Empfindungen und Wahrnehmungen in der Übergangsphase
Teil 4
Werner Zurfluh
e-mail: Homepage Glossar

Austritt Teil 3


CR = Beiträge von Christoph Roos (Homepage)

AI = aktive Imagination
LD = luzider Traum ( lucid dream, Klartraum)
OOBE = ausserkörperliche Erfahrung (AKE, out of body experience)
BK = Ich-Bewusstseins-Kontinuität

Bewegungslosigkeit als kataleptischer Zustand

Ein von Muskelstarre befallener Körper lässt sich nicht mehr bewegen. Dieser Zustand wird als "kataleptisch" bezeichnet. Die Katalepsie als solche ist als eine seltene Art der Totenstarre bekannt, bei welcher der physische Körper bereits bei Eintritt des Todes erstarrt. Das bedeutet aber keineswegs, dass die betroffene Person tatsächlich gestorben ist. Wird der erstarrte Körper nämlich eingesargt und zu Grabe getragen, geschieht etwas ausserordentlich Schreckliches. Davon zeugen beispielsweise Kratzspuren auf der Innenseite eines Sargdeckels. Das Wissen um diesen Sachverhalt kann zu einer derart panischen Angst vor dem Scheintod führen, dass alle nur erdenklichen Vorkehrungen getroffen werden bzw. wurden, um eine falsche Grablegung zu vermeiden.

Es wäre allerdings problemlos möglich, diesem Szenarium des Schreckens mit einem Wissen zu begegnen, das die totale Harmlosigkeit des kataleptischen Zustandes aufzeigt. Dass die Katalepsie harmlos ist, bedeutet nun keineswegs, dass sie verharmlost werden könnte. Wer sie auch nur ein einziges Mal erlebt hat, weiss genau, dass dieser Zustand - gelinde gesagt - äusserst unangenehm sein kann. Was nützt alles Wissen der Welt, wenn der physische Körper starr im Bett liegt und trotz aller Bemühungen nicht einmal mehr ein Lidschlag möglich ist? Und wenn dann - wie mir mal eine Frau erzählt hat - die Sanitäter kommen? Im Krankenhaus wurde von einem Arzt der Tod "festgestellt". Anschliessend schoben Schwestern das Bett in das Sterbezimmer. Die scheintote Frau konnte alles sehen und hören! Erst tags darauf liess sich der Körper wieder bewegen. Nur wenig fehlte und sie wäre - wie sie mir sagte - wahnsinnig geworden. Das war ihre erste ausserkörperliche Erfahrung. Es traf sie völlig unvorbereitet.

Ein Lehrerkollege erwachte mitten in der Nacht und wollte aufstehen. Es ging aber nicht. Verzweifelt versuchte er während mehrerer Minuten wenigstens einen Finger zu bewegen. Ohne Erfolg!
«Ich bin gestorben!»
Dann - nach einer gewissen Zeit - öffnete sich eine Tür in der schwarzen Mauer neben dem Bett. Im Türrahmen stand eine Gestalt. Erleichtert stellte der "Erstarrte" fest: «Es ist der ‚Zurfluh'. Der kennt diese Dinge.»

Natürlich freute es mich, als der Kollege mir das erzählte. Sein Schreck konnte also bereits dadurch behoben werden, dass er mich sah und eben wusste, dass ich mich mit solch "abstrusen Sachen" beschäftige.

Wird der OOBE-Zustand als solcher akzeptiert, sind andere, "vernünftigere" Verhaltensweisen möglich. Es gibt sogar Menschen, die mit dem "subtle body" für längere Zeit "verreisen" können - und dies auch ankünden. So sagte eine Tibeterin, sie würde für eine gewisse Zeit bewegungslos liegen bleiben. Niemand solle dann ihren Körper berühren oder gar bewegen. Und tatsächlich - während einer ganzen Woche verharrte sie im kataleptischen Zustand. Als die Frau sich wieder bewegte, sagte sie, sie habe im OOBE-Zustand mehrere Orte besucht (vgl. SLEEPING, DREAMING, AND DYING - An Exploration of Consciousness with the Dalai Lama. Narrated and edited by Francisco J. Varela (Boston: Wisdom Publications 1997 S. 39).

Am 25. Juni 1974 werde ich am Ende der OOBE «... ohnmächtig und spüre Sekundenbruchteile nach dem totalen 'Blackout' meinen physischen Körper wieder. Das Ich-Gefühl ist dasselbe wie zuvor, nur empfinde ich jetzt einenstarren Körper, der sich langsam wieder belebt. Während des Austritts sind vor allem die Arme ganz steif geworden, doch kümmere ich mich nicht darum, denn dieser Effekt scheint mir nebensächlich. Wenn ich mich ein bisschen gedulde, wird sich alles wieder bewegen lassen. ...»

Dem manchmal recht dramatischen "kataleptischen Zustand" bin ich von Anfang an (also seit meiner Jugend) relativ gelassen begegnet. Aber diese Gelassenheit ist alles andere denn erarbeitet. Sie ist bloss ein Effekt jugendlicher Sorglosigkeit, denn die Katalepsie dauerte jeweilen nicht lange. Sie entsprach einer Schrecksekunde - und wurde deshalb von mir nicht hinterfragt.

Der folgende Traum der Nacht vom 25. Juni 1974 behandelt das Problem der Katalepsie sehr direkt. In ihm kommt zum Ausdruck, dass der kataleptische Zustand zu einem äusserlich feststellbaren Ereignis werden kann. Aber das war mir damals nicht klar. Auch unterschätzte ich den Widerstand gegenüber der OOBE seitens des Kollektivs vor allem in Gestalt der Tiefenpsychologen. Dieser Widerstand wurde erst so richtig im Verlauf des Jahres 1974 spürbar, denn es kam schliesslich zum Bruch mit dem Jung-Institut. Zudem war für mich damals alles noch viel zu unbestimmt und unklar. Deshalb gelang es mir nicht, optimal auf die Situation zu reagieren und die Angelegenheit wie in «aktive Imagination, luzider Traum und OOBE - die OOBE von C.G. Jung, Synchronizität und OOBE» (vgl. Kristallisierende Wassertropfen Teil 3) einigermassen nachvollziehbar darzulegen. Nun zum Traumgeschehen:

Es droht ein Weltkrieg! Ich bin als Lastwagenfahrer an der Spitze eines Konvois. Wir überfahren einen schmalen, hohen Pass und rollen gegen ein Dorf. Jederzeit können Feinde auftauchen. Also müssen wir uns schnell zurückziehen und verstecken.

(Juli 2002) Beim Weltkrieg dürfte es sich um einen "Paradigmen-Streit" handeln, denn die Dimensionen eines Paradigmenwechsels umfassen auch einen Wandel des Weltbildes. Ich hatte 1974 zu wenig darauf geachtet, dass dem so sein könnte und dass der Einbezug der OOBE-Frage die Überquerung eines "Passes" erfordert, bei dem "Feindkontakt" nicht zu vermeiden ist. Meine etwas naive Einstellung wird hier korrigiert und kompensiert. Es wird auch gezeigt, welche Konsequenzen sich aus dem Hinterfragen des Vorgegebenen ergeben können (prospektive Bedeutung).

Kaum sind wir in Deckung hinter eine Mauer, stapft eine Patrouille durch das Dorf und läuft dann zum Pass hinauf - aber die bewaffneten Männer entdecken uns nicht. Ich gehe ihnen nach, um herauszufinden, was sie vorhaben.

... Als ich oben auf dem Pass mehrere feindliche Soldaten abknallen und Dutzende mit Handgranaten töten könnte, verharre ich bewegungslos in einem höhlenartigen Felsenraum und lasse die Dinge sich entwickeln. Schliesslich werde ich entdeckt. Ich könnte zuerst schiessen, tue es aber nicht. Auch der Feind schiesst nicht. Weshalb? Meine Starrheit lässt mich als tot erscheinen!

(Juli 2002) Es ist mir in jenen Jahren effektiv nicht gelungen, flexibel auf die neue Erkenntnissituation zu reagieren und beispielsweise einen Universitätsabschluss zu machen. Anschliessend hätte ich mir mit einer Diplomarbeit am Jung-Institut "Eintritt" in die professionellen Diskussionskreise verschaffen und vielleicht ein gewisses Umdenken bewirken können. Statt dessen erstarrte ich und blieb stehen. Wenigstens geriet ich auf diese Weise nicht zwischen die streitenden Parteien. Und es gab (und gibt immer noch) ganz massive Auseinandersetzungen am Jung-Institut.

