Susan Blackmore Who is Oliver Fox by Susan Blackmore - ßbersetzt von Werner Zurfluh |
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Eines Nachts im Frßhsommer des Jahres 1902 - Fox hatte eben mit dem Studium in Southampton begonnen - träumte er, daß er auf dem Bßrgersteig vor seinem Haus stand. Aber irgend etwas war merkwßrdig, denn die kleinen rechteckigen Steine, aus denen sich der Bßrgersteig zusammensetzte, schienen ihre Lage in der Nacht verändert zu haben, denn sie lagen jetzt parallel zur Bordkante. Dieses Rätsel löste sich blitzartig, als Fox in einem Anflug von Einsicht erkannte, daß er träumte - obwohl der sonnige Morgen so wirklich wie nur etwas schien. Aber in dem Moment, als er das erkannte, veränderte sich die Qualität von allem: das Haus, die Bäume, das Meer und der Himmel wurden leuchtend und lebendig - und der Träumer fßhlte sich frei und voller Kraft. Aber dies dauerte nur einen Augenblick - und dann erwachte er (im Bett). Diese Art von Traum, den Fox nun des öfteren erlebte, bezeichnete er als 'Traum des Wissens', denn er wird als Traum bereits während des Träumens als solcher erkannt . Andere nennen dies einen 'luziden Traum' (oder einen 'Klartraum'), in dem man/frau eben ganz genau weiß, daß er/sie träumt. Nach dieser ersten, recht eindrßcklichen Erfahrung fuhr Fox fort, solche Träume praktisch zu erleben. Dabei merkte er allerdings, daß es ziemlich schwierig ist, einen Traum als solchen schon während des Träumens zu erkennen. Schließlich aber lernte er, dies recht häufig zu bemerken.
In einem dieser 'Träume des Wissens' erlebte Fox einen sonnigen Morgen, an dem er einem Strand entlangging - und gleichzeitig war er sich dessen bewußt, daß er zu Hause im Bett lag. Er versuchte mßhsam, am Strand zu bleiben, und verlor bei diesem Versuch das Bewußtsein, 'an zwei Orten' gleichzeitig zu sein. Statt dessen durchzuckte ein schrecklicher Schmerz seinen Kopf, den er nun intensiv bekämpfte. Schließlich war er erfolgreich. Es machte 'Klick' in seinem Kopf, und er war frei und am Strand! Hier begegneten ihm Menschen, die ihn aber nicht wahrzunehmen schienen. Dies war etwas, das ihn erschreckte. Er begann sich Fragen zu stellen: Welche Uhrzeit war es? Wie lange war er schon hier? Wie sollte er (ins Bett) zurßckkommen? War er (d.h. sein im Bett liegender Körper) etwa gestorben und tot? Die Angst vor dem lebendig Begrabenwerden packte ihn. Er zwang sich zum Erwachen. Und wieder gab es einen Klick - und sofort war er zurßck. Aber sein physischer Körper war bewegungsunfähig. Das war zwar besser als vorher, als er weg von seinem Körper am Strand war, aber es dauerte eine ganze Weile, bis es ihm nach krampfhaftem Bemßhen endlich gelang, wenigstens den einen der kleinen Finger zu bewegen und so den (kataleptischen) Trancezustand zu brechen und sich schließlich wieder zu bewegen.
Obwohl diese Erfahrung beängstigend wirkte, ßberwog bald einmal die Neugier. Fox experimentierte weiter und lernte dabei, daß der kataleptische Zustand leichter und ganz natßrlich behoben werden konnte, wenn man sich entspannt in den Schlaf gleiten ließ. Er fand heraus, daß emotionale Verwicklungen irgendeiner Art den 'Traum des Wissens' abrupt beenden und entdeckte zudem, daß es ungemein schwierig ist, in einem Traum zu lesen. Es gelang ihm aber immerhin, zwei Fragen einen Tag vor einem Examen von einem Prßfungspapier abzulesen. Allerdings kßmmerte er sich weiter nicht darum, diese etwas unmoralische Aktivität zu wiederholen. In der Folge experimentierte er weiter und erlebte dabei ein neues Phänomen, das 'falsche Erwachen' ('false awakening'). Einmal erwachte er nämlich mitten in der Nacht. Sein Zimmer lag im Dunkeln, aber die Stimmung war irgendwie 'merkwßrdig und fremdartig'. Ein grßnliches Glimmen entsprang einem kleinen Schrank neben seinem Bett. Erst jetzt wachte er 'tatsächlich' auf und erkannte, daß er nur geträumt hatte, daß er erwacht sei. Einige Zeit später lernte er, daß es bei einem 'falschen Erwachen' bloß gilt, eine Bewegung zu machen, um herauszufinden, daß man ausgetreten (im außerkörperlichen Zustand) ist.
