Aufschluß geben können. Mich erstaunt immer wieder, daß die richtige Entscheidung exakt zum richtigen Zeitpunkt getroffen werden kann, weil einfach aus einem Nirgendwo das notwendige Wissen auftaucht.

Die Räumlichkeiten und der Zweck des Unternehmens sind mir beinahe bekannt - aber eben nur beinahe. Die eigenartige Vertrautheit mit den Orten gibt eine wohltuende Sicherheit. Meine Schritte werden gelenkt durch eine seltsam unkritische Bejahung des diesem Tun zugrundeliegenden unfaßbaren Sinnes. Irgend etwas treibt mich unablässig vorwärts. Andererseits weiß ich auch, daß dieser Gang der letzte seiner Art sein wird - und gerade deshalb fehlerfrei, gewissenhaft und vollständig durchgeführt werden muß.

Unterwegs begegnet mir eine kultivierte ältere Dame, die mich von früher her kennt, nämlich aus der Zeit, als ich hier auf diesem Wege geheime Missionen durchgeführt habe. Mir scheint, daß diese etwas mit der Mystik der evangelischen Christen zu tun hatten und unterhalte mich nett mit der Frau darüber - im Wissen darum, daß sie dieselben Ziele verfolgt. Das Fatale ist nur, daß es für mich keine faßbaren Erinnerungen, sondern bloß nebelhaft wogende Fetzen aus unzugänglichen Zeiten und Welten gibt, die schon beim Heranwehen zerfließen.

Etwa aus einem früheren Leben? Und weshalb muß gerade jetzt dieser Gang unternommen werden? Und wozu denn diese ungenauen Erinnerungsspuren? Fragen über Fragen! Sie sind alle nicht zu beantworten, und es ist jetzt nicht die Zeit, ihnen nachgehen. Da nützt mir auch die BK nichts, denn als erstes muß dieser Weg zu Ende gegangen werden. Ich darf mich nicht ablenken lassen und muß unbedingt wieder zurückkommen. Langsam nervt mich das alles. Aber auch das ist völlig belanglos, denn es ist einfach so, daß ich hier eine Sache zu erledigen habe - und das ist simpel meine letzte Pflicht an diesem Ort. Erst dann werde ich über das weitere Tun selber entscheiden können.

Dann verliert sich alles und endlich erreiche ich das Ziel, allerdings gibt es da wieder nichts, was erinnert werden könnte. Nach Erledigung des Auftrages gehe ich folgsam den Weg über die Dächer und durch die leeren Räume zurück. Mehr als einmal schwebe ich durch feste Mauern und verschlossene Türen. Einige Leute sehen mich als Geist, für andere bin ich unsichtbar.

Die Morgenstimmung ist sommerlich. Die aufgegangene Sonne fällt auf die Holztäfelungen in den Zimmern und auf die Kostbarkeiten, die an den Wänden hängen und auf Podesten stehen. Dies alles scheint zum 18. oder l9. Jahrhundert zu gehören, aber es könnte durchaus eine noch früheren Zeitepoche sein. Auf jeden Fall befinde ich mich in einem reichen Bürgermilieu. Die friedliche Stimmung trügt aber insofern, als der Beweggrund für mein Handeln ein geheimnisvoller Auftrag ist. Würde meine Mission erkannt, wäre es mit dem Frieden schnell vorbei und eine wilde Verfolgungsjagd fände statt - oder es müßte sogar mit noch schlimmeren Sanktionen gerechnet werden. Deshalb ist es enorm wichtig, daß ich meine Fragen in den Hintergrund stelle und ihnen unter keinen Umständen nachgehe - was dank der BK mit Leichtigkeit geschehen könnte. Die vielen Fragen dürfen mein äußeres Erscheinungsbild und meine "Schwingungen" nicht im geringsten beeinträchtigen. Ich darf mich nur auf die wegleitenden Ahnungen und "Erinnerungen" konzentrieren, die meine Schritte zurück zum Ausgangsort führen.

Endlich habe ich es geschafft und bin frei! Als nächstes komme ich zur "Pauluskirche", wo ein paar Leute stehen, mit denen ich über die Geheimnisse der Mystik spreche. Es geht dabei vor allem um Mystiker, die mir von dieser Ebene her bekannt sind und es trotz blendender Voraussetzungen nicht geschafft haben, die ihnen zur Verfügung stehenden Mittel zu nutzen. Unter ihnen ist auch ein gewisser Markus, von dem ein ganz besonderer Gegenstand in meine Hände fiel. Geschah dies vorher am Zielort? Es ist ein kurzer Stab, eine Art Stift. Dieser nutzt ihm - wo auch immer er jetzt sein mag - nichts mehr. Der Stab wurde ihm wieder weggenommen, weil er seine Chancen aus mir nicht bekannten Gründen vertan hat.

Es handelt sich um einen etwa 15-20 cm langen und gut 3 cm dicken Stab aus einem ockerfarbenen, durchsichtigen Edelstein. Das Ding stammt aus Arabien und ist mindestens 2000 Jahre alt. Am einen Ende ist er stumpf zugespitzt, auf der gegenüberliegenden Seite in einen dunkelbraunen Griff aus Edelholz gefaßt. Das Holz ist extrem hart und äußerst selten.