Die Soldaten untersuchen mich genauer und legen mich zu Boden. Dabei versuche ich, völlig starr und leblos zu bleiben. Es gelingt! Da alle mich für tot halten, wird eine Grube in den sandigen Boden gebuddelt. Ich werde lebendig begraben. Trotz des äusserst unangenehmen Gefühls darf ich mich nicht rühren - auch wenn ich sterben sollte. Zu Glück legt mir jemand ein Tuch über das Gesicht! Der Sand ist grobkörnig, Atmen ist möglich!

Nach dem Zuschaufeln wird der Sand getreten. Dann gehen die Soldaten. - Nach einer geraumen Weile versuche ich, dem Grab zu entsteigen. Wahrscheinlich unter Mithilfe von spielenden Kindern, die mir zumindest zeigen, dass keine Feinde mehr in der Nähe sind.

(Juli 2002) «Bezüglich der Grube sei gesagt, dass sich ihr Sinn nicht unbedingt im taktischen Manöver erschöpfen muss, als sollte sie lediglich dazu dienen, des Drachen Bauchseite für die Waffe erreichbar zu machen. Bedeutsamer wäre es, wenn auch sie sich aus dem rituellen Sinnbereich verstehen liesse, wenn sie Kultgrube wäre. Das Besetzen dieser Grube in der Erwartung des Drachen wäre dann nur eine Sonderform des Draussensitzens, der initiatischen Utiseta» (Heino Gehrts, Von der Wirklichkeit der Märchen (Regensburg: Röth, 1992 S. 152)). - Denn das Ringen zwischen Schlafen und Wachen und letzten Endes das Bewusstbleiben im Schlafzustand ist für die Lösung von Aufgaben und für die Erlösung äusserst wichtig. Wachtraum, die weisse Dunkelheit der Sonne, indianisches Schauwachen, germanische Útiseta, römisches Augurium, das Draussensitzen, die Sardinische Schlafhöhle und die Holsteinische Schlafhütte gehören ebenso zur Luzidität und damit zur Bewusstseins-Kontinuität während des Schlafzustandes des physischen Körpers wie Zauberschlaf, Hellschlaf, Grabwache, magische Flucht, Drachenkampf usw.

Auf der anderen Seite des Passes ist eine Schar Kinder in Begleitung einer jüngeren, etwa 30 jährigen Frau zu sehen. Die Gruppe steigt auf und erreicht schliesslich die Höhle. Die Frau blickt hinein. Unsere Blicke begegnen sich.

Wir blicken uns lange gegenseitig in die Augen. Ich betrachte ruhig das Gesicht der Frau und versuche, ihr Wesen zu erfassen. Eine tiefe Ruhe und Sicherheit strahlt es aus. Dies scheint aus einem tiefen Wissen um die Dinge und Zusammenhänge zu entstehen.

Das Gesicht ist keineswegs schön! Aber bei genauerem Hinsehen ist eine seltene Schönheit zu entdecken - trotz all der Herbheit und der gewissen Männlichkeit. Es sind nämlich sehr ausgewogene Gesichtszüge. Aber es muss schon ganz genau hingesehen werden. Sonst scheitert die Einschätzung und beibt am Oberflächlichen hängen.

Wir beide scheinen - ohne es auszusprechen - genau zu wissen, dass wir früher oder später heiraten werden. Die Frage ist nur, ob es schon in ganz naher Zeit sein wird oder etwas später. Sie ist damit einverstanden, aber wir haben zumindest noch bis zum Ende dieses grausamen Krieges zu warten.

Die Frau geht mit der Kinderschar weiter - zum Dorf hinunter.

Ich habe noch ein fürchterliches Gemetzel zu bestehen, bei welchem ich Dutzende von Feinden erschiessen muss. Wahre Kugelregen prasseln auf die Leiber der Angreifer und zerfetzen sie. Es ist ein grausiges Schauspiel - die Leiber werden hin und her gerissen und in der Luft zerfetzt - erst dann stürzen sie zu Boden. Blut und Fleisch spritzt in alle Richtungen, Kugeln heulen als Querschläger herum und reissen riesige Löcher in jene Leiber, die zufälligerweise getroffen werden.

Doch endlich findet dieser Greuel ein Ende. Kurze Zeit später ist auch der Krieg endlich beendet und Frieden herrscht wieder in der Welt.

Nun kehre ich in das Dorf zurück und finde auch bald jene Frau wieder, die mir oben auf dem Pass begegnet ist. Zuerst erinnert sie sich kaum an mich und will auch nichts von einem Heiratsversprechen wissen. Mir ist dieser Gesinnungswandel unverständlich. Lässt sich denn jenes gegenseitige Verstehen einfach so wegwischen? Es wäre nicht echt gewesen! Aber ich bin überzeugt, dass es echt gewesen ist.

(Juli 2002) Die Erinnerungslücke der Frau hat mit dem Vergessen zu tun. In gewissen Märchen wird erzählt, dass «das Tagesbewusstsein eingeengt ist, doch das Nachtbewusstsein alles umfasst» (Heino Gehrts, Von der Wirklichkeit der Märchen (Regensburg, Röth 1992 S. 115)). Die "Anima" kann sich oft nur dann an alles erinnern, wenn sie in ihrem Reich, der Anderwelt, ist.

Es kann auch sein, dass das Mädchen von drüben erst «allmählich im hiesigen Dasein heimisch» wird (Heino Gehrts, Schamanentum und Zaubermärchen (Bad Karlshafen: 1983 S. 25)). Die Integration des anderweltlichen Weiblichen geschieht dann mit einem Ruck im Bewusstsein des Mannes. Es ist zu vermuten, dass die Zeitspanne der Vergessenheit «ein fortbildendes Werden mit umgreift, also der eigentlichen Einleibung der Unterweltsbraut dient» (ibid.). Eine sorgfältig durchgefürhte Konkretisierung der Anima (bzw. des Animus) stellt natürlich der "Verkörperung" des Seelischen weniger Schwierigkeiten entgegen. Es geht schliesslich um ein Hineinwachsen in die Zeit - und nicht um Provokation.

Es wäre schon wichtig, das Vergessen (und das Verdrängen) zu problematisieren, denn «die Blicke und Geräusche der Welt sind nicht deine 'Feinde'. Dein 'Feind' ist Vergesslichkeit, die Abwesenheit von Bewusstsein» (Thich Nhat Hanh, Die Sonne mein Herz (Zürich-München: Theseus, 1988 S. 53)). Und Elias Canetti schreibt: «Alles was man vergessen hat, schreit im Traum um Hilfe» (Die Provinz des Menschen, Aufzeichnungen 1942-1972 (Zürich, Ex Libris 1975 S. 269)). Das Vergessen ist stets ein Hilfeschrei. Es bedarf der Erlösung und damit der Liebe! Und nur jene, die sich an all das zu erinnern vermögen, was der Liebe widerspricht, verfallen nicht der Macht. Wer sich nicht erinnert - obwohl es möglich wäre -, macht sich schuldig.

Also stelle ich gewisse Nachforschungen an und finde heraus, dass es der Vater der Frau ist, der seine Tochter nicht heiraten lassen will. Und die Frau ist bis zu einem gewissen Grad abhängig von ihrem Vater. Deshalb kann sie das Geschehen irgendwie verdrängen.

(CR Juli 2002) Der Erwerb schamanischer Fähigkeiten ist in den Märchen oft mit der Erlangung der Königswürde verbunden. Der Held heiratet die Tochter des Königs, die Prinzessin, und erbt das halbe oder das ganze Reich. Diese Ablösung der Königswürde passt natürlich nicht jedem Vater - dafür liefern die Märchen etliche Beispiele. Die Königstochter öffnet ihre Seele erwünschterweise dem Jenseits, WEIL ihre Erlösung zugleich das Heil ihres Gatten und damit des künftigen Königs gewährleistet. So ist es ja eben ein "ausgedienter Soldat" - ein "lebendig begrabener Soldat" (bei dir ein "lebender Toter") -, der im Märchen das Rätsel der "zertanzten Schuhe" löst. Die Prinzessin muss davon überzeugt werden, dass ihr Zukünftiger in beiden Welten heimisch sein, sie erlösen und seine Anwärterschaft auf den Thron begründen kann.

Der "Sieger" bleibt - wie in den Schlachten des Goldenertyps - unbekannt. Es geht bloss um ein Dabeisein und das Entweichen. Und das sind seelenhafte Leistungen. Eine Märchenerzählung versetzt zwar das schamanische Geschehen auf die Stufe scheinbarer Leibhaftigkeit, doch in Wahrheit steht das leibhafte Auftreten erst noch bevor - es braucht dafür z.B. ein volles Jahr. Die Wanderung ist erfüllt von der Aufgabe, an dem Ort, wo ein Jahr zuvor schon der Sieg erfochten wurde, auch anzukommen. - Der "alte König" wird abgelöst und der Held bringt sich als neues Prinzip in das Geschehen ein.