Fox fßhrte auch mit zwei seiner Studienkollegen, die wie er selber Interesse an Theosophie und Astrologie hatten, ein paar Experimente durch. Sie machten den Versuch, sich im Traum auf öffentlichen Grund zu treffen. Zwei von ihnen gelang es. Sie träumten beide, daß sie dem anderen begegnet seien, während der dritte abwesend war. Dies schien ein erfolgreicher Test zu sein - obwohl es unmöglich ist, mit Sicherheit auszuschließen, daß da nicht eine Erwartungshaltung mit im Spiel war, dem dritten Freund einen Erfolg abzusprechen.
Bei einer anderen Gelegenheit beschloß einer dieser Freunde, Fox eines Nachts zu besuchen. Fox wachte auf und sah seinen Freund in einer eiförmigen, bläulich-weißen Wolke, in der auch andersfarbene Lichter spielten. Dies schien zwar einen Erfolg anzudeuten, wäre da nicht die Tatsache, daß der Freund sich an nichts Entsprechendes erinnern konnte. Fox zog die Schlußfolgerung, daß er eine von seinem Freund projizierte 'Gedankenform' gesehen hatte. Dies mag durchaus eine zutreffende Erklärung sein - nur hätte die Erfahrung mehrmals aufgetreten mßssen (damit die Erklärung mit größerer Sicherheit als zutreffend anerkannt werden kann). Viele Jahre später sah Fox öfter seine Frau. Oder er sprach sogar mit ihr im projizierten (außerkörperlichen) Zustand. Doch am nächsten Morgen konnte sich seine Frau an nichts erinnern.
Einmal war es jedoch anders! Elsie, die von Fox sehr geschätzt wurde, mißbilligte seine Experimente. Sie war sogar echt erzßrnt, als er den Vorschlag machte, einen Versuch zu wagen. Sie lehnte sein Ansinnen rigoros ab, und Fox quittierte ihre ablehnende Haltung mit einem 'du bist ein engstirniges Wesen, das von all dem einfach nichts wissen will'. Elsie beschloß nun, Fox vom Gegenteil zu ßberzeugen und ihn des Nachts zu besuchen. Fox betrachtete allerdings Elsies Ansinnen als pure Prahlerei. Doch noch in derselben Nacht sah er eine große eiförmige Wolke, in deren Mitte Elsie stand - mit lockerem Haar und mit einem Nachthemd bekleidet. Er schaute zu, wie sie mit ihren Fingern am Rande seines Schreibtisches entlangstrich. Als er sie jedoch mit ihrem Namen ansprach, verschwand sie. Am nächsten Tag beschrieb sie ihm die Anordnung der Möbel in seinem Zimmer. Und sie konnte auch einige Details angeben, obwohl sie nie in seinem Zimmer gewesen war. Und zwar bis hin zu einem vergoldeten Bord am Rande des Schreibtisches, von dem Fox gar nicht hätte sagen können, daß es dort eines gab. Dieser Vorfall war fßr Fox deshalb wichtig, weil er ihm zeigte, das es sich dabei um eines der seltenen Ereignisse handelte, die einen Hinweis darauf gaben, daß etwas bei den außerkörperlichen Abenteuern im Spiele war, das nicht ausschließlich subjektiv sein konnte.
Das meiste, was Fox herausgefunden hatte, muß als rein subjektiv bezeichnet werden. Fox spßrte genau, daß die Kritiker seine Ergebnisse aus eben diesem Grunde ablehnten. Ich selber stelle die Wichtigkeit eines solchen Unterschiedes allerdings in Frage und meine, daß das meiste, was Fox und andere ßber OBEs entdeckt haben, rein subjektiv ist - und zwar in dem Sinne, daß es eben privat ist und die Erfahrung nur einer einzigen Person umfaßt. Aber das heißt meines Erachtens nicht, daß die OBEs deswegen nicht von Interesse sind. Fox war sich der Tatsache voll bewußt, daß er ein Publikum von der Wirklichkeit der Astralprojektion zu ßberzeugen hatte, das keineswegs bereit war, etwas in dieser Art zu Kenntnis zu nehmen. Aus diesem Grunde betonte er vor allem das, was als Beweismaterial geeignet schien, um zu zeigen, daß die Erfahrung von mehreren Personen gleichzeitig erlebt werden konnte. Oder daß sie Informationen vermittelte, die bislang unbekannt waren.