Ich demonstriere den Anwesenden, wozu der Stab dient und was der Markus alles damit hätte machen können. Man kann durch den Stab wie durch ein Fernrohr durchsehen. Dabei kommt es zu einer merkwürdigen kaleidoskopartigen Erscheinung, und ein arabischer Text wird sichtbar. Ich kann ihn allerdings nicht lesen und schon gar nicht verstehen. Es muß aber ein außerordentlich wichtiger Text sein, speziell für den Besitzer dieses Stabes - in diesem Falle also für Markus. Leider hatte er sich nicht der Mühe unterzogen, ihn zu ergründen.

Für mich stellt sich nun die Frage, ob ich lernen muß, den Text zu lesen und zu verstehen. In dem Moment weiß ich aber auch, daß dies später - und nicht von mir - entschieden wird. Es wäre durchaus möglich, doch vorläufig spielt das keine Rolle!

Dann demonstriere ich eine andere Eigenschaft des Stabes und richte die Spitze auf die vorüberziehenden Wolken. Ein bleistiftdicker gelber Strahl sticht in den Himmel und zerteilt fein säuberlich eine größere Wolke, wobei der linke Bereich total aufgelöst wird.

"Aber das ist doch ..." und blitzartig werde ich mir dieses aberwitzigen Geschehens bewußt und erkenne die entfesselten Kräfte. Und die Folgen sind auch sogleich sichtbar. Der aufgelöste Teil der Wolke verursacht starke Winde, die in der Höhe sehr kalt sind und unten am Boden eisige Böen verursachen. Nach etwa einer Minute fällt bereits dichter Schnee.
"Die Pflanzen könnten bei den Böen und unter der Schneeschicht Schaden nehmen. - Ein Ärger, daß ich die Folgen dieser scheinbar notwendigen Demonstration nicht früher bedacht habe!"
Fieberhaft überlege ich, wie der Stab funktioniert, denn der Fehler muß unbedingt ausgebügelt werden.
"Möglicherweise läßt sich ein weiterer klimatischer Schub auslösen und die Kälteperiode wird beendet, bevor die Pflanzen irreparabel geschädigt werden!"

Ich muß das Risiko eines weiteren Versuches auf mich nehmen - allein schon wegen der Pflanzen - und richte den Stab gegen den Himmel. Es ist die gleiche Stelle wie zuvor, doch jetzt ist sie wolkenfrei und blau. Ich lasse den Strahl nur für kurze Zeit aufleuchten - und deaktiviere dann den Stein. Bereits nach wenigen Sekunden kommen heiße Winde auf, die das Ende der Kälteperiode ankünden und schließlich zu einem Ausgleich führen.

Ich lerne daraus, daß der Stab sowohl klirrenden Frost wie auch gleißende Hitze hervorrufen kann. Der Stab ist also eine fürchterliche Waffe! Und es ist zu vermuten, daß erst ein kleiner Teil der Einsatzmöglichkeiten sichtbar wurde. Der vormalige Besitzer des Stabes, Markus, hatte es versäumt, sich mit dem Stab auseinanderzusetzen. Das hätte fatalste Folgen haben können.

Klar ist, daß diejenige Person, der dieser kostbare Edelstein zugesprochen wird, es unter keinen Umständen versäumen darf, das ihm zugefallene Erbe zu verstehen und zu entschlüsseln. Ich frage mich, was mit dem "Werkzeug" geschehen soll. Noch scheint nichts entschieden. Doch vorerst ist der Stab in meinen Händen, und ich muß - ob ich das nun will oder nicht - dafür die Verantwortung übernehmen. Und das ist wahrlich keine leichte Sache!

Die geheimen Missionen scheinen etwas mit kostbaren Gegenständen zu tun zu haben, worauf nicht nur der Stab, sondern vor allem die Pretiosen in den Räumen des Bürgertums hinweisen. Es ist daran zu denken, daß in den letzten 200 Jahren viele spirituell hochpotente und für das betreffende Volk heilige Gegenstände bei Forschungs- und Entdeckungsreisen skrupellos aus ihrem Wirkungszusammenhang gerissen wurden. Das Sammelgut verschwand dann in einem Museum, wo es bestenfalls in Vitrinen von einem Publikum unverbindlich bestaunt werden konnte, das weder eine Ahnung noch ein Interesse daran hatte, mit der spirituellen Wirksamkeit der Kostbarkeiten konfrontiert zu werden. Manche Stücke dienten auch einfach der Verschönerung eines Heimes, galten als primitiv, exotisch und heidnisch, waren sinnentleert und hatten bloß noch die Funktion, den Reichtum einer Familie zum Ausdruck zu bringen.

Und jene, die sich "professionell" mit Dingen wie z.B. Schamanentrommeln, Totempfählen, Meditationssteinen, Masken und Totenschiffen oder auch mit dem Erzählgut eines Volkes beschäftigt haben, klassifizierten und interpretierten gemäß ihrer Ausbildung und ihrer Schulzugehörigkeit. Es wurde allgemein versäumt, sich mit der spirituellen Dimension der Eingeborenen auseinanderzusetzen und die eigenen nächtlichen Erfahrungen miteinzubeziehen.


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Die Spur der Quader Teil 6


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