Bei dir meint der "Rückzug aufs Dorf" vielleicht auch eine Abkehr von irgend welchen Herrschaftsansprüchen oder dynastischen Phantasien. Möglichwerweise ist das auch ein Hinweis darauf, dass der Abstieg eine persönliche Angelegenheit war und ist und nicht unbedingt institutionalisiert werden kann und darf.

Der "Alte König" kann auch ein "dämonischer Vaterschatten" sein, mit dem die Anima identisch ist bzw. sich identifiziert. Dieser lässt sie deshalb unbewusst bleiben und trübt ihre Erinnerung. Mit der Entmächtigung des väterlich-königlichen Dämons ist die Braut aber noch nicht völlig entzaubert. Sie muss erst vom Dämonischen IN ihr befreit werden. (Vgl. auch Heino Gehrts, Schamanentum und Zaubermärchen (Bad Karlshafen: 1983 S. 78, 83, 86). - Die "seltsame Vergesslichkeit" des Helden und/oder der Braut ist z.B. auch im Trommler ein Thema.

Ich greife zu einer Finte und mache dem Vater ganz bestimmte Vorschläge. Dabei geht es um einen Betrag von 2000.-, für den der Mann aufkommen muss. Dieser Betrag ist für den wenig Begüterten so hoch, dass er in eine gewissen Abhängigkeit kommt und deshalb wohl oder übel mit der Heirat seiner Tochter mit mir einverstanden sein muss. Er hätte aber trotz der drohenden Abhängigkeit immer noch Nein sagen können, denn so gross ist sie auch wieder nicht! Er ist also eigentlich nur scheinbar zu seinem Jawort gezwungen, hat es aber dennoch gegeben.

(Juli 2002) Ein grosser Teil des Traumgeschehens ist wohl prospektiv und umfasst mehrere Jahrzehnte. Ob mit dem fürchterlichen Gemetzel mein Ausstieg aus dem universitären Bereich und der Schule gemeint ist? Da hätte ich aber auch noch was abbekommen - und zwar ganz massiv. Ob das Ende des grausamen Krieges die Spaltung des Jung-Institutes meint? Ist die Rückkehr ins Dorf eine Rückkehr ins "globale Dorf", in das Publikationsforum des internet? Und dann die Jetztzeit mit der "blockierten" Heirat und der "Rente". Die Rente führt gewissermassen lückenlos zur Invalidenrente. Diese erlaubte es mir, die Anima-Frau zu heiraten und mich mit ihr auseinanderzusetzen bzw. das nach und nach aufzuarbeiten und zu veröffentlichen, was sich in all den Jahren angesammelt hat. Und zwar mit der Zustimmung eines "gesetzlichen Vertreters".

(CR Juli 2002) Ich überlege mir grundsätzlich, wie die "andere Seite" eben so was rüber zu bringen versucht. Sie verfügt zwar über ein "Uraltprogramm", aber das ist irgendwie nicht mehr kompatibel, wird nicht mehr verstanden und ist nicht mehr "zeitgemäss". Der "Träumer" hat in diesem Fall einige Kenntnisse bez. Komplexer Psychologie und Naturwissenschaft. Aber dies dürfte der anderen Seite - dem sattsam bekannten Unbewussten - nicht unbedingt oder nur sehr vage geläufig sein. Ausserdem wird von deiner Seite her versucht, das mit der Bewusstseins-Kontinuität reinzubringen. Und die BK als solche hat die "andere Seite" bislang wohl kaum als "problematisierungsbedürftig" erkannt. Möglicherweise sind ihr auch geschichtliche (Aufklärung, Demokratie, die beiden Weltkriege) und etwa wissenschaftliche Zusammenhänge nur "mythisch" begreifbar.

Bildmässig ist das "Unbewusste" zwar à jour. Ein Bronzeschwert wird locker durch ein Lichtschwert à la Star Wars ersetzt usw. - aber eben, es fehlt an einer wirklich gemeinsamen Sprache. Deshalb wird - so meine Hypothese - hin und her geradebrecht, in der Hoffnung, dass da irgendwann mal eine halbwegs gemeinsame Sprache sich zu entwickeln beginnt. Dabei haben beide Seiten (beide Hirnhälften?) eben ein bzw. mehrere Fremdsysteme zu erarbeiten - das Bewusste und das Unbewusste.

Ein blosses Zurückgreifen auf schamanisches Wissen (auch negativ, z.B. Hitler) wäre "regressiv". Andererseits muss ja der Ansatzpunkt irgendwo dort sein, wo diese Bezüge (kirchlich) absorbiert oder unterdrückt worden sind (z.B. Hexen).

Ich stell mir da einfach die Frage, wie ich "deine" Situation als Maler zeichnerisch-bildlich darstellen würde. Und da scheint mir das Traumgeschehen durchaus "sinnfällig".

Wenn nun davon ausgegangen wird, dass ein Traum verstanden werden kann, droht stets die Gefahr der Rationalisierung. Aber falls die andere Seite (die rechte Hirnhälfte) vor allem bildhaft-emotional "denkt", kann sie mit einer vernunftmässigen Deutung herzlich wenig anfangen. Ein bewusstseinskontinuierliches Ich müsste jetzt durch seine Taten und sein Verhalten versuchen, die beide Bereiche miteinander zu "vereinbaren" und zwischen ihnen zu vermitteln.

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4.5.1. Eine Mail aus Indien als synchronistisches Ereignis

Um etwa 16:00 hatte ich den obigen Text beendet. Um 18:00 desselben Tages (17. Juli 2002) versandte eine Frau in Indien folgende Mail:

Ich bin auf der Suche im Internet nach "Astralreisen" auf Ihre Webseite gestossen und habe diese mit grossem Interesse gelesen. Dabei stellte ich fest, dass meine nächtlichen Erlebnisse gar nicht so ausserordentlich oder 'komisch' sind, was mich äusserst beruhigt.

... Seit meiner Pubertät habe ich nächtliche Zustände, die mich eigentlich immer beunruhigten. Angefangen hat es mit dem Einschlafen oder Aufwachen, d.h. in der Zwischenphase vom Wach- und Schlafzustand. Ich war mir jeweils völlig bewusst wo ich mich befand, spürte den Körper, konnte ihn aber nicht bewegen. Der Körper war einfach starr.

Irgendwoher konnte ich in mir Kraft sammeln und mich mit einem Ruck wieder in den Wachzustand zurückholen. Dieser Zustand veränderte sich in dem Sinne, dass ich (dieses ICH fällt mir richtig schwer hier auszudrücken, aber irgendwo muss ich es ja benennen) den Körper langsam - mit Schmerzen - verlasse, aber nie ganz. Beine, Arme, Oberkörper lösten sich langsam, aber um den Bauchnabel fand die Loslösung nicht statt. Auch hier wieder der gelähmte Körper, der in Angst und Panik ist.

Spätere Jahre kriegte ich im gleichen Körperzustand Besuch. Es waren kleine geisterähnliche Wesen. Sie piecksten mich und taten mir weh.

(wz Juli 2002) Es genügt natürlich nicht, einem Verstorbenen einen Spiegel unter die Nase zu halten oder seinen Körper mit Nadeln zu pieksen, um festzustellen, ob der Tod definitiv eingetreten sei. Ein Gestochen- und Gepiekstwerden des im Bett liegenden total erstarrten physischen Körpers kennen jedoch viele Kinder. Sie versuchen dann, ihren Eltern von koboldähnlichen Wesen zu erzählen, die in der Dunkelheit des Zimmers herumgeistern. Und sie bitten verzweifelt darum, das Licht nicht zu löschen - meist vergeblich.

(CR Juli 2002) Es wäre nun daran zu denken, dass "Koboldbisse" und andere vernarbende Verletzungen durch Geistwesen "Initiationsnarben" entstehen lassen, die ihren Träger ein Leben lang an die Erfahrung der Einweihung erinnern und der Umwelt "beweisen" sollen, dass die Prüfung bestanden wurde. Für ein Kind dürfte das nur schwer zu begreifen sein. Erwachsene hingegen lassen sich sogar tätowieren. Fraglich ist nur, ob ihnen damit die Zusammenhänge klar werden.

Der nächtliche Besuch von kleinen Wesen weist wohl auch auf die Gefahr einer Dissoziation hin. Vor allem aber auf die Notwendigkeit, die diversen Körperlichkeiten - wie die physische, ätherische, astrale und mentale - besser voneinander unterscheiden zu lernen. Und da es ja nicht unbedingt nur "Körper" sein müssen, sonder auch "Gestalt" gewordene Impulse sein können, von denen z.B. Kobolde und Elben zehren, um daraus - bzw. aus den subtilen Ausströmungen - einen für den Menschen sichtbaren Leib zu formen, wird's in Bezug auf Erklärungsmöglichkeiten etwas schwierig.