Ein paar Jahre später machte Fox eine weitere wichtige Entdeckung. Bislang hatte er angenommen, ein 'Traum des Wissens' sei die Bedingung dafßr, daß eine Projektion stattfindet. Außerdem meinte er, daß sich nach der Projektion der Trancezustand einstellt. Aber eines Tages, als er sich am Nachmittag auf eine Couch hingelegt hatte, merkte er, daß es ihm möglich war, mit geschlossenen Augen zu sehen. Er war also im Trancezustand - ohne zu schlafen. Er trat aus seinem Körper aus und befand sich inmitten einer schönen Landschaft. Dann kehrte er schnell wieder zurßck und durchschritt dabei ein Pferdegespann in einer Straße. Fox erkannte, daß er in der Lage war, vom Wachzustand aus zu projizieren. Daraufhin experimentierte er damit, wann immer er die Gelegenheit hatte, sich ungestört hinzulegen. Auf diese Weise entwickelte er eine Methode, die er dann als 'Pineal Door Projection' bezeichnete.
Ein interessanter Aspekt, auf den Fox hinweist, ist der, daß er im projizierten (ausgetretenen) Zustand niemals seinen physischen Körper hat sehen können. Dies ist deshalb etwas seltsam, weil bei spontanen OBEs normalerweise berichtet wird, daß der eigene Körper von außen gesehen wird. Fox fßhrt allerdings Grßnde dafßr an, daß er den physischen Körper nicht gesehen hat, und sagt, daß im projizierten Zustand viel eher das astrale Gegenstßck der physischen Objekte zu sehen ist als dessen physische oder ätherische Erscheinung. Und da sein eigener Astralkörper projiziert war, hat er auch nicht erwartet, den physischen Körper ohne spezielle Vorkehrungen zu sehen. Er bewegte sich ja in seinem Astralkörper.
Wenn die Aussage von Fox bedacht wird, scheint es doch etwas seltsam, daß andere Autoren nicht auf dieselbe Art und Weise argumentieren. Ich bin jedenfalls niemandem begegnet, der OBEs erlebt hat und nicht in der Lage gewesen wäre, seinen eigenen physischen Körper zu sehen. Es stellt sich also die Frage, ob etwas mit der herkömmlichen Theorie der Astralprojektion nicht in Ordnung ist. Können die Ausgetretenen das Astrale und das Physische tatsächlich gleichzeitig sehen? Meiner Meinung nach nicht, denn meist sehen die Dinge 'außerkörperlich' etwas anders aus. Manchmal gibt es sogar große Unterschiede. Vermutlich ist das schon deswegen so, weil eben das Astrale und nicht das Physische gesehen wird - und nicht beides zugleich. Mir scheint also das Argument von Fox doch zumindest interessant im Hinblick auf die Verfechter einer traditionellen Sichtweise .
Eines Tages wollte Fox die Wirkung von Chloroform testen. Aber das erwies sich als unerfreulich, denn es schien, als wßrde er regelrecht zu den Sternen hinaufgeschoßen. Sein 'himmlisches Selbst' blieb mit einem glänzenden silbernen Faden mit dem Körper verbunden. Fox hatte ein 'doppeltes Bewußtsein' (er war sich sowohl des himmlischen wie auch des physischen Körpers bewußt). Und als er sprach, schienen die Wörter den Verbindungsfaden entlang zu reisen. Schließlich wurden sie von seinem Körper artikuliert. Was dabei zu hören war, schien bedauerlicherweise - gemäß den Aussagen der Anwesenden - eher etwas 'vorlaut'. Fox machte einen derartigen Versuch kein zweites Mal. Der Hinweis auf eine 'Schnur' ist bei Fox eher selten. Er erwähnt hier zumindest so etwas, das sich mit der bekannten Silberschnur vergleichen läßt. Einmal ging Fox in seinem projizierten Körper durch eine stark belebte Straße. Als seine Fßße schwer wurden, spßrte er ein Zerren an seinem Körper wie von einer stark elastischen Schnur. Es war, als wäre die Schnur plötzlich entstanden und hätte die beiden Körper miteinander verbunden. Auch bei manch anderen Projektionen konnte Fox so etwas wie eine Schnur spßren - sehen konnte es sie nie.