Seit einigen Monaten komme ich vom Tiefschlaf in diesen Halbschlaf - wieder mit starrem Koerper - und irgendwas (manchmal frage ich mich, ob dies mein subtle body ist) lehnt sich über mich und legt die Hände auf meinen Rücken. Es ist dann immer das gleiche Prinzip: Irgendwie raffe ich alle dem Körper zur Verfügung stehende Kräfte zusammen und kann mich dann mit einem Ruck in den Wachzustand holen.

Vor zwei Wochen ist nun was Wunderbares aber auch Beängstigendes passiert. In der Nacht flog ich plötzlich durch die Lüfte in einer unheimlichen Geschwindigkeit. Ich spürte nur Wind der mir ins Gesicht entgegenschlug. Ich sah nichts Besonderes, es war grau um mich herum. Und wieder der erstarrte Körper, der in Angst und Panik war. Allerdings war es das erste Mal, dass ich mich örtlich täuschte. Ich spürte meinen erstarrten Körper ganz genau, meinte aber an dem Ort in der Schweiz zu sein, wo ich die Kindheit verbrachte (ich halte mich aber in Indien auf). Das Verlassen des Körpers hab ich nicht erlebt, ich war einfach in der Luft. Einmal mehr konnte ich mich auf die zuvor beschriebene Art und Weise zurückholen. Diesmal erwachte ich jedoch mit starkem Herzklopfen und Panik. Im Nachhinein regt es mich fast ein bisschen auf, dass es mir nicht gelungen ist.

Nach dem letzten Erlebnis hab ich das Bedürfnis, mich mehr damit auseinanderzusetzen. Vielleicht sind das auch Zeichen, die verstanden werden wollen. Oder vielleicht ist es einfach so.

Herr Zurfluh, von diesem erstarrten Körper konnte ich nichts lesen in Ihrer Webseite (vielleicht hab ich es auch übergangen, konnte jedoch nicht warten, Ihnen dieses Mail zu schreiben). Können Sie mir dazu was schreiben?

Ich habe jahrelang richtig gelitten unter diesen Zuständen. Ich fand keine Ansprechpartner. Bei einer Therapie wollte der Therapeut mir klar machen, dass dies Träume sind. Aber dies sind keine Träume!

Wie bereits erwähnt, halte ich mich in Indien auf. Vor sieben Jahren hab ich die Schweiz verlassen, geniesse das Leben hier in seiner Vielfalt. Ich habe viel meditiert. Was ich allerdings da erlebe, ist irgendwie eine andere Ebene.

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4.5.2. Hinweise und Parallelen zum kataleptischen Zustand

Zunächst scheint es wichtig, das Phänomen "Scheintod" nicht mehr als bloss absonderliches Ereignis erleben zu müssen, denn es gibt selbstverständlich Parallelen. So lähmt beispielsweise das von Kugelfischen produzierte Tetrodoxin (TTX) in nicht-letaler Dosis die Muskeln und verringert den Stoffwechsel beinahe vollständig - das Bewusstsein hingegen wird nicht beeinträchtigt. Reste von Kugelfischen sind in Zombie-Pulvern nachzuweisen, das haitianische Zauberer verwenden!

«Ich lag im Sarg und hörte alles, was um mich herum gesprochen wurde. Ich wollte schreien, um Hilfe rufen, wegrennen. Doch ich konnte mich nicht bewegen, nicht sprechen, gar nichts - ich war völlig gelähmt» (Pierre-André Schmitt, Und schon spazierte der Tote lebend zur Tür herein (in: Die Weltwoche Nr.36, 7.9.1989 S. 87)).

Im Internet gibt es mittlerweile viele Texte zum Thema Katalepsie (Kataplexie, sleep paralysis, Schlafparalyse). Ein paar Beispiele:

Schlafparalyse ist «eine oft angsterzeugende eingeschränkte Bewegungsfähigkeit kurz vor dem Einschlafen oder beim Aufwachen in der Nacht. Die narkoleptischen Halluzinationen gelten als hypnagoge Halluzinationen. Sie sind ebenfalls vom REM-Schlaf abhängig, manchmal benigner, manchmal jedoch furchterregender Art und treten direkt nach dem Einschlafen auf. ... Durch den Einsatz von Antidepressiva, die den REM-Schlaf unterdrücken, werden Symptome wie Kataplexie, Schlafparalyse und hypnagoge Halluzinationen eingedämmt.» (Was ist Narkolepsie? http://www.uni-marburg.de/sleep/dgsm/fachinfo/tutorial/fragen/f087.htm).

Alfred Lischka spricht von einem "kataleptischen Niemandsland", in dem sich Ätherleib und Körper wieder miteinander vereinigen. "Wacht" man darin unmittelbar auf, unwissend und unvorbereitet, erlebt man einen nicht geringen Schrecken, weil bei vollem Bewusstsein nicht die geringste Bewegung ausgeführt werden kann. Im kataleptischen Zustand ist die Herz- und Atemtätigkeit oft herabgesetzt und weder der physische noch der feinstoffliche Körper lassen sich bewegen.

«... fiel ich in eine Art Erstarrung und lag in diesem Zustand bis zum folgenden Abend, meine Seele dabei vollständig entleert - total 30 Stunden ... spürte aber weder Kälte noch Hunger, alle Körperprozesse waren lahmgelegt. Ich bewegte mich nicht. Herzschlag und Atmung waren sehr langsam und blieben mehrere Tage so» (D. Fortune, Selbstverteidigung mit PSI, S. 27).

«Während also der Leib dieser Mädchen empfindungslos im Starrkrampf lag, nahmen sie selber an einem fröhlichen Gelage von Strigen auf einer schönen Wiese teil, ... Unterdessen vollzogen ihre Leiber, die zu Hause im Bette lagen, die entsprechenden Bewegungen» (Hans Peter Duerr, Traumzeit - Über die Grenze zwischen Wildnis und Zivilisation (Frankfurt am Main: Syndikat, 1978 S. 239)).

«Odin wandelte die Gestalt, sein Leib lag entschlafen oder tot, und er fuhr als Tier, Vogel, Fisch oder Schlange urplötzlich in ferne Länder. ... Auch die nordisch 'Hexe' sandte ihre Seele aus, während ihr Körper, ihr 'Alltagsleib', auf dem sejdhjallr, einem vermutlich übermannshohen Holzgerüst, verblieb» (ibid. S. 83).

Reinhard Greve schrieb H.P. Duerr in einem Brief vom 13. Juni 1977 über seine Erlebnisse nach der Einnahme von 20 Stechapfelsamen: «Beim Gehen hatte ich ein Leichtigkeitsgefühl, etwa so, als würde ich zwanzig Zentimeter über dem Boden schweben... Meine einzelnen Körperteile versteiften sich, erstarrten, starben ab, ich spürte meinen Körper als 'Block' und etwas in mir wollte meinen Körper verlassen» (bid. S. 291).

Schlafsstörungen wie «Einschlafschwierigkeiten, häufiges Kurzerwachen, lange Wachphasen, Früherwachen, unruhiger, flacher und unerholsamer Schlaf, geistige Überaktivität ("überdreht"), körperliche Anspannung, ja Erregung, vegetative Überreaktionen (Herzklopfen, Schwitzen)» sind m.E. meistens mit dem OOBE-Zustad verbunden und beziehen sich auf die manchmal ziemlich problematische Übergangshase. Dabei können noch sonderbare Zusatz-Symptome irritieren. Zu diesen gehören (vgl. ibid.) «kataplektische Attacken mit plötzlicher Erschlaffung der Muskeln bei vollem Bewusstsein (von den Gesichtszügen bis zu den Beinen). Auch drohen sogenannte hypnagoge Halluzinationen, d.h. lebhafte Sinneswahrnehmungen, meist optischer Art, die aber zu erheblichen Angst- und Schreckreaktionen führen können. Noch schlimmer ist die Schlafparalyse, bei der sich die Patienten nach dem Erwachen für einige Sekunden bis Minuten nicht mehr bewegen, ja nicht einmal ein Wort herausbringen können. Man kann sich vorstellen, was das für Patient und Angehörige, Freunde und Mitarbeiter bedeutet.»

Die beeindruckendsten Schlafstörungen sind die sogenannten Parasomnien (vgl. ibid.). Das «sind abnorme Ereignisse, die entweder während des Schlafs oder an der Schwelle zwischen Wachsein und Schlafen auftreten». Also z.B. Alpträume, d.h. relativ lange, vor allem angstbesetzte Traumerlebenisse mit plötzlichem Erwachen und furchtsamer Erinnerung an einen schrecklichen Traum. Dann die Schlafparalyse, d.h. die Unfähigkeit zur willkürlichen Körperbewegung während des Einschlafens oder nach dem Erwachen, die im Gegensatz zur Narkolepsie an bestimmte Zeitpunkte gebunden ist. Auch das "Gagele" gehört zu den Parasomnien, die Jactatio capitis nocturna, die rhythmisch-stereotype Bewegung - vor allem des Kopfes und Nackens - in der Übergangsphase zum Schlaf.

Der Alptraum kann im engeren Sinne - vom Volksglauben ausgehend - so definiert werden: «Im Volksglauben herrschte die Vorstellung, dass auf der Brust der schlafenden Person eine Drud (oder Alb) sitzt und die/den Schläfer/in durch sein Gewicht drückt ("bedrückt") und das Atmen erschwert. Dies ist die exakte, mythologisch verbrämte Beschreibung ... der Schlafparalyse.»

Noch ein Hinweis auf das Bedroom-Syndrom: «Das "Bed Room Syndrom" ist ein besonderer Teilaspekt der gesamten UFO-Thematik. Unter "Bed Room Syndrom" versteht man Berichte von Leuten, die glauben ungefragt aus ihrem Schlafzimmer herausgeholt worden zu sein. An Bord von meist fliegenden Fahrzeugen werden sie dann unangenehmen, ja oft schmerzhaften Prozeduren unterzogen. Die Berichte vieler Betroffener haben mehrere gemeinsame Aspekte. ... Sie liegen im Bett und schlafen tief und fest. Plötzlich werden sie von einem hellen Lichtstrahl geweckt, der auf sie gerichtet ist. Dieses Licht verdammt sie zur Unbeweglichkeit. Ein entsetzliches Gefühl der Hilflosigkeit durchströmt sie. ... Wenn diese Leute erst einmal erfahren haben, was ihnen tatsächlich zugestossen ist und somit den Realitätsgehalt akzeptieren, was vorher meist nicht der Fall war, geht mit ihnen oft eine erstaunliche Bewusstseinsveränderung vor. Er (oder sie) öffnet sich spirituellem Gedankengut ...»

Ein Gefühl körperlicher Stumpfheit kann den Austritt als solchen ankünden - es ist, als würde der Körper von einem mächtigen Strudel eingefangen.

(Mail) Der Körper war total regungslos und ein "Abbruch" war nur unter grösster Astrengung möglich. Aus Angst vor solchen Situationen habe ich mir angewöhnt, auf der rechten Seite einzuschlafen. Denn diese Erlebnisse waren allesamt mit Angst verbunden und entwickelten sich stets zu Alpträumen. Immer fingen sie mit diesem Stumpfheitsgefühl an. Der Körper liess sich nicht mehr bewegen und panische Angst beschlich mich. Ich brauchte sehr viel Willenskraft, um die kiloschweren Augenlider hochzukriegen. Es war ein Gefühl äusserster Machtlosigkeit!

In weitaus überwiegender Mehrzahl bekomme ich Mails dieser Art:

Ich wende mich an Sie, da ich in meiner Verwirrung dringend Hilfe gebrauche. - Schon bald wachte ich jedoch öfters in der Nacht in völliger Starrheit meines Körpers - in totaler Leere - auf. Unter Vibrationen und fast schmerzenden dumpfen Geräuschen war es mir unmöglich meinen Körper zu bewegen. Natürlich hatte ich damals Panik und grosse Angst, da ich keine Ahnung hatte, was in mir vorging. Es waren ganz klar keine Träume, da mein Bewusstsein voll da war. Später stiess ich durch Zufall auf ein Buch über ausserkörperliche Erfahrungen. Schnell begriff ich um was es geht und machte kurz darauf meine erste Astralwanderung. Ich habe nun schon vieles von rein wissenschaftlichen bis zu okkultistischen Ansätzen über ausserkörperliche Erfahrungen gelesen. Erschrocken bin ich jedoch als ich die Warnung von Cuno-Hellmut Müller vor Augen hielt. Er beschreibt, dass Astralwanderungen äusserst gefährlich sind. Dies reicht von Schizophrenie bis zum Tod des physischen Körpers.

Obwohl ich zwar gerne auf dem Weg meiner Selbstfindung diese neuen Welten erkunden wollte, schreckten mich solche Meinungen so sehr ab, dass ich keine Wanderungen mehr durchführen wollte. Mein Problem ist jedoch, dass ich ohne meinen Willen immer noch öfters (min. 2 mal pro Woche) nachts in dieser Leere aufwache. Ich müsste eigentlich nur noch aufstehen und meinen Körper verlassen. Jedesmal wenn ich jedoch in diesen Zustand verfalle habe ich ungeheure Angst wegen all der Warnungen und muss regelrecht kämpfen um nicht aufzustehen sondern aufzuwachen (im physischen Körper).

Weshalb geschehen mit mir diese Dinge, ohne meinen Willen, ohne all die vielumschriebnen Tricks der Herbeiführung von Bewusstseinsveränderungen? Was hat es Ihrer Ansicht nach auf sich mit den Warnungen wie die von Cuno-Hellmut Müller? Gibt es eine Methode wie ich mein ständiges Luzidwerden verhindern kann?

(wz) es geht je bloss darum, sich vor "negativen Geistern" zu schützen, etwa so wie man sich vor kaltem, nassen Wetter mittels Kleidung schützt. Und darum, dass der physische Körper nicht abrupt geweckt werden sollte. Letzteres sollte eigentlich keine sonderlich grossen Probleme stellen, schliesslich steht das Bett wohl kaum auf dem Bahnhofplatz. Und den Wecker kann man/frau total abschaffen oder zumindest "sanft" einstellen.

Nun zu Cuno-Hellmut Müller:

«... die feinstoffliche Verbindung zwischen Astralleib und physischem Körper abreisst, und dann haben wir den irdischen Tod als unweigerliche Folge!»

Das ist hier sehr, sehr dramatisiert gesagt. Nee, nee - so schnell geht's nicht. Der Puls mag sich etwas beschleunigen - aber damit hat es sich schon. Denn schliesslich leiden wir ja nicht alle an extremster Herzschwäche, sind 90 Jahrte alt und haben bereits drei Infarkte erlitten.

«... Manchmal wird aber auch der Astralkörper auf solchen Wanderungen von niederen Astralwesen angegriffen und so schwer geschädigt, dass nach Rückkehr in den irdischen Körper eine klare Persönlichkeitsveränderung eintritt, die von den Ärzten meist als "Schizophrenie" bezeichnet wird. Oft kommt es auch vor, dass jemand von solch einer astralen Reise überhaupt nicht mehr zurückkehrt, weil er von negativen Wesen gekidnappt wurde, so dass statt seiner ein ganz anderes Wesen von seinem irdischen Organismus Besitz ergreift. Daher der Ausdruck "Besessenheit", ein Zustand, der im Alkohol- oder Narkoserausch oder bei starken Erregungszuständen auch spontan auftreten kann, weil in solchen Fällen bereits eine ungewollte astrale Wanderung oder Spaltung begonnen hat.»

Tja, wer säuft schon andauernd und ist permanent narkotisiert bzw. schwächt seinen physischen Körper systematisch. SIE doch bestimmt nicht. Also null problemo!

«Wer sich mutwillig in Gefahr begibt, der kommt darin um!»

Das tun Sie ja nicht, denn Sie begeben sich nicht mutwillig in Gefahr. Wenn es spontan zu OOBEs kommt, bleiben Sie einfach gelassen und beobachten Sie das Geschehen aufmerksam. Ich selbst habe ja Dutzende von spontanen Erfahrungen beschrieben und auch gesagt, wie damit gearbeitet werden kann. Und sonst gilt das, was Paul Tholey in Vom Träumer zum Krieger geschrieben hat. Lesen Sie das mal!

Wenn eine Technik wie z.B. die "Target-Technik" verwendet wird, sollte man sich natürlich intensivst vorbereiten und üben. Da Sie aber Spontanerfahrungen erleben, können Sie anders vorgehen und müssen sich überhaupt nicht verunsichern oder gar verwirren lassen.

Und vielleicht lesen Sie auch mal mein Buch Quellen der Nacht, in dem etliche Hinweise gegeben sind. Vgl. auch das, was Michael Ende dazu gesagt hat (erster Teil des Briefwechsels).