Zwischen 1913 und 1915 machte Fox mehr Projektionen. Es waren sehr verschiedenartige Orte, die er besuchte. Bei den einen handelte es sich um eher vertraute und recht gewöhnliche Straßenszenerien, bei den anderen um Landschaften von atemberaubender Schönheit. Auch gab es Gebäude, die ganz anders aussahen als die auf der Erde gebauten. Manchmal schienen die Bedingungen denen auf der physischen Ebene zu entsprechen, dann gab es aber auch Situationen, die anders waren. So konnte Fox mitten in der Nacht sich an einem warmen Sonnenschein erfreuen oder unter einem blauen Himmel schlendern, während auf der materiell-physischen Ebene Regen herniederprasselte. Die einen Reisen - so die Folgerung von Fox - fanden also auf der Astralebene statt, die anderen an einem irdischen Ort. Mit folgender Aussage kommt Fox dann einem möglichen kritischen Einwand zuvor: "Leute, welche das Gespinst ihrer eigenen Vorurteile nicht zerreißen können oder wollen, werden sich vehement dagegen wehren, wenn ich sage, daß es auf der Astralebene elektrische Straßenbahnen gibt; aber 'es gibt sie' - es sei denn, die Astralebene existiert nicht und die Straßenbahnen sausen nur in meinem eigenen Hirn herum."
Hier handelt es sich um ein bekanntes Problem. Manch ein Geistkommunikator mußte schon erklären, weshalb es im Nachtodeszustand bzw. im 'Sommerland' so etwas wie Blumenfelder, Häuser oder sogar Steuerbeamte gibt. Das ist stets eine eher etwas peinliche und schwierige Sache. Aber wenn das Astrale sich aufgrund von Gedankenformen ausbildet, ist es ganz normal, daß es da Straßenbahnen geben muß. Es stellt sich allerdings die Frage, ob die Gedankenformen objektiv sind und - wie einige behaupten - eine eigenständige Existenz besitzen, welche von verschiedenen Individuen gemeinsam genutzt werden kann - oder ob es sich dabei einzig um eine rein private Angelegenheit und Ausformung handelt.
Manchmal endete eine Exkursion von Fox abrupt, weil etwas seine Aufmerksamkeit zu fesseln vermochte, und er sich zu sehr darin verwickelt ließ. Einmal stand er hinter einem wunderschönen Mädchen und beobachtete, wie sie ihr rostrotes Haar bßrstete. In dem Moment, als er seinen Arm ausstreckte, um ihre Schulter zu berßhren, schnellte er in seinen Körper zurßck. Als er sich ein anderes Mal im Trancezustand befand und sich auf eine Landstraße versetzt sah, wanderte er weiter bis zu einem Pferd, das am Straßenrand weidete: 'Ich streichelte es und konnte das warme, rauhe Fell deutlich spßren. Aber das Pferd schien meine Gegenwart ßberhaupt nicht wahrzunehmen. Dies war jedoch ein Irrtum und lenkte mich ab - und so wurde ich von meinem Körper zurßckgerufen."
Fox erwähnt auch, daß es verschiedene Fortbewegungsweisen auf der Astralebene gibt. Er beschreibt das mßhsame Flattern mit den Armen oder die 'paddelnde' Bewegung der Hände, die ihm zunächst notwendig schien, um sich in einem 'Traum des Wissens' fortzubewegen. Seiner Meinung nach sind dies nun - zwar willkßrliche - aber doch ziemlich plumpe Bewegungsabläufe Sie sind als Konzentrationshilfe zwar nßtzlich, aber - wie er vermutet - unnötig. Ich denke in diesem Zusammenhang, daß folgendes wichtig ist: Allzu schnell schnappt die gedankliche Gewohnheitsfalle zu, und es werden nur allzu vertraute Hilfen und Krßcken benutzt. Etwa das Vorhandensein einer Körperlichkeit, die (Silber-) Schnur oder die hell erleuchtete Welt. Dies alles nur deswegen, um die Dinge vernßnftiger erscheinen zu lassen. Ich meine, während Fox einsehen konnte, daß er seiner flatternden und paddelnden Bewegungen entbehren konnte, lernen andere nie, daß manches von dem, was sie auf ihren Reisen finden, eigentlich unnötig ist.
Fox erzählt ferner dem Neuling, wie er am ehesten die Projektion erlernen kann. Er schrieb Artikel ßber seine Erfahrungen in den frßhen 1920ern, etwas vor der Zeit, als Sylvan Muldoon begann, seinen Schriften zu publizieren.
Fox, Oliver. 'The Pineal Doorway' (Occult Review, 1920, 31, pp. 256-64)
--. 'Beyond the Pineal Door' (Occult Review, 1920, 31, pp. 317-27)
--. Astral Projection: A Record of Out-of-the-Body Experiences (New York: University Books Inc., 1962)