Luzide Träume und ausserkörperliche Erfahrungen sind meist mindestens ebenso real wie der Alltag, wenn nicht gar realer. Dies bedeutet, dass Realität vor allem einmal eine Sichtweise ist, die vom Bewusstseinszustand des Betrachters abhängt. Als zweites kommt dann Intersubjektivität dazu. Und zusammen ergibt sich denn das, was allgemein als Realität bezeichnet wird. So gesehen ist der Alltag eben ein Traum! Und aus diesem ist ein Erwachen möglich.

Dass Träume blaue Flecken hinterlassen, weist wohl darauf hin, dass darauf insistiert (!!!) wird, dass Wirklichkeit mehr ist als nur Alltag. Es wird von Schamanen (und UFO-Entführten) berichtet, dass Jenseitserfahrungen blaue Flecken und andere Verletzungen zur Folge haben.

Eine "Erstarrung des Leibes" kann natürlich medizinische Ursachen haben. Sie kann aber auch bloss ein Ausdruck dafür sein, dass der Übergang vom inner- in den ausserkörperlichen Zustand schwierig ist. Und sie ist manchmal eine Form der Abwehr gegen den an den "Phantomkörper" (subtle body) gekoppelten unbekannten Erfahrungsbereich, denn der mögliche Austritt wird blockiert. Eine Blockade kann auch darauf hinweisen, dass der Übergang durch Verdrängtes blockiert wird und dass vor der Ablösung gewisse Dinge bewusst zu machen sind und erarbeitet werden müssen (eine Art Lebensrückschau).

Es kann übrigens durchaus geschehen, dass ein Austritt während des Gehens, Laufens, Schwimmens, Reitens, Sprechens usw. stattfindet, aber es ist für die meisten schon von Vorteil, wenn nicht mehrere Körper gleichzeitig ins Spiel kommen. Ansonsten verkompliziert sich die Sache!

Es gibt Sagen, die davon erzählen, dass die im Schlafe ausfahrende Seele ("Astralleib", Phantomkörper bzw. subtle body) von anderen Menschen gesehen werden kann (vgl. Arnold Büchli, Schweizer Sagen (herausgegeben und ergänzt von Dino Larese). Zürich: Ex Libris, S. 88-90):

So wird um Rohrbach (bei Bern) erzählt, dass zwei Männer nach dem Feierabend sich ein Zweierli genehmigten wollten. Wie sie beim Bach über das Brückchen gingen, sahen sie ein Lichtlein, das mehrmals versuchte, über den Bach zu hüpfen. Aber es schien sich nicht zu trauen. Endlich gingen die beiden Männer weiter zur Wirtschaft. Die Gaststube war leer. Auf der Ofenbank lag schlafend der Wirt, der in dem Moment erwachte, als die beiden Gäste die Stühle hervorzogen und sich setzten.

"Soeben hatte ich einen merkwürdigen Traum", erzählte der Wirt. "Ich war an einem Bach und versuchte vergeblich, auf die andere Seite zu springen, denn meine Angst war zu gross!"

Man sagt dort im Bernbiet auch, dass im Menschen ein merkwürdiges Wesen lebe. "Es zeigt sich selten; aber während des Schlafes vermag es sich vom Körper zu lösen und nimmt dann oftmals die Gestalt eines Tierleins an."

Falls der "Zweitkörper" bzw. die "Seele" Tiergestalt annimmt, kann dies für die "ausfahrende" Person ziemlich unangenehm werden. Wenn nämlich andere, wache Menschen das Tier sehen, meinen sie vielleicht, es handle sich um eine Hexe - vor allem dann, wenn das Tier eine Katze ist.

Ob aber jene Frau in Huttwil eine Hexe gewesen ist, weiss man nicht: «Meine Mutter», erzählt ein Kind, «ging einmal zu einer Nachbarin. Und die sass leblos starr auf einem Stuhl mit weit offenem Mund. Plötzlich hüpfte ein kleines weisses Mäuschen heran und sprang der Frau ins offene Maul. Da hat es die Frau für einen Moment regelrecht durchgeschüttelt - und dann war sie wieder sich selber.»

Die Kennzeichnung "kein Lebenszeichen mehr" ist typisch für den OOBE-Zustand. Der physische Körper sitzt oder liegt wie starr, denn er befindet sich in einem paralysierten, kataleptischen Zustand - und sollte dann niemals z.B. durch lautes Zurufen oder Schütteln in den Wachzustand gebracht werden. Sonst könnte das Erwachen für die von ihrer "Seelenreise" gezwungenermassen zurückkehrenden Person ziemlich unangenehm werden. Starkes Herzklopfen mag noch das kleinste aller Übel sein. Aber bei einem schwachen Herz könnte gerade dies zum Tod führen.

Manche Schweizer Sagen erzählen tatsächlich vom Tod:
So ging eine vorwitzige Zofe zu der beim Obstschälen müde gewordenen Magd, die sich abseits von den anderen auf eine Ofenbank hingelegt hatte. Die Zofe war "gwundrig", denn sie hatte wie alle gesehen, wie aus dem offenen Munde der Eingeschlafenen ein rotes Mäuslein hervorgekrochen und weggelaufen war. - So sehr es ihr die anderen verboten, rüttelte und schüttelte die Zofe die Magd und verschob dabei die Bank. Das Mäuslein kam bald danach zurück und "huschte sogleich nach der Stelle, wo es aus der Magd Munde geschlüpft war. Wie es diesen aber dort nicht mehr fand, rannte es auf der Bank wie irr hin und her, konnte sich sichtlich nicht mehr zurechtfinden und verschwand, niemand wusste wohin. Die Magd aber war und blieb tot."

Diese Magd war jedoch bestimmt nicht tot. Sie befand sich bloss in einem kataleptischen Zustand. Und dieser erschien den anderen so, als sei die Frau gestorben. - Es kann bei derart massiven Eingriffen - dem Rütteln und Schütteln - durchaus dazu kommen, dass diejenige Person, die "wie entseelt" daliegt bzw. sich im "ausserkörperlichen" Zustand befindet, sich bei der Rückkehr überhaupt nicht mehr zurechtfindet. Es gelingt nicht, mit dem "Astralleib" in den physischen Körper korrekt "einzurasten". Und dies führt schliesslich zur definitiven Erstarrung des physischen Körpers - die betreffende Person wird als tot erklärt.

Wer diesen Zustand erlebt, kann problemlos in den physischen Körper "zurückzukehren": Ruhe bewahren, die "Augen schliessen", sich entspannen und fallen lassen.

Etliche Probleme mit dem kataleptischen Zustand hatte auch Carlos Castaneda:

Ich hörte «den Traumbotschafter sagen, dass das Gefühl, keine Selbstbeherrschung zu haben und mich nicht frei bewegen zu können, für mich so erschreckend sei, dass ich womöglich noch einmal mein Leben rekapitulieren müsse. ... Nie hatte ich ein so beängstigend lebhaftes Gefühl gehabt, mich nicht bewegen zu können. Dennoch überliess ich mich nicht der Angst. Vielmehr untersuchte ich dieses Gefühl und stellte fest, dass es keine psychische Angst war, sondern eine physische Empfindung der Hilflosigkeit, Verzweiflung und Verärgerung. Es ärgerte mich unsäglich, dass ich unfähig war, meine Glieder zu bewegen. ... So eigensinnig und verzweifelt versuchte ich mich zu bewegen, dass ich tatsächlich beobachten konnte, wie ein Bein meines im Bett schlafenden Körpers zuckte und scheinbar ausschlug» (Die Kunst des Träumens (Frankfurt a.M.: S. Fischer, (1993) 1994 S. 159-160).

Und in "Die religiöse Welt der Germanen" (Herder: Freiburg, 1992 S. 88 ff) schreibt Hans-Peter Hasenfratz:

«Wir sahen, wie lebende Menschen seelische Kräfte (die sog. 'Exkursionsseele') aus ihrem Körper (der dann in Unbeweglichkeit verfällt) senden und Mitmenschen auf kannibalische Weise an Leib und Leben schädigen können (Hexenausfahrt). Oder wie jemand imstand ist, sich in verwandelter Gestalt (Spinne) Zutritt zu Schläfern zu verschaffen, um sie als Alb zu quälen (Mahrtenritt). Oder wie männerbündische Elitekrieger in sich die übermenschlichen Kräfte wilder Bären oder Wölfe zu erzeugen (deren Gestalt anzunehmen) oder ihre Exkursionsseele in Tiergestalt (Bär) vom Körper zu trennen und in den Kampf auszuschicken vermögen (Berserkerwut, Berserksgang). Hierher gehört der [89] im ganzen germanischen Raum und darüber hinaus gefürchtete Werwolf: ein Mensch (althochdeutsch wez: Mann; vgl. Wer-Geld), der, wann immer er wolle, sich in einen reissenden Wolf zu verwandeln fähig sei. Unser deutsches Wort 'Geist' meinte ursprünglich eine Exkursionsseele, die ein zauberischer Mensch aus seinem Körper ausfahren lässt, damit andere als 'Schreckgespenst' zu peinigen. Deshalb hatte man im süddeutschen Raum Mühe mit der Wiedergabe des dritten Artikels im christlichen Bekenntnis. 'Ich glaube an den Heiligen Geist', mag in den Ohren der frühen Christen dort geklungen haben wie 'lch glaube an das Heilige Schreckgespenst'! Man bekannte lieber: 'lch glaube an den Heiligen Atem (atum wihan).'

Sagten wir, dass bei Aktivität der Exkursionsseele der Körper des Senders in Untätigkeit (Schlaf, Starre) verfällt, so gibt es von dieser Regel eine Ausnahme. Wenn ein Mensch in wachem, aktivem Zustand seiner Exkursionsseele begegnet, dann gilt das als Todesvorzeichen: der Mensch sieht seine Seele, die im Begriff ist, seinen Körper endgültig zu verlassen. Im Norden erscheint diese Seele in Gestalt einer Frau (fylgju-kona: 'Folgefrau', weil sie normalerweise eine unsichtbare Begleiterin des Lebenden ist). Anderswo erscheint sie als Doppelgänger (der Mensch begegnet dann dem eigenen Ebenbild und weiss, dass er nicht mehr lange zu leben hat).

Zur Veranschaulichung des Voraufgegangenen zwei Geschichten. Da ist einmal die Geschichte von Bödwar Bjarki ('Bärchen'): In der Entscheidungsschlacht zwischen dem Dänenkönig Hrolf und seinem Schwager (der ihm den Thron streitig macht) wird neben dem König ein mächtiger Bär gesehen, der alles, was ihm in die Quere kommt, niederschlägt und sich als unverwundbar erweist. Gleichzeitig vermisst man des Königs tapfersten Kämpen, Bödwar Bjarki. Man findet ihn müssig und schläfrig in der Halle sitzen, fern vom Kampfgetümmel, und fordert ihn zum Mitstreiten auf, was er, widerstrebend zuerst, tut. Er sagt aber, er werde nun seinem König in manchen Dingen weniger hilfreich sein können, als bevor man ihn aufstörte. Und richtig - seitdem Bödwar dem König zur Seite streitet, ist der rasende Bär verschwunden; das [90] Kampfglück aber neigt sich definitiv auf die Gegenseite.

Und da ist die Geschichte vom Isländer Thorgils: Thorgils ritt im Sommer (mit seiner Begleitung) zum Thing. Als er sich der Thingebene näherte, sah er (und sein Geleit) vom Thingplatz her eine grosse Frau auf sich zuschreiten. Thorgils ritt ihr entgegen, aber sie wich aus an ihm vorbei. Es war seine Fylgie. Bald darauf wurde Thorgils von einem Neider hinterrücks mit der Axt erschlagen.»

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4.5.3. Die Rückkehr

Der Wiedereintritt bzw. das "Einklinken" des ‚subtle body' in den physischen Körper geschieht nicht immer problemlos.

(Mail) Ich wollte zurück in meinen Körper. Doch dieses Mal war es anders. Ich habe bestimmt fünf lange Minuten verzweilfelt und am Ende panisch darum gekämpft, wieder in meinem Körper zu erwachen. Ich habe sogar nach meiner Mutter geschrien, weil ich dachte, ich wäre wirklich gestorben. Sonst dauert dass ja nur wenige Sekunden, bis ich zurück bin. Sterben ist u.U. überhaupt keine schöne Sache, wenn man sich dessen bewusst ist. Seltsam - das war eine sehr beängstigende Sache. Dachte, ich wäre mittlerweile "abgebrüht" - aber Irrtum.

Zu einer Blockierung kann es also auch beim Wiedereintritt kommen. Aufsteigende Ängste sind allerdings in erster Linie ein Anzeichen für etwas Unerledigtes, das es unbedingt bewusst zu machen gilt. Sonst kann es eventuell "gefährlich" werden.

Die Übergangsphase ist - am Rande sei darauf hingewiesen - stets eine Art Sterben und gleichzeitig eine Wiedergeburt und somit ein mit manchmal grossen Unsicherheiten belasteter Erneuerungsprozesses. Vor allem der Wiedereintritt entspricht einer Inkarnation, denn er führt sozusagen zu einer "neuen" Körperlichkeit. Auch wenn es letztlich der alte physische Körper ist, so ist es eben doch manchmal ein Schock, in ihn "einzutreten" und in die Alltagsumgebung mit all ihren Sorgen und Nöten zurückzukehren. Es ist wie bei bei der Rückkehr aus den Ferien: Der Alltag ist für einen Moment eine FREMDE Welt. Und wieder gilt es, sich neu zu orientieren und neu einzustellen. "Wehe", wenn es Unerledigtes und Verdrängtes geben sollte. DAS prallt dann ungebremst heran und ist schlicht nicht in das Vergessen abzuschieben. Die nicht zu vermeidende BEWUSSTE Konfrontation mit den Schmerzen und Nöten der physischen Ebene dürfte der Hauptgrund dafür sein, dass der OOBE-Zustand und die mit ihm verbundenen Fragen nicht unbedingt zur Kenntnis genommen werden. Bestenfalls dienen LD's und OOBE's als eine Art "Ferien- und Wunscherfüllungsparadies". Bis dann eines Tages panische Ängste auftreten.

Wenn die Probleme des Alltags einigermassen als solche anerkannt und vor allem nicht rigoros und krampfhaft verdrängt werden müssen, ist sogar ein langsames Einblenden des subtle body in den im Bett liegenden physischen Körper möglich. Dabei kommt es zu einer sanften Verlagerung der Aufmerksamkeit. Die Empfindungen des subtle body vergehen leise und die des physischen Körpers treten verstärkt in den Vordergrund. Gleiches geschieht mit der "Umgebung".

Beim Wiedereintritt wird der "körperlose Geist" fixiert bzw. eingefangen. Diese "Fixatio" entspricht einer Fesselung. Der flüchtige (volatile) Geist wird in die "Physis" eingebunden und damit stabilisiert. Es kann wieder zu Wechselwirkungen mit der physisch-materiellen Welt kommen - und zur Auseinandersetzung mit dem Schatten und all dem, was als "teuflisch" bezeichnet wird.

Die Gefangenschaft symbolisiert in der TURBA das absichtliche Fixieren eines volatilen Geistes, bzw. einer Seele im Körper zum Zwecke der Wandlung. «Die Seele wird wie eine Sklavin festgehalten, so dass sie nicht fliehen kann, und sie verfällt in Krankheit und Rost und stirbt. Aber eben deshalb, weil sie nicht flieht, wird sie frei und erlangt ihren Gatten» (C.G. Jung, Mysterium Coniunctionis, Bd. 3 - Aurora Consurgens von M.L. von Franz (Zürich: Rascher, 1957 S. 260).

Im Augenblick des "Wiedereintauchens" zuckt also nicht jeder Muskel im Körper und knallt nicht der Schmerz wie eine Walze heran. Eventuelle Schmerzen sind meistens erst nach und nach wieder zu spüren. Aber irgendwie sind auch solche Empfindunge anders. Sie scheinen beinahe "objektiviert" und sind auf jeden Fall nicht identitätsbestimmend. Es ist sozusagen der "Bruder Esel", der leidet. Es ist nicht das Ich! (Hierzu vgl. Der Mythos des Hinkens - Multiple Sklerose und der Mythos des Chrysaor)

Möglicherweise wird dies als "jivan mukti", (geistigen Befreiung "innerhalb" der Körperlichkeit - to attain spiritual liberation while living in the flesh) bezeichnet. Eine "permanente Ablösung" wird "videha mukti" genannt.

Eine mehr oder weniger diffuse Ablehnung der Alltagsbelange erzeugt unbewusste Abwehrvorstellungen. Diese führen dazu, dass - wenn auch unbewusst und mit untauglichen Mitteln - schliesslich versucht wird, die Rückkehr zu verweigern. Doch gerade der Wunsch, "bleiben" zu wollen, belebt sofort verborgene Befürchtungen und Erinnerungen - und erzwingt letzten Endes die Rückkehr. Es kann sogar geschehen, dass "Geister" einen Schamanen mahnen müssen, wieder hinabzusteigen - mit der Begründung, er habe nun genug gesehen. Manche werden durch ärztliche Bemühungen aus dem OOBE-Zustand herausgerissen. Und wenn der Betreffende dann nicht zurückkehren will, sagt z.B. ein "Geistwesen": «Geh nun ..., es ist Zeit, das Leben wartet» (J.-B. Delacour, Aus dem Jenseits zurück, S. 886).

Die Rückkehr in den physischen Körper kann aufgrund sprachlich-gedanklicher "Ungereimtheiten" geschehen:

(Mail) "Ich befinde mich in einer silbern vom Mond beschienenen hügeligen Gebiet, das stellenweise von dunklen Waldstücken, mehrheitlich aus Nadelhölzern bestehend, bedeckt ist. Alles ist in ein wundersames, bläulichweisses Licht getaucht. Es ist kühl. ...

Ich fühle mich sehr wohl in dieser Welt und werde plötzlich luzid. Erst jetzt tauche ich richtig in das Geschehen ein. Ich stehe und bin nun mit meiner ganzen Wahrnehmungskraft darin. ...

Sofort versuche ich mein Bewusstsein voll zu stabilisieren und mich empfindungsmässig ganz in diese Welt zu begeben. Meine Energien nehmen unheimlich zu. Mit immenser Kraft beginne ich in der neuen Welt zu sein. Ich werde mir meines auf der Erde im Bett existierenden, anderen Körpers gedanklich bewusst und beschliesse, mich mit auch im Alltag üblicher Körperempfindung voll in diese andere Welt zu begeben. Leider gelingt mir das aber nicht. Denn plötzlich nehme ich das Schlafzimmer deutlich wahr, in dem ich im Bett auf der linken Seite unbeweglich liege. Ich versuche mich leicht zu bewegen, was unmöglich ist. Sofort wird mir klar, dass ich in einer Art katatoner Haltung (Schlafparalyse) verharre - ideal, um eigentlich ausserkörperlich bewusst zu existieren.

Daneben nehme ich immer noch - allerdings in verminderter Intensität - die Welt mit ihren vier Monden war. Beide Bilder überlagern sich, wobei ich aber das Bewusstsein zweier völlig unterschiedlicher Ebenen besitze. Irgendwie spüre und weiss ich, dass die zwei Bereiche, die sich in meiner Wahrnehmung treffen, in Wirklichkeit in ungeheurer Distanz voneinander bestehen.

Bewusst will ich mich von meinem physischen Körper ganz lösen, um vollends in die Mondwelt einzutauchen. Aber je mehr ich mich bemühe, den physischen Leib abzustreifen, desto schwächer wird der visuelle Eindruck der Mondwelt, bis ich vollends nur wieder mein Zimmer erkenne. Dann wache ich auf.

(wz) Abgesehen davon, dass du ja schon wach gewesen bist und "bloss" in den physischen Körper hinüberwechseln wolltest, ist anzumerken, dass die Rückkehr in den im Bett liegenden Körper mit grösster Wahrscheinlichkeit eben gerade dadurch erzwungen wurde, dass du dich von ihm ABLÖSEN WOLLTEST. Auf diese Weise wurde nämlich der physische Körper gedanklich fixiert, etwa in der Art: "Ich will jetzt von hier (vom Körper) wegkommen!" Geschickter wäre gewesen, zu sagen: "Ich gehe jetzt dahin (d.h. in die Mondwelt)!"

Im Grunde brauchen bloss die Sätze genau analysiert zu werden, um die "Stossrichtung", die sprachlich vorgegeben wird, einzusehen. ... Ich bin zudem überzeugt, dass man sich vom "eigentlich" Materiellen nicht immer LÖSEN muss, denn es besteht ja die Möglichkeit - wie dies auch im Text zum Ausdruck kommt - beides, die Mondwelt und die materielle Körperlichkeit, gleichzeitig bewusst zu halten und zwecks genauerer Beobachtung einfach die "Seite zu wechseln".

Das Wort 'lösen' liegt wohl bedeutungsmässig zu sehr auf der Seite von 'ablösen' im Sinne von 'etwas hinter sich zurücklassen' - und führt dann geradezu zu einem Leistungsdruck, wofür äusserlich nicht der geringste Anlass besteht. Das "Sich-vom-physischen-Körper-ganz-lösen-Wollen" zielt also am tatsächlich gegebenen Sachverhalt völlig vorbei, weil die Ablösung bereits stattgefunden hat und damit besteht. Es gibt keinen Grund, sich ein zweites Mal vom im Bett liegenden Körper abzulösen, es geht bloss darum, die Ebene des Erlebens zu wechseln (die Aufmerksamkeit zu verlagern), um von der physischen Welt zur Mondwelt zu gelangen.

Häufig ist das Bewusstsein nach einem Austritt wesentlich klarer. Die Detailanschauung ist präziser und das Gefühl ist belebter und frischer. Der ganze Körper ist irgendwie energiegeladen. Beim Eintritt bzw. gerade anschliessend verspürte z.B. J.H.M. Whiteman «eine Lebensenergie, die sich - vom Solarplexus ausgehend - über den ganzen Körper ausbreitet» (The Process of Separation and Return in Experiences Fully ‚Out-of-the-Body', in: Proceedings of the Society for Psychical Research, 50/1953-1956: 240-274 (S. 266)). - Aber weil die Erinnerung an den "jenseitigen Zustand" relativ rasch schwindet, sind sofort Notizen zu machen..

(Mail) Mich würde interessieren, ob man beim luziden Träumen oder auch bei OOBE's etwas falsch machen kann und dann nicht mehr zurück in seinen Körper findet.

(wz) Einmal wusste ich tatsächlich nicht mehr, ob eine Rückkehr noch möglich ist. Die Ungewissheit war derart belastend, dass ich in extreme Panik geriet. Die Angst war - und das musste ich nun lernen - die Folge meiner egoistischen Haltung. Mir war einzig mein persönliches Überleben in der mir bekannten und gewohnten Art wichtig. Aber das war völlig egoistisch-konstant gedacht und keineswegs fluktuierend-kontinuierlich. Im Vordergrund standen meine eindimensionalen Vorstellungen von Individualität und Identität. Da gab es kein "Fliessen" - nicht einmal in Bezug auf einen "Bewegungsablauf". Da war nichts von Flexibilität und nichts von Leichtigkeit des Seins. Es gab nur das Schema einer ins geltende Paradigma eingebundenen "materiell-physischen Körperlichkeit" mitsamt allen Kontrollphantasien.

Die damit verbundene gedankliche Sturheit erzeugte massive Ängste und blockierte letztlich den Wiedereintritt - vor allem deswegen, weil zuvor ein "anderweltliches Geschehen" höchst absonderlicher Art zu bestehen war. In der fremden Umgebung als solche kann die Diskrepanz zu den Alltags-Vorstellungen nicht unbedingt in Erscheinung treten. Aber beim Übergang bzw. bei der Rückkehr MÜSSEN die Unterschiede definitiv zum Vorschein kommen. Ängste wären eigentlich völlig unnötig, denn es geht nicht um eine Einpassung und Angleichung, die alle Ebenen umfasst und aufgrund der momentanen Vorstellungen und Kenntnisse zu geschehen hätte. Gewisse Dinge geschehen einfach - und dazu gehört auch das "Einklinken" des ‚subtle body' in den physischen Körper. - "Lass es geschehen!"

Die Art der Rückkehr ist ebenso vielfältig wie der Austritt und geschieht u.U. blitzartig und völlig übergangslos. Dies scheint allerdings nur selten und eher nach etlichen Jahren der "Übung" zu geschehen. Falls nämlich der Zweitkörper z.B. inmitten einer fremden Welt plötzlich "ausblendet" und blitzartig zurückkehrt, ist das etwas verwirrend. Und es ist ziemlich verblüffend, wenn der ‚subtle body' nach kurzem Schweben über dem im Bett liegenden physischen Körper mit einem Ruck und mit einem gewaltigen Krachen in den physischen Leib hineinknallt. Vor allem in Nähe des physischen Körpers kann es diverse Probleme und massive "Interpretationsschwierigkeiten" (Sogwirkung, Geräusche wie Schnarchen oder Telefonklingeln) geben. Auch Begegnungen mit "Negativwesen" wirken im wahrsten Sinne des Wortes abstossend und schupsen einen zurück - als würde einem ein gewaltiger Tritt in den Hintern verpasst.

Es kann - gemäss Märchen und Sagen - durchaus möglich sein, dass jemand schlicht vergisst, in den physischen Körper zurückzukehren und/oder nach der Rückkehr - vor allem nach einer "Zeitreise" - total desorientiert ist.

Der Versuch, die Ausserkörperlichkeit physisch-materiell zu beweisen, führte bei mir stets zu einem "falschen Erwachen". Bei einem "PSI-Angriff" gelang es mir immer, mittels Verlagerung der Aufmerksamkeit auf die physisch-materielle Ebene - manchmal nach einem kurzen Durchfliegen einer grauschwarzen Übergangszone - in den physischen Körper zurückzukehren.

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Austritt Teil 5


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